Anrede, durch
Rufen ihres
Namens zu lichten
Augenblicken erweckt werden, wie dies öfters beim
Typhus beobachtet wird, so nennt
man die Delirien typhomanische. Das Delirium, welches bei den
oben erwähnten Krampfzuständen zeitweilig sich einstellt (Delirium spasticum,
nervosum, periodicum), hat in Bezug auf
Gefahr eine sehr geringe Bedeutung, während dagegen namentlich
die erste Form des Delirium eine sehr schwere Erkrankung bezeichnet. Da das Delirium nicht eine
Krankheit für sich, sondern nur ein
Symptom
und zwar sehr verschiedener
Krankheiten ist, so kann es selbstverständlich nicht Gegenstand einer besondern Behandlung sein.
In den meisten
Fällen ist überhaupt das Delirium keiner Behandlung zugänglich. Immerhin aber ist es in
den
Fällen, wo das Delirium im Verlauf einer fieberhaften
Krankheit vorkommt, ganz zweckmäßig, wenn man kalte
Umschläge oder einen
Eisbeutel auf den
Kopf legt,
Senfteige an den
Waden appliziert und
beruhigende Mittel gibt, sofern nicht die Grundkrankheit,
z. B.
Typhus, derartige
Eingriffe widerraten erscheinen läßt.
Eine besondere Art des Delirium ist das Delirium tremens (lat.,
Säuferwahnsinn,
Mania potatorum), welches das wesentliche
Symptom einer selbständigen, durch Alkoholmißbrauch entstehenden
Gehirnkrankheit ausmacht. Es äußert sich teils in
Sinnestäuschungen, teils in stillen oder wilden Delirien, wobei gewöhnlich
ein starkes
Zittern der
Glieder
[* 2] und der
Zunge vorhanden ist. Die Kranken glaubenMäuse und andre
Tiere zu
sehen und suchen diese zu erhaschen oder sie zu vertreiben, sie wischen deshalb beständig auf ihrer
Haut
[* 3] oder der Bettdecke,
um die
Tiere, Spukgestalten,
Würmer
[* 4] u. dgl. zu entfernen, welche namentlich
während der Dunkelheit in
Masse auf sie losstürmen, nach ihnen schnappen
und sie in jeder Art ängstigen.
Zuweilen sind die Delirien wahnsinnartig, die Kranken glauben sich von Feinden umgeben, schreien und toben, schlagen um sich
und wollen entfliehen, sich aus dem
Fenster stürzen.
Andre Kranke sind dagegen stets heiter, lachen und schwatzen beständig.
Der Gesichtsausdruck ist bald zornig gereizt, bald ruhig. Die Delirien machen zeitweise
Pausen und kehren
dann um so heftiger wieder. Die Kranken verlangen fortwährend nach
Getränken, besonders geistigen, genießen aber sonst
gar nichts.
Eine Haupterscheinung dabei ist die vollkommene
Schlaflosigkeit. Die
Haut schwitzt sehr, die Augenlider sind gerötet,
Lippen
und
Zähne
[* 5] trocken, rußig belegt; der
Stuhl ist verstopft, der
Urin sparsam, der
Puls gewöhnlich nicht
beschleunigt. Allmählich werden die Kranken erschöpft, und es stellt sich dann zeitweise
Schlaf ein. Zuweilen tritt jedoch
auch der
Tod ein, nachdem heftiges
Toben vorausgegangen und die Kranken zusehends verfallen sind. Als Nachkrankheiten bleiben
manchmal
Geistesstörungen zurück.
Der
Ausbruch der
Krankheit wird entweder durch starke
Exzesse im Branntweintrinken oder durch plötzliche
Entziehung desselben bei Gewohnheitstrinkern hervorgerufen; oft wird er durch andre akute
Leiden,
[* 6] wie
Lungenentzündung,
Knochenbrüche,
Operationen etc., begünstigt. Am häufigsten kommt das Delirium im Mannesalter vom 30. bis 50. Lebensjahr
vor. Die Dauer desselben ist meist kurz, auf einige
Tage beschränkt, selten zieht es sich wochenlang
hinaus; jedoch treten später leicht neue Anfälle des Delirium ein.
