ihnen aufgetragen wurde, und die bei den zerrütteten finanziellen Verhältnissen der Städte schwer aufzubringen waren, aus
eignen Mitteln aufkommen mußten. Daher pflegte man allerlei Mittel anzuwenden, um sich dieser Last zu entziehen, und es mußten
harte Strafen angeordnet werden, um der Entvölkerung der Munizipalsenate vorzubeugen. Heiden und Juden mußten unter
christlichen Kaisern ebenso gut Dekurionen werden wie Christen unter heidnischen Regenten; es kam sogar vor, daß Aufnahme in
den Senat als Strafe diktiert wurde. Trotz dieser Herabsetzung und Entwürdigung überlebte der Dekurionenstand die römische
Herrschaft im Abendland und ist für die Erhaltung der römischen Verfassung in verschiedenen Städten während des
Mittelalters von bedeutendem Einfluß gewesen.
laBèche (spr. bähsch), Sir Henry Thomas, Geolog, geb. 1796 zu London, widmete sich, nachdem er eine Zeitlang im Militärdienst
gestanden, ausschließlich seinen Studien, machte 1819 eine geologische Reise durch die Schweiz und Italien, unternahm dann in
Verbindung mit Conybeare in England geologische Untersuchungen und entdeckte den Plesiosaurus. In Jamaica begütert, benutzte
er 1825 einen Aufenthalt daselbst zur Untersuchung der geognostischen Struktur der Insel. Er schrieb: »Geological notes« (Lond.
1830),
»Sections and views of geological phenomena« (1830),
»Geological manual« (1831; deutsch von H. v.
Dechen, Berl. 1832),
»Researches in theoretical geology« (1834; deutsch, Quedlinb.
1836),
»How to observe« (1835),
»Geological observer« (1853; deutsch von Dieffenbach, Braunschw. 1853) u. a., lieferte treffliche
geognostische Karten und gründete das Museum der praktischen Geologie in London. Er starb England verdankt ihm eine
genaue geologische Durchforschung und Beschreibung des Landes, welche er zum großen Teil auf eigne Kosten
ausführte. Als Direktor der Geological Survey arbeitete er aber auch im Auftrag der Regierung und erhielt 1848 die Ritterwürde.
(spr. -bórd), 1) Jean Joseph, franz. Finanzmann, geb. 1724 zu Jacca in Spanien, gewann zu Bayonne im Handel
mit Westindien und Spanien ein außerordentliches Vermögen, ward hierauf von Ludwig XV. zum Hofbankier ernannt
und erwarb sich besonders des Ministers Choiseul Vertrauen. Seine Besitzung Laborde wurde zum Marquisat erhoben, doch machte
er nie Gebrauch von dem Titel. Nach dem Sturz Choiseuls zog auch Delaborde sich aus den meisten Geschäften zurück. Als aber beim
Ausbruch des amerikanischen Freiheitskriegs die französische Regierung in Geldverlegenheit war, schaffte er durch persönlichen
Kredit in kurzer Zeit 12 Mill. Livres in Gold und machte dadurch das Auslaufen der Expedition unter Rochambeau möglich.
Später führte er eine Menge großer und prachtvoller Bauten aus; er gab jährlich 24,000 Frank zur Unterstützung
der Armen und 1788 zur Errichtung von vier großen Hospitälern in Paris 400,000 Fr. her. Während der Schreckenszeit lebte
Delaborde in der Stille auf seinem Schloß Méreville, bis er seines Reichtums wegen vor das Revolutionsgericht gebracht wurde. Auf
die Anschuldigung hin, mit Wucherern in Verbindung gestanden zu haben, wurde er zum Tod verurteilt
und noch an demselben Tag hingerichtet. - Von seinen vier Söhnen hatten zwei, die in der Marine dienten und den unglücklichen
Lapérouse begleiteten, noch ehe dessen Schiff verloren ging, ihren Tod an der Küste von Kalifornien gefunden. Der älteste,
François Louis Joseph, Graf Delaborde, diente ebenfalls in der Marine, wurde später königlicher Schatzmeister
und Mitglied der Nationalversammlung und wanderte nach deren Schluß nach England aus, wo er 1801 in London starb.
2) Alexandre Louis Joseph, Marquis, jüngster Sohn des vorigen, franz. Staatsmann und Kunstschriftsteller, geb. zu
Paris, ging beim Ausbruch der Revolution nach Wien und machte in österreichischen Kriegsdiensten die ersten
Feldzüge gegen die französische Republik mit. Nach dem Friedensschluß von Campo Formio 1797 kehrte er in sein Vaterland zurück,
bereiste aber sodann England, Holland, Italien und Spanien; die Früchte dieser Reise waren: »Itinéraire descriptif de l'Espagne«
(Par. 1808, 5 Bde.; 3. Aufl.,
mit Zusätzen von Humboldt und Bory de Saint-Vincent, 1827-28, 6 Bde.) und »Voyage pittoresque et historique en Espagne« (das.
