Degré
(franz.), Stufe, Staffel, Grad. ^[= # Charles, elsäss. Abgeordneter, geb. 8. Dez. 1842 zu Türkheim im Elsaß, besuchte das Gymnasium ...]
(franz.), Stufe, Staffel, Grad. ^[= # Charles, elsäss. Abgeordneter, geb. 8. Dez. 1842 zu Türkheim im Elsaß, besuchte das Gymnasium ...]
s. Steuern. ^[= im weitern Sinn sind alle nicht auf privatrechtlichem Titel beruhenden Abgaben, welche die Angehöri ...]
Grey (spr. greh), Fluß an der Nordküste von Westaustralien, welcher auf den Riponhügeln entspringt und rechts den bedeutendern Oakover aufnimmt.
Sein Flußbett ist im untern Lauf 100-130 m breit, im größten Teil des Jahrs trocken und mit Bäumen bestanden;
nur vereinzelte Wasserbecken finden sich in größern Entfernungen.
Der Fluß wurde 1861 von Gregory erforscht, Cowle überschritt ihn 1866 in seinem untern, Warburton 1873 in seinem obern Lauf.
Das Land an seinen Ufern ist grasreich und fruchtbar.
(franz.), aus dem Groben oder Rohen herausarbeiten für die nachfolgende feinere Ausarbeitung.
Gubernātis, Angelo, ital. Orientalist, Dichter und Litterarhistoriker, geb. zu Turin [* 2] aus adliger Familie, betrieb philologische Studien an der Turiner Universität und schrieb vom 17. Jahr an Dramen, deren zwei: »Pier delle Vigne« und »Don Rodrigo«, 1860 zu Turin von dem Schauspieler Rossi, jenes mit gutem, dieses mit geringerm Erfolg, zur Aufführung gebracht wurden. Auch arbeitete er für Journale. Im November 1862 ging er mit Zurücklegung eines schon erhaltenen Lehramtes am Gymnasium zu Chieri, im Besitz eines Staatsstipendiums, nach Berlin [* 3] und studierte unter Bopp und Weber mit solchem Eifer Sanskrit und vergleichende Sprachwissenschaft, daß man für gut fand, ihn schon 1865 als Professor ans Istituto degli studii superiori in Florenz [* 4] zu berufen.
Hier wurde er indes durch persönlichen Verkehr mit dem eben dort weilenden Bakunin in die Umtriebe der republikanisch-sozialistischen Partei mit hineingezogen, verzichtete, um ganz unabhängig zu sein, noch in demselben Jahr auf seinen Lehrstuhl und vermählte sich mit einer Nichte Bakunins. Nachdem aber eine Entfremdung zwischen ihm und diesem eingetreten und er, bei erlangter besserer Einsicht, von der Partei desselben sich wieder losgesagt hatte, bewarb er sich neuerdings um die Lehrstelle seines Faches, die man ihm denn auch nach einigem Zögern wieder zuerkannte und die er noch gegenwärtig bekleidet.
Von wissenschaftlichen Werken veröffentlichte er in diesen Jahren zunächst: »I primi venti inni del Rigveda« (Text und Übersetzung 1864);
»La vita ed i miracoli del Dio Indra« (1866);
»Studii sull' epopea indiana« (1868);
»Fonti vediche dell' epopea« (1867);
»Piccola enciclopedia indiana« (1868);
»Storia comparata degli usi nuziali« (1869);
»Novelline di San Stefano« (1869).
Seine poetische und journalistische Thätigkeit hatte inzwischen nicht geruht. Schon 1862 hatte er die Zeitschrift »L'Italia letteraria« gegründet, 1867-68 redigierte er die »Rivista orientale«, 1869 die »Rivista contemporanea«, 1869-76 die »Rivista europea«, später das »Bollettino italiano degli studii orientali«, 1881-82 die »Cordelia«. Als dramatischer Dichter brachte er noch: »Werner« (1859),
»La morte di Catone« (1863),
dann einige Schauspiele, deren Stoff er der indischen Sage entnahm: die Trilogie »Il re Nala«, das beste und bekannteste Werk des Dichters, mit großem Erfolg in Turin aufgeführt (1869; das mittlere Stück deutsch von Marx, 1870),
»Re Dasarata«, gleichfalls von Rossi aufgeführt (1871),
ferner »Romolo« (1873),
»Romolo Augustolo, elegia drammatica« (1876) und noch ein indisches Drama: »Savitri« (1877).
