einer Anhöhe an der
Amper und der Eisenbahnlinie
München-Ingolstadt-Treuchtlingen, Sitz eines Bezirksamtes und eines Amtsgerichts,
hat ein hoch gelegenes
Schloß mit einem aussichtsreichen Hofgarten, 2
Kirchen, ein Distriktskrankenhaus, ein Denkmal des
KurfürstenKarlTheodor und (1880) 3101 fast nur kath. Einwohner, welche
Papier- und Malzfabrikation, Bierbrauerei
[* 2] und wichtigen
Getreide-
und Holzhandel betreiben. Dachau war im
Mittelalter der Stammsitz eigner
Grafen aus dem
HauseScheyern, die 1182 ausstarben,
worauf es durch
Kauf an das
HausWittelsbach kam. Im Dreißigjährigen
Krieg eroberten es die
Schweden
[* 3] 1633 und später (1648)
abermals nach einer nicht unbedeutenden
Schlacht daselbst. Auf dem rechten
Ufer derAmper breitet sich bis
zur
Isar und gegen
Freising
[* 4] hin das
DachauerMoos aus, eine 37 km lange und über 7 km breite Sumpfebene, die größtenteils
mit
Riedgras bewachsen und nur stellenweise durch Torfstich und
Entwässerung (besonders von
Schleißheim aus) kultiviert und
mit Ansiedelungen, z. B. Augustenfeld,
Karlsfeld, Ludwigsfeld etc., besetzt ist.
Banken
(Sandbanken), Schwindelanstalten, die in den
Jahren 1871 und 1872 in
München
[* 5] bestanden und gegen sehr
hohe
Prozente Depositengelder auf kurze
Kündigung annahmen, indem sie darauf rechneten, aus immer weiter folgenden neuen Einlagen
Verzinsung und etwanige Kapitalrückzahlungen bestreiten zu können. Durch die Zurückziehung der
Gelder aus den öffentlichen
Sparkassen, durch
Kündigung von Hypothekendarlehen, durch
Aufnahme von Hypothekengeldern, wozu die
Sucht
des unverständigen
Volkes, die hohen
Zinsen zu erlangen,
Ursache wurde, steigerte sich die
Erscheinung zu einer öffentlichen
Kalamität, welche die
Regierung in amtlichen
Erlassen laut beklagte.
Die bekannteste der Anstalten war die der ehemaligen Schauspielerin
AdeleSpitzeder, deren Inhaberin noch
durch besondere Kunstgriffe, namentlich durch ostentative
Wohlthätigkeit und Anlehnung an die ultramontane
Partei, ihren
Kredit
zu verstärken suchte. Als Ende 1872 die Zahlungsunfähigkeit dieser größten
Bank gerichtlich festgestellt und die Inhaberin wegen
betrügerischen
Bankrotts zu drei
JahrenZuchthaus verurteilt wurde, war dieser ganzen
Klasse von Anstalten
der
Boden entzogen. Die Einlagen bei der
Spitzeder berechneten sich auf ungefähr 8½ Mill.
Gulden, in die sich
ca. 30,000
Gläubiger
teilten.
im weitern
SinnArbeiter, dessen Beschäftigung darin besteht, das Deckmaterial der
Dächer auf dieselben
zu bringen und dort zu befestigen; im engern
SinnHandwerker, welcher die Eindeckung von Dächern mit
Ziegeln
oder
Schiefern ausführt. Die Ziegeldächer werden nach den verschiedenen Gegenden teils von
Maurern, teils von besondern Ziegeldeckern,
hier und da auch von Tünchern eingedeckt. Die Schieferdächer werden in der
Regel durch besondere Schieferdecker, die Kupferdächer
vom
Kupferschmied,
Zink-,
Blech- und Bleidächer vom
Klempner oder
Zinngießer eingedeckt. Strohdächer decken
entweder die Landleute selbst oder
Tagelöhner, die sich ausschließlich damit beschäftigen;
Bretter- oder Schindeldächer
schlagen die Zimmerleute
auf.
Nach der Form der
Ziegel und der Art ihrer Eindeckung unterscheidet man das einfache Ziegeldach
[* 1]
(Fig. 1), das
Doppeldach, bei welchem sich die
Ziegel über die Hälfte überdecken, das
Kronen- oder Ritterdach
[* 1]
(Fig. 2), das Breitziegel-
oder Pfannendach mit flachen
Ziegeln, das
Krumm- oder Krempziegeldach mit ^ -förmig gekrümmten
Ziegeln,
das Falzziegeldach, das Hohlziegeldach, das sogen. italienische
Dach
[* 10] aus breiten Flachziegeln mit aufrechten Rändern nebst
Hohlziegeln, welche die letztern samt den zwischen ihnen befindlichen
Lücken überdecken.
