angegebenen Fleischsolution (vom Apotheker Mirus in
Jena
[* 2] zu beziehen) zu erhalten suchen. Jedenfalls aber muß vorher noch
ein
Versuch mit
Mutter- oder Ammenmilch gemacht werden. Sind harte zurückgehaltene Kotmassen die
Ursache des
Katarrhs, so hat
die
Kur mit einem Abführmittel zu beginnen, welches in gewissen
Fällen häufig, fast täglich wiederholt
werden muß; auch kann durch
Klystiere nachgeholfen werden. Gegen chronischen
Darmkatarrh mit habitueller
Stuhlverstopfung werden
die Belladonnapillen als außerordentlich wirksam gerühmt.
Häufig wird der
Blinddarm oder
Wurmfortsatz von dem vorhandenen
Geschwür durchbohrt, dann tritt der
Inhalt des
Darms in den
Bauchfellsack über, und es entsteht eine allgemeine und fast ausnahmslos in kürzester
Frist tödliche Unterleibsentzündung.
War vorher eine
Verwachsung des
Blinddarms mit seiner Umgebung eingetreten, so bilden sich in der Umgebung
des
Blinddarms Jaucheherde, welche im glücklichen
Fall durch die äußere
Haut
[* 7] aufbrechen und sich entleeren, ohne daß notwendig
eine allgemeine Unterleibsentzündung eintreten müßte.
Diese letztern
Fälle können zwar ausheilen, aber oft bedingen auch sie nach längerer Dauer durch allgemeine Erschöpfung
den
Tod desPatienten. Diese
Blinddarmentzündung
(Typhlitis stercoralis) gibt sich zu erkennen durch eine
harte und schmerzhafte Geschwulst in der Gegend der rechten Darmbeinschaufel, welche nicht deutlich abgegrenzt ist. Es besteht
hartnäckige, wenn auch nicht absolute
Stuhlverstopfung. Dazu kommt häufig
Übelkeit, Würgen und
Erbrechen von kotig riechenden
Massen
(Heus), welche durch antiperistaltische Darmbewegungen in den
Magen
[* 8] zurückgedrängt worden sind.
Die Geschwulst in der rechten Unterbauchgegend wird immer schmerzhafter, der Kranke kann selbst die leiseste Berührung dieser
Gegend kaum ertragen. Bessert sich die
Krankheit, so geschieht es durch Entleerung größerer
Mengen von übelriechenden Kotmassen
unter den heftigsten reißenden
Schmerzen im
Bauch.
[* 9] Schreitet die
Krankheit aber fort, so stellen sich die
Erscheinungen einer
Bauchfellentzündung (s. d.) ein. - Die Behandlung der
Blinddarmentzündung führt nur dann zum
Ziel, wenn
sie rechtzeitig eintritt und
umsichtig geleitet wird.
Ist der
Fall noch frisch und noch kein
Erbrechen vorhanden, so gebe man eine starke
Dosis (2-3 Eßlöffel)
Rizinusöl und suche
dadurch die Kotmassen zu entleeren. Gelingt dies nicht, tritt vielmehr
Erbrechen hinzu, so sehe man davon
ab, den
Stuhl durch Abführmittel zu erzwingen. Dann müssen große
Mengen von warmem
Wasser mit einem Zusatz von
Honig oder
Öl durch eine Klistierspritze oder besser durch die
Klysopompe in den
Mastdarm eingebracht werden. Außerdem
setze man 10-20
Blutegel
[* 10] in die rechte Unterbauchgegend auf die dort befindliche Kotgeschwulst und unterhalte eine starke
Nachblutung.
Hierauf werden anhaltend feuchtwarme
Umschläge auf die schmerzhafte
Stelle des
Unterleibes gelegt. Gegen die heftigen
Schmerzen,
wenn sie nicht durch die Blutentziehung und die Kataplasmen beseitigt werden können, sowie gegen dasErbrechen
und bei drohender
Gefahr der
Perforation sind subkutane
Einspritzungen einer Morphiumlösung anzuwenden. Eine etwa eintretende
Unterleibsentzündung ist nach den für diese gültigen
Regeln zu behandeln.