Auch veröffentlichte er 1866 einen Roman: »Gabrielle« (im Feuilleton der »Perseveranza«). Seinen Ruf als Gelehrter machte er zu einem europäischen mit den weiterhin erschienenen Werken: »Zoological mythology« (Lond. 1872; deutsch von Hartmann, Leipz. 1873; franz. von Regnaud, Par. 1874, 2 Bde.),
einer von einzelnen Irrtümern nicht freien, aber höchst verdienstvollen vergleichenden Darstellung der Tiersage;
»Storia comparata degli usi natalici« ^[richtig: »Storia comparata degli usi natalizi«] (1872);
»Storia comparata degli usi funebri« (1873);
»Mitologia vedica« (1875);
»Storia dei viaggiatori italiani nelle Indie orientali« (1875);
»Mythologie des plantes« (Par. 1878, 2 Bde.);
»Matériaux pour servir à l'histoire des langues orientales en Italie« (1879);
»Lettere sopra l'archeologia indiana« (1881) und »Letture sopra la mitologia comparata« (1881).
Zu alledem kommen noch umfangreiche biographische und litterarhistorische Arbeiten: die »Ricordi biografici« (1873),
lebendig und eingehend geschriebene Biographien italienischer Schriftsteller der neuesten Zeit enthaltend;
das große »Dizionario biografico degli scrittori contemporanei« (1879-80);
die Monographien: »Giovanni Prati« (1860),
»Dall' Ongaro« (1875),
»Alessandro Manzoni« (1879),
»Manzoni e Fauriel« (1880) und »Eustachio Degola« (1882);
endlich: »Manuale di storia della letteratura indiana« (1882) und die groß angelegte »Storia universale della letteratura« (Mail. 1882-85, 18 Bde.).
In der Rastlosigkeit und Vielseitigkeit seines litterarischen Wirkens ist De Gubernatis eine fast einzig dastehende Erscheinung.
s. Seide. ^[= # der von der Seidenraupe aus dem Sekret ihrer Spinndrüse gefertigte Faden, aus welchem sie behufs ...] [* 6]
Degustation
(lat.), Probe, z. B. Weinprobe, dann
Kauf auf Probe
(Handel nach Belieben,
Kauf aufs
Kosten,
Kauf ad gustum,
ad degustationem
, sub gustatione, à l'essai, auf Besicht), d. h. ein
Kaufvertrag, bei welchem sich der
Käufer eine Ausprobung der
Ware vorbehält.
Nach dem deutschen Handelsgesetzbuch handelt es sich in solchen Fällen um einen bedingten Kauf, und der Käufer ist vor erfolgter Erprobung und Genehmigung nicht gebunden.
Vgl. Deutsches Handelsgesetzbuch, Art. 339.
gustíbus non est dispŭtandum (lat.), Sprichwort: »Über den Geschmack darf man nicht streiten«.
s. v. w. Birkenteer. ^[= (Dagget, Dziegiec, litauischer Balsam, Degot, Degut, schwarzer Degen, Oleum Rusci), ein aus ...]
(lat.), das Aufspringen der Kapselfrüchte (vgl. Frucht). ^[= # (lat. Fructus), bei den Pflanzen jedes Organ, welches unmittelbar oder mittelbar der Fortpflanzung ...]
(Delhi), Hauptstadt des gleichnamigen Regierungsbezirks (Commissionership) von 14,526 qkm (264 QM.) mit (1881) 1,907,984 Einw. in der angloindischen Provinz Pandschab, einst die größte Stadt Indiens, die noch gegen Ende des 17. Jahrh. London [* 7] an Größe und Einwohnerzahl übertraf, und nacheinander glanzvoller Mittelpunkt verschiedener Dynastien, jetzt gegen früher gesunken, aber immer noch eine der bedeutendsten indischen Städte und wegen seiner vielen Ruinen das »Rom [* 8] Asiens« zubenannt.
