mehr
Brüssel
[* 2] und einige auch in
Paris
[* 3] aus, war aber nicht dazu zu bewegen, auf dem Weg der Bitte die
Gnade des
Königs von
Frankreich
zu gewinnen. David
starb in
Brüssel. Seine letzten größern Gemälde, die jedoch seine alternde
Hand
[* 4] und abnehmende
Energie deutlich verraten, sind: der
Zorn des
Achilles (1819),
Mars
[* 5] von
Venus und den
Grazien entwaffnet,
Amor
und
Psyche und der
Abschied der
Nymphe
Eucharis von Telemach (1820). David
hat über 400
Schüler herangebildet, unter denen
Gros,
Gérard,
Drouais, Girodet,
Ingres,
Abel de Pujol und Drolling die bedeutendsten sind, und einen bis auf die Gegenwart reichenden
Einfluß auf die moderne französische
Malerei geübt.
Auch hat er den Grund zu der gediegenen technischen Bildung gelegt, welche einen Hauptvorzug der französischen Schule ausmacht. Ein eigentlich schöpferisches Talent war er jedoch nicht. Nur in einigen von seiner antikisierenden Richtung unabhängigen, auf naturalistische Auffassung gegründeten Bildnissen hat er Dauerndes geschaffen, während im übrigen seine Bedeutung eine historische ist.
Vgl. J. L.
^[Jacques
Louis] Jules David
(Davids Enkel), Le
[* 6] peintre
Louis David
Souvenirs et
documents inédits (Par. 1880, mit Kupferwerk).
5) Christian Georg Nathan, dän. Journalist und Staatswirtschaftslehrer, geb. zu Kopenhagen [* 7] von jüdischen Eltern, studierte auf der Universität seiner Vaterstadt und wurde 1830 zum Professor der Staatswirtschaft ernannt. 1834 begründete er, nach Einführung der Provinzialstände, das der innern Politik gewidmete Journal »Fädrelandet«, ward aber schon nach wenigen Monaten angeklagt, Unzufriedenheit mit der Regierung des Königs gezeigt und die absolutistisch-monarchische Regierung überhaupt getadelt zu haben.
Zwar ward er von der Anklage freigesprochen, jedoch von seinem Lehrstuhl entfernt. Seine Zeitschrift setzte er trotzdem fort. 1839 unternahm er eine wissenschaftliche Reise nach England und ward 1840 zum Bürgerrepräsentanten in Kopenhagen und zum Deputierten der ständischen Versammlung in Roeskilde ernannt. Seit 1841 Mitglied des Rats in Kopenhagen und der Kommission für das Gefängniswesen, bereiste er 1841 und 1842 auf königliche Kosten England, Belgien, [* 8] Frankreich, die Schweiz [* 9] und Deutschland, [* 10] um das Gefängniswesen dieser Staaten kennen zu lernen.
Von 1841 bis 1843 gab er ein »Nyt statsœkonomisk Archiv« heraus. 1848 wurde er in den konstituierenden Reichstag gewählt, reichte aber eine schriftliche Erklärung ein, in welcher er sich entschieden gegen dieses Repräsentativsystem aussprach. Doch war er auch auf den spätern Reichstagen, namentlich dem von 1851 bis 1852, thätig und stand namentlich der Partei der »Bauernfreunde« als Vertreter der Hauptstadt gegenüber. Nachdem er seit 1849 als Oberinspektor des Gefängniswesens fungiert hatte, übernahm er 1854 die Direktion des Statistischen Büreaus sowie 1858 die der Bank. 1864-65 war er Finanzminister. Er starb
6) Johannes Baptista, einer der gelehrtesten und um die niederdeutsche Sprachkunde verdientesten Vlämen, geb. zu Lier, war 1822-25 und 1830-31 Professor am Kleinen Seminar zu Mecheln, [* 11] dann Direktor des Kollegiums daselbst und seit 1834 Professor der belgischen Geschichte und vlämischen Litteratur an der katholischen Hochschule zu Löwen, [* 12] wo er als Ehrendomherr von Mecheln, Mitglied der belgischen und andrer Akademien und Präsident der Gesellschaft »Med tyd en vlyt« starb.
