Begrenzungslinie, eine durch Übereinkunft zwischen zwei Mächten oder kriegführenden
Heeren bestimmte
Linie, welche von beiden Teilen nicht überschritten werden darf. Meist vereinigt man sich über eine solche
bei eingegangenen
Waffenstillständen oder angeknüpften Friedensunterhandlungen, um für die Dauer der erstern oder bis zum
wirklichen
Friedensschluß jeder
Kollision der beiderseitigen
Heere vorzubeugen. Um diesen
Zweck desto sicherer zu erreichen,
wird gewöhnlich für beide Teile je eine besondere
Linie bezeichnet und das ganze dazwischenliegende
Terrain für neutral
erklärt; in derRegel folgt auch die Demarkationslinie soweit wie möglich natürlichen Terraingegenständen,
Flüssen,
Bächen, Wegen etc. In einem solchen
Fall heißt dann im weitern
Sinn auch dieser ganze trennende
Raum die Demarkationslinie Vorzugsweise unter
diesem
Namen bekannt ist die infolge des
BaselerFriedens zwischen
Preußen
[* 4] und der französischen
Republik auf
Grund eines
besondern
Vertrags vom bestimmte Demarkationslinie, welche die
Franzosen sich anheischig machten in ihren militärischen
Operationen
nicht zu überschreiten, um dadurch den Kriegsschauplatz von den preußischen
Staaten fern zu halten. Demarkationslinie heißt auch s. v. w.
Grenzlinie, besonders wenn sie vorher streitige
Grenzen
[* 5] bestimmt.
Eine solche Demarkationslinie zwischen den portugiesischen und spanischen
Entdeckungen bestimmte der 1494 zu Tordesillas
zwischen
Johann II. von
Portugal
[* 6] und dem König
Ferdinand von
Kastilien geschlossene
Vertrag, welcher eine nähere Bestimmung
der von
PapstAlexander VI. festgesetzten
Linie enthielt, und wonach alles, was 370
Seemeilen östlich von den
Inseln
des
GrünenVorgebirges entdeckt werden würde, den Portugiesen, was westlich, den Spaniern gehören sollte.
Auch bei Abgrenzungen von
Ländern nach Maßgabe der
Nationalität pflegen Demarkationslinien gezogen zu werden, ebenso bei
Gebietsabtretungen, welche durch einen
Krieg herbeigeführt wurden. So ist z. B. in den
Friedenspräliminarien von
Versailles
[* 7] vom Art. 1, die Demarkationslinie genau bestimmt, indem
Frankreich auf alle seine
Rechte und Ansprüche auf
diejenigen Gebiete verzichtete, welche östlich von dieser
Linie gelegen sind (vgl.
Reichsgesetzblatt 1871, Nr. 26).
(spr. dömartoh),Gilles, franz. Kupferstecher, geb. 1722 zu
Lüttich,
[* 8] wurde 1764 Mitglied der
Akademie von
Paris
[* 9] und starb daselbst 1776. Demarteau rühmte sich, der Erfinder der
Krayonmanier zu sein, während dieser
Ruhm dem Françoys gebührt. Doch hat Demarteau dies
Verfahren verbessert und mit großem
Geschick ausgeübt. Er hat sehr viel produziert;
in dem von ihm herausgegebenen »Catalogue des estampes gravées au crayon d'après
différents maîtres qui se vendent à
Paris chés Demarteau, etc.« sind 664 Nummern aufgezählt.
Demarteau bediente sich häufig eines aus D und einem
Hammer
[* 10] (marteau) darin zusammengesetzten
Monogramms.
Vgl.
»Gilles Demarteau, graveur
du roi, sa vie et son œuvre«
(Brüssel
[* 11] 1882).
Heinrich, poln.
General, geb. im Krakauischen, besuchte 1806-1809 die Ingenieurakademie zu
Wien
[* 15] und trat dann als gemeinerSoldat in ein polnisches Jägerregiment. Als 1812 der
Feldzug gegen Rußland
eröffnet wurde, war er
Leutnant, ward auf dem Schlachtfeld von
Smolensk von
Napoleon I. selbst zum
Kapitän ernannt und focht 1813 bei
Leipzig
[* 16] mit. 1815 kehrte er in sein Vaterland zurück, wo er in Zurückgezogenheit lebte.