Die jetzige, von Schah Dschahan gegründete Stadt zählt (1881) 173,393 Einw. (darunter 95,484 Hindu und 72,519 Mohammedaner) und liegt in 252 m Höhe an niedrigen Felshügeln, auf dem rechten Ufer der Dschamna oberhalb des von den Pândawa im 13. Jahrh. v. Chr. gegründeten alten Dehli oder Indraprastha (jetzt Indabat bei Dehli). Zahlreiche Ruinen bedecken meilenweit die Umgebung. Das älteste beglaubigte Denkmal ist eine Erinnerungssäule aus Schmiedeeisen, im 2. Jahrzehnt des 4. Jahrh. n. Chr. errichtet zur Feier eines Siegs über zentralasiatische Völker. Aus dem Beginn des 14. Jahrh. stammt die Anlage Tughlakabad, südlich der jetzigen Stadt, ein Werk der Herrscher aus der Tughlakdynastie; ¶
stromaufwärts rückte die Residenz Mitte des 14. Jahrh., und Firoz Schah gab Zeugnis von seinem Bausinn durch seine Feste (Kotila) mit der sie überragenden, 13 m hohen Asokasäule, die ursprünglich am Fuß des Gebirges stand und von dort unter großen Schwierigkeiten herbeigeschafft wurde. Timurs Zerstörung (1398) bewirkte die Verödung von Dehli; erst Humâyun baute (1533) auf der Stelle des alten Indraprastha wieder ein Fort; Schah Dschahan (Kaiser 1628-58) gründete dann die jetzige Stadt, erbaute neben vielen andern Gebäuden den Residenzpalast der Großmoguls und die Dschamnamoschee und machte Dehli zum Sitz jener glänzenden Hofhaltung, die, dem staunenden Europa [* 10] von Reisenden und Missionären unter Ausschmückung mit zahlreichen Fabeln erzählt, den Ruf der Großmoguls als der reichsten Fürsten der Erde begründeten.
Der alte Residenzpalast, ein überaus weitläufiges Gebäude, in seinen schönsten Teilen aus weißem Marmor, mit vielen prachtvollen Skulpturen, ist mit einer Längsseite gegen die Dschamna gerichtet. Die Eingänge bilden zwei prächtige Thore; man kommt zuerst in einen äußern Vorhof, aus welchem ein kleines Thor zu dem mit Marmorplatten belegten, weiter gegen O. hinter dem Hof [* 11] des äußern Throns gelegenen innern Thronhof führt. Einst stand in dem Prunkgebäude dieses Hofes, dem »Staatsratszimmer«, der berühmte Pfauenthron, der aus schweren, mit Diamanten und Perlen ausgelegten Goldplatten gearbeitet war, und zu dessen beiden Seiten sich goldene Pfauen mit ausgebreitetem Edelsteingefieder, über diesen aber ein aus einem einzigen Smaragd [* 12] geschnittener Papagei in natürlicher Größe befanden.
Nadir Schah, der große persische Eroberer (1736-47), raubte alle Kleinodien; der jetzt noch vorhandene Thronstuhl ist ein unscheinbares Möbel. [* 13] Innerhalb der Mauern dieses Palastes, der eine kleine Stadt für sich bildet, wohnte bis zum letzten Aufstand der Großmogul als englischer Pensionär, mit britischer Wache am Westeingang; nach Unterdrückung der Meuterei 1857 wurde der Nachkomme der Könige von Dehli nach Rangun, [* 14] der Hauptstadt von Britisch-Birma, verbannt.
Das andre Hauptgebäude der Stadt, die Dschamnamoschee (s. Tafel »Baukunst [* 15] VIII«, [* 16] Fig. 15), ist die prächtigste der 40 Moscheen Dehlis. Sie erhebt sich auf einem 9,5 m hohen, 140 m breiten und langen Viereck [* 17] von roten Sandsteinquadern; die Moschee selbst ist aus weißem Marmor erbaut, der mosaikartig mit rotem Sandstein abwechselt. Den Haupteingang bildet eine große und prächtige Freitreppe, an deren beiden Seiten je fünf andre Eingänge sich befinden, zu deren mittelstem je wieder eine Freitreppe führt.
