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geographisch-statistisches Werk »Polonia, sive de situ, populis, moribus etc. Poloniae« (Basel [* 2] 1586 u. öfter).
geographisch-statistisches Werk »Polonia, sive de situ, populis, moribus etc. Poloniae« (Basel [* 2] 1586 u. öfter).
(gäl.), Steinkreis, volkstümlich auch Steintanz, oft für Dolmen (s. d.) gebraucht, ein aus einzeln stehenden unbehauenen Steinen zusammengesetzter Ring, der gewöhnlich die Einfassung an Grabhügeln, Dolmen und Steinsäulen (Menhirs oder Bautasteinen) bildet. An manchen Orten hat man ganze Gruppen zu Hunderten gefunden, oft ohne Reste aus prähistorischer Zeit. Die großartigsten sind die bei Abury und der Stonehenge bei Salisbury in England. Außerdem finden sich Cromlechs in Frankreich (namentlich häufig in der Bretagne), Skandinavien, Deutschland, [* 3] auf Sardinien, [* 4] in Spanien [* 5] und Portugal, auch in Indien, Arabien und Syrien, in Amerika [* 6] (Peru) [* 7] und angeblich auch in Australien. [* 8] Ihr Zweck war jedenfalls ein verschiedener: einmal dienten sie als Umhegung für andre Denkmäler, außerdem aber bezeichneten sie wahrscheinlich geweihte Stätten, die vielleicht als Wallfahrtsorte, Gerichtsstätten oder zu andern, uns unbekannten Zwecken benutzt wurden.
(spr. krommt'n), Fabrikstadt in Lancashire (England), 5 km westlich von Oldham, mit (1881) 4797 Einw.
(spr. krommt'n), Samuel, Mechaniker, geb. zu Firwood in Lancashire, Sohn eines Webers, zog 1757 nach dem nahen Hall [* 9] in the Wood und starb daselbst. Er konstruierte 1774-79 die vollkommenste Spinnmaschine, [* 10] welche (in sehr wesentlicher Verbesserung) noch heute die Spinnsäle beherrscht, weil sie Gespinste von der größten Feinheit und nach Belieben stärkerer oder schwächerer Drehung zu liefern vermag. Crompton nannte seine Erfindung Mulejenny (mule, Maultier), weil er von Arkwrights Watermaschine das Walzenstreckwerk und von Hargreaves' Jennymaschine die Anordnung eines Wagens entnommen hatte.
Vgl. French, Life and times of Crompton (2. Aufl., Lond. 1860).
1) Thomas Cromwell, Graf von Essex, engl. Staatsmann, geb. 1498 zu Putney, Sohn eines Grobschmiedes, aber aus guter Familie stammend, reiste längere Zeit in Italien, [* 11] trat dann um 1525 in die Dienste [* 12] des Kardinals Wolsey, gewann nach dessen Sturz die Gunst Heinrichs VIII., wurde im Juli 1536 zum Baron Cromwell von Okenham sowie zum Staatssekretär und Großsiegelbewahrer ernannt und als Generalvikar Stellvertreter des Königs mit der absoluten Gewalt über die Kirche, deren Umwandlung in des Königs Sinn er durchführte; sein Vorgehen gegen die Klöster verschaffte ihm den Beinamen »Hammer [* 13] der Mönche«. Cromwell wurde nun der Führer der eigentlich protestantischen Partei am Hof [* 14] Heinrichs und vermittelte, 1539 zum Grafen von Essex erhoben, dessen Ehe mit Anna von Kleve, um dadurch Verbindungen mit den deutschen Protestanten anzuknüpfen. Allein die Intrigen der katholischen Partei unter dem Herzog von Norfolk und Bischof Gardiner sowie des Königs Widerwille gegen die ihm von Cromwell aufgedrungene Ehe führten den Sturz des Ministers herbei; Cromwell wurde, des Hochverrats und der Ketzerei angeklagt, zum Tod verurteilt und hingerichtet.
