Feststellung des Normalmeters dienen sollte, erstattete Delambre in der
»Base du système métrique décimal« (Par. 1806-10, 3 Bde.).
Im J. 1808 wurde er Schatzmeister der
Universität, 1815 trat er in den
Ruhestand und starb in
Paris.
[* 2] Von seinen
Schriften sind noch zu erwähnen: »Méthodes analytiques pour la détermination d'un arc du méridien«
(Par. 1799);
»Tables trigonométriques décimales, calculées par
Borda, revues et augmentées« (das. 1801);
(spr. -lāngl),ClaudeAlphonse, franz. Staatsmann, geb. zu
Varzy, widmete sich nach Vollendung seiner Rechtsstudien der advokatorischen
Praxis, fungierte, durch bedeutende rednerische
Begabung sich auszeichnend, von 1840 bis 1846 als
Generaladvokat am
Kassationshof und ward dann
Generalprokurator, in welcher
Stellung er unter anderm bei dem
Prozeß gegen den
Herzog von
Praslin präsidierte. 1846 ward er in die
Kammer
gewählt, verließ aber nach der
Februarrevolution die politische Laufbahn und widmete sich wieder der advokatorischen
Praxis.
(spr. -plāngsch),Eugène, franz. Bildhauer, geb. 1836 zu
Paris, trat in das
Atelier von
Duret, ging 1864 nach
Rom und
[* 4] erregte 1868 durch seine ersten
Arbeiten: ein
Kind, auf einer
Schildkröte reitend, und ein Schafhirt
(beide im
Museum zu
Marseille),
[* 5]
Aufmerksamkeit, die sich noch steigerte, als er 1870 seine etwas derb, aber gesund naturalistisch
aufgefaßte
Eva nach dem
Sündenfall ausstellte, die ins
Museum des
Luxembourg kam. Unter seinen folgenden
Arbeiten fanden besonders
die heil.
Agnes, die Marmorstatue der Liebesbotschaft, die Marmorgruppe der mütterlichen
Erziehung (1873),
die heilige
Jungfrau mit der
Lilie und die
Statue der
Musik in versilberter
Bronze
[* 6]
(Salon von 1877) wegen der vollendeten Naturwahrheit
in der Formenbehandlung großen Beifall. Für die Marmorausführung der
Musik erhielt er 1878 die Ehrenmedaille des
Salons.
Auch für den plastischen
Schmuck öffentlicher Bauten war er thätig, z. B. für die
Kirchen St.-Eustache
und St.-Joseph, für die
NeueOper und den
Palast des
Trocadéro. Seine sitzende
[* 1]
Figur
Aubers für die
NeueOper (1881) bezeichnet
wegen der innigen Verschmelzung geistiger und physischer Lebendigkeit bis jetzt den Höhepunkt seines
Schaffens.
(spr. dölapórt), 1)
Michel, franz. Bühnendichter, geboren im
September 1806 zuParis,
machte seine
Studien auf dem
Collège zu
Amiens
[* 7] und widmete sich später (1824) unter
Regnault der
Malerei und
Zeichenkunst,
[* 8] bis
ihn ein Augenleiden nötigte, dieser Thätigkeit zu entsagen. Fortan wandte er sich der Schriftstellerei zu und verfaßte
(seit 1835) teils allein, teils in
Gemeinschaft
mit andern eine großeReihe von
Vaudevilles, die auf zahlreichen
Bühnen zur Aufführung kamen, zum Teil mit bedeutendem Erfolg.
Unter den von ihm allein geschriebenen
Stücken fanden »Cabrion« (1845),
»La femme de ménage« (1851) und »Toinette
et son carabinier« (1856) den meisten Beifall. Zu seinen Mitarbeitern gehören
Cogniard (z. B. »Le
[* 9] nouveau pied de mouton«,
1850),
2)
Marie, franz. Schauspielerin, geb. zu
Paris, trat 1852 ins
Konservatorium und erhielt 1854 den zweiten
Preis im
Lustspiel. Sie debütierte 1855 im
Gymnase dramatique und blieb 14 Jahre an diesem
Theater,
[* 10] wo sie eine
große Anzahl von
Rollen
[* 11] schuf. Seit 1868 ist sie Mitglied des Michaeltheaters in
Petersburg.
[* 12] Zu ihren vorzüglichsten
Rollen
gehören:
Cécile in »Montjoye«, Jeannine in den
»Ideen der
Madame Aubray«, Camille in
»Héloise Paranquet«, Froufrou.
