eine religiös-politische und selbst sittlich-wirksame Macht, von der die größten Dichter, namentlich
Pindar,
Äschylos und
Sophokles, mit hoher
Ehrfurcht sprechen, und an welche von allen Seiten feierliche Gesandtschaften abgingen,
Rat,
Aufklärung
und Verhaltungsmaßregeln begehrend.
Schon die Alten sammelten die
Sprüche des
Orakels, und noch jetzt besitzen wir deren genug,
um die vielseitige Wirksamkeit des
Instituts zu erkennen. Aber auch im
Ausland war das delphische Heiligtum
ein mächtiges
Organ für die Verbreitung des
Hellenismus, teils durch die zahlreichen
Kolonien, welche auf des
Gottes Befehl
die Griechen nach
Kleinasien,
Italien,
[* 2]
Sizilien,
[* 3]
Afrika
[* 4] etc. sandten, teils durch die
Verbindung, in welche fremdeVölker
und Herrscher
(Gyges,
Krösos,
Tarquinius Superbus) mit dem
Orakel traten.
Die Oberherrschaft
Krisas über die Stadt und das Heiligtum dauerte noch lange nach der dorischen
Wanderung fort, bis der
Mißbrauch
derselben zu einem
Kriege gegen die
Krisäer führte, der 586 mit der Zerstörung der Stadt endigte. Das Gebiet derselben ward
eingezogen und dem Gott als
Eigentum gegeben, die Einwohnerschaft zu Tempelsklaven gemacht. Delphi wurde dadurch selbständiger;
der dortige
Rat bestand aus den Mitgliedern der delphischen Adelsfamilien. Doch hatte Delphi öfters mit den Phokern Streitigkeiten,
so 447, wo
Perikles die Phoker unterstützte, während Delphi von
SpartaHilfe erhielt.
Hatte noch zur Zeit der
Perserkriege das
Orakel den wohlthätigsten Einfluß auf das Zusammenhalten der
Griechen gegen den Nationalfeind geübt, so begann mit dem Peloponnesischen
Krieg, mit der wachsenden
Aufklärung und dem religiösen
Indifferentismus sein
Verfall. Die Delphier selbst übervorteilten die zuströmenden
Fremden und dienten in den politischen
Wirren der die meisten Vorteile versprechenden
Partei, meist die Zerwürfnisse fördernd, statt zu versöhnen
und zu vereinigen. Im Peloponnesischen
Krieg finden wir den pythischen
Apollon
[* 5] auf der Seite der Peloponnesier als der Kontinentalmacht,
weshalb
Perikles die
Athener gegen ihn einzunehmen suchte.
Ein neuer Glücksstern schien für Delphi aufzugehen, nachdem 279 wie durch ein
Wunder die Macht der
Gallier unter
Brennus in der
unmittelbaren
Nähe des Heiligtums (wie 480 die der
Perser) zurückgescheucht worden war.
Sulla und
Nero durften jedoch später
ungestraft die damals noch vorhandenen delphischen Kunstschätze wegschleppen. Erst seit
Hadrian begann
mit der neubelebten
Achtung vor
GriechenlandsKunst,
Religion und Litteratur auch wieder eine bessere Zeit für Delphi, eine zweite
und letzte
Blüte,
[* 6] deren beredter
Zeuge Plutarch ist.
Mit dem
Untergang des hellenischen
Heidentums schließt dann auch die Geschichte Delphis. Von den
Kirchenvätern angegriffen,
von den Neuplatonikern verteidigt, von
Konstantin d. Gr. für sein
Konstantinopel
[* 7] geplündert, zuletzt noch von
Julianus vor
seinem Zug
nach
Persien
[* 8] befragt, wurde das
Orakel von
Theodosius d. Gr. gegen Ende des 4. Jahrh. für erloschen
erklärt und geschlossen. An der
Stelle des alten Delphi liegt jetzt ein ärmliches, von
Albanesen bewohntes
Dorf,
Kastri.