Die Decke [* 18] der Moschee bilden drei weiße Marmorkuppeln mit schwarzen Streifen, und an jedem Ende der Fronte erhebt sich ein 45,6 m hohes Minaret. Etwa 14 km östlich von der Stadt steht der berühmte Kutab Minar, das kolossale, 76 m hohe Minaret einer unvollendeten Moschee, das sich im Anklang an die buddhistischen Tempel [* 19] als riesige, verjüngte Säule von 14,5 m unterm Durchmesser erhebt, durch Galerien in mehrere Absätze geteilt und mit röhrenförmigen Kannelierungen bedeckt; der Bau fällt vermutlich in die Zeit von 1196 bis 1235 n. Chr. Rund um die Moschee liegen die Trümmer von Alt-Dehli. Die Bedeutung von Dehli beruht gegenwärtig auf der Größe seines Handels; am lebhaftesten ist der Verkehr im Tschandni-Tschauk (»der im Mondschein strahlende Markt«). Die Stadt liegt an der nach dem Pandschab führenden Eisenbahn und bildet den Ausgangspunkt für die Bahn durch Radschputana nach Bombay. [* 20]
Dehli nimmt geschichtlich den ersten Rang unter den Städten Indiens ein; es kommt unter dem Namen Indraprastha (griech. Indabara) schon in dem altindischen Epos »Mahâbhârata« vor. Der Name Dehli stammt von einem Fürsten Dilu, der im 1. Jahrh. v. Chr. 10 km stromabwärts der heutigen Stadt einen Burgbau aufführte. Nach wechselnden Schicksalen unter einheimischen Fürsten, wobei Dehli so gründlich verwüstet wurde, daß es 1052 durch Anang Pal II. neu bevölkert werden mußte, wurde Dehli 1011 n. Chr. von dem Ghasnawidensultan Mahmud erobert, geplündert und das Land zu einer Provinz des Ghasnawidenreichs unter eignen Radschas gemacht.
Allmächtig geworden, eroberte der Ghoride Mohammed (1193) die Stadt wieder. Der Gouverneur Kutb ud din Ai Beg machte sich unabhängig, gründete ein selbständiges mohammedanisches Reich, machte Dehli zu seiner Hauptstadt und entfaltete hier großen Glanz. Seit 1290 folgen afghanische Dynastien, bis 1398 der Mongolenchan Timur nach Besiegung des unfähigen Sultans Mahmud Dehli erobert, ausplündert und niederbrennt. Als die Stadt allmählich sich wieder erholt hatte, kam sie 1450 unter die afghanische Dynastie Bahlol Lodi; diese stürzte 1526 ein Nachkomme Timurs, Baber, der sich zum Großmogul erklärte.
Sein Nachfolger war Schah Dschahan, dem Dehli Mitte des 17. Jahrh. seine jetzige Lage verdankt. 1738 eroberte Nadir Schah von Persien [* 21] die Stadt und ließ an einem Tag 30,000 (nach andern Nachrichten sogar 225,000) Hindu töten; nach zwei Monaten zog er heim mit einer Beute von mehr als 420 Mill. Mk. Am wurde an die Engländer abgetreten. Im Sommer 1857 versuchten die fanatisierten Muselmanen die Herrschaft der Briten abzuwerfen, vertrieben und ermordeten die Europäer und riefen den Großmogul Mohammed Bahadur Schah zum König von Indien aus. Am wurde die Stadt nach einer regelrechten Belagerung von den englischen Truppen gestürmt und der Scheinkönig nach Hinterindien [* 22] verbannt. Über die zahlreichen Baudenkmäler in Dehli vgl. »Archaeological Survey of India«, Bd. 1 u. 4 (Kalkutta [* 23] 1871-74); E. Schlagintweit, Indien (mit vielen Abbildungen aus Dehli, Leipz. 1882).