Brigadegeneral. 1859 erhielt er als Divisionsgeneral den Oberbefehl über die
Division von
Oran und unterdrückte mehrere
Aufstände
der Araber. Von
Oran ward er 1869 abberufen, um das
Lager
[* 2] von
Châlons zu befestigen, und stand 1870 im deutsch-französischen
Krieg an der
Spitze einer
Division der Rheinarmee, mit welcher er in den
Schlachten
[* 3] vor
Metz
[* 4] kämpfte und
Ende
Oktober nach der
Kapitulation von
Metz in deutsche Gefangenschaft geriet. Er wurde in
Münster
[* 5] interniert und schrieb hier
die
Broschüre »1870.
Armée de
Metz« (Par. u. Brüss. 1870-71),
in welcher er als einer der ersten
Bazaine die
Schuld an dem Unglück der Rheinarmee beimaß. 1873-79 führte
er den Oberbefehl über das 4.
Armeekorps in
Le Mans.
[* 6] Er ward darauf zum Generalinspekteur der
Armee ernannt, aber 1880 zur
Disposition
gestellt.
(spr. dölihl),Jacques, franz. Dichter, geb. zu
Aigue-Perse in der
Auvergne als der natürliche Sohn
des
Advokaten Montanier, erhielt im
CollègeLisieux zu
Paris
[* 9] eine vorzügliche Schulbildung und wurde
Lehrer
an den Gymnasien von
Beauvais und
Amiens,
[* 10] dann in
Paris.
Schon früh bewies er ein großes poetisches
Talent, berühmt aber wurde
er erst 1769 durch seine Übersetzung von Vergils
»Georgica«. Die ganze litterarische
Welt, besonders
Voltaire, verherrlichte
den Dichter. 1772 wurde er in dieAkademie gewählt, seine
Aufnahme verzögerte sich aber wegen seiner
Jugend bis 1774. Nachdem er seine Lehrthätigkeit mit einer Professur der lateinischen
Poesie am
Collège de
France vertauscht
hatte, erschien 1782 sein erstes größeres Originalwerk, das
Lehrgedicht »Les jardins, ou l'art d'embellir les paysages«,
mit welchem er einen großen Erfolg errang, besonders da er zugleich ein vorzüglicher Vorleser war.
Sein bestes Werk ist die
Übertragung der
»Georgica«; hier treten seine Vorzüge, Korrektheit der
Sprache
[* 13] und des
Rhythmus,
Eleganz
und Leichtigkeit des Versbaues, Feinheit des
Geschmacks und
Reichtum der
Phantasie, aufs glänzendste hervor; aber oft ist das
Original vergewaltigt, und sein gezierter
Stil und seine gesuchten
Bilder lassen erkennen, daß er zu sehr
auf den
Geschmack seiner Zeit Rücksicht nimmt. Viel geringer sind seine eignen Leistungen: meist lose aneinander gereihte
Bilder ohne
Plan, ohne
Einheit, ohne Zusammenhang;
selbst
Stil und Versbau sind zuweilen schwach. Am tiefsten stehen seine spätern
Übersetzungen;
Seine Werke (gesammelt von
Michaud, 1824, 16 Bde.;
Didot, 1847) erschienen in folgender
Ordnung: »Les Géorgiques de Virgile« (Par. 1769, 1782 u.
öfter);
(lat.), das Zerfließen von
Körpern, namentlich von
Salzen, wenn sie so viel
Wasser aus der
Atmosphäre anziehen,
daß sich zuletzt eine konzentrierte
Lösung bildet;
(lat.),
Irresein,
Phantasieren, Irrereden, eine
Erscheinung, welche bei krankhaften Zuständen sehr verschiedener
Art vorkommt und darin besteht, daß die Kranken infolge einer Gehirnstörung zu
Reden oder
Handlungen veranlaßt werden, welche
mit den äußern Verhältnissen nicht im
Einklang stehen. Das Irrereden im weitern
Sinn kommt bei
Geistesstörungen sehr häufig
vor. Gewöhnlich aber gebraucht man den
Ausdruck Delirium oder
Delirieren nur im engern
Sinn für das
Irresein
bei
Krankheiten, mit Ausschluß der
Geisteskrankheiten. Am häufigsten wird das Delirium beobachtet bei schweren fieberhaften
Krankheiten,
namentlich den sogen. Infektionskrankheiten (z. B. bei
Typhus,
Blattern,
Scharlach,
Masern), aber auch bei den sogen. entzündlichen
Fiebern, z. B. bei Hirnhautentzündung,
Lungenentzündung.
