Feststellung des Normalmeters dienen sollte, erstattete Delambre in der »Base du système métrique décimal« (Par. 1806-10, 3 Bde.).
Im J. 1808 wurde er Schatzmeister der Universität, 1815 trat er in den Ruhestand und starb in Paris. Von seinen
Schriften sind noch zu erwähnen: »Méthodes analytiques pour la détermination d'un arc du méridien«
(Par. 1799);
»Tables trigonométriques décimales, calculées par Borda, revues et augmentées« (das. 1801);
»Abrégé d'astronomie«
(das. 1813);
»Astronomie théoretique et pratique« (das. 1814, 3 Bde.);
»Histoire de l'astronomie« (das. 1817 bis 1823, 6 Bde.)
u. a.
(spr. -lāngl), Claude Alphonse, franz. Staatsmann, geb. zu
Varzy, widmete sich nach Vollendung seiner Rechtsstudien der advokatorischen Praxis, fungierte, durch bedeutende rednerische
Begabung sich auszeichnend, von 1840 bis 1846 als Generaladvokat am Kassationshof und ward dann Generalprokurator, in welcher
Stellung er unter anderm bei dem Prozeß gegen den Herzog von Praslin präsidierte. 1846 ward er in die Kammer
gewählt, verließ aber nach der Februarrevolution die politische Laufbahn und widmete sich wieder der advokatorischen Praxis.
Nach Ludwig Napoleons Erhebung zum Präsidenten schloß er sich diesem an und ward zum Generalprokurator am Kassationshof
und zum ersten Präsidenten des kaiserlichen Gerichtshofs sowie später zum Senator ernannt. Am übernahm
er das Ministerium des Innern, aber unter Ernennung zum Großsiegelbewahrer das der Justiz. 1863 nahm er seine Entlassung
als Minister und wurde zum ersten Vizepräsidenten des Senats, 1865 zum Generalprokurator am Kassationshof ernannt. Er starb Unter
seinen Schriften ist zu erwähnen: »Traité sur les sociétés commerciales« (Par. 1843, 2 Bde.).
(spr. -plāngsch), Eugène, franz. Bildhauer, geb. 1836 zu Paris, trat in das Atelier von Duret, ging 1864 nach
Rom und erregte 1868 durch seine ersten Arbeiten: ein Kind, auf einer Schildkröte reitend, und ein Schafhirt
(beide im Museum zu Marseille), Aufmerksamkeit, die sich noch steigerte, als er 1870 seine etwas derb, aber gesund naturalistisch
aufgefaßte Eva nach dem Sündenfall ausstellte, die ins Museum des Luxembourg kam. Unter seinen folgenden Arbeiten fanden besonders
die heil. Agnes, die Marmorstatue der Liebesbotschaft, die Marmorgruppe der mütterlichen Erziehung (1873),
die heilige Jungfrau mit der Lilie und die Statue der Musik in versilberter Bronze (Salon von 1877) wegen der vollendeten Naturwahrheit
in der Formenbehandlung großen Beifall. Für die Marmorausführung der Musik erhielt er 1878 die Ehrenmedaille des Salons.
Auch für den plastischen Schmuck öffentlicher Bauten war er thätig, z. B. für die Kirchen St.-Eustache
und St.-Joseph, für die Neue Oper und den Palast des Trocadéro. Seine sitzende
[* ]
Figur Aubers für die Neue Oper (1881) bezeichnet
wegen der innigen Verschmelzung geistiger und physischer Lebendigkeit bis jetzt den Höhepunkt seines Schaffens.
(spr. dölapórt), 1) Michel, franz. Bühnendichter, geboren im September 1806 zu Paris,
machte seine Studien auf dem Collège zu Amiens und widmete sich später (1824) unter Regnault der Malerei und Zeichenkunst, bis
ihn ein Augenleiden nötigte, dieser Thätigkeit zu entsagen. Fortan wandte er sich der Schriftstellerei zu und verfaßte
(seit 1835) teils allein, teils in Gemeinschaft
mit andern eine große Reihe von Vaudevilles, die auf zahlreichen
Bühnen zur Aufführung kamen, zum Teil mit bedeutendem Erfolg.
