Bekannter als durch seine Gemälde wurde Delaborde durch seine kunstgeschichtlichen
Arbeiten: ȃtudes sur les beaux-arts en
Franceet enItalie« (1864, 2 Bde.);
Dieses
Streben gab sich schon in seinem ersten, für die französische
Malerei epochemachenden, im
Salon von 1822 ausgestellten
Werk:
Dante und Vergil, über den
See der Höllenstadt fahrend (im
Louvre), kund. Einen noch größern,
die Anhänger der Davidschen
Schule niederschmetternden
Eindruck machte 1824 das aus dem
Enthusiasmus für den griechischen
Freiheitskampf herausgewachsene Gemetzel von
Chios
(Louvre), welches gewissermaßen als das
Manifest der romantischen
Schule
zu betrachten ist.
Der berechneten schematischen Gruppierung der klassischen
Schule setzte er ein buntes Gestaltengewimmel entgegen. Überall
in seiner
Malerei zeigt sich wilde, ungebändigte
Kraft
[* 12] und
Energie, die ihn mit der Davidschen
Schule in schroffen
Gegensatz
bringen mußte. Während er aber in Bezug auf Farbenreichtum, lebendigen
Ausdruck, wirkungsvolleKomposition
und
Darstellung noch unübertroffen ist, läßt er
Eleganz und Korrektheit sowie Erhabenheit des
Stils oft vermissen, nicht
minder die volle
Durchführung seiner meist nur mit anscheinend skizzenhafter Leichtigkeit hingeworfenen Werke.
Seine im
Nachlaß gefundenen
Studien haben jedoch ergeben, daß er ein vortrefflicher Zeichner war, welcher mit Absicht den
Umriß der koloristischen
Wirkung opferte. Während der
Künstler auf der einen Seite leidenschaftlich gepriesen
ward, traf ihn von der andern ungebührliche Herabsetzung. Delacroix war vornehmlich der Abgott der neuerungslustigen
Jugend unter den Künstlern und hat unter dieser zahlreiche
Schüler und Nachahmer, wiewohl er keine eigentliche
Schule gebildet
hat.
die
Göttin der
Freiheit, das
Volk führend (im
Louvre), und der
Tod des
Bischofs von
Lüttich,
[* 13] nach W.
Scotts »Quentin Durward«. Im J. 1832 wurde der
Künstler einer außerordentlichen Gesandtschaft beigegeben,
welche
LudwigPhilipp an den
Kaiser von
Marokko
[* 14] abgehen ließ, bedeutungsvoll dadurch, daß von nun ab der französischen
Malerei
ein neues und ebenso weites wie der Farbenlust zusagendes
Feld eröffnet wurde, nämlich derOrient. Im
Orient erhielt der Kolorismus von Delacroix durch den Einfluß des Sonnenlichts erst seine volle
Reife, wofür die Genrebilder: algierische
Frauen im
Harem (1834,
Louvre), die jüdische
Hochzeit in
Marokko und die
Konvulsionäre von
Tanger ein glänzendes
Zeugnis ablegen.
Überhaupt waren Szenen aus den Werken der genannten Dichter sowie aus WalterScottsRomanen Delacroix' Lieblingsstoffe. Als Schriftsteller
trat er mit einem Aufsatz über Michelangelo und dessen Jüngstes Gericht in der »Revue des DeuxMondes« (1837) sowie mit verschiedenen
Beiträgen zum »Plutarque français« auf. Delacroix starb Erst
längere Zeit nach seinem Tod wurde seine Wertschätzung als größter Meister der französischen Schule
nach David allgemein, wodurch eine umfangreiche Litteratur über ihn hervorgerufen wurde.
Vgl. Moreau, E. Delacroix et son œuvre
(Par. 1873);
Ph. Burty, Lettres de Delacroix (das. 1880, 2 Bde.);
2) Auguste, franz. Maler, geb. 1812 zu Boulogne sur Mer, gest. 1868 daselbst, bewegte sich vorwiegend in Küstendarstellungen
seiner Heimat wie des afrikanischen Nordens und in Genrebildern aus dem Gebiet des bäuerlichen Idylls wie
afrikanischen Lebens.