Gaues.
AndreOrte desselben waren:
Meißen,
[* 2] Doblin
(Döbeln),
[* 3] Grimmi
(Grimma),
[* 4] Rocheletz
(Rochlitz), Oszechs
(Oschatz),
[* 5] Gana oder
Jana, slawische Hauptfestung (vielleicht Jahna an der
Jahne), Coloci
(Kolditz an der
Mulde). Die slawischen Bewohner des
Gaues,
ein Hauptstamm der
Sorben, nannten sich Glomaci und waren wahrscheinlich Verwandte der in das alteDalmatien
eingewanderten
Wenden, weshalb sie bei den
Deutschen meist nur Daleminzier, Dalamanter, Dalmaten oder Dalmatier hießen.
Ludwig der Deutsche
[* 6] zwang sie, mit Heeresmacht in ihr Gebiet eindringend, 856 zur Zinspflichtigkeit. Allein sie empörten
sich in den folgenden Jahrzehnten wiederholt und gaben 908, wo sie die
Ungarn
[* 7] zu
Hilfe riefen, denAnlaß
zu deren verheerenden Einfällen in
Deutschland.
[* 8] Erst König
Heinrich I. gelang ihre endgültige Unterwerfung, der 927 ihre
Hauptfestung
Jana eroberte. Um weitere
Abfälle zu verhüten, errichtete
Heinrich in ihrem
Lande die
MarkMeißen (s. d.). Das
slawische
Grundeigentum fiel den sächsischen Kriegern anheim, die
Slawen selbst wurden leibeigen. Seitdem verschmilzt die
Geschichte der Daleminzier mit der Geschichte der Markgrafschaft
Meißen.
(spr. delhausi),Name einer 1656 m ü. M. im äußern
Himalaja gelegenen Gesundheitsstation im englisch-indischen
Reich im
Pandschab,
Distrikt Gurdaspur, genannt zu
Ehren des
Generalgouverneurs über
Indien zwischen 1848 und 1851,
Lord Dalhousie. Sie
zählt (1880) 1600 Einw.
Nachdem er im Juli 1846 mit dem
MinisteriumPeel zurückgetreten war und es abgelehnt hatte, sein
Amt unter
Russell beizubehalten,
ward er 1847 zum
Generalgouverneur von
Ostindien
[* 10] ernannt, wo er im
Januar 1848 eintraf. Seine
Regierung ist
epochemachend für
Indien geworden.
Bald nach seiner Ankunft brach der zweite Pandschabkrieg aus, der 1849 nach manchen Wechselfällen
mit
Annexion des bisherigen Sikhstaats endete. Auch mit
Birma wurde ein glücklicher
Krieg geführt, der die Erwerbung des mittlern
Teils der jetzigen britischen
ProvinzBirma zur
Folge hatte. Dalhousie erhielt dafür 1849 den Dank des
Parlaments
und die Ernennung zum
Marquis.
Fehlerhaft war dagegen sein Vorgehen gegen das
dicht bevölkerte
KönigreichAudh, das im
Herzen von
Hindostan gelegen war.
SchlechteRegierung und Nichterfüllung der
Verträge, welche die
Könige
(Radschas) von
Audh mit der ostindischen
Regierung
geschlossen hatten, führten zur
Annexion dieses
Landes; sie wurde nach Dalhousies Abtreten von der
Regierung vollzogen, muß
aber, als von Dalhousie eingeleitet, ihm zur
Last gelegt werden. Die Vertreibung der
Großen dieses
Reichs aus ihrem erblichen
Besitz
war einer der wichtigsten
Gründe für die Hartnäckigkeit, mit welcher der
Aufstand von 1857 hier auftrat.
Aus Gesundheitsrücksichten legte Dalhousie im März 1856 sein
Amt nieder und lebte seitdem zurückgezogen in
England. Er starb nach
längern
Leiden
[* 11] auf seinem Stammsitz Dalhousie
Castle.