Unter den von ihm allein geschriebenen Stücken fanden »Cabrion« (1845),
»La femme de ménage« (1851) und »Toinette
et son carabinier« (1856) den meisten Beifall. Zu seinen Mitarbeitern gehören Cogniard (z. B. »Le nouveau pied de mouton«,
1850),
Bayard (»La nouvelle Hermione«, 1858),
Anicet-Bourgeois (»Les amours de Mr. et Mme. Denis«, 1845),
namentlich
aber Varia, mit dem er »Un hercule et une jolie femme« (1861),
»Ah, que l'amour est agréable!« (1862),
»Une femme qui bat
son gendre« (1864),
»L'ange de mes rêves«, »La dame aux giroflées«, »Le
Marquis d'Argencourt« (1867),
»Madame Pot-au-feu« (1869) u. a. verfaßte. Delaporte starb
2) Marie, franz. Schauspielerin, geb. zu Paris, trat 1852 ins Konservatorium und erhielt 1854 den zweiten Preis im
Lustspiel. Sie debütierte 1855 im Gymnase dramatique und blieb 14 Jahre an diesem Theater, wo sie eine
große Anzahl von Rollen schuf. Seit 1868 ist sie Mitglied des Michaeltheaters in Petersburg. Zu ihren vorzüglichsten Rollen
gehören: Cécile in »Montjoye«, Jeannine in den »Ideen der Madame Aubray«, Camille in »Héloise Paranquet«, Froufrou.
laRive (spr. rihw), Auguste Arthur, Physiker, geb. zu Genf,
wurde 1823 Professor der Physik
an der dortigen Akademie und starb daselbst. Seine zahlreichen Untersuchungen beziehen sich zum größten Teil
auf die Elektrizität und den Magnetismus; doch verdankt man ihm auch wichtige Forschungen über die spezifische Wärme der
Gase (mit Marcet), über die Temperatur der Erdrinde und über das Nordlicht. Er erfaßte 1828 zuerst die
Idee, Silber und Kupfer in alkalischen Bädern galvanisch zu vergolden, und legte damit den Grund zu der spätern bedeutenden
Ausbildung der Galvanoplastik. Von 1836 bis 1841 redigierte er die »Bibliothèque universelle
de Genève«, als Supplemente zu derselben »Archives de l'électricité« (Par. u. Genf
1841-45)
und mit Marignac u. a. »Archives des sciences physiques et naturelles« (1846-60); auch schrieb er: »Traité de l'électricité
théorique et appliquée« (Par. 1854-1858, 3 Bde.)
und eine Biographie des ältern De Candolle (Genf
1851).
(spr. -rósch), Paul (eigentlich Hippolyte), franz. Maler, geb. zu Paris, war kurze Zeit
Schüler des Landschaftsmalers Watelet und arbeitete dann vier Jahre lang im Atelier von Gros, an dessen realistische Historienbilder,
wie die Pestkranken in Jaffa, er anknüpfte. Sein erstes, im Salon von 1822 ausgestelltes Bild: Joas, als Kind von Josabeth dem
Tod entrissen, war noch nicht frei von dem Klassizismus und dem gespreizten Pathos seiner Schulzeit.
In der Jeanne d'Arc, im Gefängnis vom Kardinal von Winchester verhört (Salon von 1824), gab sich jedoch bereits das Bestreben
kund, historische Realität mit romantischer Empfindung zu verbinden. Hierauf folgten 1827 eine Szene aus der Bartholomäusnacht
(Museum in Königsberg) und der Tod der Königin Elisabeth von England (im Louvre), durch Kolorit, Kleiderpracht,
Lichtgebung und Komposition ebenso hervorragend und epochemachend wie durch die historische Kraft und Wahrheit. Noch bedeutender
und von reicherer dramatischer Bewegung war ein drittes Bild desselben Jahrs: die Ermordung des Präsidenten Duranti durch den
Pöbel. Der Salon von 1831 brachte vier Hauptwerke, welche
mehr
ihn besonders populär gemacht haben: Richelieu, die beiden Verschwörer de Thou und Cinq-Mars auf einem dem seinigen angehängten
Schiff die Seine hinauf zum Tod führend, und Mazarin, krank in glänzendem Hofkreis am Kartenspiel teilnehmend, die großen
historischen Bilder: Cromwell am Sarg Karls I. (im Museum zu Nîmes) und die Kinder Eduards IV. von England im
Tower im Moment vor ihrem Tod (Louvre). Im Salon 1834 trug das Gemälde: Jane Grays Hinrichtung im Tower den Preis davon, 1835 die
Ermordung des Herzogs von Guise (im Besitz des Herzogs von Aumale), mit welchem Bild er den Höhepunkt in seinen historischen Darstellungen,
die meist tragische Katastrophen schilderten, erreichte.
