Titel
Davis
(spr. dehwis), 1) John, engl. Seefahrer, geboren zu Sandridge in Devonshire, segelte 1585 mit zwei Fahrzeugen von Dartmouth ab, um eine nordwestliche Durchfahrt zu finden, entdeckte 20. Juli die Ostküste von Grönland, welche er Desolationland nannte, und fuhr dann nach anfangs südwestlichem Kurs in die ihm zu Ehren benannte Straße bis 64° 15' nördl. Br. Er sah ihren westlichen Rand angeblich bis 66° 40', drang jedoch nicht weiter nördlich vor, suchte hierauf noch eine Zeitlang vergeblich nach der vermuteten nordwestlichen Durchfahrt, wobei er eine Menge Inseln entdeckte, und langte 29. Sept. wieder in Dartmouth an. Eine zweite Entdeckungsreise im folgenden Jahr hatte kein besseres Resultat und brachte ihn zu der Vermutung, daß der äußerste Norden [* 2] von Amerika [* 3] aus lauter Inseln bestehe.
Auf einer dritten Reise (1587) drang er bis 73° Breite [* 4] vor und traf auf die Cumberlandinseln; Not und widrige Winde [* 5] zwangen ihn aber zur schleunigsten Rückkehr. Im J. 1591 begleitete er Cavendish auf seiner zweiten Expedition nach der Südsee, trennte sich aber von diesem und entdeckte die Falklandinseln. Darauf machte er mehrere Seereisen nach Ostindien [* 6] und ward in einem Gefecht mit Japanern an der Küste von Malakka erschlagen. Seine Schrift »The world's hydrographical description« findet sich in Hakluyts Sammlung »The principal navigations, voyages, traffiques and discoveries«, Bd. 3 (Lond. 1600),
eine Beschreibung seiner Fahrt nach Ostindien (1598) in Harris' »Collection of voyages«.
2) Edward, engl. Flibustier, segelte aus dem Hafen von Realejo aus, erreichte die Galapagos, kreuzte dann in Zentralamerika [* 7] 1686 an den Küsten von Peru [* 8] und Chile, [* 9] wo er mehrere Städte plünderte, kehrte von da nach den Galapagos zurück und segelte 1687 nach Süden, wobei er unter 27° südl. Br. auf die Osterinsel traf, die er jedoch nicht besuchte. Darauf ging er nach Juan Fernandez, umschiffte das Kap Horn, landete nördlich von der La Plata-Mündung und kehrte 1688 über Philadelphia [* 10] nach England zurück. Eine Schilderung seiner Reisen gibt Burney in »Discoveries in the South Sea« (Lond. 1803).
3) Sir John Francis, engl. Diplomat und Sinolog, geb. 1795 zu Portland Place, ward 1816 der Gesandtschaft Lord Amhersts in Peking [* 11] attachiert, 1834 Adjunkt von Lord Napier, um verschiedene Angelegenheiten mit China [* 12] zu ordnen, und 1840 Generalinspektor des ganzen britischen Handels in China sowie 1843 Gouverneur der Kolonie Hongkong. 1845 ward er zum Baronet ernannt, worauf er 1848 seine Stelle niederlegte, um nach Europa [* 13] zurückzukehren. Davis hat eine Reihe interessanter Werke über China sowie Übersetzungen aus dem Chinesischen publiziert, von denen wir anführen: »Chinese novels« (Lond. 1822);
»Hien wun shoo: Chinese moral maxims« (1823);
»The fortunate union, a romance« (1829, 2 Bde.);
»The Chinese: a description of the empire of China and its inhabitants« (1836, neue Ausg. 1857; deutsch, 2. Aufl., Magdeb. 1843);
»Sketches of China« (2. Aufl. 1845, 4 Bde.);
»China during the war and since the peace« (1852, 2 Bde.);
»Poeseos sinicae commentarii: the poetry of the Chinese« (neue Ausg. 1870);
»Chinese miscellanies« (1865).