Vgl.
Arnold, History of the
Marquis of Dalhousie's administration
of BritishIndia (Lond. 1863-64, 2 Bde.).
vonRonojed, ein böhm.
Ritter, nach welchem noch jetzt ein an der Nordostseite desHradschin
zu
Prag
[* 14] gelegener alter
Turm
[* 15] den
NamenDaliborka führt, ward 1498 wegen Bauernaufwiegelung in den genannten
Turm gesetzt und
brachte es hier durch bloßes Üben ohne allen
Unterricht zu einer außerordentlichen Virtuosität auf der
Geige.
Daher das
Sprichwort
»EtiamDaliborem fames musicam docet«. Dalibor von Ronojed wurde später hingerichtet. Das Ganze klingt
sagenhaft, ist aber beglaubigt. Der genannte
Turm, ein Rest der alten
Befestigung des
Hradschin, diente bis 1720 als Staatsgefängnis;
als solches erscheint es gesetzlich seit 1564 angeführt.
böhm. Dichter und Geschichtschreiber des 15. Jahrh.,
aus
Meseritz gebürtig,
Domherr zu
Altbunzlau, angeblich Verfasser einer sagenhaften tschechischen
Reimchronik, die vonTschechs
Ankunft in
Böhmen
[* 16] bis 1314 reicht und sich eigentlich nur durch ihren antigermanischen
Charakter auszeichnet. Sie erschien
zuerst gedruckt in
Prag 1620 unter dem
Titel: »Kronika stará klástera Boleslavského etc.«
(neue Ausg. von
Hanka,
Prag 1849 und auf
Grund einer ältern, in
Cambridge gefundenen
Handschrift von
Jirecek in den
»Fontes
rerum bohemicarum«, das. 1878);
eine ältere deutsche gereimte Übersetzung wurde durch den Litterarischen
Verein (Bd. 48)
in
Stuttgart
[* 17] von
Hanka herausgegeben.
Olof von, schwed. Dichter und Geschichtschreiber, geb. zu
Vinberga in
Halland, widmete sich erst der
Medizin, dann der
Philosophie und Geschichte, ward 1737 Bibliothekar des
Königs, 1749
Lehrer des
Kronprinzen, nachmaligen
KönigsGustav III., 1755 Reichshistoriograph, 1756 verabschiedet und vom
Hofe
verwiesen, 1761 wieder zu
¶
mehr
Gnaden angenommen und 1763 Kanzler des Hofs; starb 12. Aug. d. J. Er erwarb sich große Verdienste um die ästhetische Litteratur
seines Vaterlandes, indem er den derben und schwerfälligen Ernst der bisherigen Dichter durch Scherz und eine leichte Darstellung
verdrängte, nahm aber auch der schwedischen Sprache
[* 19] durch Einmischung fremdartiger Wörter, Redensarten
und Wendungen einen Teil ihrer eigentümlichen Kraft
[* 20] und Fülle. SeinenRuf begründete er 1733 durch die Zeitschrift »Den Svenska
Argus« und sein episches Gedicht »Svenska friheten« (Stockh.
1742, 1755). Auch als dramatischer Dichter versuchte er sich mit der Tragödie »Brynhilda« und dem Lustspiel »Den afundsjuke«,
in welch letzterm er eine gewisse Ähnlichkeit
[* 21] mit Holberg verriet.
Seine kleinern Schriften erschienen unter dem Titel: »Vitterhets arbeten« (Stockh. 1761-67, 6 Bde.),
besser unter dem Titel: »Poetiska arbeten« (1756, 4 Bde.).
Durch seine »Svea rikes historia« (Stockh. 1747 f., 3 Bde.;
deutsch, Wism. 1756-64) legte er denGrund zu einer kritischen Behandlung der schwedischen Geschichte.
Wichtig sind Botins »Anmärkningar« dazu. Eine neue Auswahl seiner Schriften erschien Stockholm
[* 22] 1873.