Von dem prachtvollen, oftmals geplünderten Apollontempel sind noch Reste des Unterbaues vorhanden, auch sonst zahlreiche
Trümmer: Mosaikfußboden, Säulenreste,
Sarkophage etc.;
am besten erhalten ist eine halb in
Felsen gehauene
Rennbahn.
im Militärwesen die früher in Delphinform gestalteten Henkel bronzener Geschützrohre;
dann ein Kriegswerkzeug
der Alten: ein eiserner
Kolben, unten spitz und mit Widerhaken versehen, den man an Segelstangen hoch am
Mast aufhing und mittels
eines auf
Rollen
[* 10] gehenden
Taues auf feindliche
Schiffe
[* 11] herabfallen ließ, um diese zu zerschmettern oder
durch Einbohren des Delphins in das
Verdeck festzuhalten, z. B. bei
Verteidigung von Hafeneinfahrten.
(DelphinidaDuv.),
Familie der
Wale,
[* 15] mittelgroße oder kleine
Wale (Cete) mit schlankem Leib, kleinem, nicht
vom
Rumpf abgesetztem
Kopf, zahlreichen nahezu gleichen, konischen
Zähnen im ganzen Verlauf oder in einem Teil der beiden
bisweilen schnabelartig verlängerten
Kiefer, einem einzigen quer stehenden, halbmondförmigen
Spritzloch, kleiner
Schwanz-
und Brustflosse und bisweilen fehlender Rückenflosse. Sie bewohnen alle
Meere vom hohen
Norden
[* 16] bis zum
Äquator, finden sich
aber auch in
Flüssen und
Seen, wandern oft in starken
Scharen, schwimmen sehr gewandt und schnell, sind wenig scheu, gefräßig,
raubgierig und grausam, fressen
Weich-, Krusten- und
Strahltiere und bewältigen selbst den
Walfisch; einige sollen aber auch
von
Vegetabilien leben.
Sie zeigen unter sich große Anhänglichkeit; sobald aber einer von ihnen getötet ist, fressen
sie denLeichnam mit großer
Gier. Die Weibchen werfen nach einer Tragzeit von etwa zehnMonaten ein oder zwei
Junge, säugen diese lange,
behandeln sie mit großer Sorgfalt und beschützen sie in der
Gefahr. Die Delphine sollen langsam wachsen, aber ein sehr hohes
Alter
erreichen; ihre schlimmsten Feinde sind ihre eignen Familienglieder, die meisten aber gehen zu
Grunde, indem sie bei blinder
Verfolgung ihrer
Beute auf den
Strand geraten; im Todeskampf stöhnen und ächzen sie und vergießen dabei
reichliche
Thränen.
Zur Unterfamilie der
Butzköpfe(PhocaeninaGray), deren
Angehörige einen vorn abgerundeten
Kopf ohne eigentlichen
Schnabel und
ganz seitlich, ziemlich hoch stehende Brustflossen haben, gehört der
Weißfisch
(Beluga,
BelugaleucasGray), welcher 4-6 m
lang wird, keine Rückenflosse besitzt, in der
Jugend bräunlich oder bläulichgrau, dann gescheckt, im
Alter fast milchweiß ist und die
Meere nördlich vom 56.° bewohnt; er lebt gesellig, macht große
Wanderungen, hält sich
aber in der
Nähe der
Küste, nährt sich von kleinen
Fischen,
¶
mehr
Krebsen und Kopffüßlern und steigt bei der Jagd in die Flüsse.
[* 18] Er wird von den Grönländern und Eskimo in starken Netzen gefangen;
Fleisch und Speck sind wohlschmeckend, besonders Brust- und Schwanzfinne. Das Fleisch wird namentlich für den Winter aufbewahrt,
und insofern ist der Weißfisch der wichtigste aller Wale. Die Haut
[* 19] wird getrocknet und gegerbt und findet
vielfache Verwendung. Die Walfischfänger betrachten die Beluga als Vorläufer des Walfisches und segeln oft tagelang in ihrer
Gesellschaft, ohne sie zu belästigen.
