Rußlands ist und selbst von
Schlesien,
[* 2]
Posen
[* 3] und
Westpreußen
[* 4] sowie von
Galizien her besucht wird. Die Zahl der Wallfahrer beträgt
im Jahresdurchschnitt 50-60,000. Das
Kloster ist überreich an
Schätzen,
war in früherer Zeit stark befestigt und stand bis 1765 unter
dem militärischen
Kommando eines Ordensgeistlichen. 1770 wurde fast die ganze
Altstadt von Czenstochowa durch eine
Feuersbrunst zerstört. Das
Kloster, schlechthin das »Eremitenkloster« genannt, wurde schon vom
König
Wladislaw Jagello gestiftet, der auch das heilige Marienbild aus Belcz in
Galizien nach Czenstochowa schaffte, und war ehedem
so reich, daß ihm der 15. Teil sämtlicher
Güter in
Polen gehörte oder verpfändet war. 1430 überfielen
und plünderten es die
Hussiten;
1500 wurde der Anfang mit der
Befestigung desselben gemacht;
1655, 1657, wo König
JohannKasimir
sich hinter seine
Mauern flüchtete, und 1704 wurde es von den
Schweden
[* 5] hartnäckig, aber erfolglos belagert;
(spr. tscheremosch), rechtsseitiger Nebenfluß des
Pruth, entspringt auf dem karpathischen Waldgebirge, bildet,
in nordöstlicher
Richtung fließend, die
Grenze zwischen
Galizien und der
Bukowina und mündet unterhalb Waskautz, nordwestlich
von
Czernowitz.
Sein Hauptverdienst besteht in der Einführung und Anwendung des
Kehlkopfspiegels zu diagnostischen und physiologischen
Zwecken.
Er schrieb: »Der
Kehlkopfspiegel
[* 16] und seine Verwertung für
Physiologie und
Medizin« (Leipz. 1860, 2. Aufl. 1863; vielfach übersetzt)
und veröffentlichte außerdem eine Anzahl populär-wissenschaftlicher
Vorträge (gesammelt
Wien 1869).
Seine »Gesammelten
Schriften« (Leipz. 1879, 2 Bde.)
enthalten eine biographische
Skizze von A.
Springer.
2)
Jaroslaw, böhm.
Maler,
Bruder des vorigen, geb. zu
Prag, studierte auf der dortigen
Akademie, in
Antwerpen
[* 17] und dann
in
Brüssel
[* 18] unter
Gallait, der entscheidenden Einfluß auf ihn gewann. Seine ersten Werke behandelten zumeist
Motive aus der böhmischen Geschichte, namentlich der Hussitenzeit, dann aber wandte er sich dem
Genre zu. 1850 entstanden
die normännischen
Fischer im
Kahn, die
Bibel
[* 19] lesend.
Sein Hofpoet
Rudolfs II., auf der
Brücke
[* 20] von
Prag bettelnd (1854 im Österreichischen
Kunstverein), erwarb ihm zuerst einen bedeutenden
Ruf.
Eine
Reise, die er 1858 durch
Mähren,
[* 21]
Ungarn,
[* 22]
Kroatien,
Bosnien,
[* 23]
Dalmatien
und
Montenegro unternahm, und die ihm ein reiches Studienmaterial
lieferte, erschloß ihm ein neues Gebiet. So entstanden seine Montenegrinerin mit dem schlafenden
Kind (1861);
der
Raub einer Herzegowinerin durch
Türken (1867);
der
Transport eines verwundeten montenegrinischen
Führers und die Rückkehr der Montenegriner in ihr verwüstetes Dorf (1877),
in welchem die Verzweiflung der Heimgekehrten über die Greuel der
Türken in ergreifender
Weise geschildert
ist.
Vgl. Mitzschke,Jar. Czermak und sein Gemälde: die
Hussiten vor
Naumburg
[* 26] (Naumb. 1883).
(spr. tscher-, rumän. Czernâuz), Hauptstadt
des österreich. Herzogtums
Bukowina, malerisch am
Pruth, unweit der rumänischen und russischen
Grenze in 220 m Meereshöhe
gelegen,
Station der
Eisenbahn von
Lemberg
[* 30] nach
Jassy, ist eine reinliche, freundliche Stadt, hat zwei
Plätze (Austriaplatz mit
dem Austriadenkmal und
Franz-Josephsplatz mit Parkanlagen), an hervorragenden Gebäuden eine neue griechische
Domkirche, eine
armenische Kirche in gotischem
Stil, eine
Synagoge, ein Regierungsgebäude u. a. und zählt mit ihren vier
Vorstädten (1880) 45,600 (1869: 33,884) Einw., nach
Nationalität und Konsession sehr gemischt (Deutsche,
[* 31]
Ruthenen,
Polen,
Rumänen, Armenier; Katholiken des römischen, griechischen und armenischen
Ritus, Griechisch-Orientalische,
Lutheraner, 14,449
Israeliten). Die
Industrie umfaßt an
Fabriken eine Bierbrauerei,
[* 32] zwei Dampfmühlen, eine
Sägemühle, Ölfabrik,
Maschinenfabrik etc.; der
Handel, besonders nach Rußland und
Rumänien,
[* 33] ist lebhaft. An Bildungsinstituten besitzt Czernówitz vor
allen die am
Tag der
Feier der 100jährigen Vereinigung der
Bukowina mit
Österreich
[* 34] unter dem
Namen »Franz-Josephs-Universität«
eröffnete
Hochschule.
Dieselbe hat eine theologische (griechisch-orientalische), rechts- und staatswissenschaftliche und philosophische
Fakultät, besitzt eine
Bibliothek (50,000
Bände), einen botanischen
Garten,
[* 35] ein
chemisches Laboratorium nebst naturhistorischen
Museen und zahlte 1883/84: 36
Dozenten und 223 Studierende. Außerdem sind hier vorhanden: ein Obergymnasium, eine
Oberrealschule,
eine Staatsgewerbeschule, eine
Lehrer- und Lehrerinnenbildungsanstalt und eine landwirtschaftliche Lehranstalt, dann ein Landesmuseum
und ein
Theater.
[* 36] Czernówitz ist der Sitz der
Landesregierung der
Bukowina, eines
Landesgerichts, einer Finanzdirektion,
eines Brigadekommandos, einer Postdirektion, einer
Handels- undGewerbe-
kammer, eines griechisch-orientalischen Erzbistums, der Güterdirektion des reichen griechisch-orientalischen Religionsfonds
und hat an sonstigen öffentlichen Instituten eine Bodenkreditanstalt, Filiale der Österreichisch-UngarischenBank, eine Sparkasse,
ein Strafhaus, eine Landesgebäranstalt und 2 Spitäler. In der Nähe der 575 m hohe BergCecina, merkwürdig wegen der Altertümer,
die hier im Mauerschutt gefunden wurden (Reifkrone, Schwert etc.).