4) Jefferson, Präsident der konföderierten Südstaaten von Nordamerika, [* 14] geb. in Kentucky, folgte in früher Jugend seinem Vater, einem Pflanzer, nach Mississippi und trat, gut vorgebildet, 1824 in die Militärakademie zu West Point ein, die er 1828 als Unterleutnant verließ. Er that sich in den Kämpfen gegen die Indianerstämme rühmlichst hervor. 1835 ging er nach Mississippi zurück, wo er, im Besitz einer Baumwollplantage, sich nicht bloß eifrig der Kultur des Bodens, sondern auch staatsökonomischen und politischen Studien widmete. 1845 zum Mitglied des Kongresses erwählt, schloß er sich der demokratischen Partei an. Nach Ausbruch des Kriegs mit Mexiko [* 15] gab Davis im Juli 1846 seine Dimission als Mitglied des Kongresses, um sich an die Spitze der freiwilligen Karabiniers von Mississippi zu stellen, die ihn zu ihrem Obersten wählten. Bei der Belagerung von Monterey (September 1846) war er einer der Unterhändler, welche die Bedingungen der Kapitulation der Mexikaner feststellten, und bei Buena Vista (22. und trug er wesentlich zum Sieg bei.
Weniger ehrenvoll als seine kriegerische Thätigkeit war seine Mitwirkung bei den finanziellen Angelegenheiten des Staats Mississippi. Derselbe hatte sich nämlich durch Unterstützung leichtsinnig krëierter und geleiteter Banken mit Schulden überbürdet und Bons ausgegeben, die er nicht wieder einlösen konnte. Davis war eifriger Fürsprecher der »Repudiation« dieser Bons, d. h. der Nichtanerkennung der Verpflichtungen, welche der Staat übernommen. 1848 für Mississippi in den Bundessenat gewählt, widmete er hier seine Thätigkeit hauptsächlich den militärischen Angelegenheiten, trat als Verteidiger des Sklavenwesens auf und war stets bemüht, die Bundesmacht den Einzelstaaten gegenüber soviel wie möglich zu beschränken. 1851 gab er seinen Sitz im Senat auf, um sich als Kandidat der demokratischen Partei um das Amt eines Gouverneurs seines Staats zu bewerben, konnte jedoch gegen den Kandidaten der Unionspartei, Foote, nicht aufkommen. 1852 leistete er der demokratischen Partei große Dienste, [* 16] indem er die Wahl Pierces zum Präsidenten durchsetzen half, und ward von diesem 1853 zum Kriegssekretär ernannt.
Als das bedeutendste Mitglied des Kabinetts dieses schwachen Präsidenten beherrschte er nicht bloß diesen völlig, sondern wußte auch die meisten andern Kabinettsmitglieder nach seinem Willen zu lenken. Er wirkte erfolgreich für die Interessen der Sklavenstaaten und zeigte sich stets als entschiedenen Gegner der Abolitionisten. Nach der Wahl Buchanans zum Präsidenten (1857) schied Davis aus dem Ministerium und nahm wieder seinen Sitz im Senat für Mississippi ein.
Als im Januar 1861 auch dieser Staat seinen Abfall von der Union erklärte, verließ Davis mit den übrigen Sezessionisten den Senat und kehrte nach Hause zurück. Kurze Zeit darauf ward er vom Kongreß der abgefallenen Staaten zu Montgomery in Alabama zum Präsidenten der Konföderation des Südens auf sechs Jahre ernannt und 16. Febr. in sein Amt eingeführt. In dieser Stellung entwickelte er eine große Umsicht und Thatkraft. Nicht nur als Staatsmann, sondern auch in militärischen Dingen bekundete er ungewöhnliche Erfahrung und Überblick; so daß er in jeder Hinsicht als Seele und Haupt der südstaatlichen Bewegung gelten konnte.
Als in der dreitägigen Schlacht bei Richmond die Entscheidung zu ungunsten der Südstaaten unter Lee gefallen und Richmond nicht länger zu behaupten war, flüchtete Davis, mußte sich aber im Mai 1865, nachdem wegen angeblicher Mitwissenschaft an Lincolns Ermordung ein Preis auf seinen Kopf gesetzt worden, bei Irwinsville in Georgia mit wenigen treu gebliebenen Begleitern einer Kavallerietruppe gefangen geben. Er wurde längere Zeit gefangen gehalten, anfangs sehr streng, später milder behandelt und zuletzt ganz auf ¶
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freien Fuß gesetzt. 1868 amnestiert, ließ er sich als Direktor einer Versicherungsgesellschaft in Memphis nieder. Eine Rechtfertigung seiner Sache versuchte er in dem Werk »The rise and fall of confederate government« (New York 1881, 2 Bde.).