Zur Eindeckung von Ziegeldächern, deren Dachraum viel
Licht
[* 11] erfordert, werden auch Glasziegel oder Glaspfannen verwendet,
welche den gebrannten ähnlich geformt sind. Meist werden sie an
Stelle von
Dachfenstern angewandt und
einzeln oder in
Gruppen zwischen die gebrannten
Ziegel eingedeckt. Ziegeldächer sind im allgemeinen billig, aber schwer und
erfordern starke
Dachstühle, ziehen
Wasser an und lassen leicht
Kälte und
Wärme
[* 12] durchdringen. Das Schieferdach erhält eine
Neigung von nicht unter 20° und erfordert meist eine Schalung zur Unterlage
[* 1]
(Fig.
3) sowie
Befestigung der
Schiefer mit
Nägeln.
Nach
Beschaffenheit, Form und
Größe der
Schiefer sowie nach Art ihrer Eindeckung unterscheidet man das deutsche Schieferdach
mit kleinern, rhombischen, quadratischen oder sechseckigen, das englische Schieferdach mit größern, ähnlich geformten
und das französische Schieferdach mit quadratischen
Steinen. Sind eiserne
Dachstühle, deren
Pfetten aus
Winkeleisen bestehen
[* 1]
(Fig. 4), mit
Schiefern einzudecken, so werden die
Nägel
[* 13] um diese letztern umgebogen, um die
Schiefer auf
denselben zu befestigen.
Die Schieferdächer sind vergleichsweise leicht und dicht, haben ein gefälliges Äußere; ihre
Steine klappern aber bei starkem
Wind, werden bei
Bränden leicht glühend und fliegen dann oft weit, wodurch sie die Feuersgefahr weiter tragen. Zu den Dachbedeckungen
von oder vor
Räumen, welche viel
Licht erfordern, wie bei Bahnhofshallen, Oberlichtsälen, Perrondächern u. dgl.,
wird in neuerer Zeit besonderes Dachglas (geblasenes Dachglas, Rohglas, gegossenes
Glas, Gußglas) von 9-12mmStärke
[* 14] hergestellt, welches gewöhnlich zwischen eisernen
Sparren auf zwei verschiedene
Arten eingedeckt wird. Die Glastafeln
werden entweder in die
Falze von ^ -förmigen Fenstersprosseneisen so eingelegt, daß die obern über die untern etwas übergreifen,
mit
Glaserkitt verstrichen und durch kleine, seitlich an jene
Sprossen genietete Winkellappen und
Stifte am Abrutschen oder Aufklappen verhindert, oder sie werden so über rinnenförmige Sparren gelegt, daß ein Zwischenraum
zum Abfluß des Wassers bleibt, und mittels federnder Querbänder und Bolzen auf den Sparren festgehalten. Die Metalldächer
erhalten Neigungen von 10° und darüber und erfordern, wenn sie mit glatten Metallblechen gedeckt werden, eine
Verschalung, während sie bei Anwendung von gewellten oder gerippten Metallblechen auch durch mehr oder minder starke Pfetten
unterstützt werden können.
Das Kupferdach ist zwar das haltbarste, aber auch das teuerste, das Zinkdach aus glattem oder Wellblech
[* 16] zur Zeit wohl das
verbreitetste Metalldach. Außer denselben ist zu erwähnen die Dachdeckung mit Schwarz- und Weißblech, mit Blei
[* 17] und mit verzinktem Eisenblech. Die Eindeckung mit Zinkblech erfolgt nach verschiedenen Systemen. Beim Falzsystem werden die
rechtwinkeligen Bleche in der Länge oder Quere oder in der Länge und Quere durch Falze verbunden. Beim Leistensystem erhalten
die Tafeln in der Fallrichtung keine feste Längenverbindung, sondern werden an den Seiten meist nur
aufgekantet und über zwischengelegten Holzleisten durch Blechstreifen verbunden.
Bei der Rautendeckung für steilere Dächer werden quadratische Bleche an allen vier Seiten durch einfache wulstförmige Falze
verbunden. Bei dem Rinnensystem (namentlich für Balkone) vermeidet man alle überstehenden Leisten, Falze oder sonstigen Erhöhungen
und erhält eine vollkommen glatte Fläche. Um aber an Mansardendächern die unschönen großen, glatten
Flächen zu vermeiden, wird die Schuppendeckung angewandt und aus schuppenartig gepreßten Zinkblechen oder aus rautenförmig
zugeschnittenen und bisweilen ebenfalls gepreßten Blechen mit Falzen hergestellt.