(spr. -rósch),Paul (eigentlich
Hippolyte), franz.
Maler, geb. zu
Paris, war kurze Zeit
Schüler des Landschaftsmalers
Watelet und arbeitete dann vier Jahre lang im
Atelier von
Gros, an dessen realistische Historienbilder,
wie die Pestkranken in Jaffa, er anknüpfte.
Sein erstes, im
Salon von 1822 ausgestelltes
Bild:
Joas, als
Kind von Josabeth dem
Tod entrissen, war noch nicht
frei von dem Klassizismus und dem gespreizten
Pathos seiner Schulzeit.
Ehe jedoch das letztere Werk an die Öffentlichkeit gelangte, hatte sich in Delaroche ein Umschwung von der historischen zur idealen
Richtung vollzogen, veranlaßt durch den Auftrag, die Madeleinekirche auszumalen, wozu er sich 1834 durch eine Reise nach Italien
[* 23] vorbereitete. Die Ausführung des Werkes ward zwar wegen der Anordnung der Mitbeteiligung Zieglers von
ihm abgelehnt; die Früchte seiner Studien aber bekundeten sich besonders in seinem größten, 1841 vollendeten Werk, dem sogen.
Hémicycle, einem Wandgemälde im halbrunden Saal der École des beaux-arts, die Apotheose der bildenden Künste darstellend,
einer Komposition mit 74 Figuren auf einem Flächenraum von 16 m Länge und 5 m Höhe. Delaroche hat hier eine Reihe
von Künstlern, welche drei verschiedenen Jahrhunderten angehören, zu einem malerisch wirkungsreichen Bild gruppiert, welches
jedoch aus Mangel an Einheit und Größe des Stils keinen monumentalen Eindruck hervorruft.
Auch ist es ihm nicht gelungen, die allegorischen Figuren mit den realistisch-historischen Gestalten harmonisch
zu vereinigen. Das Bild ist auf mit siedendem Öl getränktem Stein mit Öl gemalt. Als er 1843 wiederum Italien besuchte, gewann
seine Neigung zum Idealen eine religiöse Richtung durch den Tod seiner Gemahlin, so daß die Werke seines letzten Jahrzehnts
vorwiegend diesem Gebiet angehören, wie die Pietà, Maria am Kreuzigungstag in ihrer Kammer, Maria am Fuß
des Kreuzes, Marias Heimweg von Golgatha, Maria in Betrachtung der Dornenkrone, die im Tiber treibende Leiche einer Märtyrerin.
Delaroches Gemälde sind fast alle von den besten Kupferstechern Frankreichs, Mercuri, Henriquel-Dupont, Prudhomme,
Prévost, Martinet, Gérard u. a., gestochen und daher in weiten Kreisen bekannt geworden. Seine vier historischen Gemälde
zu Versailles
[* 27] sind, wie dies den meisten großen Künstlern Frankreichs bei diesen Aufgaben begegnete, seine untergeordnetsten
Werke. Auch in der Plastik hat sich Delaroche mit Erfolg versucht, wie sein heil. Georg in Bronze beweist. Er war
seit 1832 Mitglied des Instituts und mehrerer Akademien, Inhaber des
preußischen Ordenspour le mérite und starb Wie
Delacroix das Haupt der romantischen Richtung, so ist Delaroche das Haupt der französischen Geschichtsmalerei.
Den vonDavid und seinen Nachfolgern eingeschlagenen Weg verlassend, brach er ihr eine neue Bahn, indem
er zwischen der romantischen und klassizistischen Richtung geschickt vermittelte. Ein Genie wie Delacroix war er jedoch nicht,
sondern eine kühle, nüchterne Natur ohne Phantasie. Korrektheit der Zeichnung, Wärme
[* 28] und Durchsichtigkeit des Kolorits, wirkungsvolle
Kontraste von Licht
[* 29] und Schatten,
[* 30] breite Pinselführung und namentlich große Gewandtheit in der Stoffmalerei
zeichnen seine Werke aus. Delaroche war aber weniger der Maler der Ereignisse, der historischen Thatsachen selbst als der Eindrücke,
die sie auf die Seele der daran Beteiligten hervorbrachten, wodurch der Beschauer gleichsam Teilnehmer der Handlung wird.
Vgl.
Jul. Meyer, Geschichte der französischen Malerei (Leipz. 1867);
Rosenberg, Geschichte der modernen Kunst,
Bd. 1 (das. 1884).