Die Samojeden stecken Belugaschädel auf Pfähle als Opfer für ihre Götter. Der Schwertfisch (OrcagladiatorGray), bis 9 m lang,
hat seinen Namen von der 1,5 m hohen, unten breiten, oben verschmälerten, nach dem Schwanze zurückgebogenen
Rückenflosse; er ist kräftig und gedrungen gebaut, mit 60 cm langen Brustflossen und 1,5 m breiter Schwanzflosse, oben schwarz,
unten scharf abgesetzt weiß, über und hinter dem Auge mit länglichem weißen Fleck (daher Widderdelphin), ein halbmondförmiger
bläulicher oder purpurfarbener Streifen steht hinter der Rückenflosse;
er bewohnt die nördlichen Meere, steigt bis Frankreich
und Japan
[* 20] hinab und fand sich im Altertum zahlreich im Mittelmeer. Er lebt in kleinen Trupps, ist wohl der schönste aller Wale,
dabei sehr mutig, raubsüchtig und gefräßig;
schon die Alten erzählen von seiner Bösartigkeit;
er
greift mit Vorliebe den Walfisch an und reißt ihm große StückeSpeck vom Leib.
Den Hai noch übertreffend, ist er das furchtbarste
Raubtier
[* 21] des Meers. Er macht auf alle Wale und Robben
[* 22] Jagd, frißt aber auch Fische
[* 23] und kommt daher oft an die Flußmündungen.
Die Jagd auf ihn ist sehr schwierig und gefahrvoll, der Nutzen gering. Der Braunfisch (Meerschwein, Tümmler,
PhocaenacommunisLess.), 2-3 m lang, mit spindelförmigem Leib, oben dunkel schwarzbraun oder schwarz, unten weiß, hat eine
dreieckige, mäßig große, breitwurzelige, niedrige Rückenflosse und zahlreiche Zähne;
[* 24] er lebt gesellig im Nordatlantischen
Ozean, von Grönland bis Nordafrika, auch in der Ostsee, ist häufig in der Nordsee, macht regelmäßige
Wanderungen, geht bis zum Mittelmeer, liebt die Küste, steigt weit in die Flüsse hinauf (bis Paris,
[* 25] Magdeburg),
[* 26] ist sehr gefräßig
und verfolgt namentlich die Heringe und Lachse, wobei er die Netze zerreißt, weshalb man ihm eifrig nachstellt.
SeinFleisch ist wohlschmeckend, die Römer
[* 27] bereiteten Würste daraus; frisch und gesalzen ist es für die
Strandbewohner und Schiffer wertvoll; den Thran genießen die Grönländer, die Haut gibt gutes Leder. Das Weibchen wirft nach
neun- oder zehnmonatlicher Tragzeit ein oder zwei Junge, welche es mit großer Liebe hegt und mutig verteidigt. Dieser Delphin
folgt gern den Schiffen und ergötzt durch seine Fertigkeit im Schwimmen, wobei er abwechselnd mit Kopf und Schwanz ab- und aufwärts
schlägt und gleichzeitig den Leib nach oben und unten krümmt.
Zur Unterfamilie der Grindwale(GlobiocephalinaGray), bei denen Kopf und Schädel der vorigen ähnlich, aber geschwollen sind,
die sichelförmigen Brustflossen weit unten und die kurze Rückenflosse vor der Mitte des Körpers stehen,
gehört der sehr häufige Grind- oder schwarze Delphin (Grindwal, GlobiocephalusglobicepsCuv.), mit stark gewölbter, geradlinig
abfallender Stirn, sehr niedriger Rückenflosse und wenigen starken, ziemlich langen, aber sehr hinfälligen Zähnen. Er wird
5-7 m lang, ist oberseits glänzend schwarz, mit einem weißen, herzförmigen Fleck auf der Brustflosse,
welcher sich streifenartig bis gegen den After hin verlängert, unterseits grauschwarz, bewohnt die nördlichen Meere,
unternimmt
weite Wanderungen bis Gibraltar,
[* 28] lebt höchst gesellig, frißt Fische und Mollusken
[* 29] und strandet oft in ganzen Herden, da diese
blindlings ihrem Führer folgen.
