Nachdem er 1839 die
Direktion der
Kunstschule niedergelegt, starb er Dannecker gehört zu denjenigen Bildhauern, welche
durch engen Anschluß an die
Antike die plastische
Kunst ihrer Zeit zu regenerieren suchten. Nur fand er zu monumentaler Bethätigung
weniger Gelegenheit als seine gleichstrebenden Zeitgenossen
Canova,
Flaxman, G.
Schadow, Thorwaldsen und
Rauch. Das erste Werk Danneckers nach seiner Heimkehr von
Rom
[* 2] war ein Mädchen, das um einen
Vogel weint. Um 1795 entstanden:
Psyche, die von dem Flußgott halb tot aus dem
Wasser getragen wird, und
Hektor, der den
Paris
[* 3] der Weichlichkeit beschuldigt;
Im J. 1797 vollendete er die erste
BüsteSchillers nach der
Natur und in Lebensgröße (in der
Bibliothek
zu
Weimar).
[* 7] Eine zweite kolossale in karrarischem
Marmor, ein geniales Werk, das er in seinem
Atelier zurückbehielt, befindet
sich, leider von dem schwachsinnig gewordenen
Künstler selbst in dem herrlichen Lockenschmuck verstümmelt, im Danneckerkabinett
des
Museums zu
Stuttgart;
[* 8] eine dritte
BüsteSchillers fertigte Dannecker für den damaligen
KronprinzenLudwig vonBayern.
[* 9]
Diese Schillerbüsten sind die besten unter den Bildnissen seines berühmten Schulfreundes. Im J. 1804 führte er dasGrabmal
des
Grafen Zeppelin in
Marmor aus (im
Park zu
Ludwigsburg). 1806 begann Dannecker seine
Ariadne auf dem Panther (im Bethmannschen
Garten
[* 10] in
Frankfurt
[* 11] a. M.). Das Werk ist in karrarischem
Marmor ausgeführt und zeigt ein mit üppigen
Reizen begabtes
Weib, nackt in
halb liegender
Stellung auf dem fortschreitenden
Tiere ruhend, den
Kopf von der
Linken unterstützt und mit
der
Rechten den
Fuß des untergeschlagenen
Beins fassend.
Wenn auch überschätzt, bleibt es doch ein Meisterwerk, das dem
Künstler für alle
Zeiten einen hervorragenden
Platz in der
Kunstgeschichte sichert. Um dieselbe Zeit fertigte Dannecker das
Modell zu der
Wasser- und Wiesennymphe amBassin
des obern
Sees der
StuttgarterAnlagen und für den König
Friedrich vonWürttemberg
[* 12] eine Statuette des
Amor mit gesenktem
Pfeil
und
Bogen.
[* 13] Im J. 1814 führte er das
Modell zur
Psyche für den englischen
GeneralMurray aus. Um diese Zeit empfing Dannecker die
Idee
zu seiner Christusstatue, welche er volle acht Jahre lang mit sich herumtrug, bis ihm ein Traumgesicht
das Urbild zu seinem
Ideal zeigte.
Das
Modell war 1818 vollendet und versinnbildlicht
Christus als den
Mittler zwischen Gott und dem
Menschen, der die heilige
Lehre
[* 14] offenbarend spricht: »Durch mich geht der Weg zum
Vater«. Der
Heiland deutet mit der
Rechten auf sich selbst,
mit der
Linken zum himmlischen
Vater. Das Werk wurde (1824 in
Marmor vollendet) von der
Kaiserin von Rußland für die neue
Kirche
in
Moskau
[* 15] erworben; eine zweite Ausführung desselben in
Marmor, vom
Künstler 1831 vollendet und von energischerm
Ausdruck,
befindet sich in der
Thurn und Taxisschen Gruftkirche in
Regensburg.
