und siedelte, als ihn unüberlegte
Streiche in dieser
Stellung unmöglich gemacht hatten, 1857 nach
Paris
[* 2] über, um hier sein
Glück als Schriftsteller zu versuchen. In
Paris lächelte ihm bald das
Glück. Zwar seine ersten litterarischen
Versuche, die
Dichtungen: »Les Amoureuses« (1858) und »La
double conversion« (1861), hatten nur geringen Erfolg;
Die zunächst erscheinenden Werke, wie der
Roman »Le
[* 6] chaperon rouge« (1863),
die
Dramen: »Le dernier
idole« (1862) und »L'œillet blanc« (1865),
erregten bereits
Aufmerksamkeit. Es folgten die charakteristischen Schilderungen: »Le petit
Chose, histoire d'un enfant« (1868;
deutsch u. d. T.: »Der kleine Dingsda«, Berl. 1877),
welche den
Namen Daudets immer bekannter machten,
bis er mit dem Erscheinen des Sensationsromans »Fromont jeune et Risler aîné«
(1874; deutsch, Berl. 1876),
welcher über 60
Auflagen erlebte und einen akademischen
Preis erlangte, mit einemmal in die
Reihe
der gelesensten und gesuchtesten Schriftsteller trat. Der bald darauf folgendeRoman
»Jack«, die Geschichte
eines Arbeiters (1876),
vermochte den
Ruhm des Schriftstellers nur zu befestigen, während die spätern: »Le Nabab«
(1877) und »Les rois en exil« (1879),
beide reich an beißenden Anzüglichkeiten auf hervorragende Persönlichkeiten der Gegenwart (z. B.
den
Herzog von
Morny),
einen
Abfall bezeichnen, obwohl es ihnen nicht an äußerm Erfolg fehlte. Neuere
(zumeist auch ins Deutsche
[* 8] übersetzte) Werke sind: »Nouma Roumestan« (1882);
»L'évangeliste« (1883);
»L'enfance d'une
Parisienne«
(1883) und »Sapho« (1884).
Die düstern Gegenstände, welche Daudet zum
Stoff seiner
Romane wählt, die sittlichen
Konflikte, die sozialen
Fragen (Kokottenwirtschaft,
Ehebruch, Perfidie, Arbeitermisere etc.) scheinen zwar in der pessimistischen Behandlung,
die er ihnen obendrein angedeihen läßt, jeder
Poesie abhold zu sein und zu widerstehen; gleichwohl kann
man nicht leugnen, daß der furchtbare, oft gräßliche und vor keiner
Nudität zurückscheuende
Realismus des Schriftstellers
den
Leser oft bis zu der
Grenze der
Konzession an diese Art von Schriftstellerei hinzureißen vermag, so mächtig ist
der Zauber, den Daudets
Feder ausübt. Von seinen Theaterstücken sind noch
»Lise Tavernier« und »L'Arlésienne« (mit
Musik
von G.
Bizet) und die Dramatisierungen seiner Hauptromane (»Fromont«,
»Jack« u. a.) zu erwähnen.
Vgl. Gerstmann, Alphonse
Daudet, sein
Leben und seine Werke (Berl. 1883, 2 Bde.).
Ibn Alâ-addaulah Bachtîschâh, pers. Litteraturhistoriker, geboren zu
Samarkand in der ersten Hälfte
des 15. Jahrh., begann im
50. Lebensjahr seine »Taskirat
alschu'arâ«
(Biographien persischer Dichter) niederzuschreiben, die er 1487 vollendete und dem alsWesir
wie als Dichter gleich berühmten
MirAliSchir widmete. Das Werk enthält in sieben
Büchern und einem
Appendix eine (leider
wenig kritische) biographisch-anthologische
Darstellung von 140 persischen Dichtern, beginnend mit Rudagi, dem Samanidendichter,
wozu noch in der
Einleitung zehn berühmte arabische Dichter kommen. Eine umfassende Inhaltsangabe des Werkes mitAuszügen
daraus in französischer Übersetzung gab Silv. de
Sacy im 4.