2) Oliver, Protektor der vereinigten Republik England, Schottland und Irland, geb. zu. Huntingdon in bescheidenen Verhältnissen, obwohl seine Familie väterlicherseits mit dem vorigen, mütterlicherseits mit den Stuarts verwandt war. In der Familie wurde eine puritanische Frömmigkeit und Sittenstrenge geübt, welche sich früh auf Cromwell übertrug. Die Gerüchte von einer leichtsinnigen, wüsten Jugend Cromwells sind durchaus grundlos. Nachdem er ein Jahr in Cambridge studiert und einige Zeit in London [* 15] zugebracht hatte, vermählte er sich mit Elisabeth Bourchier, der Tochter eines Londoner Bürgers, und bewirtschaftete seine Güter in St. Ives und Ely, besuchte dabei aber eifrig die Versammlungen der Puritaner. 1628 wurde er ins Parlament gewählt, wo er sowohl durch seine politischen und religiösen Gesinnungen als durch seine Verwandtschaft mit J. ^[John] Hampden in die Reihen der Oppositionshäupter geführt wurde.
Während der folgenden elf Jahre der königlichen Selbstregierung lebte er wieder auf seinem Gut, gewann aber unter den Puritanern einen immer steigenden Einfluß. So wurde er auch in die 1640 berufenen Parlamente gewählt, wo er durch feurige, schwärmerische Reden trotz seiner plumpen Erscheinung Aufsehen erregte. Als der Krieg zwischen König und Parlament ausbrach, legte Cromwell zuerst als Kapitän eines Reitertrupps, dann als Oberst eines Regiments glänzende Proben seiner Begabung ab. Im Gegensatz zur Halbheit der meisten hatte er ein klares Bewußtsein von der Tragweite seines Entschlusses: nötigenfalls, sagte er, müsse der König niedergeschossen werden.
Da er einsah, daß die Kavaliere des Königs den sich aus den untern Volksschichten zusammensetzenden Truppen des Parlaments überlegen waren, suchte er ein gesinnungstüchtiges, von politischer und religiöser Überzeugung getragenes Heer zu bilden und schuf eine Anzahl von Musterkompanien aus den ihm ergebenen Puritanern, welche die strengen Gewohnheiten ihrer Versammlungen ins Lager [* 16] brachten und daher als »Heilige« verspottet wurden, aber für die Sache der Freiheit mit Gut und Blut einstanden.
Mit diesen Truppen brachte er bei Marston-Moor den bisher unbesiegten Kavalieren des Prinzen Ruprecht eine Niederlage bei und hatte den Hauptanteil an dem Sieg von Newbury über den König dessen Vorteile aber wegen der matten Verfolgung des Obergenerals, des Grafen von Manchester, [* 17] nur gering waren. Um so entschiedener trat Cromwell im Parlament für energischere Kriegführung ein und bewirkte durch die sogen. Selbstverleugnungsbill vom April 1645, wonach kein Parlamentsmitglied ein bürgerliches oder militärisches Amt bekleiden durfte, den Rücktritt der bisherigen Generale, während er selbst durch eine Ausnahmebestimmung das Kommando der Reiterei, den zweiten Posten in der Armee unter Fairfax, behielt.
