Titel
Dänemark
[* 2] (hierzu Karte »Dänemark«),
das kleinste der drei skandinavischen Königreiche, umfaßt seit dem Krieg von 1864 nur noch die eigentlichen dänischen Länder, bestehend aus den Inseln zwischen der Ostsee und dem Kattegat und dem größern nördlichen Teil der Halbinsel Jütland zwischen dem Kattegat und der Nordsee. Es liegt zwischen Deutschland [* 3] (im N. von Schleswig), [* 4] Schweden [* 5] und Norwegen (gegen O. und N.) und der Nordsee (gegen W.) und erstreckt sich von 54° 33' bis 57° 45' nördl. Br. und von 8° 4' bis 15° 10' (Bornholm) östl. L. v. Gr. Die Halbinsel Jütland bildet einen schwach gekrümmten, nach W. zu konvexen Bogen, [* 6] der hier wenig zerrissen, vielmehr ziemlich abgerundet ist; die östliche Seite des Landes und die Inseln zeigen dagegen deutliche Spuren des Andranges der Gewässer der Ostsee, welche das niedrige, wenig felsige Land leicht zernagt haben.
Areal und Bevölkerung.
Von den dänischen Inseln sind die größten: Seeland (Själland) mit Amak (Amager), Möen, Fünen (Fyen), Laaland, Falster, Langeland, Ärö, Taasinge und in der Ostsee Bornholm. Unter den Inseln nebst der Halbinsel Jütland versteht die dänische Staatspraxis das Königreich; die übrigen Besitzungen in Europa [* 7] und Amerika [* 8] (die Färöer, Island, [* 9] die Küste von Grönland und die westindischen Inseln) werden als Nebenländer betrachtet. Wie die nachstehende Tabelle zeigt, umfaßt das ganze Königreich Dänemark 38,345 qkm (695,91 QM.) mit (1880) 1,969,039 Einw., nebst den Färöern (mit 1328 qkm [24,06 QM.] und 11,220 Einw.) 39,673 qkm (719,97 QM.) und 1,980,259 Einw. Außerdem haben Island 102,872 qkm (1867,00 QM.) und 72,445 Einw., die westindischen Inseln Ste.-Croix, St. Thomas und St. John 310 qkm (5,62 QM.) und 33,763 Einw.; Grönland hatte 1880 ca. 10,000 Einw.
Ämter | Areal 1881 | Einwohner | ||
---|---|---|---|---|
QKilom. | QM. | 1. Febr. 1880 | Auf 1 QK. | |
Kopenhagen (Stadt) | 19.8 | 0.36 | 234850 | 298 |
Kopenhagen (Amt) | 1209.4 | 21.95 | 121488 | |
Frederiksborg | 1354.9 | 24.59 | 83347 | 61 |
Holbäk | 1681.6 | 30.52 | 93340 | 56 |
Sorö | 1473.4 | 26.74 | 87509 | 59 |
Prästö | 1674.5 | 30.39 | 101169 | 60 |
Bornholm | 584.1 | 10.60 | 35364 | 61 |
Maribo | 1669.0 | 30.29 | 97007 | 58 |
Odense | 1772.0 | 32.16 | 128877 | 73 |
Svendborg | 1646.4 | 29.88 | 117577 | 71 |
Die Inseln: | 13085.1 | 237.48 | 1100528 | 84 |
Hjörring | 2817.8 | 51.14 | 100548 | 36 |
Thisted | 1694.3 | 30.75 | 64007 | 38 |
Aalborg | 2898.3 | 52.60 | 96204 | 33 |
Viborg | 3034.9 | 55.08 | 93369 | 31 |
Randers | 2435.4 | 44.20 | 104321 | 43 |
Aarhus | 2478.9 | 44.99 | 140886 | 57 |
Beile | 2332.9 | 42.34 | 108513 | 47 |
Ringkjöbing | 4532.0 | 82.25 | 87406 | 19 |
Ribe | 3034.9 | 55.08 | 73257 | 24 |
Halbinsel Jütland: | 25259.4 | 458.43 | 868511 | 34 |
Dänemark: | 38344.5 | 695.91 | 1969039 | 51 |
Bodenbeschaffenheit.
Hinsichtlich der Bodenformation ist kein großer Unterschied zwischen den einzelnen Teilen des Königreichs Dänemark, mit Ausnahme Bornholms und der Erteholme. Der nordöstliche Teil der Insel Bornholm ist eine Gneisgranitebene, eine Fortsetzung der Bodenformation Skandinaviens (s. Bornholm). Auch der Boden der Erteholme besteht aus Gneisgranit. Sonst herrschen in Dänemark Thon und Sand vor, an der Oberfläche mit organischen Bestandteilen gemischt, wodurch eine fruchtbare Dammerde gebildet ist.