Nach heftigen Verwundungen, wenn sich
Wundfieber einstellt, kommt das Wundfieberdelirium (Delirium traumaticum) vor. Irrereden ist
ferner eine häufige
Erscheinung bei akuten
Vergiftungen mit narkotischen
Giften und anästhetischen
Mitteln
(Morphium,
Belladonna,
Chloroform), auch bei den eigentlichen
Dyskrasien oder den Blutentmischungskrankheiten (Zurückhaltung der
Harn- und Gallenbestandteile
im
Blut). Seltener wird Irrereden bei fieberlosen
Krankheiten, wie bei
Hysterie und
Epilepsie, und nach großen
Blutverlusten und dadurch bedingter Gehirnanämie beobachtet.
Das Delirium ist immer ein
Beweis dafür, daß das
Gehirn
[* 16] in seinen Verrichtungen gestört ist, und die
Ursache dieser
Störung liegt
teils in einem übermäßigen oder abnorm geringen Zufluß vonBlut zum
Gehirn, teils darin, daß das im
Gehirn zirkulierende
Blut durch fremdartige, giftähnlich wirkende
Stoffe verunreinigt ist. In Beziehung auf die Heftigkeit
und die Art der Äußerung ist das Delirium sehr verschieden. Zuweilen ist es mehr ein stilles, sanftes Irrereden,
die Kranken murmeln nur so vor sich hin, zupfen an der Bettdecke (Delirium blandum, tranquillum,
mussitans, mite), wie dies vorzüglich in den höhern Stadien der nervösen
Fieber, wenn bereits eine größere
Schwäche eingetreten
ist, vorkommt; in andern
Fällen herrschen wilde Delirien (Delirium furibundum, furiosum) vor, wobei die Kranken heftig reden, schreien,
fort wollen, aus dem
Bett
[* 17] springen oder wenigstens große
Unruhe zeigen, fortwährend mit den
Armen gestikulieren
etc. Können die Kranken aus dem
Irresein durch eine bestimmte
¶
mehr
Anrede, durch Rufen ihres Namens zu lichten Augenblicken erweckt werden, wie dies öfters beim Typhus beobachtet wird, so nennt
man die Delirien typhomanische. Das Delirium, welches bei den oben erwähnten Krampfzuständen zeitweilig sich einstellt (Delirium spasticum,
nervosum, periodicum), hat in Bezug auf Gefahr eine sehr geringe Bedeutung, während dagegen namentlich
die erste Form des Delirium eine sehr schwere Erkrankung bezeichnet. Da das Delirium nicht eine Krankheit für sich, sondern nur ein Symptom
und zwar sehr verschiedener Krankheiten ist, so kann es selbstverständlich nicht Gegenstand einer besondern Behandlung sein.
In den meisten Fällen ist überhaupt das Delirium keiner Behandlung zugänglich. Immerhin aber ist es in
den Fällen, wo das Delirium im Verlauf einer fieberhaften Krankheit vorkommt, ganz zweckmäßig, wenn man kalte Umschläge oder einen
Eisbeutel auf den Kopf legt, Senfteige an den Waden appliziert und beruhigende Mittel gibt, sofern nicht die Grundkrankheit,
z. B. Typhus, derartige Eingriffe widerraten erscheinen läßt.
Eine besondere Art des Delirium ist das Delirium tremens (lat.,
Säuferwahnsinn, Mania potatorum), welches das wesentliche Symptom einer selbständigen, durch Alkoholmißbrauch entstehenden
Gehirnkrankheit ausmacht. Es äußert sich teils in Sinnestäuschungen, teils in stillen oder wilden Delirien, wobei gewöhnlich
ein starkes Zittern der Glieder
[* 19] und der Zunge vorhanden ist. Die Kranken glauben Mäuse und andre Tiere zu
sehen und suchen diese zu erhaschen oder sie zu vertreiben, sie wischen deshalb beständig auf ihrer Haut
[* 20] oder der Bettdecke,
um die Tiere, Spukgestalten, Würmer
[* 21] u. dgl. zu entfernen, welche namentlich
während der Dunkelheit in Masse auf sie losstürmen, nach ihnen schnappen und sie in jeder Art ängstigen.