Außer seinen sprachlichen Lehrbüchern (»Eenige regels over de vlaemsche taal«, Mecheln 1823; »Nederduitsche spraekkunst«, 3. Aufl., das. 1839, 2 Bde.; »Eerste beginselen der nederduitsche spraekkunst«, 10. Aufl. 1858, u. a.) und pädagogisch-litterarischen Zeitschriften (»De Middelaer«, 1840-43; »De School- en Letterbode«, 1844-45) gab er eine Übersetzung der »Nachfolge Christi«, Bilderdijks »De geestenwareld en het waerachtig Goed« (Löwen 1843) und »De ziekte der geleerden« (2. Aufl., das. 1854) sowie die »Rymbybel van Jakob van Maerlant« (Brüssel 1858) mit Einleitung und Anmerkungen (letztere auch mit Glossar) heraus und verfaßte mehrere bedeutende historische Werke, von denen besonders die »Vaderlandsche historie« (Löwen 1842-1864, 10 Bde.) und »Geschiedenis van de stad en heerlykheid van Mechelen« (das. 1854) zu nennen sind. Ein nachgelassenes Werk: »Nederlandsche gedichten met taal- en letterkundige aanteekeningen«, erschien Löwen 1869.
7) Félicien César, Komponist, geb. zu Cadenet im Departement Vaucluse, erhielt seinen ersten musikalischen Unterricht als Chorknabe der Kirche St.-Sauveur zu Aix (Provence) und seine wissenschaftliche Ausbildung im dortigen Jesuitenkollegium, widmete sich aber bald ausschließlich der Musik und erhielt im Alter von 19 Jahren die Kapellmeisterstelle an der genannten Kirche. Allein schon ein Jahr später (1830) gab er diese Stellung wieder auf, um nach Paris zu gehen, wo er im Konservatorium unter Fétis' Leitung Komposition studierte. Um diese Zeit wußte die Sekte der Saint-Simonisten den jungen Musiker an sich zu ziehen, und bald war er einer der begeistertsten Anhänger des Père Enfantin.
Als sich die
Brüderschaft 1832 nach
Ménilmontant zurückzog, schied David
aus dem
Konservatorium und war einer der 40 Genossen,
welche in den dort gefundenen
Asyl einen festen Sitz des neuen
Glaubens zu gründen versuchten. Die
Chöre,
die er hier als
Organist der
Gesellschaft schrieb, wurden von den
Brüdern gern gesungen, ohne jedoch über die
Mauern der
Stiftung
hinauszudringen. Als sich die
Gemeinde der
Saint-Simonisten zu Anfang des
Jahrs 1833 auflösen mußte, wandten sich mehrere
Mitglieder derselben, unter ihnen David
, nach
Konstantinopel,
[* 13] wurden aber hier verhaftet und schließlich
nach
Smyrna gebracht, von wo sie weiter nach
Ägypten
[* 14] reisten.
Mit einem Genossen (Barrault) zog David
weiter nach
Kairo,
[* 15] wo er (wie früher in
Smyrna) den Lebensunterhalt für sich und seinen
Gefährten durch
Unterricht erwarb. Von hier ging David
allein nach Oberägypten, kehrte jedoch nach
Ausbruch
der
Pest über
Beirut nach
Paris zurück, wo er 1835 anlangte. Während der folgenden Jahre machte er wiederholt den
Versuch,
die
Aufmerksamkeit des
Publikums auf seine
Kompositionen zu lenken, indessen jedesmal ohne Erfolg, bis er 1844 mit der
Symphonie-Ode
»Le Désert« (»Die
Wüste«) auftrat, deren Aufführung im
Pariser
Konservatorium den bis dahin unbeachtet
gewesenen
Komponisten alsbald zur musikalischen Berühmtheit und zum
Helden des
Tages machte.
Dies Werk, in welchem David
seine Reiseeindrücke in
Tönen schilderte und dabei einer von seinem Reisegefährten Colin (gleichfalls
Saint-Simonist) verfaßten
Dichtung folgte, zählt bei dem
Reichtum und der Originalität seiner
Erfindung
sowie hinsichtlich der wirksamen Verwendung der vokalen und instrumentalen
Mittel zu den wertvollsten Erzeugnissen der von
Berlioz in
Frankreich eingeführten sogen.
