Regierung verausgabte für Armenanstalten 195 Mill.
Mk., und dennoch starben 1,340,000
Menschen buchstäblich
Hungers oder erlagen
Krankheiten infolge
Schwächung des
Körpers durch vorausgegangene Entbehrungen. Das
Klima
[* 2] im D. ist wärmer als im nördlichen
Indien;
es wird durch die
Isothermen von 27,3 bis 27,8° C. bezeichnet;
mit je 162 m nimmt die
Wärme
[* 3] um
ca. ½°
C. ab.
Die
Küste längs des westlichen Ghatgrenzgebirges
heißt Konkon; hier besitzen die Portugiesen
Goa. Die
Bevölkerung
[* 6] des Dekhan bilden
Marathen,
Telugu und Reste der muskelstarken
Gruppe der ostindischen Urbewohner
Bhil und
Kol.-
In der Geschichte
Indiens hat das Dekhan erst in den letzten
Jahrhunderten vorübergehend einen entscheidenden Einfluß geltend
gemacht. Vom 3. bis 14. Jahrh. waren die
Könige von
Orissa die Machthaber im Land. In der ersten Hälfte des 14. Jahrh. begründete
dann
Allah ud
Din die Herrschaft der
Muselmanen über Dekhan, und muselmanische Dynastien nahmen die
Stelle der Hindufürsten ein,
die sich nur in wenigen
Staaten zu erhalten vermochten. Von größerer Bedeutung wurde der von Siwadschi
(einem kleinen Landbesitzer, der sich zum glücklichen
Kämpfer gegen den
GroßmogulAurengzib emporschwang) 1676 gestiftete
Staat der
Marathen (s. d.). Dieselben traten 1774 als Gegner der
Engländer auf; 1782 kam es zum vorläufigen
Frieden, 1818 wurde
das Marathenreich im D. dem englischen Gebiet einverleibt.
1)
Jeremias de, holländ. Dichter, geb. 1609 zu
Dordrecht,
[* 7] widmete sich dem Handelsstand in
Amsterdam;
[* 8] starb 1666 daselbst.
Seine
Dichtungen zeichnen sich durch reine
Sprache
[* 9] und kernigen
Ausdruck aus, weniger durch Schwung und poetische
Gedanken.
Sein
erstes größeres poetisches Werk war:
»De klaagliederen van
Jeremias«, dem bald andre folgten. Seine satirischen
Gedichte, z. B. »Lof der geldzucht«, und
seine
Epigramme (»Puntdichten«) gehören zu dem
Bessern, was die Litteratur jener Zeit in dieser
Gattung aufzuweisen hat. Im
»Goede vrijdag«
(Karfreitag) besang
er denTodChristi in einer
Reihe von Gedichten. Am besten ist seine häusliche
Poesie.
Ausgaben
seiner
Dichtungen, die er bescheiden »Rym-oeffeningen«
nannte, besorgten Brouerius van Nidek (Amsterd. 1726, 2 Bde.)
und Geijsbeek (das. 1827, 2 Bde.).
2)
EduardDouwes, holländ. Schriftsteller, geb. 1820 zu
Amsterdam, kam im 20. Jahr nach
Java und bekleidete dort 17 Jahre lang
eine Steuerassistentenstelle. Durch seinen
Widerstand gegen die
Mißbräuche der Kolonialverwaltung kam
er um diese
Stellung und suchte seitdem in
Holland seine
Erfahrungen publizistisch zu verwerten. Den größten
Eindruck machte
der
Roman
»Max Havelaar« (Amsterd. 1860), den er unter dem seither beibehaltenen Schriftstellernamen
Multatuli veröffentlichte.
Die javanischen Zustände sind darin mit glänzender
Farbe und glühendem
Gefühl geschildert;
Natur und
Menschen des Südostens
und ihre Ausbeutung durch die holländischen Beamten und Kaufleute treten in das hellste
Licht.
[* 10] Von seinen übrigen Werken,
in denen überall der Unmut des im
Kampf unterlegenen Edlen hervortritt, seien erwähnt: »Indrukken van den dag« (Arnh. 1860);
»Duizend en eenige hoofdstukken
over specialiteiten«
(Delft 1871);
»Millioenen studien« (das. 1872) u. a.
Auch als
Dramatiker machte sich Dekker einen
Namen durch sein
Trauerspiel
»De bruid daarboven« (1862) und das
Drama »Vorstenschool«
(1875), das zu den beliebtesten
Stücken des heutigen
Repertoires gehört. Dekker lebt seit mehreren
Jahren inWiesbaden.
[* 11]
(lat.), der kunstgerechte
Vortrag eines stilistischen
Produkts, durch welchen nicht nur der
Sinn desselben
treu und verständlich wiedergegeben, sondern auch die Gemütsstimmung, in welcher das
Stück verfaßt ist, auf den
Hörer
übergetragen wird. Die ersten
Bedingungen einer guten Deklamation sind eine aufAusbildung und Gewandtheit der
Sprachorgane beruhende richtige
Aussprache und
Betonung
[* 12] der
Worte und
Silben sowie die gehörige, das Verständnis erleichternde
Beobachtung der durch die
Interpunktion gegebenen syntaktischen
Pausen, von welchen die rhetorischen wohl zu unterscheiden sind.
