eine bissige, aber witzige Satire gegen die vormalige akademische Kunstjury, die seine Bilder zu den jährlichen Kunstausstellungen
häufig nicht zuließ. Gern bewegte sich Decamps auch in Darstellungen des französischen Landlebens. Auch hat er historische Kompositionen
ausgeführt, wie z. B. die Belagerung von Clermont (1842), die Niederlage der Cimbern (1843), den Sieg Josuas
über die Ammoniter, die jedoch beweisen, daß für historische Stoffe seine Begabung nicht ausreichte, und neun Szenen aus
dem Leben Simsons (1845), große kartonartige Zeichnungen in Reißkohle, an welchen die Landschaften durch malerischen Reiz die
Figuren weit übertreffen.
Außerdem hat man von ihm eine Menge Aquarelle, Zeichnungen und Lithographien. In den letzten Jahren seines
Lebens hat er auch landschaftliche Studien nach Motiven aus dem Wald von Fontainebleau mit Figuren gemalt. Decamps fand 22. Aug. 1860 ein
tragisches Ende. Ein passionierter Jäger, ritt er bei einer kaiserlichen Parforcejagd im Wald von Fontainebleau ein wildes Pferd,
welches, scheu geworden, ihn gegen einen Baumstamm warf, wodurch ihm die Hirnschale zerschmettert ward.
Vgl. Moreau, Decamps et son œuvre (Par. 1869).
Candolle (spr. dökangdoll), 1) Augustin Pyrame, Botaniker, geb. 4. Febr. 1778 zu Genf
als Sprößling einer adligen Familie
aus der Provence, welche aus konfessionellen Rücksichten 1558 nach Genf
übergesiedelt war, widmete sich,
durch einen Aufenthalt auf dem Land und durch Vauchers Vorlesungen angeregt, der Botanik. Im Winter von 1796/97 hörte er zu
Paris Vorlesungen über Chemie, Physik und Botanik und glaubte zu erkennen, daß die letztere ihre weitere Ausbildung vorzüglich
von der Hilfe der beiden zuerst genannten Disziplinen zu erwarten habe. Im J. 1797 erschien De Candolles
erste dahin einschlagende Arbeit über die Ernährung der Flechten. Auch seine »Essais sur les propriétés médicales des plantes
comparées avec leurs formes extérieures et leur classification naturelle« (Par. 1804, 2. Aufl.
1816; deutsch von Perleb, Aarau 1818) gehören hierher. Er bearbeitete den Text zu Redoutés »Plantes grasses«
(Par. 1799-1829, Bd. 31) und zu desselben
»Liliacées peintes« (das. 1802-1808, 4 Bde.)
und eine »Astragalogia« (das. 1802), während
er zu gleicher Zeit in Verbindung mit Delessert durch Gründung der Société philanthropique und der Société d'encouragement
pour l'industrie nationale gemeinnützige Tendenzen verfolgte. Im J. 1802 ward er zum Honorarprofessor
an der Akademie zu Genf
ernannt, blieb jedoch in Paris und hielt 1804 seinen ersten botanischen Kursus am Collège de France.
Als Benjamin Delessert 1801 das reiche Herbarium der Familie Burmann gekauft hatte, schenkte er die Dubletten seinem Freunde De Candolle; später
erwarb dieser die ebenfalls ansehnliche Pflanzensammlung L'Héritiers. Dies die Grundlagen des Herbariums,
welches De Candolle auf 70-80,000 Arten brachte, und das als einer der größten naturwissenschaftlichen Schätze Europas betrachtet
werden darf. Die »Flore française« (Par. 1805, 4 Bde.;
dieselbe Ausgabe vermehrt um 2 Bde., 1815), obwohl als dritte Auflage von Lamarcks gleichnamigem Buch angekündigt, ist als De
Candolles eignes Werk anzusehen. Im Auftrag der Regierung bereiste De Candolle 1806-12 Frankreich und Italien zum
Behuf botanischer und agronomischer Forschungen und gab als Resultat dieser Reisen das Supplement zur »Flore« und die »Rapports«
(Par. 1813) heraus. Im J. 1807 zum Professor an der Akademie zu Montpellier ernannt, trat De Candolle dies Amt 1810 an,
legte dasselbe jedoch 1816 nieder und ging nach Genf,
wo der Staatsrat für ihn eine eigne Professur errichtet hatte.