Das Delirium tremens ist eine schwere
Krankheit, die in 15 Proz. der
Fälle mit dem
Tod endigt; als anatomische Grundlage der
Störung
ergibt sich meist eine chronische
Entzündung der Hirnhäute, Blutüberfüllung und
Ödem des
Gehirns. Die Behandlung besteht
zunächst darin, daß man Gewohnheitstrinkern nicht
plötzlich den
Alkohol entzieht und ihnen kräftige
Nahrung und
Wein verordnet. Als sicherste
Mittel gegen das Delirium galten bisher das
Opium und das
Morphium, welche
man in großen schlafmachenden
Dosen reichte.
Seit einigen
Jahren ist dazu noch das Chloralhydrat gekommen, welches wegen seiner prompten schlafmachendenWirkung
namentlich in solchen
Fällen unschätzbar ist, wo das Delirium durch einen Knochenbruch oder andre schwere
Verletzungen zum
Ausbruch
gekommen ist und der Kranke sich also nicht bewegen darf. Bei drohender Herzschwäche dagegen ist das
Chloral durchaus zu
vermeiden! Wegen der
Gefahr für andre Kranke sind Deliranten zu bewachen und in besondere
Zimmer zu legen.
Kann man den Kranken herumgehen lassen, ohne befürchten zu müssen, daß er sich
Schaden thut, so ist dies deshalb gut, weil
derselbe dadurch sich am besten so ermüdet, daß ihn das
Bedürfnis des
Schlafs überkommt. Man hat deshalb auch in manchen
Fällenan D. Erkrankte von zwei kräftigen Männern fassen und so lange umherführen lassen, bis die
Ermüdung
aufs höchste gesteigert war. Nur völlige Unterlassung des
Mißbrauchs geistiger
Getränke, namentlich des
Branntweins, schützt
vor Wiederholung der Anfälle; leider fallen die Kranken aber meist früher oder später in ihre alte
Gewohnheit des Trinkens
zurück.
Vgl.
Rose, Delirium tremens und Delirium traumaticum (Stuttg.
1884).
Problem (Duplicatio cubi, Verdoppelung des
Würfels), eine im
Altertum sehr berühmte geometrische Aufgabe,
über deren Entstehung zwei
Sagen bestehen. Nach der einen ließ der König
Minos seinem Sohn ein
Grabmal in Würfelform errichten,
welches durch Unvorsichtigkeit des
Baumeisters zu klein ausfiel. Es sollte daher der marmorne, 100
Fuß
lange, ebenso breite und hohe
Würfel weggenommen und ein andrer, doppelt so großer
an des vorigen Platz gesetzt werden.
Die andre
Sage berichtet, daß das
Orakel zu
Delos zur Beseitigung einer
Pest in
Athen
[* 7] den
Rat erteilt habe, den
Altar
[* 8] des
Apollon,
[* 9] der die Form eines
Würfels hatte, zu verdoppeln. Da niemand über die Seitenlänge des zu erbauenden
AltarsBescheid zu erteilen wußte, kam die
Frage an
Platon, der in seiner Verlegenheit den Griechen andeutete, daß dem Gott
eigentlich an der Verdoppelung des
Würfels nichts liege, sondern vielmehr daran, daß das
Studium der
Geometrie mehr
betrieben werde.
Ist a die Seite des gegebenen
Würfels, x die des gesuchten, welcher den mfachen
Inhalt des ersten haben soll, so muß x =
a 3( m) ^[img] sein, und wenn m keine
Kubikzahl (8, 27 etc.) ist, so läßt sich der Wert x nicht durch eine geometrische
Konstruktion im
Sinn der Alten, d. h. bloß mit Benutzung von geraden
Linien und
Kreisen, finden.