Programmmusik. Durch den
Pariser Erfolg aufgemuntert, trat David
1845 eine Rundreise
ins
¶
mehr
Ausland an und brachte besonders in Deutschland seine Werke an zahlreichen Orten zur Aufführung, fast überall mit enthusiastischem Beifall. Später veröffentlichte er noch mehrere Werke dieser Art, darunter »Colomb« und »Moïse«, von denen jedoch keine den Erfolg der »Wüste« gehabt hat. Auch einige Opern, wie: »La perle du Brésil« (1851),
»Herculanum« (1859),
»Lalla Roukh« (1862),
»Le saphir« (1865),
brachte er in Paris zur Aufführung;
die bedeutendste ist die zweitgenannte.
Von seinen übrigen Werken sind besonders die Streichquartette (»Les quatre saisons«),
zwei Nonette für Blasinstrumente, eine Symphonie in F, Lieder etc. hervorzuheben. David erhielt 1869 von der französischen Akademie den großen Staatspreis von 20,000 Frank und wurde nach Berlioz' Tod (1869) Bibliothekar am Konservatorium und bald darauf auch Mitglied des Instituts. Er starb in St.-Germain en Laye bei Paris.
8) Ferdinand, Violinspieler und Komponist, geb. zu Hamburg, [* 17] ließ sich daselbst schon als zehn- und elfjähriger Knabe öffentlich hören und kam in seinem 13. Jahr zu Spohr, dessen Unterricht er drei Jahre lang genoß. Nach dieser Zeit machte er mit seiner Schwester, der Pianistin Frau Dulken, einige Kunstreisen und nahm dann ein Engagement im Orchester des Königsstädtischen Theaters in Berlin [* 18] an. Drei Jahre später wurde er von dem livländischen Baron v. Liphardt als Führer eines Privatquartetts nach Dorpat [* 19] berufen, vollendete hier seine Studien in der Komposition und im Violinspiel und bildete sich zugleich durch Leitung eines Musikervereins zum Orchesterdirigenten.
Bis zum November 1835 verweilte er in Dorpat, die Kunstreisen abgerechnet, die er während dieser Zeit nach Petersburg, [* 20] Moskau, [* 21] Riga [* 22] und andern großen Städten Rußlands machte; kehrte dann nach Deutschland zurück, gab in Berlin und andern Städten Konzerte und wurde 1836 auf Veranlassung Mendelssohns als Konzertmeister an das Leipziger Gewandhaus berufen, wo er in der Folge eine einflußreiche Wirksamkeit als Lehrer, Führer des Orchesters, Komponist und Bearbeiter älterer Werke für sein Instrument ausübte. Er starb zu Klosters in Graubünden. Davids Spiel zeichnete sich aus durch einen vollen, edlen Ton, Leichtigkeit und Eleganz der Bogenführung, große Fertigkeit in Passagen und geistvollen Vortrag.
Seinen Erfolg als Lehrer bezeugt eine große Anzahl von vortrefflichen Schülern, die er teils privatim, teils als Lehrer am Leipziger Musikkonservatorium gebildet hat. Was seine Kompositionen betrifft, so gehören die für sein Instrument (verschiedene Konzerte, dann Variationen, Etüden, Kapricen etc.) zu den besten der neuern (nach-Spohrschen) Zeit. Außer diesen hat er auch für andre Instrumente, z. B. für Posaune, Klarinette, Viola, Violoncello, wirkungsvolle Konzerte komponiert sowie einige Symphonien, Quartette, mehrere Hefte Lieder mit Klavierbegleitung etc., die ehrenvolle Anerkennung fanden.
Eine komische Oper seiner Komposition, »Hans Wacht«, die 1852 in Leipzig [* 23] zur Aufführung kam, ist reich an Schönheiten im einzelnen, erwies sich jedoch im ganzen als zu wenig dramatisch wirksam, um sich auf dem Repertoire zu erhalten. Ein großes Verdienst erwarb sich David auch durch die Herausgabe älterer Werke für die Violine, unter welchen namentlich die Konzerte von Bach, Mozart u. a. sowie die unter dem Namen: »Die hohe Schule des Violinspiels« herausgegebene Sammlung von Violinstücken aus dem 17. und 18. Jahrh. zu nennen sind.