Bilden sich
Abscesse in der Umgebung des
Blinddarms,
so müssen dieselben mit dem
Messer
[* 11] frühzeitig und ausgiebig eröffnet werden, um der
Jauche den Ausfluß
[* 12] zu
verstatten. Selbst in
Fällen der
Genesung muß der Kranke auf das sorgfältigste beobachtet und behandelt werden. Die Kranken
erholen sich gewöhnlich nur sehr langsam von ihrem schweren
Leiden.
[* 13] Überdies bleiben öfters schmerzhafte harte
Partien im
Unterleib, ja sogar Knickungen und
Verengerungen des Darmrohrs zurück.
veraltete Bezeichnung einer chronischenDarmentzündung beim
Rind. ^[= (Ochs, Bos L., hierzu Tafel "Rinder"), Gattung der paarzehigen Huftiere aus der Familie ...]
[* 14]
krankhafte
Verbindung der Darmhöhle mit der äußern Körperoberfläche oder einem benachbarten Hohlorgan,
z. B. dem
Magen, der
Harnblase, oder mit einem andern Darmstück. Die Darmfistel stellt meistens einen engen
Kanal
[* 15] dar, durch welchen
während der
Verdauung Darminhalt entleert wird. Je nach der
Stelle, an welcher die Darmfistel liegt, unterscheidet
man
Magen-,
Dünndarm-,
Dickdarm- und
Mastdarmfistel. Die erstern sind sehr selten, die
Mastdarmfisteln (s. d.) ungleich häufiger.
Die
Fisteln zwischen
Magen,
Dünn- oder
Dickdarm und der äußern Körperoberfläche entstehen entweder nach einer
Verletzung
(Schuß oder Messerstich) oder durch eine langsame
Verschwärung, welche ihren Beginn entweder im
Darm
[* 16] nehmen, oder von der
Haut aus nach innen vordringen kann. Zuweilen wird die
Verschwärung durch eine Krebsbildung mit Zerfall der Krebsmasse eingeleitet;
bei
Kindern beobachtet man zuweilen in der Gegend des
Nabels eine Darmfistel, welche von tuberkulösen
Geschwüren des
Darms oder des
Bauchfelles ausgegangen ist. Solche
Fisteln, welche bei Bruchoperationen absichtlich angelegt werden, indem
man nach
Entfernung brandiger Darmschlingen die gesunden Darmwände mit der
Haut vernäht und zur
Heilung bringt, nennt man
künstlichen
After. Die Behandlung der Darmfistel ist meist sehr langwierig, da der hervorquellende Darminhalt die
Heilung des Fistelganges
stört; bei tuberkulösen oder krebsigen
Geschwüren ist eine
Heilung wegen der Allgemeinkrankheit kaum
möglich.
kommen im ganzen Verdauungskanal, vom
Rachen bis zur Aftermündung, vor. Man unterscheidet im eigentlichen
Darm:
1) Traumatische Darmgeschwüre, welche durch spitze, scharfe
Fremdkörper, im
Mastdarm durch ungeschickte Einführung von
Klystierspritzen
verursacht werden, je nach dem
Grade der
Verletzung bald nur oberflächliche Schrunde
¶
mehr
(Erosionen) bilden, bald die Darmwand in ihrer ganzen Dicke durchdringen können. Sie sind verhältnismäßig selten, haben
keine charakteristischen Formen und werden nur dann gefährlich, wenn sich eiterige Entzündungen der Darmwand, ihres Bauchfellüberzugs
oder des losen Bindegewebes ihrer Umgebung (z. B. bei der Perityphlitis, s. Darmentzündung) an sie anschließen.