Die untern Schichten gehören auf den Inseln und in dem mittlern und nördlichen Teil Jütlands zur Kreideformation. [* 10] Aus Kreide [* 11] bestehen der Stevns Klint (auf Seeland), 41 m hoch, und der Möens Klint (höchster Punkt 132 m). Andre Formationen sind der Saltholmskalk auf der Insel Saltholm und der Faxekalk, welch letzterer teilweise als Baumaterial benutzt wird (bei Faxe auf Seeland); zwischen Faxe und Kopenhagen [* 12] ist eine wasserführende Sandschicht, deren Wasser die artesischen Brunnen [* 13] in Kopenhagen speist. Im südlichen und westlichen Jütland gehören die untern Schichten zur Braunkohlenformation.
Dieselbe besteht meist aus Thon und Sand und enthält an vielen Stellen Braunkohle und Bernstein, [* 14] auf Mors und in Thy (im N. des Limfjords) jedoch eine Art Schiefer, welche Moler genannt wird und aus fossilen Infusorien gebildet ist. Der Oberfläche nach teilen sich die Formationen in den Geschiebethon, den Geschiebesand, die Heiden, die Dünen, die Marsch und die Moore. Der Geschiebethon ist fruchtbar, mit schönen Buchenwäldern bewachsen und sehr hügelig, aber ohne zusammenhängende Hügelreihen; er bildet die Oberfläche namentlich auf den Inseln und im östlichen Jütland (höchster Punkt Gyldenlöves Höj auf Seeland, 126 m). Der Geschiebesand bildet zusammenhängende Hügelreihen (Aaser), namentlich im nördlichen Seeland, dem südlichen Fünen (höchster Punkt Fröbjerg Bavnehöj, 132 m) und in vielen Gegenden Jütlands, wo er hügelige, nur teilweise angebaute Heiden (Bakkeheder) bildet.
Die ebenen Heideflächen im westlichen Jütland werden durch Geschiebesand gebildet, welcher auf einer Schicht von Al (namentlich Sandal, einer eisenhaltigen Sandsteinmasse) ruht. Im ganzen nimmt das Heideland in Jütland ein Areal von ca. 5700 qkm ein. Drei große Hügelinseln, welche verhältnismäßig fruchtbar und meist kultiviert sind, erheben sich aus der umliegenden Alformation. Die höchsten Punkte in Jütland sind Eiersbavnehöj (172 m, der höchste Punkt Dänemarks) und Himmelbjerget (157 m). Die Dünen erreichen eine Höhe von 30 m und bedecken von Skagen bis Blaavandshuk längs der Westküste Jütlands ein Areal von ca. 570 qkm. Der vom Meer in der Flutzeit niedergeschlagene feine Lehm bildet das Erdreich in den Marschen, deren es in Jütland jedoch nur wenige (die Tipper) gibt. Endlich findet man in Dänemark einzelne, bisweilen umfangreiche Strecken von Torfmooren bedeckt, welche in Waldmoore, Pfuhlmoore und Heide- oder Hochmoore geteilt werden.
Das Dänemark zunächst umflutende
Meer ist nur durch
Lotsen und
Leuchten bei seiner meist geringen und stark wechselnden Tiefe für
die
Schiffahrt bequem. Westlich von
Jütland liegt die
Nordsee, hier Westsee genannt. Derjenige Teil der
Nordsee, welcher
zwischen
Jütland und
Norwegen liegt, heißt
Skagerrak; derjenige Teil, welcher von
Skagen (Nordspitze
Jütlands) nach Blaavandshuk
geht (die eiserne
Küste), ist sehr gefährlich wegen der parallel laufenden
Sandbänke; am gefährlichsten ist Hornsrev (Hornsriff),
welches
ca. 37 km weit hinausreicht. Durch Rettungsstationen u. a. und in den letzten
Jahren durch Anlegung des
Hafens
Esbjerg (s. d.) hat die
Regierung
den der
Schiffahrt drohenden
Gefahren zu begegnen gesucht. Mit der Umsegelung von Skagen
shorn
tritt der
Schiffer in das
Kattegat ein, welches nicht minder gefährlich ist, indem hier noch zu den übrigen
Gefahren die nicht
unbedeutende Strömung des
Meers aus der
Ostsee hinzukommt; trotz der größern Tiefe des
Fahrwassers
¶
Maßstab [* 16] = 1:1600000.