Vgl. Alfriend (Anhänger Davis'), The life of Jefferson Davis (Cincinnati 1868), und Pollard (Gegner Davis'), The life of Jefferson Davis (Philad. 1869).
5) Edwin Hamilton, nordamerikan. Archäolog, geb. in der Grafschaft Roß (Ohio), unternahm schon als Student am Kenyon College zu Gambier 1829-33 eine Reihe von Ausgrabungen in der Nachbarschaft, setzte diese Nachforschungen in den alten Dämmen und Erdhügeln von Ohio nach Überresten eines ausgestorbenen Geschlechts 15 Jahre lang fort und veröffentlichte die Resultate derselben unter dem Titel: »Monuments of the Mississippi valley«. Im J. 1837 promovierte er in Cincinnati, praktizierte dann als Arzt in Chillicothe und ward 1850 Professor am Medical College zu New York. Er schrieb noch: »Report on the statistics of calculous disease in Ohio« (1850).
6) Nathan, engl. Reisender und Archäolog, geb. 1812, widmete sich früh dem Studium arabischer und hebräischer Altertümer, gab eine Zeitlang das »Hebrew Christian Magazine« heraus und wurde dann Prediger einer Dissentergemeinde. Nachdem er Nordafrika wiederholt besucht hatte, erhielt er 1856 auf Anregung des Grafen Clarendon, damaligen Ministers des Auswärtigen, den Auftrag, Nachforschungen auf der Ruinenstätte des alten Karthago [* 18] anzustellen. Als Früchte dieser Reise publizierte er: »Carthage and her remains« (1861) und »Ruined cities within Numidian and Carthaginian territories« (1862). Er starb in Florenz. [* 19] Außer den genannten Werken schrieb Davis noch: »Tunis, [* 20] or selections from a journal kept during a residence in that regency« (1841);
»A voice from North and South Africa« (über die Religionen und Sitten der Bewohner Nordafrikas, 1844);
»Evenings in my tent, or wanderings in Balad Ejjareed« (über die soziale und politische Lage verschiedener Araberstämme in der Sahara, 1854, 2 Bde.);
»Arabic reading lessons with the elements of Arabic grammar« (1855).
7) Andrew Jackson, amerikan. Spiritist, geb. zu Blooming Grove im Staat New York, kam mit 16 Jahren als Schuhmacherlehrling unter den Einfluß eines somnambulen Magnetiseurs, Livingston, und zeigte hier überraschende Phänomene der Hellseherei. Im J. 1844 geriet er in die ersten Verzückungen, nahm einen Geistlichen, Fishbough, als Amanuensis an und siedelte nach New York über. Hier diktierte er 1845 sein erstes und bedeutendstes spiritistisches Werk: »The principles of nature, her divine revelations and a voice to mankind« (New York 1847, 2 Bde.; 30. Aufl. 1869), das trotz des bunten und wirren Mischmasches von ontologischen, kosmischen, theologischen, spirituellen und naturalistischen Ideen Spuren großer geistiger Befähigung zeigt.
Nach Vollendung dieses Buches gab er sich nicht mehr zu magnetischen Manipulationen her, studierte aber viel, sammelte eine große Zahl von Anhängern und schrieb oder diktierte zahlreiche Werke, nach seinem Vorgeben unter dem Einfluß unsichtbarer Geister und im Zustand größerer oder geringerer Verzückung. Die hauptsächlichsten derselben sind: »The great harmonia« (1850-60, 6 Bde.);
»The approaching crisis« (1852, 2. Aufl. 1869);
»The Penetralia« (1856, 5. Aufl. 1866);
»A stellar key« (1867, 5. Aufl. 1868) u. a., zum Teil auch in deutscher Übersetzung.
Seine Autobiographie erschien unter dem Titel: »Magic staff« (1857, 8. Aufl. 1867). Davis redigierte 1860-64 die in New York erscheinende Wochenschrift »Herald of Progress«; 1863 gründete er daselbst ein »Lyceum des Fortschritts für Kinder« und legte seine Ansichten über die Einrichtung von Sonntagsschulen in einem »Handbook« nieder (6. Aufl. 1868). Gegenwärtig wohnt er zu Orange in New Jersey. Eine Darstellung seines Lebens- und Entwickelungsganges sowie der Hauptpunkte seines Systems gibt Gottschall in »Die mystisch-sozialen Gemeinden der Gegenwart« (»Unsre Zeit« 1869).