Mit dem in puritanischem Sinn reorganisierten Heer erfocht Cromwell den glänzenden Sieg bei Naseby, worauf Karl I. im April 1646 ins Lager der Schotten floh, 1647 aber an das englische Parlament ausgeliefert und auf Schloß Holmby gefangen gesetzt wurde. Indem es nun alsbald zu einem Konflikt zwischen dem presbyterianischen Parlament und der independentistischen Armee kam, welche es ablehnte, sich auflösen oder nach Irland verschicken zu lassen, und sich wahrscheinlich mit Willen und Wissen Cromwells der Person des Königs bemächtigte traten Fairfax und Cromwell mehr und mehr an die Spitze des Staats und rückten 6. Aug. in London ein, um die vor den Presbyterianern geflohenen Mitglieder des Parlaments in dasselbe zurückzuführen. Die Verhandlungen mit dem König brach Cromwell, nachdem Karl auf die Insel Wight geflohen war, ab, da er durch Fortsetzung derselben seine Popularität im Heer zu verlieren fürchtete, und im Januar 1648 wurde auf sein Betreiben ein Exekutivausschuß für England vom Parlament gewählt, dessen einflußreichstes Mitglied Cromwell ward. Royalistische Aufstände, die im Frühjahr 1648 ¶
ausbrachen, schlugen Fairfax, Ireton und Cromwell nieder; letzterer besiegte erst die Empörer in Wales, schlug dann ein schottisches Heer, das zur Befreiung Karls herbeimarschiert war, 17.-19. Aug. 1648 bei Preston, rückte in Schottland ein, drang bis Edinburg [* 19] vor und nötigte die Schotten, Frieden zu schließen. Die Verhandlungen, welche das Parlament inzwischen mit dem König aufgenommen hatte, und die ihrem Abschluß nahe waren, riefen nach Cromwells Rückkehr aus Schottland neue Gewaltmaßregeln des Heers hervor: der König wurde auf das Felsenschloß Hurst gebracht und 6. und 7. Dez. das Parlament durch Ausstoßung aller presbyterianischen Mitglieder gefügig gemacht. Im Januar 1649 beschloß das »Rumpfparlament« die Anklage Karls wegen Hochverrats vor einem eigens gebildeten Gerichtshof, dem Cromwell angehörte; am 25. Jan. wurde der König zum Tod verurteilt und am 30. hingerichtet.
In dem Staatsrat der nun begründeten englischen Republik spielte Cromwell die wichtigste Rolle, begab sich aber schon im Juli 1649 als Generalgouverneur nach Irland, wo protestantische und katholische Royalisten den Prinzen von Wales als König Karl II. proklamiert hatten. Nachdem die Erhebung mit entsetzlicher Härte und Grausamkeit niedergeworfen war, überließ Cromwell die Unterwerfung der letzten Reste der Rebellion seinem Schwiegersohn Ireton und eilte 1650 nach Schottland, wohin sich Karl II., als König anerkannt, begeben hatte. Cromwell schlug die Schotten 3. Sept. d. J. bei Dunbar entscheidend aufs Haupt, nahm Edinburg und Perth verfolgte dann Karl, der mit 14,000 Mann in England eingefallen war, und vernichtete durch die Schlacht bei Worcester das royalistische Heer vollkommen.
Inzwischen war die neue Republik mit den Niederlanden, wo man für die den Oraniern verwandten Stuarts viel Sympathie hatte, in Konflikt geraten, und nach der Navigationsakte vom 9. Okt. d. J., welche dem holländischen Handel eine tödliche Wunde schlug, kam es zum Krieg, in welchem Cromwells Gesinnungsgenosse, Admiral R. Blake, gegen die holländischen Seehelden Tromp und de Ruyter 1653 glorreiche Siege erfocht. Schon vorher war Cromwell nach London zurückgekehrt, nach seinen schottischen Siegen [* 20] ohne Frage der mächtigste Mann des Staats. Er verlangte die Auflösung des Rumpfparlaments und die Wahl einer wirklichen Vertretung des Volkes, und als die Mitglieder des Rumpfparlaments ohne Rücksicht auf seine Forderungen sich einen maßgebenden Einfluß auf die Zusammensetzung des neuen Parlaments sichern wollten, ließ er dieselben 20. April durch Musketiere auseinander sprengen; er selbst trat an die Spitze der neuen Exekutivbehörde. Am trat eine vom Rate der Offiziere ausgewählte Versammlung von independentistischen Notabeln, das sogen. kleine oder Barebone-Parlament, zusammen, löste sich aber schon im Dezember wieder auf.