Hier wirkte er sowohl durch seine Vorlesungen und seine wissenschaftliche Thätigkeit wie auch als Mitglied des Rats und als
Präsident der Société des arts bis zu seinem Tod, 9. Sept. 1841. De Candolle bethätigte sich als praktischer Systematiker
und beschreibender Botaniker wie keiner vor oder nach ihm; vor allem aber entwickelte er die Theorie der Systematik, die Gesetze
der natürlichen Klassifikation mit großer Klarheit und Tiefe und stützte sich dabei auf morphologische Untersuchungen, die
für die ganze Systematik äußerst fruchtbar wurden. Er begründete die Lehre vom Abortus und von der Verwachsung
der Organe.
Auch für die Physiologie und Pflanzengeographie leistete er Bedeutendes. Sein großes Werk »Regni vegetabilis systema naturale«
(Par. 1818-21, Bd. 1 und 2) hatte er
auf einer zu breiten Grundlage begonnen, als daß er es hätte vollenden können; daher zog er es im
»Prodromus systematis naturalis regni vegetabilis« (das. 1824 bis
1873, 17 Bde., von denen Bd. 8 ff.
von seinem Sohn u. a. bearbeitet sind) in eine kürzere Form zusammen; in diesem Werk sind
die phanerogamischen Pflanzenfamilien nach dem natürlichen System De Candolles aufgeführt und sämtliche bis dahin bekannten
Gattungen und Arten kurz beschrieben.
Außerdem schrieb er: »Théorie élémentaire de la botanique« (Par. 1813; 2. Aufl.
von seinem Sohn, 1844, deutsch von Sprengel, Leipz. 1820, 2 Bde.);
»Organographie végétale« (Par. 1827, 2 Bde.;
deutsch von Meisner, Stuttg. 1828, 2 Bde.);
»Physiologie végétale« (Par. 1832, 3 Bde.;
deutsch und mit Anmerkungen von Röper, Stuttg. 1833-35);
»Collection des mémoires pour servir à l'histoire
du règne végétale« (Par. 1828-38, 3 Bde.);
»Essai élémentaire de géographie botanique« im 18. Teil des »Dictionnaire des sciences naturelles«.
Seine Bibliothek und
seine Pflanzensammlung vermachte De Candolle seinem Sohn mit der Bedingung, beides dem Studium zugänglich sein zu
lassen wie bisher und an der Beendigung des »Prodromus« fortzuarbeiten.
Vgl. De la Rive, A. P. De Candolle, sa vie et ses travaux (Par. u. Genf
1851);
»Mémoires et souvenirs de A. P. De Candolle écrits par lui-même« (hrsg. von seinem Sohn, das.
1862).
2) Alphonse Louis Pierre Pyrame, Sohn des vorigen, Botaniker, geb. 28. Okt. 1806 zu Paris, studierte an der
Akademie in Genf
Rechtswissenschaft und veröffentlichte außer zahlreichen rechtswissenschaftlichen und statistischen Abhandlungen:
»Le droit de grâce« (Genf
1829) und »Les
caisses d'épargne de la Suisse« (das. 1838). Er war Mitglied des Großen Rats und gab als Präsident der Société des
arts während 25 Jahren die Jahresberichte derselben heraus. Durch den Einfluß seines Vaters mehr und mehr zur Botanik hingezogen,
wurde er nach dem Tode desselben zum Professor der Botanik und Direktor des botanischen Gartens zu Genf
ernannt.
Von seinen botanischen Werken sind zu erwähnen: »Introduction à l'étude de la botanique« (Par.
1835, 2 Bde.; deutsch von Bunge, 2. Aufl., Leipz. 1844);
»Géographie botanique raisonnée« (Par. 1855, 2 Bde.),
sein bedeutendstes Werk, welchem er hauptsächlich seinen Ruf als Pflanzengeograph verdankt;
»Lois de la nomenclature botanique«
(das. 1867; deutsch, Basel
1868);
»Histoire des sciences et des savants depuis deux siècles« (Genf
1873);
»Origine
des plantes cultivées« (Par. 1883; deutsch, Leipz. 1884).
Im Verein mit andern Gelehrten setzte er den
mehr
»Prodromus« seines Vaters fort (s. oben),
gab dessen »Mémoires et souvenirs« (Genf
1862) heraus und veröffentlichte zahlreiche naturwissenschaftliche
Untersuchungen in Fachjournalen. Mit seinem Sohn Casimir Pyrame (geb. 1836),
welcher auch verschiedene Monographien im »Prodromus«
bearbeitet hat, gab er heraus: »Monographiae phanerogamarum prodromi nunc continuatio
nunc revisio« (Par. 1878 bis 1881, 4 Bde.).