Seitdem ist Damaskus wieder türkisch und der alte schlechte Zustand wiederhergestellt. 1840 (noch unter ägyptischer
Herrschaft) fand hier eine große Judenverfolgung statt, bei welcher der fanatische französische
KonsulGraf Ratti-Menton die Hauptrolle spielte.
In denTagen vom 9.-16. Juli 1860 fand hier eine furchtbare Metzelei der
Christen durch
die fanatisierte mohammedanische
Bevölkerung
[* 4] statt, infolge deren die christliche
Bevölkerung aus Damaskus und den benachbarten
Orten meist nach
Aleppo und in andre sichere
Plätze übersiedelte und erst nach genügenden
Garantien für
ihre Sicherheit zurückkehrte. Die
Anstifter und Hauptschuldigen jener Metzelei wurden von der
Pforte am
Leben gestraft.
Der Damást erhält sein
Muster lediglich durch die eigentümliche Webart und unterscheidet sich von dem
Drell durch die bei weitem
künstlichere
Musterung, weshalb er auch meistenteils mittels der
Jacquardmaschine gewebt wird. Zu den
Seidendamasten gehören die prachtvollsten ein- und mehrfarbigen
Gewebe,
[* 13] oft mit Goldfäden, zu
Möbelstoffen,
Tapeten, Vorhängen,
Tischdecken, aber auch zu Kleidern, Kirchenornamenten etc. Sie werden in
Deutschland besonders in
Berlin,
[* 14]
Krefeld
[* 15] und
Lechhausen
hergestellt.
Die Wolldamaste werden aus hartem, glänzendem
Kammgarn, bei uns namentlich in
Sachsen
[* 16] angefertigt und
zu
Möbelstoffen und Vorhängen benutzt; sie sind aber bedeutend zurückgedrängt durch die halbwollenen Damaste aus hartem
Kammgarn und
Baumwolle, welche oft zwei- und dreifarbig vorkommen und wie jene verwendet werden. Leinendamast dient zu Handtüchern,
Servietten, Tafeltüchern und wird deshalb stets abgepaßt, d. h. nach bestimmtemMaß mit
Einfassung,
Mittel-
und Eckstücken gewebt.
Damastartige, klein gemusterte
Stoffe kommen als Halbdamast vor. Der englische Leinendamast aus Maschinengarn ist sehr schön,
verliert aber wegen der starken
Appretur in der Wäsche viel von seinem
Glanz. Häufig ist der Leinendamast aus gebleichtem
und ungebleichtem
Garn
hergestellt, wo dann das
Muster weiß in gelb oder grau erscheint. In
Deutschland
liefern namentlich
Großschönau,
Löbau,
[* 17]
Zittau,
[* 18]
Schmiedeberg,
Warendorf,
Bielefeld,
[* 19]
Salzwedel,
[* 20]
Neuhaus und Sommerhausen in
Bayern,
[* 21] Mühlburg in
Baden,
[* 22]
Warnsdorf und
Haida in
Böhmen
[* 23] Leinendamast. Baumwollendamaste sind bedeutend billiger als die leinenen, werden
auch sehr geschmackvoll hergestellt, erreichen aber nie die eigenartige
Schönheit von jenen.
weißes und verschieden getöntes Glanzpapier, welches durch Einpressen von
Blumen ein dem Damastgewebe
ähnliches Aussehen erhalten hat. Es wird viel in der Buchbinderei und in der Kartonagenfabrikation verwendet.
1) Damasus I., geb. 305,
Papst von 366 bis 384, aus
Portugal
[* 24] gebürtig, gelangte durch einen blutigen
Kampf mit
seinem Gegner
Ursinus, bei dem 137
Menschen getötet und viele verwundet wurden, auf den päpstlichen
Stuhl und bewies sich,
solange er denselben innehatte, als ein heftiger Gegner der Arianer. Er war mit dem Kirchenvater
Hieronymus befreundet und
hat denselben zur Abfassung der verbesserten lateinischen
Bibelübersetzung (der sogen.
Vulgata) veranlaßt.
Er selbst war Dichter, und es sind noch jetzt zahlreiche lateinische
Epigramme von ihm vorhanden. Er starb 384 im 80. Lebensjahr
und wurde heilig gesprochen.
Sein Gedächtnistag ist der 11. Dezember.
Stahl (damaszierter
Stahl), ein ursprünglich im türkischen
Asien
[* 26] und in
Persien
[* 27] dargestelltes,
innig miteinander verschweißtes
Gemenge von
Stahl und
Eisen,
[* 28] welches besonders zu
Waffen
[* 29] verarbeitet wird und beim
Beizen der
blank gefeilten und geschliffenen Oberfläche mit einer
Säure eigentümliche, aus hellen und dunkeln
Linien zusammengesetzte
Zeichnungen
(Damast, Damaszierung) erhält. Der
Name dieses zur Zeit der
Kreuzzüge bekannt gewordenen
Stahls wird
gewöhnlich von der Stadt
Damaskus hergeleitet, wo damaszierte
Waren in großer
Menge und von vorzüglicher
Qualität gefertigt
wurden.
Das
Wort damask bedeutet indes nur s. v. w. bunt durchwunden, und die Stadt
Damaskus soll ihren
Namen dieser Grundbedeutung
des
Wortes um ihrer schönen
Lage willen verdanken. Das
Charakteristische der damaszierten
Waren beruht auf
der
Eigenschaft des
Stahls, besonders des gehärteten, von
Säuren langsamer aufgelöst zu werden als Schmiedeeisen, so daß
Arbeitsstücke, die aus mehreren
Lagen von
Stahl und
Eisen bestehen, beim
Ätzen tiefer liegende mattgraue, dem
Eisen entsprechende
und höher liegende helle, dem
Stahl entsprechende
Streifen erhalten.