BeimAusbruch derRevolution
von 1830 wurde er
Major eines
Regiments, das sich in der Woiwodschaft
Krakau
[* 17] bildete, erhielt aber bald darauf den Oberbefehl
über die mobile
Nationalgarde dieses Gebiets und focht mit diesem
Korps in der
Schlacht bei
Grochow.
Bald darauf stellte ihn der Oberfeldherr
Skrzynecki an die
Spitze einer Kavalleriebrigade, mit welcher Dembinski in
dem
Gefecht bei Kuflew den
Feldmarschall Diebitsch mit einem
Heer von 60,000 Mann einen
Tag lang aufhielt. Eine nicht minder
glänzende Waffenthat war die Erstürmung der für uneinnehmbar gehaltenen
Brücke
[* 18] bei
Ostrolenka. Hierauf marschierte Dembinski mit
einer kleinen
Schar mitten durch das von feindlichen Heeresmassen überschwemmte Land nach
Warschau,
[* 19] wo
er sofort zum
Gouverneur und nach
Skrzyneckis Rücktritt zum Oberfeldherrn ernannt, aber auf diesem
Posten schon nach wenigen
Tagen durch
Krukowiecki ersetzt wurde. Er trat dann in
RybinskisKorps ein, führte bei dessen Übertritt auf preußisches Gebiet
die
Nachhut und überschritt ebenfalls die
Grenze. Er begab sich darauf nach
Frankreich und trat 1843 in
die
Dienste
[* 20]
MehemedAlis von
Ägypten,
[* 21] der ihn mit der Reorganisation der ägyptischen
Armee beauftragte, kehrte aber bald wieder
nach
Paris zurück. 1848 verließ er sein
Asyl und bemühte sich, eine
Verbindung der
Slawen mit den
Magyaren zu stande zu bringen.
Nachdem
er den Slawenkongressen in
Breslau
[* 22] und
Prag
[* 23] beigewohnt, ging er nach
Debreczin,
[* 24] dem damaligen Sitz der ungarischen
Regierung,
und ward daselbst zum Oberkommandanten der revolutionären Hauptarmee ernannt. Die
EifersuchtGörgeis aber sowie
die Abneigung der
Truppen gegen den hochfahrenden
Ausländer bereiteten ihm vielfache Schwierigkeiten. Als Dembinski nach
der unglücklichen
Schlacht bei
Kapolna (26.-28. Febr. 1849) beim
Rückzug hinter die
Theiß aus Unkenntnis des
Terrains falsche
Dispositionen traf, forderte ihn das
¶
mehr
gesamte ungarische Offizierkorps zur Abdankung auf, die auch die Regierung annahm. Indes wurde der weitere Frühlingsfeldzug,
erst unter Vetters und später unter Görgeis Oberkommando, größtenteils nach den von Dembinski schon früher entworfenen Plänen
ausgeführt. Dembinski war darauf mehrere Monate in der Operationskanzlei zu Debreczin beschäftigt, bis er im Juni 1849 beim
Herannahen der Russen das Kommando der ungarischen Nordarmee erhielt. Doch resignierte er noch vor Eröffnung des Sommerfeldzugs,
weil sein Plan, in Galizien einzufallen, von der ungarischen Regierung nicht gebilligt wurde.
Als infolge der zwischen Kossuth und Görgei entstandenen Differenzen das Oberkommando von letzterm an Mészáros überging (2. Juli),
wurde diesem Dembinski als Generalquartiermeister an die Seite gegeben, in welcher Eigenschafter denRückzug
der Theißarmee bis Szegedin
[* 26] und die Schlacht bei Szöreg (5. Aug.) leitete. Dembinski zog sich von hier nach Temesvár zurück, wo er
von der vereinigten österreichisch-russischen Macht aufs Haupt geschlagen und seine Armee völlig auseinander gesprengt
wurde. Dembinski rettete sich mit Kossuth und den andern Revolutionshäuptern auf türkisches Gebiet. Im Juli 1850 nahm er seinen
Aufenthalt zu Paris, wo er seitdem in völliger Zurückgezogenheit lebte und starb. Von ihm rühren her: »MeinFeldzug
nach und in Litauen und mein Rückzug von Kurszany nach Warschau« (hrsg. von Spazier, Leipz. 1832); »Mémoires«
(Par. 1833); »Denkwürdigkeiten über den ungarischen Krieg 1848 und 1849« (das. 1849) und »Memoiren über den Aufstand von 1830 bis
1831« (poln., Krakau 1878, 2 Bde.).