Nun wurde 16. Dez. eine neue, vom General Lambert redigierte Verfassung proklamiert, welche Cromwell als »Lordprotektor« auf Lebenszeit die oberste Staatsgewalt übertrug, die er gemeinsam mit einem zu erwählenden Parlament ausüben sollte. Die neue Regierung des Protektors errang nach außen hin glänzende Erfolge: den Niederlanden ward 1654 ein höchst günstiger Friede abgenötigt;
mit Dänemark [* 21] und Schweden [* 22] wurden Handels- und Freundschaftsverträge geschlossen;
die Sache der vom Herzog von Savoyen verfolgten protestantischen Waldenser erhielt von Cromwell kräftigste Unterstützung;
ein in Gemeinschaft mit Frankreich unternommener Krieg gegen Spanien führte zu neuen glänzenden Seesiegen, zur Eroberung Jamaicas und zur Einnahme Dünkirchens durch die Engländer;
überall warf England sein Gewicht als europäische Großmacht in die Wagschale. Im Innern hielt eine strenge Militärherrschaft die Ordnung aufrecht;
das Reich wurde in zwölf Militärbezirke geteilt, an deren Spitze je ein Generalmajor die Ruhe sicherte;
religiöse Verfolgungen wurden nicht geduldet.
Aber eine rechte Konsolidation der innern Verhältnisse vermochte Cromwell trotz aller Bemühungen nicht herbeizuführen. Sein erstes, unbotmäßiges Parlament löste er nach kaum fünf Monaten auf. Mit dem zweiten, das zusammentrat, kam er nur dadurch aus, daß er an 100 gewählte Mitglieder wegen mangelnder moralischer Qualifikation ausschloß. Das so gereinigte Parlament bot ihm die Königskrone an und gewährte ihm, als Cromwell dieselbe nach längerm Schwanken auf Andrängen der Oberoffiziere ausschlug, eine bedeutende Verstärkung [* 23] seiner Amtsgewalt durch das Recht, seinen Nachfolger zu ernennen und ein Oberhaus zu bilden.
War aber schon die Zusammensetzung des Oberhauses schwierig, indem bei der Zurückhaltung des Adels zum Teil Leute niedern Standes gewählt werden mußten, so war es noch schlimmer, daß nach dem Zusammentritt beider Häuser im Januar 1658 die Gemeinen dem Oberhaus überhaupt die Anerkennung verweigerten. Cromwell mußte das Parlament 4. Febr. d. J. auflösen; er that es mit den Worten: »Gott sei Richter zwischen euch und mir!« So war der Friede im Innern nicht hergestellt, als Cromwell, der in der letzten Zeit wiederholentlich von Anschlägen auf sein Leben bedroht wurde und mehrfaches Familienunglück erlitt, starb, nachdem er seinen Sohn Richard zu seinem Nachfolger ernannt hatte.
Seine und seiner Angehörigen Leichen wurden von den Stuarts nach ihrer Rückkehr ausgegraben und an den Galgen gehängt; die Nachwelt aber ist zu dem Urteil gelangt, daß Cromwell einer der wesentlichsten Begründer von Englands Größe und einer der hervorragendsten Staatsmänner aller Zeiten gewesen ist. Eine Statue (von Noble) wurde ihm zu Manchester errichtet. Zum Helden eines Dramas machten ihn Raupach (»Cromwells Ende«, 1834),
Palleske (1857),
Brachvogel (»Der Usurpator«, 1860) u. a. Die Briefe und Staatsschriften Cromwells sind von Carde 1737, von Nicols 1743, in neuester Zeit, mit den Reden, von Th. Carlyle (neue Ausg. 1871, 5 Bde.) herausgegeben worden.
Vgl. Villemain, Histoire de Cromwell (Par. 1819, 2 Bde.; deutsch, Leipz. 1830);
O. Cromwell (ein Nachkomme des Protektors), Memoirs of the protector Oliver and of his sons, