mehr
ausbrachen, schlugen Fairfax, Ireton und Cromwell nieder; letzterer besiegte erst die Empörer in Wales, schlug dann ein schottisches Heer, das zur Befreiung Karls herbeimarschiert war, 17.-19. Aug. 1648 bei Preston, rückte in Schottland ein, drang bis Edinburg [* 2] vor und nötigte die Schotten, Frieden zu schließen. Die Verhandlungen, welche das Parlament inzwischen mit dem König aufgenommen hatte, und die ihrem Abschluß nahe waren, riefen nach Cromwells Rückkehr aus Schottland neue Gewaltmaßregeln des Heers hervor: der König wurde auf das Felsenschloß Hurst gebracht und 6. und 7. Dez. das Parlament durch Ausstoßung aller presbyterianischen Mitglieder gefügig gemacht. Im Januar 1649 beschloß das »Rumpfparlament« die Anklage Karls wegen Hochverrats vor einem eigens gebildeten Gerichtshof, dem Cromwell angehörte; am 25. Jan. wurde der König zum Tod verurteilt und am 30. hingerichtet.
In dem
Staatsrat der nun
begründeten englischen
Republik spielte Cromwell die wichtigste
Rolle, begab sich aber schon im Juli 1649 als
Generalgouverneur nach
Irland, wo protestantische und katholische
Royalisten den
Prinzen von
Wales als König
Karl II. proklamiert hatten. Nachdem die
Erhebung mit entsetzlicher
Härte und Grausamkeit niedergeworfen war, überließ Cromwell die
Unterwerfung der letzten Reste der Rebellion seinem Schwiegersohn
Ireton und eilte 1650 nach
Schottland, wohin sich
Karl II.,
als König anerkannt, begeben hatte. Cromwell schlug die
Schotten 3. Sept. d. J. bei
Dunbar entscheidend aufs
Haupt,
nahm
Edinburg und
Perth verfolgte dann
Karl, der mit 14,000
Mann in
England eingefallen war, und vernichtete durch
die
Schlacht bei
Worcester das royalistische
Heer vollkommen.
Inzwischen war die
neue Republik mit den
Niederlanden, wo man für die den Oraniern verwandten
Stuarts viel
Sympathie hatte, in
Konflikt geraten, und nach der
Navigationsakte vom 9. Okt. d. J., welche dem holländischen
Handel eine tödliche
Wunde schlug, kam es zum
Krieg, in welchem Cromwells Gesinnun
gsgenosse,
Admiral R.
Blake, gegen die holländischen Seehelden
Tromp und de
Ruyter 1653 glorreiche
Siege erfocht.
Schon vorher war Cromwell nach
London
[* 3] zurückgekehrt, nach seinen
schottischen
Siegen
[* 4] ohne
Frage der mächtigste Mann des
Staats. Er verlangte die
Auflösung des
Rumpfparlaments und die
Wahl einer
wirklichen Vertretung des
Volkes, und als die Mitglieder des
Rumpfparlaments ohne Rücksicht auf seine
Forderungen
sich einen maßgebenden Einfluß auf die
Zusammensetzung des neuen
Parlaments sichern wollten, ließ er dieselben 20. April durch
Musketiere auseinander sprengen; er selbst trat an die
Spitze der neuen Exekutivbehörde. Am trat eine vom
Rate der
Offiziere ausgewählte Versammlung von independentistischen
Notabeln, das sogen. kleine oder
Barebone-Parlament,
zusammen, löste sich aber schon im
Dezember wieder auf.
Nun wurde 16. Dez. eine neue, vom General Lambert redigierte Verfassung proklamiert, welche Cromwell als »Lordprotektor« auf Lebenszeit die oberste Staatsgewalt übertrug, die er gemeinsam mit einem zu erwählenden Parlament ausüben sollte. Die neue Regierung des Protektors errang nach außen hin glänzende Erfolge: den Niederlanden ward 1654 ein höchst günstiger Friede abgenötigt;
mit Dänemark [* 5] und Schweden [* 6] wurden Handels- und Freundschaftsverträge geschlossen;
die Sache der vom Herzog von Savoyen verfolgten protestantischen Waldenser erhielt von Cromwell kräftigste Unterstützung;
ein in Gemeinschaft mit Frankreich unternommener Krieg gegen Spanien [* 7] führte zu neuen glänzenden Seesiegen, zur Eroberung Jamaicas und zur Einnahme Dünkirchens durch die Engländer;
überall warf England sein Gewicht als europäische Großmacht in die Wagschale. Im Innern hielt eine strenge Militärherrschaft die Ordnung aufrecht;
das Reich wurde in zwölf Militärbezirke geteilt, an deren Spitze je ein Generalmajor die Ruhe sicherte;
religiöse Verfolgungen wurden nicht geduldet.