Statt der Zinkbleche kommen in neuerer Zeit auch verzinkte Eisenbleche zur Verwendung, welche kleinere oder größere
Platten bilden und an den Seitenkanten mit sich überdeckenden Wülsten versehen werden. Die Zinkwellbleche erfordern bei einer
Überdeckung von etwa 10 cm eine Unterstützung nur in der Mitte und an den Enden durch hölzerne oder eiserne Latten, an welche
sie mit Zinkhaften befestigt werden. Statt der Zinkwellbleche werden in neuerer Zeit der noch größern
Tragfähigkeit wegen verzinkte Eisenwellbleche zur Dachdeckung verwendet, welche auf hölzerne oder eiserne Pfetten gelegt und mit
denselben vernietet oder verschraubt werden. Hierher gehört die in
[* 15]
Fig. 5 a bis 5 d dargestellte
Dachdeckung mit dem sogen. Blechschiefer.
Die
zur weichen Deckung gehörigen Holzdächer bestehen entweder aus 40-100 cm langen, 7-13 cm breiten,
1-1,5 cm starken Schindeln aus Tannen-, Fichten- oder Eichenholz, welche auf eine Lattung, oder aus gespündeten oder mit Leisten
auf den Fugen versehenen Brettern, welche normal auf die Dachpfetten genagelt werden. Die Stroh- und Rohrdächer erhalten eine
Neigung von über 50° und werden bez. aus Bündeln
(Schauben) von Stroh und Rohr hergestellt, welche man in doppelten Lagen von 30-40 cmDicke mittels Strohbändern auf Dachlatten
befestigt
[* 15]
(Fig. 6). Da Holz-, Stroh- und Rohrdächer sehr feuergefährlich sind, so hat man sie in vielen Staaten verboten,
wo sie entweder durch Dächer aus Strohlehmschindeln, Dachpappe oder besonders durch die sogen. Estrichdächer
ersetzt werden. Die Strohlehm- oder Streichschindeln sind aus Querstöcken, Stroh und Lehm auf Streichtischen bereitete Tafeln
von 7-10 cmDicke, welche im Verband
[* 18] mittels Bindeweiden auf Latten befestigt
[* 15]
(Fig. 7) und in den Fugen mit Lehm verstrichen werden.
Die Deckung mit Dach- oder Steinpappe (s. Dachpappe) erfordert eine Dachneigung von 10-15° und bedarf einer
Schalung, worauf die Pappe in Rollen
[* 19] mit Überdeckung aufgezogen und an den Fugen mit Teer und Steinkohlenpech gedichtet wird.
Nach der Deckung bestreicht man das Dach mit einer Mischung aus Teer und gelöschtem Kalkpulver und bestreut die ganze Fläche
mit scharfem, gesiebtem Flußsand oder mit Steinkohlenasche, was alle zwei Jahre wiederholt werden muß.
Zu den Estrichdächern, welche die aus einzelnen Stücken zusammengesetzte Dachdeckung durch eine über die ganze Dachfläche ausgebreitete
Masse ersetzen, gehören: die Asphaltbedachung, das nach seinem Erfinder benannte Dornsche Dach, die Lehm-, Holzkohlen- u. Steinkohlenaschen-Mastixdächer
und das in neuerer Zeit sich verbreitende Holzzementdach.
Die Asphaltdeckung besteht aus einer mit Steinkohlenteer gestrichenen, mit Packleinwand überzogenen Schalung, worüber eine
ca. 15 mm starke Decke
[* 20] von zusammengeschmolzenem Mineralteer u. Asphalt ausgebreitet, mit Sand bestreut und zum Schutz gegen die
Sonne
[* 21] mit dünnem Kalkmörtel gleichmäßig überzogen wird. Die Hauptüberzugsmasse der Dornschen Dachdeckung besteht
aus einer Mischung von Lehmbrei mit ausgelaugter Gerberlohe, welche über einer engen Lattung
[* 15]
(Fig.
8) mit der Maurerkelle aufgetragen, mit
[* 15]
^[Abb.: Fig. 5 a.
Einzelner Blechschiefer.]
[* 15]
^[Abb.: Fig. 5 b. Zusammenfügung der Blechschiefer.]