Bande der »Notices et extraits, etc.«;
auch von
Hammer
[* 9] wurde es für seine »Geschichte der schönen
RedekünstePersiens«
(Wien
[* 10] 1818) exzerpiert, nur leider mit wenig
Geschmack und nicht fehlerfrei. Die
Biographien des
Hafis und Anwari in persischem
Text mit lateinischer
Übersetzung gab
Vullers heraus
(Gießen
[* 11] 1839 u. 1868).
(Pollex), der an der Speichenseite gelegene
Finger der
Hand
[* 20] oder im weitern
Sinn der Vordergliedmaße. Der menschliche
Daumen hat zur Grundlage einen in der
Hand selbst verborgenen
Knochen
[* 21] und zwei frei hervortretende
Glieder
[* 22]
(Phalangen);
¶
mehr
ersterer (Metakarpal- oder Mittelhandknochen) ist mit demjenigen des Zeigefingers nur durch Haut
[* 24] und Muskeln,
[* 25] nicht auch durch
Bänder verbunden, daher unabhängig von ihm und den übrigen Fingern (s. Hand). An dem entsprechenden Knochen der Handwurzel
ist er mittels eines sogen. Sattelgelenks so leicht beweglich eingelenkt, daß der Daumen den
andern Fingern gegenübergestellt werden kann. Die hierzu erforderlichen Muskeln (sogen. Abzieher, Anzieher,
Gegenübersteller) setzen mit ihrer Fleischmasse den Daumenballen zusammen; außer ihnen sind noch Beuger und Strecker für
den Daumen und seine einzelnen Phalangen vorhanden.
Der Daumen des Affen
[* 26] verhält sich dem des Menschen ganz ähnlich, bei den übrigen Säugetieren hingegen, mit
Ausnahme der Halbaffen,
[* 27] fehlen die Muskeln zur Gegenüberstellung. Am Fuß des Menschen ist die große Zehe durch ihre Einlenkung
und die der Daumenmuskulatur entsprechenden Muskeln ebenfalls freier beweglich als die übrigen Zehen, ja sie kann sogar bei
Fischern, Wilden und handlosen Menschen ziemlich weit gegenübergestellt und zum Greifen benutzt werden.
Weit mehr ist dies bei den Affen der Fall, welche bekanntlich ihre Füße wie Hände gebrauchen.
Da aber die übrigen Knochen der hintern Extremität der Affen denen des menschlichen Fußes und nicht denen der menschlichen
Hand gleichen, so ist dieselbe keine Hand, sondern ein Fuß (Greiffuß), mithin sind die Affen so gut wie
die MenschenZweihänder (und bilden so zusammen mit letztern die Gruppe der Primaten oder Bimanen). Man hat nur dann ein Recht
darauf, sie als Vierhänder zu bezeichnen, wenn man die Hand ausschließlich physiologisch, nämlich nur in ihrer Wirksamkeit,
betrachtet und so das Wort »Hand« als »handartiges Greiforgan« definiert,
ohne darauf Rücksicht zu nehmen, ob Bau und Beziehungen zum Rumpf auch denen der menschlichen Hand entsprechen. Der Streit
über die Vier- oder Zweihändigkeit des Affen ist also nur auf Grund der erwähnten Verschiebung der Begriffe möglich und erledigt
sich mit einer Klarstellung derselben ohne weiteres. Übrigens haben auch die Halbaffen sowie gewisse
(kletternde) Beuteltiere
[* 28] zwei Greiffüße. - Im Maschinenwesen heißen Daumen (auch Däumlinge, Frösche,
[* 29] Kämme oder Wellfüße)
die aus dem Umfang einer Welle (Daumenwelle) schief herausstehenden Keile, durch welche beim Umdrehen der Welle in senkrechten
Führungen gehende Stangen (z. B. die Pochstempel der Pochwerke) um so viel gehoben oder Hebel
[* 30] (z. B. die
Stiele von Helmhämmern) um eine Achse so weit gedreht werden, bis sie über den äußersten Punkt der Daumen hinweggegangen sind
und nun unter der Einwirkung der Schwere oder der Kraft einer Feder in ihre ursprüngliche Lage zurückfallen, um von dem nächsten
Daumen in derselben Weise erfaßt zu werden.