2) Embolische Darmgeschwüre, welche bei Herzfehlern zuweilen im ganzen Darm verbreitet vorkommen, sich aber sonst wesentlich
auf den Zwölffingerdarm beschränken und daselbst in Form runder, scharfrandiger Defekte auftreten, über deren Einzelheiten
dasselbe gilt, was beim Magengeschwür (s. d.) ausführlich beschrieben ist.
3) Follikulargeschwüre, welche im Dünn- und Dickdarm bei chronischer Darmentzündung beobachtet werden und
aus Vereiterung der Follikel in der Submukosa hervorgehen; sie sind eine der häufigsten anatomischen Grundlagen der Darmschwindsucht
(s. d.), zeichnen sich durch unterminierte Ränder aus und heilen sehr schwer.
4) Tuberkulöse Darmgeschwüre haben ihren Sitz meist im Dünndarm, seltener in dem Magen oder den tiefern Dickdarmabschnitten. Sie entstehen
durch Neubildung hirsekorngroßer Tuberkeln in der Schleimhaut, welche zerfallen und einen zunächst kleinen
linsenähnlichen (lentikulären) Substanzverlust zurücklassen. In der Umgebung schießen dann neue Knoten auf, die wiederum
aufbrechen, und so vergrößern sich die Geschwüre oft zu großen ringförmigen oder gürtelförmigen Verschwärungen (Ulcera
annularia). Während die Follikulargeschwüre ihren Sitz in den tiefen Schichten der eigentlichen Schleimhaut
haben, können die Tuberkeln schließlich alle Lagen der Darmwand durchsetzen und zum Durchbruch in die Bauchhöhle führen.
Schon früh erkennt man sie daran, daß äußerlich auf der Serosa an den Geschwürsstellen grauweiße Tuberkeln aufsitzen.
Sie heilen selten und kommen meist bei allgemeiner Schwindsucht vor.
5) Typhöse Darmgeschwüre haben ihren Sitz vorwiegend in den Peyerschen Drüsenhaufen des tiefsten Dünndarmabschnitts,
seltener im Dickdarm. Sie liegen daher meist dem Ansatz des Gekröses gegenüber, im Dickdarm an Stelle der Einzelfollikel. Diese
Darmgeschwüre nehmen ihren Ausgang aus einer markigen Anschwellung und lymphatischen Wucherung der genannten Drüsen; diese Wucherung
zerfällt und bildet einen Schorf, der nach seiner Abstoßung das Geschwür hinterläßt. Gewöhnlich reicht
der Defekt bis zur Ringmuskulatur, zuweilen jedoch durch alle Schichten, so daß nicht so selten Durchbruch zu stande kommt.
Die typhösen Darmgeschwüre heilen am besten und bilden zarte, höchst unscheinbare Narben.
6) Diphtheritische Darmgeschwüre. Dieselben sind ausgezeichnet durch ihren oberflächlichen Sitz
im Dünndarm, auf der Höhe der Falten, und im Dickdarm, wo sie ihre Lieblingsstätte haben, auf den hervorragenden Leisten der
sogen. Tänien und Haustra. Den Anlaß zur Verschwärung bilden hier Bakterienwucherungen, welche die Schleimhaut zum Absterben
und Zerfall bringen. Diese Art der Darmgeschwüre kommt vor unter epidemischen Einflüssen (Ruhr, Cholera) bei Kotstauungen
und als Verstärkung
[* 18] chronischer einfacher Darmentzündung (s. d.). BeimHeilen hinterlassen sie mitunter höchst beschwerliche
und gefahrbringende Verengerungen (Stenosis, Strictura intestinalis).
7) Syphilitische Darmgeschwüre stellen sich nur selten im Dünndarm, häufiger dagegen im Mastdarm bei Frauenzimmern ein und zeichnen sich
vor allen andern Formen durch Umfang, chronischen Verlauf und durch die Neigung zu starken Schrumpfungen
aus. Die
durch sie bedingten Verengerungen steigern sich zuweilen bis zum völligen Verschluß (Atresia) des Darmrohrs und
können nur operativ beseitigt werden.