Dampferlinien Kabel
Die Hauptstädte der Ämter sind unterstrichen.
Bornholm im Maßstab der Hauptkarte
mehr
an der schwedischen Küste segeln die Schiffe [* 18] doch am liebsten in der Nähe der jütländischen, welche gute Häfen enthaltend von Schären frei ist; auch kommt hier der Landwind den Schiffern zu gute. Drei Meeresstraßen verbinden das Kattegat mit der Ostsee: der Öresund, gewöhnlich Sund genannt, 107 km lang von Kullen im N. bis Falsterboriff im S., zwischen 3,75 km bei Helsingör [* 19] und 30 km zwischen Kopenhagen und Malmö [* 20] breit und in den ziemlich schmalen Fahrwässern Drogden und Flintenrinne zu beiden Seiten der Insel Saltholm wenigstens 7 m tief; der Große Belt, zwischen Seeland und Fünen, von sehr wechselnder Breite, [* 21] doch noch an der schmälsten Stelle über 15 km breit, wegen seiner zahlreichen Sandbänke der Schiffahrt sehr gefährlich, und der Kleine Belt, zwischen Jütland und Fünen, an der schmälsten Stelle bei Middelfart nur 0,625 km breit, bei reißender Strömung der Schiffahrt nicht minder gefährlich als der Große Belt.
Der früher in allen drei Meerengen entrichtete Sundzoll ist durch einen zwischen der Regierung von Dänemark und 15 andern abgeschlossenen Vertrag mit 60,952,650 Kronen [* 22] abgelöst worden. Wegen der Gefährlichkeit und Seichtigkeit der dänischen Meere sind an verschiedenen Stellen Leuchtfeuer aufgestellt, im ganzen 73, darunter 7 Feuerschiffe und 29 Hafen- und Postleuchtfeuer; von den übrigen 37 befinden sich an der Westküste 3, am Kattegat 12, im Sund 4, im Großen Belt 12, im Kleinen Belt 2 und in der Ostsee 4. Auch sind an gefährlichen Stellen Rettungsstationen eingerichtet.
Jütland, teilweise auch die Inseln haben tiefe Buchten, Fjorde genannt, welche das Land oft mehr als zur Hälfte durchschneiden. Sie sind der Schiffahrt meist sehr förderlich, doch mehr noch dem Fischfang; in neuerer Zeit hat man bemerkt, daß ihre Tiefe an mehreren Orten abnimmt. Die größte dieser Buchten ist der Limfjord (s. d.) in Jütland. Weit unbedeutender ist der Mariagerfjord, welcher, 37 km lang, sich bis Hobro erstreckt. Hierauf folgt der 22 km lange Randersfjord, ein wenig südlicher bis zur Stadt Randers, wo sich die Guden-Aa in denselben ergießt; sodann der Horsensfjord, bei der Stadt Horsens, der tiefe Veilefjord und der Koldingfjord.
An der Westseite befinden sich zunächst dem Limfjord (mit Thyborönkanal) Thorsminde, die Mündung für den durch einen schmalen Landrücken von der Nordsee getrennten Nissumfjord, 19 km lang und mit einer Schleuse versehen, und Nymindegab, die Mündung für den gleichfalls durch einen schmalen Landrücken von der Nordsee getrennten, 45 km langen Ringkjöbingfjord. Auf Seeland ist im N. der Insel der Isefjord, welcher gegen W. den Lammefjord, gegen S. den Holbäksfjord, gegen O., doch mit südlicher Erweiterung, den Roeskildefjord aussendet. Auf Fünen liegt der nicht tiefe Odensefjord. Alle diese Fjorde enthalten salziges Wasser, dessen Salzgehalt indes auf der östlichen, dem Kattegat zugekehrten Seite geringer ist als auf der westlichen, von der Nordsee bespülten. Außerdem gibt es noch eine große Anzahl Buchten, welche dänisch Vig oder Bugt genannt werden; zahlreicher auf der Ostseite als auf der Westseite, bieten mehrere derselben vortreffliche Häfen dar.
Binnenseen finden sich in großer Menge; mehrere sind indes nur Niederungen, die sich mit Wasser gefüllt haben. Nicht alle stehen mit dem Meer in Verbindung. Die bedeutendsten sind: auf Seeland der Arre-, Fure- und tiefe Esromsee (s. d.);
auf Laaland der Maribosee;
in Jütland der Mos- und Filsee.
