Geographen und von
Ludwig XIV. den Auftrag, den
Dauphin (nachherigen König
Ludwig XV.) in der
Erdkunde
[* 2] zu unterrichten. Im AuftragPeters d. Gr. lieferte er eine große
Karte des
KaspischenMeers, dessen wahre
Lage und Gestalt dadurch zuerst bekannt wurde.
Außerdem verfaßte Delisle einen
»Traité du cours des fleuves« (Par. 1720). Er starb Delisle war
der erste, der eine wissenschaftlich vergleichende
Geographie anbahnte, indem er bei seinen Werken stets auch die
Arbeiten
von Reisenden und die Werke der Naturforscher benutzte.
Seine astronomischen
Beobachtungen beziehen sich namentlich auf
Finsternisse. Im J. 1747 kehrte er wieder nach
Paris zurück
und starb Er schrieb: »Mémoires sur les nouvelles découvertes au nord de la mer du Sud« (Par. 1752);
»Mémoires
pour servir à l'histoire de l'astronomie, de la géographie et de la physique« (Petersb.
1738, 4 Bde.);
»Eclipses circumjovialium, sive immersiones quatuor satellitum Jovis, ad annos
1734, 1738 et menses priores 1739« (hrsg. von
Kirch, Berl. 1734).
3)
Louis, nach einem von mütterlicher Seite angenommenen Beinamen de la Croyère genannt,
Bruder des vorigen, ebenfalls Astronom,
bereiste, um die
Lage mehrerer wichtiger Standpunkte in Rußland astronomisch zu bestimmen, das
GouvernementArchangel und
Sibirien
bis nach
Kamtschatka und begleitete den
KapitänBering auf seiner
Fahrt 1741 von
Kamtschatka nach
Amerika,
[* 8] starb aber 22. Okt. d. J., als er eben von der amerikanischen
Küste zurückgekommen war, in der Awatschabai.
4)
LéopoldVictor, franz. Paläograph und
Historiker, geb. zu
Valognes
(Manche), besuchte seit 1847 die
École des
chartes und veröffentlichte in der »Bibliothèque«
derselben mehrere wichtige Abhandlungen, wie
»Recherches sur les revenus publics en
Normandie au XII. siècle« und »Les monuments
paléographiques concernant l'usage de prier pour les morts«. Ebenso wurde ihm für seine
Lösung der Aufgabe »Rechercher
la condition de la classe agricole en
Normandie au moyen-âge« (1851) von seiten der
Akademie der
Preis
Gobert zu teil. Delisle erhielt 1852 eine
Anstellung an der kaiserlichen
Bibliothek, wurde 1857 zum Mitglied der
Akademie der
Inschriften
und 1874 zum obersten Vorstand der
Bibliothek ernannt.
Von seinen Werken führen wir an: »Cartulaire normand de Philippe-Auguste«
(1852);
»Catalogue des actes de Philippe-Auguste« (mit einer
reichhaltigen
Einleitung, 1856);
»Recueil de jugements de l'échiquier de
Normandie au XIII. siècle« (1860);
»Inventaire des
manuscrits du fonds latin« (1863-71, 5 Bde.);
»Documents sur les fabriques de faïence de
Rouen«
[* 9] (1865);
»Observations sur
l'origine de plusieurs manuscrits de la collection de M.
Barrois« (1866);
(franz., spr. -lih), im
Code pénal Bezeichnung der zweiten
Klasse der strafbaren
Handlungen, die nur vor dem
Zuchtpolizeigerichtshof abgeurteilt werden und bloß die sogen.
Peine correctionnelle nach sich ziehen, im
Gegensatz zu den
schweren Crimes und den noch geringern Contraventions.
[* 17] (ehedem Delcz,Dehliz), Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk
Merseburg,
[* 18] 94 m ü. M., an der Löbber und
an den Eisenbahnlinien
Magdeburg-Zerbst-Leipzig und
Halle-Guben, hat 4
Kirchen, darunter eine katholische, ein
Schloß und (1880) 8225 Einw.
