mehr
die Kartoffel, in den Ebenen die Kolokasie; Tabak [* 2] und Baumwolle [* 3] wenig. Der Weinbau gedeiht bis über 1000 m Höhe, wird aber vernachlässigt; nur etwa 60 qkm sind mit Reben bepflanzt. Der Cyperwein ist seit dem Altertum hochberühmt, leider aber hat die englische Verwaltung die früher drückende Besteuerung des Weinbaues beibehalten. Das vorzüglichste Gewächs ist der Vino della Commanderia, so genannt, weil die Strecke (bei Limisso), auf der er gewonnen wird, einst eine Kommende der Templer war.
Der Ölbaum wird ebenfalls vernachlässigt, und bei der Anwendung höchst unvollkommener Pressen geht ein großer Teil des wertvollen Materials verloren. Bedenklich wird die Zunahme der Heuschrecken [* 4] (Stauronotus), die nur mit der Pflugschar wirksam bekämpft werden können. Gleicherweise vernachlässigt sind die Vieh- und die Seidenzucht sowie die ehemals so berühmte Bienenzucht, [* 5] welch letztere dennoch jährlich ca. 800,000 kg Honig und 200,000 kg Wachs produziert.
Von Haustieren trifft man nur Ziegen, Schafe [* 6] und Schweine. [* 7] Die sonstige Thätigkeit der Bewohner, deren Zahl sich 1881 auf 186,173 (95,015 männliche, 91,158 weibliche; etwa ¾ Christen, ¼ Mohammedaner; der Sprache [* 8] nach 42,638 Türken und 140,793 Griechen, ferner einige Hundert Araber und Engländer etc.) belief, beschränkt sich auf Fabrikation von Teppichen, Baumwoll- und Seidenzeugen, Töpferwaren und feinem Leder. Die Ausfuhr besteht (außer in Wein) hauptsächlich in Salz, [* 9] starken Stiefeln, Rosinen, Johannisbrot, Baumwolle, und die Einfuhr umfaßt namentlich Textilwaren, Zucker, [* 10] Tabak, Reis.
Die Hauptstadt der Insel ist Levkosia (ehemals Nicosia genannt), Sitz eines Erzbischofs, unter welchem die Bischöfe von Bapho, Larnaka und Kerynia stehen; der vorzüglichste Hafen- und Handelsplatz ist Larnaka. An der Ostküste liegt Famagusta, an der Westseite Bapho, das alte Paphos. Verwaltet wird die in sechs Distrikte geteilte Insel von einem von der Königin von Großbritannien [* 11] ernannten High Commissioner, der zugleich Oberstkommandierender ist, und dem ein gesetzgebender Rat von 4-8 Mitgliedern, welche zur Hälfte von der Krone aus den Beamten, zur Hälfte aus angesehenen Einwohnern gewählt werden, zur Seite steht. Die Einnahmen betrugen 1884/85: 172,063 Pfd. Sterl., die Ausgaben 112,037, wozu noch der Tribut an die Türkei [* 12] mit 92,746 Pfd. Sterl. kommt, so daß England ein Defizit von 32,720 Pfd. Sterl. zu decken hatte.
Geschichte. Die ersten Bewohner Cyperns
waren
Semiten vom
Stamm der
Chetiter. Sehr früh siedelten sich
Phöniker an, gründeten die bedeutendsten
Städte der
Insel, wie
Salamis,
Paphos,
Amathus, Soloi u. a., und verpflanzten ihre
Götterkulte dahin.
Später kamen griechische Einwanderer verschiedener
Stämme, vorzugsweise
Ionier und
Dorier, welche mehrere
(neun) monarchische Kleinstaaten gründeten. Seit dem 8. Jahrh.
v. Chr. war Cypern
dem assyrischen
Reich unterworfen,
unter welchem aber die griechischen und phönikischen
Fürsten als
Vasallen weiterherrschten.
Nach dem
Fall von
Assyrien übte
Tyros eine Art Oberherrschaft, bis
Amasis von
Ägypten
[* 13] es um 560 eroberte. Mit
Ägypten kam Cypern
525 unter
die persische Herrschaft, der es die Griechen 478-449 entrissen. 410 vereinigte König
Euagoras von
Salamis
die ganze
Insel zu einem der
Sprache nach schon fast ganz griechischen
Reich und behauptete nach längern
Kämpfen gegen den
König
Artaxerxes II. seine Selbständigkeit bis an seinen
Tod 374. Nach der
Schlacht bei
Issos unterwarf sich Cypern
333
Alexander
d. Gr. Nach
Alexanders
Tod wurde die
Insel ein Zankapfel zwischen
Antigonos und
Ptolemäos I., an deren
Kämpfen
sich auch die kleinen
Fürsten der
Insel beteiligten.