Aber eine rechte Konsolidation der innern Verhältnisse vermochte Cromwell trotz aller Bemühungen nicht herbeizuführen. Sein erstes, unbotmäßiges Parlament löste er nach kaum fünf Monaten auf. Mit dem zweiten, das zusammentrat, kam er nur dadurch aus, daß er an 100 gewählte Mitglieder wegen mangelnder moralischer Qualifikation ausschloß. Das so gereinigte Parlament bot ihm die Königskrone an und gewährte ihm, als Cromwell dieselbe nach längerm Schwanken auf Andrängen der Oberoffiziere ausschlug, eine bedeutende Verstärkung [* 8] seiner Amtsgewalt durch das Recht, seinen Nachfolger zu ernennen und ein Oberhaus zu bilden.
War aber schon die
Zusammensetzung des
Oberhauses schwierig, indem bei der Zurückhaltung des
Adels zum
Teil Leute niedern
Standes gewählt werden mußten, so war es noch schlimmer, daß nach dem Zusammentritt beider
Häuser im
Januar 1658 die
Gemeinen dem
Oberhaus überhaupt die
Anerkennung verweigerten. Cromwell mußte das
Parlament 4. Febr. d. J.
auflösen; er that es mit den
Worten: »Gott sei
Richter zwischen euch und mir!« So war der
Friede im Innern nicht hergestellt,
als Cromwell, der in der letzten Zeit wiederholentlich von
Anschlägen auf sein
Leben bedroht wurde und mehrfaches Familienun
glück
erlitt, starb, nachdem er seinen Sohn
Richard zu seinem Nachfolger ernannt hatte.
Seine und seiner Angehörigen Leichen wurden von den Stuarts nach ihrer Rückkehr ausgegraben und an den Galgen gehängt; die Nachwelt aber ist zu dem Urteil gelangt, daß Cromwell einer der wesentlichsten Begründer von Englands Größe und einer der hervorragendsten Staatsmänner aller Zeiten gewesen ist. Eine Statue (von Noble) wurde ihm zu Manchester [* 9] errichtet. Zum Helden eines Dramas machten ihn Raupach (»Cromwells Ende«, 1834),
Palleske (1857),
Brachvogel (»Der Usurpator«, 1860) u. a. Die Briefe und Staatsschriften Cromwells sind von Carde 1737, von Nicols 1743, in neuester Zeit, mit den Reden, von Th. Carlyle (neue Ausg. 1871, 5 Bde.) herausgegeben worden.
Vgl. Villemain, Histoire de Cromwell (Par. 1819, 2 Bde.; deutsch, Leipz. 1830);
O. Cromwell (ein Nachkomme des Protektors), Memoirs of the protector Oliver and of his sons, Richard and Henry (Lond. 1820);
Vaughan, The protectorate of Oliver Cromwell (das. 1838);
Merle d'Aubigné, Le [* 10] protecteur, ou la république d'Angleterre aux jours de Cromwell (Par. 1848; deutsch von Merschmann, Elberf. 1859);
Guizot, Histoire de la république d'Angleterre et de Cromwell (2. Aufl., Par. 1870; deutsch, Leipz. 1853);
Andrews, Life of Oliver Cromwell (Lond. 1868);
Sträter, Oliver Cromwell (Leipz. 1871);
R. Pauli im »Neuen Plutarch«, Bd. 1 (Leipz. 1874).
3) Richard, der älteste Sohn des vorigen, geb. war still auf dem Land erzogen, frei von allem Ehrgeiz, nahm die Würde als Protektor an, erkannte aber bald das Mißliche seiner Stellung. Als sich das vom Kriegsrat eigenmächtig berufene, von Oliver Cromwell gesprengte lange, sogen. Rumpfparlament als die höchste Staatsgewalt konstituierte, legte er seine Würde freiwillig nieder ¶
mehr
und zog sich auf sein Landgut zurück. Bei der Thronbesteigung Karls II. ging er nach Frankreich, kehrte jedoch um 1680 zurück und lebte unter dem Namen Clark zu Cheshunt in der Grafschaft Hertford. Er starb 1712. -
Sein jüngerer Bruder, Henry, war seit 1654 Statthalter von Irland, legte aber nach der Abdankung seines Bruders diese Würde ebenfalls nieder und starb 1674 in Zurückgezogenheit in England.
Vgl. Guizot, Histoire du protectorat de Richard Cromwell (2. Aufl., Par. 1869; deutsch, Leipz. 1857).