bis 1862) Vorzügliches, während die eigentliche vorgeschichtliche
Archäologie von
ChristianThomsen (1785-1865) in gründlichster
Weise behandelt ward und
JensWorsaae (geb. 1821) durch seine zahlreichen
Schriften archäologischen und historischen
Inhalts
die Altertumswissenschaft auf den hohen Standpunkt erhob, den sie jetzt in
Dänemark
[* 2] einnimmt. Als
Historiker der neuern Zeit
sind hervorzuheben: Erik
ChristianWerlauff (1781-1871), besonders als Kulturhistoriker ausgezeichnet;
namentlich aber
KarlFerdinandAllen (1811-77), der Verfasser des leider unvollendet gebliebenen
Werkes
»De tre nordiske Rigers Historie 1497-1537«, worin sich umfassendes historisches
Wissen mit bedeutendem Darstellungstalent
vereinigt.
Ausgezeichnet sind auch die
Arbeiten von Frederik Schjern (geb. 1816),
Kaspar Peder
Paludan-Müller
(»GrevensFelde«,
»De første
Konger af den oldenborgske Slægt«) u. a. Mit den geschichtlichen und archäologischen
Forschungen gingen die Sprachstudien
Hand
[* 3] in
Hand.
GroßeVerdienste hat sich auf diesem Gebiet (neben dem schon genannten
Petersen)
Christ.
Molbech durch seine lexikalischen
Arbeiten erworben; das Bedeutendste aber leistete Rasmus
ChristianRask
(1787 bis 1831), der durch seine
Schriften den
Grund für eine umfassende und systematische Behandlung der altnordischen
Sprache
[* 4] legte und einer der Begründer der vergleichenden Sprachforschung war. In der klassischen
Philologie endlich hat sich
JohanNikolaiMadvig (geb. 1804) europäischen
Ruf erworben.
Als Begründer der wissenschaftlichen dänischen Litteraturgeschichte gilt R.
Nyerup durch sein Werk »Den
danske Digtekonsts Middelalder« (mit Rahbäk, 1805-1808). Ihm folgten Rahbäk, Udsigt over den danske Digtekonst under
Frederik V. og
Christian VII. (1819-28);
Molbech, Forelæsninger over den danske Litteratur (1839); Thortsen, Historisk Udsigt
over den danske Litteratur indtil
Aar 1814 (6. Aufl. 1866), und
Petersen, Bidragtil den danske
Litteraturs
Historie (2. Aufl. 1871).
Ferner sind zu nennen: J.L.
^[JohannLudwig]
Heiberg, Udsigt over den danske skjönne Litteratur (1831);
J. ^[richtig: T. für Torvald] Ström, Dansk Literaturhistorie (1871);
Fr.
Winkel-Horn, Den danske Literaturs Historie (1880);
J. ^[richtig: S. für
Sigurd]
Müller, Haandbog
i den danske Literatur (1880), sowie für die Blüteperiode
G.
Brandes, Ludvig
Holberg og
hansTid (1884; deutsch, Berl. 1885).
Die Geschichte des
Dramas schrieb
Th.
Overskou in »Den danske
Skueplads i dens Historie« (1859-74). Von deutschen
Quellen sind zu nennen: Strodtmann, Das geistige
Leben in
Dänemark (Berl.
1873);
Sprache. Die dänische Sprache bildet mit der schwedischen den südöstlichen
Zweig der historisch nicht mehr erreichbaren
altnordischen (nordgermanischen) Ursprache. Der mittelalterliche
Ausdruck dönsk tunga (lingua danica) bezeichnet nicht speziell
die
Sprache der
Dänen, sondern ethnographisch die Nordgermanen. Die südlichen Schriftsteller nahmen die
Bezeichnung für das Ganze von dem damals mächtigsten und ihnen nächsten Teil. Die Geschichte der selbständigen dänischen
Sprache können wir seit Ende des 13. Jahrh. verfolgen, woher die ältesten
Urkunden
(Gesetzbücher der dänischen
Provinzen),
welche bereits dialektische
Spaltungen zeigen, datieren.