Zuweilen sind die Delirien wahnsinnartig, die Kranken glauben sich von Feinden umgeben, schreien und toben, schlagen um sich
und wollen entfliehen, sich aus dem Fenster stürzen. Andre Kranke sind dagegen stets heiter, lachen und schwatzen beständig.
Der Gesichtsausdruck ist bald zornig gereizt, bald ruhig. Die Delirien machen zeitweise Pausen und kehren
dann um so heftiger wieder. Die Kranken verlangen fortwährend nach Getränken, besonders geistigen, genießen aber sonst
gar nichts.
Eine Haupterscheinung dabei ist die vollkommene Schlaflosigkeit. Die Haut schwitzt sehr, die Augenlider sind gerötet, Lippen
und Zähne
[* 22] trocken, rußig belegt; der Stuhl ist verstopft, der Urin sparsam, der Puls gewöhnlich nicht
beschleunigt. Allmählich werden die Kranken erschöpft, und es stellt sich dann zeitweise Schlaf ein. Zuweilen tritt jedoch
auch der Tod ein, nachdem heftiges Toben vorausgegangen und die Kranken zusehends verfallen sind. Als Nachkrankheiten bleiben
manchmal Geistesstörungen zurück.
Der Ausbruch der Krankheit wird entweder durch starke Exzesse im Branntweintrinken oder durch plötzliche
Entziehung desselben bei Gewohnheitstrinkern hervorgerufen; oft wird er durch andre akute Leiden,
[* 23] wie Lungenentzündung, Knochenbrüche,
Operationen etc., begünstigt. Am häufigsten kommt das Delirium im Mannesalter vom 30. bis 50. Lebensjahr
vor. Die Dauer desselben ist meist kurz, auf einige Tage beschränkt, selten zieht es sich wochenlang
hinaus; jedoch treten später leicht neue Anfälle des Delirium ein.
Das Delirium tremens ist eine schwere Krankheit, die in 15 Proz. der Fälle mit dem Tod endigt; als anatomische Grundlage der Störung
ergibt sich meist eine chronische Entzündung der Hirnhäute, Blutüberfüllung und Ödem des Gehirns. Die Behandlung besteht
zunächst darin, daß man Gewohnheitstrinkern nicht
plötzlich den Alkohol entzieht und ihnen kräftige
Nahrung und Wein verordnet. Als sicherste Mittel gegen das Delirium galten bisher das Opium und das Morphium, welche man in großen schlafmachenden
Dosen reichte.
Seit einigen Jahren ist dazu noch das Chloralhydrat gekommen, welches wegen seiner prompten schlafmachenden Wirkung
namentlich in solchen Fällen unschätzbar ist, wo das Delirium durch einen Knochenbruch oder andre schwere Verletzungen zum Ausbruch
gekommen ist und der Kranke sich also nicht bewegen darf. Bei drohender Herzschwäche dagegen ist das Chloral durchaus zu
vermeiden! Wegen der Gefahr für andre Kranke sind Deliranten zu bewachen und in besondere Zimmer zu legen.
Kann man den Kranken herumgehen lassen, ohne befürchten zu müssen, daß er sich Schaden thut, so ist dies deshalb gut, weil
derselbe dadurch sich am besten so ermüdet, daß ihn das Bedürfnis des Schlafs überkommt. Man hat deshalb auch in manchen
Fällenan D. Erkrankte von zwei kräftigen Männern fassen und so lange umherführen lassen, bis die Ermüdung
aufs höchste gesteigert war. Nur völlige Unterlassung des Mißbrauchs geistiger Getränke, namentlich des Branntweins, schützt
vor Wiederholung der Anfälle; leider fallen die Kranken aber meist früher oder später in ihre alte Gewohnheit des Trinkens
zurück.
Vgl. Rose, Delirium tremens und Delirium traumaticum (Stuttg.
1884).