Später trat er in das
Tribunal, ward 1801 Bibliothekar des
Panthéon, 1804
Direktor des
Archivs des
GesetzgebendenKörpers und 1807 des
Reichsarchivs. Die
Restauration nahm ihm diese
Stelle, die
Julirevolution gab sie ihm aber zurück, worauf
er die Professur der Geschichte niederlegte, die er seit 1819 am
Collège de
France bekleidet hatte. Seit 1818 Mitglied
der Deputiertenkammer, gehörte er in derselben zur liberalen
Opposition und wirkte namentlich für den öffentlichen
Unterricht. 1834 zog
er sich von aller öffentlichen Wirksamkeit zurück und starb kurz nach seiner Ernennung zum Pair Daunou war
Mitglied und beständiger
Sekretär
[* 2] der
Akademie der
Inschriften und schönen
Künste sowie Mitglied der
Akademie der moralischen und politischen
Wissenschaften. Von seinen zahlreichen
Schriften erwähnen wir: »Essai sur l'instruction
publique« (Par. 1793);
»Essai sur la constitution, etc.« (das.
1793),
worin die Grundzüge des Gesellschaftsstaats entwickelt werden;
»Analyse des opinions diverses sur l'origine de l'imprimerie«
(das. 1802) und »Essai historique sur
la puissance temporelle des papes« (das. 1810), das
Resultat gründlicher Forschung, 1813 auf höhern Befehl vernichtet, erst
1818, freilich mit Abänderungen, und zuletzt 1828 (das., 4 Bde.)
wieder abgedruckt. Daunou besorgte auch eine vollständige
Ausgabe von
Rulhières
»Histoire de l'anarchie de Pologne« (Par. 1807, 4 Bde.)
und die besteAusgabe der Werke Boileaus wie der
SchriftenChéniers und
Laharpes.
Sein Hauptwerk ist der
»Cours d'études historiques« (Par. 1842-49, 20 Bde.).
Seit der
Restauration war er Hauptredakteur des
»Journal des Savants«, und in der letzten Zeit beschäftigte er sich mit der
Herausgabe französischer Geschichtschreiber in der Sammlung von
Bouquet.
Vgl. Taillandier, Documents biographiques
sur Daunou (2. Aufl., Par. 1847).
(spr. dofi-,Delphinatus), ehemalige
ProvinzFrankreichs im Gebiet der Westalpen, umfaßt die heutigen
DepartementsIsère,
Drôme und
Oberalpen und wird im O. von den
Alpen,
[* 5] im S. von derProvence, im N. und W. von dem
Rhône
begrenzt und von drei Nebenflüssen des letztern, der
Isère,
Drôme und
Durance, durchströmt. Sie zerfällt in die gebirgige
Oberdauphiné im O. und die Niederdauphiné im W. (vgl. sonst die einzelnen
Departements). In der Oberdauphiné hat sich manche
alte Volkseigentümlichkeit in
Sitten undGebräuchen erhalten.
In der Volkssprache ist, was die
Hochlande anlangt, das keltische
Element vorherrschend, wogegen das
Flachland sich mehr zu
dem romanischen
Idiom hinneigt; doch sind in beiden verschiedene Unterdialekte bemerkbar. Hauptstadt war
Grenoble.
[* 6] Die sogen.
sieben Wunder der Dauphiné sind: der
Mont inaccessible (der unersteigliche
Berg) oder
Mont aiguille (Nadelberg),
die
Grotte von La
Balme, der
Tour sans venin
(Turm
[* 7] ohne
Gift), die
Fontaine ardente (der brennende
Brunnen),
[* 8] die
Höhlen von
Sassenage,
die
Fontaine vineuse, deren
Wasser wie
Wein schmeckt, und die zitternde
Wiese von
Gap. Abgesehen von den beiden erstgenannten,
haben die übrigen
»Wunder« nichts Wunderbares. - Die Dauphiné, einst das Gebiet der
Allobroger, bildete sich
als Lehnsfürstentum des arelatischen
Königreichs durch die Vereinigung mehrerer
Lehen mit der
GrafschaftVienne oder Albon,
deren
Besitzer den
TitelDauphin führten. Die Dynastie der
Grafen von Albon herrschte von 1063 an. Mit Guigo VI., der ein eifriger
Anhänger
KaiserFriedrichs I. war, starb gegen Ende des 12. Jahrh. diese Dynastie
aus. Seine
ErbtochterBeatrix heiratete in zweiter
Ehe den
HerzogHugo vonBurgund. Ihr Sohn Guigo VII.
Andreas (gest. 1237) eröffnete
die zweite Dynastie.
Ihm folgte sein Sohn Guigo VIII., der mit
Karl von
Anjou, welcher auf sein Land Ansprüche machte, viele
Händel hatte und 1269 starb. Das Bestreben der
Dauphins, die
Landeshoheit zu erringen, blieb zwar wegen der Macht der fünf
Bischöfe des
Landes teilweise vergeblich; doch erfreuten sie sich fast durchgehends der
Gunst der deutschen
Kaiser, bei denen
sie das Seneschallamt des arelatischen
Reichs bekleideten. Mit Guigos VIII. SohnJohann, dem dritten
Dauphin
aus dem burgundischen
Hause, starb diese Dynastie 1281 wieder aus.
Ihm folgte seine
SchwesterAnna, Gemahlin des
GrafenHumbert I. von
Latour du
Pin, dessen Sohn
Johann II.
Stifter der dritten Dynastie
wurde.
SeinBruderHumbert II. schloß 1335 mit
SavoyenFrieden, ordnete die
Rechtspflege in der Dauphiné und vergrößerte
ihr Gebiet. Nachdem er aber 1335 durch einen
Sturz aus dem
Fenster seinen einzigen ehelichen Sohn verloren, trat er sein Land 1349 gegen
eine
Jahresrente von 120,000 Goldgulden an
Karl von
Valois, nachmaligen König
Karl V., ab unter der
Bedingung, daß der jedesmalige
französische Thronerbe denTitel
»Dauphin« nebst dem dazu gehörigen
Wappen
[* 9] führen, daß das Land seine
Integrität und seine zu dem Ende von dem abtretenden Herrscher noch besonders bestätigten
Freiheiten behalten und nie dem
französischen
Reich völlig
¶
mehr
einverleibt werden solle. Schon 1355 wurden indes Faucigny und im UtrechterFrieden 1713 auch die übrigen, im Osten der Alpen
gelegenen Gebietsteile an Savoyen abgetreten; ebenso riß die KroneFrankreich allmählich alle Hoheitsrechte, welche die deutschen
Kaiser noch bis in die Mitte des 14. Jahrh. in der Dauphiné ausgeübt hatten,
an sich.
Vgl. Chapuis-Montlaville, Histoire du Dauphiné (Par. 1827, 2 Bde.);