Wohl aber
gelingt eine solche
Konstruktion, wenn man
Kegelschnitte
[* 10] und andre krumme
Linien anwendet, und die
Geometer des
Altertums und
der
Renaissance haben eine
Menge derartiger
Konstruktionen angegeben, auch zu diesem
Zweck mehrere krumme
Linien ersonnen.Da man
eine
Kubikwurzel bis zu jedem
Grade der Genauigkeit berechnen kann, so hat das
Problem für die praktische Berechnung keine
Schwierigkeit.
Vgl. Montucla,Histoire des recherches sur la quadrature du cercle (Par. 1754, 1831);
Geographen und von Ludwig XIV. den Auftrag, den Dauphin (nachherigen König Ludwig XV.) in der Erdkunde
[* 13] zu unterrichten. Im AuftragPeters d. Gr. lieferte er eine große Karte des KaspischenMeers, dessen wahre Lage und Gestalt dadurch zuerst bekannt wurde.
Außerdem verfaßte Delisle einen »Traité du cours des fleuves« (Par. 1720). Er starb Delisle war
der erste, der eine wissenschaftlich vergleichende Geographie anbahnte, indem er bei seinen Werken stets auch die Arbeiten
von Reisenden und die Werke der Naturforscher benutzte.
Seine astronomischen Beobachtungen beziehen sich namentlich auf Finsternisse. Im J. 1747 kehrte er wieder nach Paris zurück
und starb Er schrieb: »Mémoires sur les nouvelles découvertes au nord de la mer du Sud« (Par. 1752);
»Mémoires
pour servir à l'histoire de l'astronomie, de la géographie et de la physique« (Petersb.
1738, 4 Bde.);
»Eclipses circumjovialium, sive immersiones quatuor satellitum Jovis, ad annos
1734, 1738 et menses priores 1739« (hrsg. von Kirch, Berl. 1734).
3) Louis, nach einem von mütterlicher Seite angenommenen Beinamen de la Croyère genannt, Bruder des vorigen, ebenfalls Astronom,
bereiste, um die Lage mehrerer wichtiger Standpunkte in Rußland astronomisch zu bestimmen, das GouvernementArchangel und Sibirien
bis nach Kamtschatka und begleitete den KapitänBering auf seiner Fahrt 1741 von Kamtschatka nach Amerika,
[* 18] starb aber 22. Okt. d. J., als er eben von der amerikanischen Küste zurückgekommen war, in der Awatschabai.
4) LéopoldVictor, franz. Paläograph und Historiker, geb. zu Valognes (Manche), besuchte seit 1847 die École des
chartes und veröffentlichte in der »Bibliothèque«
derselben mehrere wichtige Abhandlungen, wie »Recherches sur les revenus publics en Normandie au XII. siècle« und »Les monuments
paléographiques concernant l'usage de prier pour les morts«. Ebenso wurde ihm für seine Lösung der Aufgabe »Rechercher
la condition de la classe agricole en Normandie au moyen-âge« (1851) von seiten der Akademie der Preis
Gobert zu teil. Delisle erhielt 1852 eine Anstellung an der kaiserlichen Bibliothek, wurde 1857 zum Mitglied der Akademie der Inschriften
und 1874 zum obersten Vorstand der Bibliothek ernannt.
Von seinen Werken führen wir an: »Cartulaire normand de Philippe-Auguste«
(1852);
»Catalogue des actes de Philippe-Auguste« (mit einer
reichhaltigen Einleitung, 1856);
»Recueil de jugements de l'échiquier de Normandie au XIII. siècle« (1860);
»Inventaire des
manuscrits du fonds latin« (1863-71, 5 Bde.);
»Documents sur les fabriques de faïence de Rouen«
[* 19] (1865);
»Observations sur
l'origine de plusieurs manuscrits de la collection de M. Barrois« (1866);