Ehe jedoch das letztere Werk an die Öffentlichkeit gelangte, hatte sich in Delaroche ein Umschwung von der historischen zur idealen
Richtung vollzogen, veranlaßt durch den Auftrag, die Madeleinekirche auszumalen, wozu er sich 1834 durch eine Reise nach Italien
vorbereitete. Die Ausführung des Werkes ward zwar wegen der Anordnung der Mitbeteiligung Zieglers von
ihm abgelehnt; die Früchte seiner Studien aber bekundeten sich besonders in seinem größten, 1841 vollendeten Werk, dem sogen.
Hémicycle, einem Wandgemälde im halbrunden Saal der École des beaux-arts, die Apotheose der bildenden Künste darstellend,
einer Komposition mit 74 Figuren auf einem Flächenraum von 16 m Länge und 5 m Höhe. Delaroche hat hier eine Reihe
von Künstlern, welche drei verschiedenen Jahrhunderten angehören, zu einem malerisch wirkungsreichen Bild gruppiert, welches
jedoch aus Mangel an Einheit und Größe des Stils keinen monumentalen Eindruck hervorruft.
Auch ist es ihm nicht gelungen, die allegorischen Figuren mit den realistisch-historischen Gestalten harmonisch
zu vereinigen. Das Bild ist auf mit siedendem Öl getränktem Stein mit Öl gemalt. Als er 1843 wiederum Italien besuchte, gewann
seine Neigung zum Idealen eine religiöse Richtung durch den Tod seiner Gemahlin, so daß die Werke seines letzten Jahrzehnts
vorwiegend diesem Gebiet angehören, wie die Pietà, Maria am Kreuzigungstag in ihrer Kammer, Maria am Fuß
des Kreuzes, Marias Heimweg von Golgatha, Maria in Betrachtung der Dornenkrone, die im Tiber treibende Leiche einer Märtyrerin.
Historie und historisches Genre pflegte er nur noch, wenn der Gegenstand seiner trüben Stimmung entsprach, wie in der Abführung
Marie Antoinettes nach dem Urteilsspruch (1852) und in den Girondisten im Gefängnis (1836-1846). Sonst
suchte er innige Motive aus dem italienischen Volksleben, wie z. B. die ruhenden Pilger an der Piazza di San Pietro (Galerie Raczynski
in Berlin). An zwei Bestellungen: Napoleon, auf dem Maultier gedankenvoll über den St. Bernhard reitend und nach der Schlacht
bei Waterloo zu Fontainebleau (Museum zu Leipzig), reihte sich auch eine bedeutsame Thätigkeit als Porträtist: unter andern
sind der Papst Gregor XVI., Abel Rémusat, Guizot, Thiers, der General Changarnier, de Salvandy, Pourtalès etc. von ihm gemalt worden.
Delaroches Gemälde sind fast alle von den besten Kupferstechern Frankreichs, Mercuri, Henriquel-Dupont, Prudhomme,
Prévost, Martinet, Gérard u. a., gestochen und daher in weiten Kreisen bekannt geworden. Seine vier historischen Gemälde
zu Versailles sind, wie dies den meisten großen Künstlern Frankreichs bei diesen Aufgaben begegnete, seine untergeordnetsten
Werke. Auch in der Plastik hat sich Delaroche mit Erfolg versucht, wie sein heil. Georg in Bronze beweist. Er war
seit 1832 Mitglied des Instituts und mehrerer Akademien, Inhaber des
preußischen Ordens pour le mérite und starb Wie
Delacroix das Haupt der romantischen Richtung, so ist Delaroche das Haupt der französischen Geschichtsmalerei.
Den von David und seinen Nachfolgern eingeschlagenen Weg verlassend, brach er ihr eine neue Bahn, indem
er zwischen der romantischen und klassizistischen Richtung geschickt vermittelte. Ein Genie wie Delacroix war er jedoch nicht,
sondern eine kühle, nüchterne Natur ohne Phantasie. Korrektheit der Zeichnung, Wärme und Durchsichtigkeit des Kolorits, wirkungsvolle
Kontraste von Licht und Schatten, breite Pinselführung und namentlich große Gewandtheit in der Stoffmalerei
zeichnen seine Werke aus. Delaroche war aber weniger der Maler der Ereignisse, der historischen Thatsachen selbst als der Eindrücke,
die sie auf die Seele der daran Beteiligten hervorbrachten, wodurch der Beschauer gleichsam Teilnehmer der Handlung wird.
Vgl.
Jul. Meyer, Geschichte der französischen Malerei (Leipz. 1867);
Rosenberg, Geschichte der modernen Kunst,
Bd. 1 (das. 1884).