9) Jérôme Frédéric Paul, Baron, franz. Politiker, geb. zu Rom, [* 24] Enkel von David 4), trat mit zwölf Jahren in die Kriegsmarine, diente zwei Jahre auf einem Schulschiff, fand aber keinen Gefallen am Seedienst, besuchte 1842-44 die Militärschule in St.-Cyr und wurde dann als Unterleutnant zu einem Zuavenregiment in Algier versetzt. 1846 zum Vorsteher eines arabischen Büreaus ernannt, wurde er, da er mit der Sprache [* 25] der Eingebornen sehr vertraut war, nacheinander den Generalen Cavaignac, Ladmirault und dem Generalgouverneur Randon beigegeben, welcher ihn 1852 zum Kommandanten des Militärbezirks Beni-Mansours in Kabylien ernannte.
Nachdem er 1854 als Ordonnanzoffizier des Prinzen Napoleon den Krimkrieg mitgemacht, nahm er 1857 mit dem Rang eines Kapitäns seinen Abschied. 1859 als offizieller Kandidat in den Gesetzgebenden Körper gewählt, gehörte er zu den eifrigsten Anhängern des Kaiserreichs und bekannte sich zu klerikal-konservativen Grundsätzen. Er begründete den bonapartistisch-ultramontanen Klub der Arkadier und bekämpfte das liberale Ministerium Ollivier. Seit 1867 war er Vizepräsident der Kammer.
Eine hervorragende Rolle spielte er im Juli 1870. Auf seine Veranlassung hauptsächlich stellte der Abgeordnete Cochery 5. Juli die bekannte Interpellation über die hohenzollernsche Kandidatur, und als Thiers u. a. 15. Juli vor dem Krieg warnten, überhäufte sie David mit Schmähungen und mit Beschuldigungen des Verrats. Durch seine Haltung in der Kammer und durch seinen persönlichen Einfluß am Hof [* 26] trug er viel dazu bei, daß der Kaiser und Ollivier sich den Krieg aufdrängen ließen. In dem am 10. Aug. vom Grafen Palikao gebildeten Kabinett erhielt er das Ministerium der öffentlichen Arbeiten. Als die Revolution vom 4. Sept. diesem letzten kaiserlichen Kabinett ein Ende gemacht, verschwand David von der öffentlichen Bühne. Erst 1876 gelang es ihm wieder, seine Wahl zum Deputierten der Gironde durchzusetzen; er starb auf seinem Schloß Langon (Gironde). Er schrieb: »Actualités et souvenirs politiques« (1874).
10) Armand, Abbé, franz. Reisender und Naturforscher, aus der Umgegend von Bayonne stammend, erhielt seine Erziehung im Collège von Savona, kam 1861 zu Missionszwecken nach China, [* 27] verwandte aber seine Zeit meist auf naturwissenschaftliche Reisen nach der Mongolei, dem Sichangebirge und 1864 nach Schol, einem etwa 370 km nördlich von Peking [* 28] gelegenen Berggebiet. Im Park der Pekinger Sommerresidenz entdeckte er sodann den Elaphurus Davidianus, einen bisher noch nicht bekannten Hirsch, [* 29] und drang 1868 auf einer zweijährigen Reise bis Tibet und den Kuku-Nor vor.
Mitte 1870 kehrte er nach Frankreich zurück, ging aber 1872 wieder nach China, forschte in den Provinzen Tschekiang, Schensi, Kiangsi und Fukian, worauf er sich wieder nach Frankreich einschiffte. Er veröffentlichte seine Berichte in den »Nouvelles archives du musée d'histoire naturelle de Paris«, in der »Revue des Deux Mondes« und im »Bulletin de la Société de géographie de Paris«. Außerdem schrieb er: »Journal de mon troisième voyage d'exploration dans l'empire chinois« (Par. 1875) und »Les oiseaux de la Chine« (mit Oustalet, das. 1877).