Dies die grammatische Deklamation, welche sich zur charakterisierenden gestaltet, wenn nicht nur der
Sinn und
Charakter
des
Stücks, sondern auch das von dem
Autor bei der Abfassung und von dem Deklamator beim
Vortrag Empfundene durch sie ihren
angemessenen
Ausdruck findet. Hierzu sind notwendige Erfordernisse eine volltönende, starke, biegsame
Stimme, die sich den
verschiedenen
Gemüts- und Seelenstimmungen leicht anbequemt und danach modifiziert, Geläufigkeit der
Zunge, richtige
Anwendung der verschiedenen Tonlagen und der mannigfaltigen
Nüancen derselben je nach den
Stimmungen und
Affekten, welche das
Stück ausdrücken soll.
Von großer Wichtigkeit ist ferner das Atemholen, das nur bei solchen
Stellen der
Rede eintreten darf, wo ein
Absetzen geboten
oder erlaubt ist, und das nie hörbar werden darf. Weitere Erfordernisse sind genaue
Beobachtung des Redeaccents,
also Hervorhebung der wichtigern
Begriffe und
Vorstellungen durch stärkere
Betonung;
Beobachtung des dem
Inhalt des
Stücks entsprechenden
Grades von
Geschwindigkeit der
Rede, die bei leidenschaftlicher oder affektvoller Erregung sich steigern, bei ruhiger Betrachtung,
auch behufs des
Ausdrucks gedämpfter Gemütsstimmung sich mäßigen muß.
Über die Gebärden
(Aktion,
Gestikulation und
Mimik),
[* 14] welche die Deklamation unterstützen und verdeutlichen sollen, läßt sich nur
eine
Regel geben, die, richtig befolgt, vor jeder Verirrung bewahren wird: der Vortragende wende allein jene Gebärden an,
die im wirklichen
Leben von natürlichen und gebildeten
Menschen bei solchen
Empfindungen und in solchen
Situationen, wie er sie vorzutragen hat, gemacht werden.
AlleMalerei, sowohl mit der
Stimme als mit
Mienen und
¶
mehr
Händen, ist vom Übel und wirkt störend. Das Gedicht bleibt die Hauptsache, die Deklamation ist stets nur etwas
Untergeordnetes, und je mehr der Vortragende sich auf verständige Weise individuell unterzuordnen weiß, desto mehr wird
sein Vortrag wirken.
Aus Quintilians »Rhetorik« geht hervor, daß die Alten rücksichtlich jeder Art der Rede Forschungen sowohl
über die Stimme als über die Mittel, sie zu heben und zu stärken, angestellt haben. Die Erteilung eines eignen Unterrichts
darüber war sogar einer besondern Profession vorbehalten. Es ist dies die der Phonasken, Stimmmeister (der Laubesche Vortragsmeister?)
oder nach Varro Stimmhähne, welche sich den Tonkünstlern und Ärzten anreihten, die Stimmorgane in der
gehörigen Stärke
[* 16] des Tons übten und dafür diätetischen Rat und Hilfsmittel gaben.
Überall, hauptsächlich beim Vortrag schwerer und Nachdruck erfordernder Stellen, befand der Phonaskos sich zur Seite, um nötigen
Falls sogleich Ton und Takt anzugeben. Dies war indes nur bei der öffentlichen Rede der Fall, wogegen die
Schauspieler auf der Bühne eine andre musikalische Begleitung ihrer Deklamation durch eine Art Flöte (tibia), außerdem ihren Musikmeister
oder Taktangeber und selbst ihren Souffleur (hypoboleus, monitor) hatten. Im Mittelalter wurde die Deklamation sehr vernachlässigt,
bei dem Wiederaufleben der Wissenschaften aber wieder hervorgesucht, und seitdem hat sie sich da wieder
gehoben, wo die schönen Künste geschätzt werden und insbesondere die Beredsamkeit den Weg zu den höchsten Ehrenstellen,
wie in den konstitutionellen Staaten, eröffnet. Schacher (»Soll die Rede auf immer ein dunkler Gesang bleiben?«, Leipz. 1792)
stellte ein eignes System von Regeln für die Deklamation auf und wurde dadurch der Begründer der Deklamatorik
oder der Theorie der Deklamation.
In der Musik, speziell in der Vokalkomposition, ist Deklamation die Umwandlung des poetischen Rhythmus (Metrums) in einen musikalischen.
Ein Lied ist schlecht deklamiert, wenn eine leichte Silbe einen starken musikalischen Accent oder eine lange
Note erhält, oder wenn eine schwere Silbe oder ein durch den Sinn hervorgehobenes Wort in der Melodie eine untergeordnete Stellung
auf dem leichten Taktteil und in kurzen Noten erhält. Die poetische und musikalische Accentuation müssen einander im allgemeinen
decken, ohne daß darum die Melodie zur regelmäßigen Skansion zu werden braucht. Das schlichte, populäre
Lied folgt meist streng dem Gang des
[* 19] Metrums, das Kunstlied dagegen gestaltet dasselbe freier, verlängert und verkürzt die
Perioden durch Silbendehnungen, durch Folgen einer Anzahl kurzer Töne etc.