Ihre heutigeSchrift- und Redegestalt erhielt sie in der Mitte des 16. Jahrh. Aus dem seeländischen
Dialekt hatte sich im
14. und 15. Jahrh. bereits eine allgemeine Schriftsprache gebildet,
die mit der
Reformation durch Buchdruck und größere litterarische Thätigkeit sich auch im Laienstand befestigte und ausbildete.
Als erstes bedeutenderes Denkmal der einheitlichen neudänischen
Sprache darf die Übersetzung der Lutherbibel
(1550) gelten. Seitdem beeinflußten ihre
Entwickelung wesentlich zwei
Faktoren:
1) Abschwächung der Lautform und Vereinfachung der
Flexion durch Formübertragung, 2) das Eindringen fremder
Wörter in den
Sprachschatz. Zuerst brachten
Kirche und
Gelehrsamkeit lateinische, dann die Wirksamkeit des
Birgittenordens (seit dem 15. Jahrh.)
schwedische, im 16. und 17. Jahrh. die
Sprache der
Diplomatie und höhern
Gesellschaft französische
Wörter.
Alles das war aber verschwindend gegenüber dem deutschen Einfluß, der ja durch die geographische
Lage wie durch politische
und kulturgeschichtliche Verhältnisse bedingt war.
Durch die
Hansa und seit dem 15. Jahrh. durch das deutsche Regentenhaus kam eine
Unzahl niederdeutscher
Wörter ins
Dänische, überhaupt der überwiegende Teil des deutsch-dänischen Wortschatzes, namentlich
die
Ausdrücke für
Handel,
Gewerbe und
Schiffahrt. Während dies durch persönlichen
Verkehr vermittelt ward, drang das
Hochdeutsche
seit der
Reformation zunächst nur durch
Schrift und Litteratur ein, um erst im 18. Jahrh. (unter
Christian VI. undChristian
VII.) unmittelbar zu wirken, als unter
StruenseesVerwaltung die Staatsangelegenheiten und der öffentliche
Unterricht vorwiegend
in hochdeutscher
Sprache und von deutschen Beamten geleitet wurden.
Erst gegen Ende des 18. Jahrh. ward durch nationale Dichter, wie
Ewald, eine selbständigere
Ausbildung des
Dänischen angebahnt
und zu Anfang des 19. Jahrh. ebensowohl durch die
Wiederaufnahme altnordischer
Studien wie infolge der
meisterhaften Behandlung der
Sprache durch
Baggesen,
Öhlenschläger (die jedoch auch deutsch dichteten),
Grundtvig u. a. vollendet.
Dies
Streben dauert fort, aber es entspringt jetzt nicht mehr puristischen, sondern nationalen
Motiven. Gleichwohl ist noch
heute mehr als ein Drittel der dänischen
Wörter deutschen Ursprungs. - Das Gebiet der dänischen
Sprache
ist das
KönigreichDänemark, Nordschleswig (wo sie aber nur neben
Nieder- und
Hochdeutsch gesprochen und wenig neben
Hochdeutsch
geschrieben wird) und
Norwegen,
[* 5] wo sie
Schrift- und höhere Gesellschaftssprache ist.
Dialekte treten hauptsächlich zwischen dem dänischen
Festland und den
Inseln hervor; in
Norwegen herrscht härtereAussprache,
und vieles ist aus der Volkssprache aufgenommen. Die dänische Sprache ist die weichste und modernste unter den
skandinavischen, doch nicht so wohllautend wie die schwedische. Das
Alphabet ist wesentlich das deutsche, nur w fehlt (wofür
v steht); dazu kommen noch ä (oder æ) und ö (oder ein durchstrichenes o) und seit neuester Zeit, dem
Schwedischen entlehnt, å (für aa).