1807-15, 4 Bde.; 2. Aufl. 1823). Wegen
seiner genauen Kenntnis Spaniens und Österreichs nahm ihn Napoleon I. auf seinem Zug
nach Madrid 1808 und 1809 nach Österreich als
Begleiter mit, und nach der Einnahme Wiens erhielt er für die Dauer der Okkupation die Verwaltung der kaiserlichen
Domänen.
Später wurde er zum Requetenmeister beim kaiserlichen Staatsrat zu Paris ernannt; dann befand er sich bei der Gesandtschaft
nach Wien, welche in Napoleons Namen um die Hand Marie Luisens anhielt. Seit 1822 mehrmals zum Deputierten der
Stadt Paris erwählt, zeichnete er sich in der Kammer durch freimütige und geistreiche Reden aus. An der Julirevolution nahm
er lebhaften Anteil, wie er denn auch den Protest der Deputierten gegen die Unrechtmäßigkeit der Ordonnanzen Karls X. mit unterzeichnet
hatte. Er war darauf eine Zeitlang Seinepräfekt, dann Adjutant bei Ludwig Philipp, seit 1834 wieder Deputierter
für Paris, 1837 und 1839 für das Departement Seine-et-Oise, legte aber 1841 sein Mandat nieder. Er starb in Paris.
Von seinen Schriften sind noch zu erwähnen die »Description des nouveaux jardins de
la France et de ses anciens châteaux« (Par. 1808, 2 Bde.),
der sich ein andres Prachtwerk: »Les monuments de la France, classés chronologiquement« (1815-36, 2 Bde.),
anschloß, und »Versailles ancien et moderne« (1840).
3) Léon, Marquis, franz. Archäolog und Reisender, Sohn des vorigen, geb. zu
Paris, machte 1825 mit seinem Vater eine Reise nach dem Orient, über die er in der »Voyage dans l'Arabie
pétrée« (Par. 1830-33) berichtete, kam 1828 als Sekretär zur französischen Gesandtschaft nach Rom, war während der Julirevolution
Adjutant des Generals Lafayette, 1831 Talleyrands Sekretär in London, 1832 in gleicher Eigenschaft bei der Gesandtschaft im Haag
und 1834 zu Kassel und wurde 1841 zum Deputierten und 1842 in die Akademie gewählt. Später ward er Konservator
der modernen Skulptur im Louvre und 1856 Direktor der Reichsarchive und Senator. Er starb Von seinen Werken sind noch
zu erwähnen: »Flore de l'Arabie
mehr
pétrée« (Par. 1833);
»Recherches sur la découverte de l'imprimerie« (1836) und »Histoire de la gravure en manière noire«
(1839);
»Voyage en Orient: Asie-Mineure et Syrie« (1837-1862, 2 Bde. mit 180 Tafeln);
»Commentaire géographique sur l'Exode
et les Nombres« (1842, 2 Bde.);
»Le palais Mazarin« (selten, 1847);
»Les anciens monuments de Paris« (1846,
unvollendet);
»Les ducs de Bourgogne« (1849-51, 2 Bde.; unvollendet);
»Catalogue raisonné des émaux« (1853, 2 Bde.);
»Le Parthénon« (1854, 30 Tafeln; unvollendet);
»Athènes aux XV., XVI. et XVII. siècles« (1855, 2 Bde.);
»La Renaissance des arts à la cour de France« (1855, Bd. 1: die Malerei);
»De l'union des arts et de l'industrie«
(1856, 2 Bde.);
»Les archives de la France« (1867);
»Glossaire français du moyen-âge« (1872).
4) Henri, Graf, franz. Maler und Kunsthistoriker, geb. zu Rennes, Sohn des Generals Henri Delaborde, bildete sich unter P. Delaroche
und stellte in der Folge eine Reihe von Landschaften und Historienbildern aus, so: Hagar in der Wüste (im
Museum zu Dijon, 1836), die Bekehrung des heil. Augustinus (1837, vom Staat angekauft), die Einnahme von Damiette und die Johanniterritter
von Jerusalem, beide für die Galerie in Versailles (1841 und 1845), eine Passion (in der Kathedrale von Amiens, 1848), Tod
der Monika (1838). 1855-85 war er Konservator des kaiserlichen Kupferstichkabinetts, seit 1868 Mitglied der Akademie und seit 1874 Sekretär
derselben.
Bekannter als durch seine Gemälde wurde Delaborde durch seine kunstgeschichtlichen Arbeiten: »Études sur les beaux-arts en France
et en Italie« (1864, 2 Bde.);
»Mélanges sur l'art contemporain« (1866);
»Ingres, sa vie, ses travaux« (1870);
»Le cabinet des estampes de la Bibliothèque nationale« (1875);
»La gravure en Italie avant Marc-Antoine« (1883).
Er gab auch die »Lettres et pensées« von Hippolyte Flandrin heraus und war
Mitarbeiter an Blancs »Histoire des peintres«.