Diese
Arbeiten zeichnen sich durch sehr große
Zähigkeit aus und verdanken dieselbe sowohl der Verwebung
der
Fasern als auch der Verbesserung des
Materials durch das bei der Bereitung erforderliche fleißige Ausschmieden und
Schweißen.
Das im
Orient gebräuchliche
Verfahren zur
Darstellung von damaszener Stahl ist nicht genau bekannt, in
Europa werden dünne Stäbchen von
Schmiedeeisen und
Stahl (oder auch von hartem und weichem Schmiedeeisen) in gehöriger Anzahl zu einem
¶
mehr
Bündel parallel nebeneinander gelegt und zusammengeschweißt. Die erhaltene Stange wird in die Länge geschmiedet, in 2-3
Teile zerhauen, die man wieder aufeinander legt und zusammenschweißt. Dies Verfahren liefert nach öfterer Wiederholung einen
Stab,
[* 31] in welchem Eisen und Stahl in sehr dünnen Lagen miteinander wechseln. Man macht denselben rotglühend, befestigt ihn
mit einem Ende im Schraubstock
[* 32] und windet ihn schraubenförmig zusammen. Wird er dann wieder glatt geschmiedet, so kommen
die Schraubenwindungen mehr oder weniger in eine gemeinschaftliche Ebene zu liegen, und beim Beizen erhält man viele symmetrisch
gestellte kleine Figuren, deren Linien um so zarter sind, je mehr beim Schmieden die Metalle zu seinen Fäden
ausgearbeitet wurden.
Man umwindet auch Stahlschienen von 2,5-4 cmBreite
[* 33] und 1,5 mmDicke in weiten Schraubenwindungen mit Eisendraht von 1,5 mmDicke,
drückt durch Hämmern im rotglühenden Zustand den Draht
[* 34] in die Stahlschienen, legt darauf mehrere so bearbeitete Schienen
aufeinander, schweißt sie zusammen und zerteilt sie, nachdem man sie ausgestreckt, in mehrere Teile,
welche abermals zusammengelegt, unter sich zusammengeschweißt und ausgeschmiedet werden. Schmiedet man aus diesem Material
eine Klinge, so zeigt dieselbe nach dem Abschleifen beim Beizen mit Essig und Salpetersäure eine recht gute einfache, in ihrer
Unregelmäßigkeit aber sehr vom Zufall abhängige Damaszierung. Man verwendet den damaszener Stahl zu Klingen und
Gewehrläufen, welch letztere aus zusammengeschmiedeten Bändern von hartem und weichem Eisen (auch wohl von Stahl und Eisen)
auf gewöhnliche Weise hergestellt werden. Der Materialaufwand zu diesen Läufen ist sehr groß wegen des höchst beträchtlichen
Abbrandes bei den vielen Schweißungen; ein fertiger Lauf von 1-1,5 kg erfordert manchmal 50 kg rohes
Stabeisen. - Beim echten damaszener Stahl kann man die Zeichnungen abschleifen und dann durch Beizen immer wieder von neuem hervorrufen,
und dies Verhalten unterscheidet den damaszener Stahl von Nachahmungen, die auf viel einfachere Weise dargestellt werden.
Man erhält z. B. glänzende, etwas erhabene Zeichnungen auf mattem Grunde (damaszierte Arbeit), wenn man
auf einer fein polierten Stahlfläche alle Stellen, die blank bleiben sollen, mit einer Lösung von Ätzgrund in Terpentinöl
bedeckt und den so vorbereiteten Stahl über eine Mischung von Kochsalz mit etwas Schwefelsäure
[* 35] hält. Die sich entwickelnden
Dämpfe von Salzsäure beizen den freien Stahl matt, und wenn man dann den Ätzgrund abwäscht, so ist der
Zweck erreicht.
Die sehr alte Herstellung des DamaszenerStahls scheint durch die Not veranlaßt worden zu sein, indem man aus Mangel an Stahl
alte Eisenstücke zusammenschweißte. Herodots Kollesis bedeutete indes mehr eine Auflötung eines Metalls auf das andre, und
der Erfinder dieses Verfahrens, Glaukos von Chios, kann daher nicht als Erfinder des Damaszierens genannt werden. Die zu Turin
[* 36] befindliche Isistafel ist eine Art Damaszierung. Später, als unter Domitian Waffenfabriken zu Damaskus angelegt wurden und
dieses sich zu einem Haupthandelsplatz erhoben hatte, erhielt das Damaszieren seinen jetzigen Namen.
Durch die Kreuzzüge kam eine große Menge vortrefflicher Stahlarbeiten nach Europa, wo man in jener kriegerischen
Zeit bald bemüht sein mußte, auch dem einheimischen Fabrikat die Güte und Schönheit des ausländischen zu geben. Die meisten
Versuche jener und der spätern Zeit lieferten indes kein genügendes Resultat.
Vor allem mangelte den in Europa
gefertigten Klingen der Damast, das sogen. Wasser, worunter man die regelmäßig wiederkehrenden, fast symmetrischen Figuren
versteht. Erst in der Neuzeit ist es den Bemühungen von Clouet (1780-90), Bréant, Mille, Duc de Luynes (1835), Anosow (1844)
und namentlich Crivelli (1820) gelungen, Nachbildungen zu erzeugen, welche den orientalischen Mustern weder in Güte
noch in Schönheit der Form nachstehen.