Dies benutzt man auch bei der Jagd und treibt die Herden auf das Land. Der Grindwal ist eins der wichtigsten
Tiere für die Nordländer, Fleisch und Speck werden frisch, gesalzen und getrocknet gegessen; der Thran ist sehr wertvoll, die
Haut dient zu Riemen, die Knochen
[* 30] zu Zäunen. Bei der Unterfamilie der eigentlichen Delphine (DelphininaGray) ist
der verhältnismäßig kleine Kopf zu einer schnabelförmigen, scharf von der Stirn geschiedenen Schnauze verlängert, deren
Kiefer mit sehr zahlreichen bleibenden Zähnen besetzt sind; die Brustflossen stehen ganz seitlich, die Rückenflosse fast
auf der Mitte der Oberseite, die Schwanzflosse ist verhältnismäßig sehr groß und halbmondförmig.
Hierher gehört der gemeine Tümmler (DelphinusTursioFabr.), ein stark und kräftig gebautes, 3-4,5 m
langes, oben schwarzes oder schwärzlichbraunes, unten weißes Tier, welches sich in Trupps von 6-8 Stück vom Mittelmeer bis
zum Eismeer überall findet und sehr schnell schwimmt. Der eigentliche Delphin (DelphinusdelphisL., s. Tafel »Wale«),
2-2,5
m lang, ist oben dunkel schwarzgrau, grünlich schimmernd, unterseits scharf abgeschnitten, blendend weiß, seitlich spärlich
gefleckt, hat lange, am Oberrand ausgeschnittene, gegen die Spitze hin sichelförmig verschmälerte Brustflossen, eine sehr
schwankende Zahl graziler Zähne, langgeschlitzte Augen hinter und über dem Mundwinkel und überaus kleine Ohren;
das Spritzloch
liegt zwischen den Augen. Er bewohnt die Meere der nördlichen Halbkugel, geht auch in die Flüsse, hält
sich meist in Trupps von 6-10 Stück (Schulen), bisweilen aber auch in großen Scharen zusammen und zeigt die allen Delphinen
eigne Spiellust besonders ausgeprägt;
er umschwärmt die Schiffe, fortwährend tauchend, und sendet jedesmal schnaubend einen
Wasserstrahl in die Höhe, sobald er die Oberfläche des Wassers erreicht. Er jagt Fische, Krebse und Weichtiere,
besonders auch die fliegenden Fische, und ist sehr gefräßig;
das Weibchen wirft nach zehnmonatlicher Tragzeit 1-2 Junge,
welche erst nach zehn Jahren erwachsen sein sollen.
Der Delphin war im Altertum allgemein beliebt; noch heute
wird er wenig verfolgt (indem man ihn auf den Strand jagt), obwohl sein Fleisch eine ziemlich wohlschmeckende Speise geben kann.
Früher benutzte man die Leber, den Thran und die Asche auch als Heilmittel. Die Inia (Inia boliviensis d'Orb.), 2-3 m lang, ist
schlank gebaut, mit schmalem, rundlichem, steif behaartem Schnabel, am obern Ende ausgeschnittenen Brustflossen
und einer sehr niedrigen Rückenflosse, oben blaßbläulich und unten rosenrötlich; sie bewohnt die FlüsseSüdamerikas zwischen 10 und
17° südl. Br., schwimmt langsam und ruhig, meist in kleinen Gesellschaften, und lebt von Fischen und ins Wasser gefallenen
Baumfrüchten.