Ptolemäos blieb endlich
Sieger und vereinigte Cypern
wieder mit
Ägypten. Doch
überließen es die Ptole-
[* 1]
^[Abb.:
Karte der
Insel Cypern.]
¶
mehr
mäer zeitweise einem jüngern Zweig ihres Hauses als Sekundogenitur. 58 machte es Cato zu einer mit Kilikien vereinigten römischen
Provinz. Cäsar und Marcus Antonius gaben zwar der Insel wieder mehrere Fürsten aus dem Geschlecht der Ptolemäer zu Herrschern;
aber Augustus machte sie nach der Schlacht bei Actium zur Konsularprovinz. Von dieser Zeit an wird Cypern
in der
alten Geschichte kaum mehr erwähnt. Bei der Teilung des Römerreichs fiel es dem oströmischen Reich zu und wurde von Statthaltern
aus kaiserlichem Geblüt regiert. In diese Zeit fällt der Aufstand der Juden unter Artemon, der den kaiserlichen Befehl zur
Folge hatte, daß kein Jude je wieder die Insel betreten dürfe.
Von den Sarazenen 647 zweimal erobert, fiel Cypern
doch jedesmal an die Byzantiner zurück. Von den kaiserlichen Statthaltern machte
sich Komnenos I. unabhängig, nahm den Kaisertitel an, und seine Nachkommen behaupteten den Thron,
[* 15] bis Richard Löwenherz, der 1191 auf
seinem Kreuzzug in 25 Tagen die ganze Insel eroberte, den komnenischen Kaiser Isaak gefangen nahm und um
25,000 Mk. Silber an die Tempelherren verkaufte, welche es jedoch an England zurückgaben, worauf Richard 1193 den König von
Jerusalem,
[* 16] Guido von Lusignan, damit belehnte.
Unter der Herrschaft der Lusignans blühte Cypern
wieder auf. Nachdem mit Hugo II. 1267 die männliche Linie
des Hauses Lusignan ausgestorben war, bestieg ein natürlicher Sprößling desselben, Hugo III., Sohn des Prinzen Heinrich von
Antiochia, den Thron von Cypern.
Einer seiner Nachkommen, Jakob II., hatte eine Venezianerin, Caterina Cornaro (s. d.), zur Frau, welche 1489 ihre
Rechte auf die Herrschaft von Cypern
der Republik Venedig
[* 17] überließ, die sich im Besitz derselben behauptete,
bis 1570 der Feldherr des Sultans Selim II. nach der tapfersten Gegenwehr des Marco Antonio Bragadino (s. d.), der elf Monate lang
Famagusta verteidigte, die Insel eroberte und dem türkischen Reich einverleibte, wobei 20,000 Christen niedergehauen, 2000 zu
Sklaven gemacht und große Schätze erbeutet wurden.
Den Türken selbst soll die Eroberung der Insel 50,000 Mann gekostet haben. Mehemed Ali bemächtigte sich im Juli 1832 auch Cyperns und wurde 1833 von der Pforte förmlich damit belehnt; aber schon 1840 kam die Insel an die Pforte zurück. Durch den Vertrag vom wurde Cypern an England abgetreten; doch behielt sich der Sultan seine Souveränitätsrechte sowie den Überschuß der Einnahmen über die Ausgaben vor. Später verpflichtete sich England zur Zahlung eines Tributs von 92,746 Pfd. Sterl. an die Pforte. 1882 erhielt Cypern eine neue Verfassung.
Vgl. Engel, Kypros (Berl. 1841);
Unger und Kotschy, Die Insel Cypern (Wien [* 18] 1865);
v. Löher, Cypern, Reiseberichte (Stuttg. 1878);
J. ^[richtig: S. W. für Samuel White] Baker, Cypern im Jahr 1879 (deutsch, Leipz. 1880);
Cesnola, Cypern, seine alten Städte, Gräber und Tempel [* 19] (deutsch, Jena [* 20] 1879);
Mas Latrie, Histoire de l'île de Chypre sous le règne des princes de la maison de Lusignan (Par. 1851-61, 3 Bde.);
Derselbe, L'île de Chypre, sa situation présente, etc. (das. 1878);
v. Löher, Cypern in der Geschichte (Berl. 1878);
Holwerda, Die alten Kyprier in Kunst und Kultus (Leiden [* 21] 1885).
Eine umfassende Karte von Cypern, aufgenommen von Kitchener und Grant, erschien zu London [* 22] 1885 (15 Bl. in 1:63,360).