(168 Katholiken);
lebhaft ist der
Handel mit
Gemüse und Gartenfrüchten. Delitzsch ist
Sitz eines Amtsgerichts und hat ein
Realprogymnasium, ein Schullehrerseminar, eine
Strafanstalt für weibliche
Personen und
eine Gasleitung. Delitzsch gehörte zuerst zum
BistumMerseburg;
Das
Schloß wurde im Dreißigjährigen
Krieg zerstört, 1691 aber wieder aufgebaut
und zum Witwensitz jenes Fürstenhauses bestimmt. Nach dem Aussterben des letztern (1738) fiel an Kursachsen und wurde 1815 preußisch.
Delitzsch ist Geburtsort des Physikers
Ehrenberg (1796) und des Nationalökonomen
Schulze-Delitzsch (1808).
Franz, Theolog, besonders als Exeget und Hebraist ausgezeichnet, geb. zu
Leipzig, habilitierte
sich 1842 ebendaselbst, ward 1846 als ordentlicher
Professor der
Theologie nach
Rostock,
[* 20] 1850 in gleicher
Eigenschaft nachErlangen
[* 21] und 1867 wieder nach
Leipzig berufen, wo er noch jetzt wirkt. Aus gründlichen
Studien über die jüdisch-rabbinische
¶
mehr
Litteratur flossen seine Werke: »Geschichte der jüdischen Poesie« (Leipz. 1836);
Von theologischen Gesichtspunkten stark beeinflußt sind Delitzsch' exegetische Arbeiten, darunter die Kommentare zu Habakuk (Leipz.
1843), zum Hohenlied (das. 1851), zur Genesis (4. Aufl., das. 1873), zum Psalter (4. Aufl., das. 1883),
zum Hiob (2. Aufl., das. 1876), zum Jesaias (3. Aufl., das. 1879), zu den Sprüchen (1873), zum Brief an die Hebräer (das. 1857),
zum Hohenlied und Prediger (das. 1875). Auch gab er die Schrift »Jesurun, isagoge in grammaticam et lexicographiam
linguae hebraicae« (Leipz. 1838) heraus, worin er in Übereinstimmung mit Fürst einen Zusammenhang zwischen dem semitischen
und indogermanischen Sprachstamm
[* 23] zu erweisen suchte, und »Jüdisch-arabische Poesien aus vormuhammedanischer Zeit« (das. 1874).
Mehrere seiner populären erbaulichen Schriften haben große Verbreitung gefunden, besonders sein Kommunionbuch »Das
Sakrament des wahren Leibes und Blutes Jesu Christi« (6. Aufl., Dresd. 1876),
sein (gewissermaßen zur Goethe-Litteratur gehöriges) Buch »Philemon, oder von der christlichen Freundschaft« (2.
Aufl., Stuttg. 1858). Diesen schließen sich an: »Handwerkerleben zur Zeit Jesu« (3. Aufl., Erlang. 1878);
»Physiologie und Musik in ihrer Bedeutung für die Grammatik, besonders die hebräische«
(das. 1868) und »Handschriftliche Funde« (das. 1861-1862). - Sein Sohn Friedrich Delitzsch, geb. hat sich als Assyriolog
einen Namen gemacht und bekleidet gegenwärtig die Professur der Assyriologie an der Universität zu Leipzig. Er veröffentlichte:
»Studien über indogermanisch-semitische Wurzelverwandtschaft« (Leipz. 1873, 2. Ausg.
1884);
»The Hebrew language viewed in the
light of Assyrian research« (Lond. 1883);
»Die Sprache
[* 24] der Kossäer« (das. 1884). - Ein andrer Sohn, Johannes
Delitzsch, geb. 1846 zu Rostock, seit 1872 Dozent an der theologischen Fakultät in Leipzig, schrieb: »Das Lehrsystem der römischen
Kirche« (Gotha
[* 25] 1875, Bd. 1), starb aber schon