Der
Gebrauch lateinischer
Schrift
(Antiqua) statt der deutschen
(Fraktur) ist im
Dänischen heute viel ausgedehnter als bei uns,
sogar in politischen
Zeitschriften (z. B. »Fädrelandet«
und »Dagbladet«). Die Geltung der Schriftzeichen ist aber vielfach verschieden:
aa (å) = o, u (zum Teil) = o, y (zum Teil) = ö etc. Im J. 1869 suchte
eine Versammlung dänischer, norwegischer und schwedischer
Gelehrten in
Stockholm
[* 6] eine wenigstens annähernde
Einheit derOrthographie
festzustellen;
starrer
Widerspruch von vielen Seiten hat die
Sache bis jetzt aufgehalten.
in Kopenhagen,
[* 8] von Eriksen Broby (Pontappidanus) verfaßt; andre lieferten P. Syv (1685), Hoysgaard (1743), J. ^[Jacob] Baden
[* 9] (1785 u. 1792), Abrahamson (1812),Bloch (1817). Sie und mehrere andre noch sind verzeichnet und besprochen in Petersens »Bidrag
til den danske Litteraturs Historie« (Bd. 3-5). Von neuern Grammatikern sind zu nennen: Rask (ursprünglich
englisch, dann ins Dänische übersetzt und zu Grunde gelegt von N. M. Petersen in seiner »DänischenSprachlehre für Deutsche«),
[* 10]
Munch, Lyngby, Jessen. Das norwegische Dänisch
ward von Knudsen (Christiania
[* 11] 1856) and I. ^[Ivar] Aasen (»Det norske Folkesprogs Grammatik«, 2. Ausg.,
das. 1864) bearbeitet. Die für Deutsche brauchbarste dänische Grammatik ist die von Th. Möbius (Kiel
[* 12] 1871), musterhaft in
jeder Beziehung. Einige dänisch-lateinische Wörterbücher gab es schon im 16. Jahrh.; ihnen folgten später die von Aphelen,
Jak. Baden, Reisler (Kopenh. 1799; 3. Aufl. von Prim, 1810), G. H. Müller (Schlesw. 1800; neu bearbeitet
von Guldberg, Kiel 1807, 4 Bde.), Leth (1800), Ingerslev (1850). Das große »Dansk Ordbog« der dänischen
Akademie (Kopenh. 1793-1881) ist von verschiedenen bearbeitet, wird aber von Molbechs »Dansk Ordbog« (das. 1833; 2. Aufl.
1859, 2 Bde.) übertroffen.
Dänisch-deutsche Wörterbücher lieferten Amberg
[* 13] (Kopenhagen 1810), Bresemann (das. 1852-55, 2 Bde.),
Kaper (2. Aufl., das. 1880; besonders empfehlenswert), Helms (Leipz. 1858, 2. Aufl. 1871); ein deutsch-dänisches J. ^[Johannes]
Kaper (2. Aufl., Kopenh. 1878), ein dänisch-isländisches Gislason (das. 1851), ein dänisch-norwegisch-schwedisches Dalin
(Stockh. 1869), ein dänisch-französisches Borring (das. 1853-56, 2 Bde.),
ein dänisch-englisches Ferall (4. Aufl., das. 1873). Ein »Dansk
Dialekt-Lexicon« gab Molbech (Kopenh. 1841) heraus, ebenso ein »Dansk
Glossarium« (das. 1853-66) für die veralteten Wörter; Kalkars »Ordbog til det aeldre danske Sprog« (das. 1881 ff.)
ist noch nicht vollendet.
Dyrlund gab eine »Udsigt over de danske Sprogarter« (Kopenh.
1857),
P. E. Müller eine »Dansk Synonymik« (das. 1829, 2 Bde.; 3. Aufl.
von Dahl, 1872),
Thortsen eine »Forsog til en dansk Metrik« (das. 1833-34, 2 Bde.)
heraus. Das neueste und beste Werk über dänische Metrik sind E. v. d. Reckes »Principerne for den danske Verskunst« (Kopenh.
1882, 2 Bde.). Die auf dem Stockholmer Orthographenkongreß festgesetzten Regeln brachte in Anwendung Sv. Grundtvig in
»Dansk Retskrivnings-Ordbog« (Kopenh. 1870).
Treffliche Arbeiten über die Geschichte des Dänischen sind von Petersen (»Det danske, norske og svenske Sprogs Historie«,
Kopenh. 1829 bis 1830, 2 Bde.)
und Molbech (»Det danske Sprogs historiske Udvikling«, das.
1846). Ein regeres Leben in der Sprachforschung ward erst mit dem Anfang des 19. Jahrh. sichtbar,
obschon die Zahl der Arbeiter in diesem Fach überhaupt verhältnismäßig nicht groß ist.