Außerdem gibt es eine Menge Sümpfe und Moräste, besonders in Jütland. Dort ist im N. des Limfjords der große Vildmose (69 qkm) und im S. des Limfjords der kleine Vildmose (55 qkm), in denen die Torfbildung noch nicht ganz vollendet ist. Vermöge seiner Lage und physischen Beschaffenheit kann Dänemark keine großen Flüsse [* 23] haben. Die kleinen Flüsse, welche man wie in Norwegen Aa (Plur. Aaer) nennt, münden fast alle in Fjorde oder Vige. In Jütland sind die bedeutendsten: an der östlichen Abdachung, in das Kattegat fließend, die Kolding-, Veile- und Guden-Aa (s. d.);
in die Nordsee ergießen sich von S. nach N.: die Konge- (Grenze gegen Schleswig), Varde- (in die Hjertingbucht), Skjern- oder Lönborg- (in den Ringkjöbingfjord), Stor- (in den Nissumfjord) und Uggerby-Aa;
in den Limfjord die Skals und die Skive-Aa;
in Seeland fließt gegen S. die Sus- (Suus-) Aa, 82 km lang;
auf Fünen ist die 60 km lange, für Prahme schiffbare Odense-Aa. An Kanälen sind in Jütland der Silkeborgkanal an der erwähnten Guden-Aa und der Frederiks VII. Skive-Kanal zur Kanalisierung des Limfjords.
Auf Seeland ist nur der Frederiksvärkkanal von Bedeutung, er wird benutzt zur Verhütung der Überschwemmungen des Arresees und für den Betrieb der Fabriken von Frederiksvärk; in Fünen der Odensekanal, von Odense [* 24] in den Odensefjord, 2,6-3,2 m tief.
Das Klima [* 25] ist bei einer Breitenausdehnung von nur 3° ziemlich gleichmäßig; doch ist dasselbe wegen der Nähe der See viel milder, als man bei der nördlichen Lage des Landes erwarten sollte. Man nimmt an, daß die mittlere Temperatur gegen N. mit jedem Breitengrad um ½° C. abnimmt. Im Vergleich zu Deutschland ist Dänemark auch in den besten Distrikten rauher, besonders durch kalte Seewinde, welche das Land von O. und W. treffen. Der trockne, kalte Nordwestwind, welcher im Frühjahr im nördlichen Jütland an der Westküste weht, heißt Skai; er treibt den vom Meer abgesetzten feinen Sand weit in das Land hinein und zerstört den Pflanzenwuchs.
Höchst unangenehm und der Gesundheit nachteilig ist dort auch der dicke Nebel, welchen man Havguse nennt; er stellt sich gewöhnlich in warmen Sommertagen einige Stunden vor Sonnenuntergang ein und zieht in niedrig streichenden Wolken schnell gegen W. der Küste zu. In Kopenhagen bringen im Jahr 159 Tage Regen, Schnee [* 26] und Hagel; im ganzen Land ist die Zahl solcher Tage durchschnittlich 150, darunter 34 Tage mit Schnee. Die jährliche Regenmenge beträgt in Westjütland 0,66 m, in Ostjütland 0,64 m, in Fünen 0,59 m und in Seeland 0,58 m. Die mittlere Temperatur für Kopenhagen ist +7,4° C., für das ganze Land 6,5-8,5° C.; am wärmsten sind die südlichen Inseln sowie Ärö, Langeland, Laaland und Falster, am kältesten das innere und nördliche Jütland; die Küsten sind im ganzen ½-1° wärmer als das Innere. Das Klima ist im ganzen kein ungesundes; nur auf den niedrigen Inseln, wie Laaland, herrscht besonders nach warmen Sommern häufig Fieber. Der Barometerstand (auf 0° reduziert) ist 0,760 m.
Bewohner. Geistige Bildung.
Der Däne ist mutig, ausdauernd und phlegmatisch. Er ist praktisch, ein guter, doch langsamer Beobachter, im täglichen Leben und in der Wissenschaft ein nüchterner Denker. Doch liegt in seinem Charakter ein Hang zur Schwärmerei; deshalb zeigt er große Empfänglichkeit für Poesie, aber daneben auch, vielleicht infolge der Einwirkung des Klimas und der Lebensweise, nicht selten Neigung zur Schwermut.
Die Dichtigkeit der Bevölkerung [* 27] (vgl. die Tabelle, ¶