Alexander. 1803 vermählte er sich mit einer
PrinzessinRadziwill, trat 1809, zur Zeit des Großherzogtums
Warschau,
[* 2] unter
FürstJosephPoniatowski in die polnische
Armee ein und errichtete ein
Regiment auf eigne
Kosten. Nach dem
Tod seiner ersten Gemahlin
(1808) vermählte sich Czartoryiski (1810) mit
Maria, Gräfin Dzierzanowska, ging 1811 nachParis,
[* 3] machte unter
Napoleon 1812 den
russischen
Feldzug mit, beteiligte sich an den
Kämpfen bei
Smolensk und an der
Moßkwa (bei letzterer
Affaire wurde ihm das
Pferd
[* 4] unter dem Leib durch eine Kanonenkugel getötet) und wurde aus diesem
Anlaß durch das Offizierkreuz der
Ehrenlegion aus der
Hand
[* 5]
Napoleons ausgezeichnet.
Wegen Kränklichkeit verließ er 1813 den
Dienst und ging auf
Reisen. 1816 begab er sich auf ausdrücklichen
Wunsch des
KaisersAlexander nach
Petersburg
[* 6] und ward zum kaiserlichen Generaladjutanten ernannt, zog sich wegen anhaltender
Kränklichkeit jedoch schon 1818 ins Privatleben zurück. Nachdem er abwechselnd einige Jahre in
Polen,
Frankreich,
Italien
[* 7] und in der
Schweiz
[* 8] zugebracht, ließ er sich 1828 in
Wien
[* 9] bleibend nieder. 1832 kaufte er von dem englischen
BotschafterLordCowley die
Villa van der
Nüll in Weinhaus (bei
Wien), die er mit einer kostbaren Gemäldesammlung, besonders
aus den altitalienischen
Schulen, ausstattete und als echter Kunstmäcen zum Sammelpunkt der
Elite der
Wiener Künstlerwelt gestaltete. Czartoryiski starb in
Wien.
5)
Georg, jüngster Sohn des vorigen, geb. widmete anfangs seine ganze Thätigkeit
der
Kritik auf dem Gebiet der schönen
Künste und zwar vorzugsweise der
Musik und der dramatischen
Kunst. Von 1855 bis 1865 redigierte
er imVerein mit seinem
BruderKonstantin die
»Rezensionen und Mitteilungen über
Theater
[* 10] und
Musik«, ein Fachblatt,
das sich namentlich auch in
Deutschland
[* 11] eines guten
Rufs erfreute. Nach dem
Tod seines
Vaters übernahm er die ihm zufallenden
bedeutenden
Güter in
Galizien, und diese gaben seiner Thätigkeit eine andre
Richtung.
Durch Einführung einer rationellern, auf die Fortschritte der Neuzeit basierten Bewirtschaftung, durch
Errichtung von
Fabriken und
Volksschulen trug er zur
Hebung
[* 12] der Bodenkultur und zur Verbesserung der
Lage der Landbevölkerung
in seinem
Bezirk wesentlich bei. 1861 vermählte er sich mit der Tochter des
WienerArztesJohannCzermak. 1867 von der Stadt
Jaroslau zum Abgeordneten in den galizischen
Landtag gewählt, gewann er auch bald auf politischem Gebiet
bedeutenden Einfluß und gilt heute als anerkannter
Führer der föderalistischen
Partei in
Galizien. 1873 wurde er auch in
den
Reichsrat gewählt.
Beide Bestrebungen mußten
in der Hauptsache mißlingen; doch bleibt Czechs
Verdienst, für das Taubstummenwesen vielfach
angeregt zu haben, davon unberührt. Im J. 1839 zum
Professor der
Theologie an de k. k.
Akademie der bildenden
Künste ernannt,
mußte er schon im folgenden Jahr wegen
Krankheit sein
Amt aufgeben, lebte eine Zeitlang in
Wien, begründete
dann, 1845 ins Piaristenkollegium zu
Nikolsburg zurückgekehrt, die israelitische Taubstummenschule daselbst; starb Einige
von ihm herausgegebene Lehrbücher, so die
»Denk- und
Sprachlehre«
(Wien 1836), waren zu ihrer Zeit angesehen und verbreitet.
(spr. tsche-),Alexander, Erforscher
Sibiriens, geb. 1832 im
GouvernementWolhynien, besuchte
das
Gymnasium und die
Universität zu
Kiew,
[* 17] studierte 1855-57 in
Dorpat
[* 18] zuerst
Medizin, dann
Mineralogie und wurde 1863 in den
polnischen
Aufstand verwickelt und nach
Sibirien verbannt. In Padun interniert, versorgte er die akademischen
Museen mit zoologischen
und botanischen Sammlungen und erhielt 1868 die Erlaubnis, nach
Irkutsk überzusiedeln. Im Auftrag der
dortigen sibirischen Abteilung der kaiserlichen
GeographischenGesellschaft stellte er bis 1872 geologische Untersuchungen
im
GouvernementIrkutsk an und unternahm 1873 eine Expedition an die untere
Tunguska und den
Olenek, 1875 zur Olenekmündung
und
Lena. In demselben Jahr begnadigt, kehrte Czekanowski 1876 nach
Petersburg zurück und bereitete sich sogleich zu
einer neuen
Reise nach der
Chatanga und Anabara vor, nahm sich aber schon in einem Anfall von
Schwermut das
Leben.
Seine sehr bedeutenden Leistungen sind zum Teil im 11.
Bande der »Sapiski« der sibirischen Abteilung (1874)
sowie in
Petermanns »Mitteilungen« (1874 ff.)
niedergelegt.
Neu-Czenstochowa (Czenstochowka) liegt am
Fuß des Klarenbergs und hat 3
Kirchen. Die
Bevölkerung
[* 23] von Czenstochowa (1879: 15,522
Seelen) nährt sich teilweise durch die Verfertigung von
Heiligenbildern,
Amuletten,
Rosenkränzen,
Glaskorallen,
Skapulieren etc.
Auf der entgegengesetzten Seite des Klarenbergs liegt die Vorstadt Sta.
Barbara; auf der
Höhe des
Bergs selbst aber befindet
sich ein
Kloster vom
Orden des heil.
Paul des
Eremiten mit einem wunderthätigen Marienbild (einem schwarzbraunen,
sehr unscheinbaren
Bild byzantinischen Ursprungs), welches der berühmteste Wallfahrtsort für die Katholiken
¶
mehr
Rußlands ist und selbst von Schlesien,
[* 25] Posen und Westpreußen
[* 26] sowie von Galizien her besucht wird. Die Zahl der Wallfahrer beträgt
im Jahresdurchschnitt 50-60,000. Das Kloster ist überreich an Schätzen, war in früherer Zeit stark befestigt und stand bis 1765 unter
dem militärischen Kommando eines Ordensgeistlichen. 1770 wurde fast die ganze Altstadt von Czenstochowa durch eine
Feuersbrunst zerstört. Das Kloster, schlechthin das »Eremitenkloster« genannt, wurde schon vom
König Wladislaw Jagello gestiftet, der auch das heilige Marienbild aus Belcz in Galizien nach Czenstochowa schaffte, und war ehedem
so reich, daß ihm der 15. Teil sämtlicher Güter in Polen gehörte oder verpfändet war. 1430 überfielen
und plünderten es die Hussiten;
1500 wurde der Anfang mit der Befestigung desselben gemacht;
1655, 1657, wo König JohannKasimir
sich hinter seine Mauern flüchtete, und 1704 wurde es von den Schweden
[* 27] hartnäckig, aber erfolglos belagert;