[* 16]
Außer diesen Werken vollendete Dannecker noch das Grabmonument der Erbprinzessin
Ida von
Oldenburg,
[* 17] die
Statue des
EvangelistenJohannes, 1826 für
die Begräbniskapelle auf dem
Rothenberg gearbeitet, ferner eine
ReiheBasreliefs, bekannt als »Danneckers
Traum«, ein
Basrelief,
die tragische
Muse darstellend, wie sie sich auf die
Muse der Geschichte stützt. In der Geschichte der
Bildhauerkunst
[* 18] steht Dannecker zwischen
Canova und
Thorwaldsen; es fehlte ihm die geniale schöpferische
Kraft,
[* 19] dafür aber war ihm
im vollen
Maß eine fein fühlende, ästhetische
Natur verliehen. Er
war der erste, welcher die von
Canova ausgegangene Anregung
aufzunehmen und fortzupflanzen verstand; seine Hauptvorzüge sind das warme, sinnige
Leben, das er aus
seinem eignen
Reichtum auf seine Gebilde übertrug, das zarte Naturverständnis, das sich bei ihm vom höchsten geistigen
Ausdruck im Menschenantlitz bis zu den eigentümlichsten Gebärden des
Tiers erstreckt, und der liebevolle technische Fleiß,
von dem seine Werke
Zeugnis geben. Eine Auswahl seiner Werke, mit
Biographie, wurde von
Grüneisen u.
Wagner
(Hamb. 1841) herausgegeben.
Kirchspiel im schwed.
LänUpsala,
[* 23] nördlich von
Upsala, durch Zweigbahn mit der
Station Örbyhus an der
LinieUpsala-Gefle verbunden, 71,3 qkm mit (1880) 1237 Einw.,
berühmt durch sein reiches Eisenfeld, das sich bis ins
Kirchspiel Film erstreckt und vorzügliches
Eisen
[* 24] liefert.
Die
Minen, gegen 80 an der Zahl, von denen jetzt jedoch nur 20 bearbeitet werden, liegen auf einem 2,1
km langen, 150-210 m breiten, ziemlich ebenen, wenig erhöhten, von
Seen und einem
Torfmoor umgebenen
Grund und bilden eine
sogen. offene
Pinge, einen Abgrund von mehr als 160 m Tiefe mit senkrechten, schwarzen
Wänden, in denen
erst die
Gruben und
Schächte sich befinden.
Das
Erz gibt eine
Ausbeute von 40-50 Proz. Roheisen und ist von so guter
Beschaffenheit, daß es großenteils ohne allen Zusatz
geschmolzen wird. Es wird meist durch
Sprengen
[* 25] gewonnen. Die
Ausbeute belief sich 1879 in 14
Gruben auf 48 Mill.
kg
Eisenerz, die zum großen Teil in mehreren naheliegenden Eisenwerken, unter denen Österby und
Löfsta die größten sind,
verschmolzen werden. In Bearbeitung sind die
Minen von Dannemora bereits seit 1480. Sie sind im Privatbesitz einer
Gewerkschaft, welche
viele der vornehmsten
Familien des
Landes unter sich zählt.
Durch Unverstand war man nahe daran, das ganze
Bergwerk zu zerstören, indem man das zu
Tage geförderte
taube
Gestein in den nahen, 8-10 m höher gelegenen Grubensee warf, dieses den zähen, thonartigen
Boden des
Sees durchdrang,
worauf das
Wasser den aus
Gerölle und
Sand bestehenden Zwischenraum durchströmte und die
Gruben anfüllte. Nur
durch die Aufführung einer kostspieligen, zum Teil 10 m hohen, mit Puzzolanzement verbundenen
Mauer von fein behauenem
Granit,
hinter welcher
Thon eingestampft wurde, ist man imstande gewesen, das
Wasser abzuhalten. Bei Dannemora findet sich auch Dannemoragranat,
eine
Abart des braunen
Granats mit Streifungen auf den Kernflächen.
Sein Hauptwerk ist das
mit Unterstützung der preußischen Akademie der Wissenschaften herausgegebene, für die MünzkundeDeutschlands
[* 37] epochemachende
Werk »Die deutschen Münzen der sächsischen und fränkischen Kaiserzeit« (Berl. 1876, mit 61 Tafeln).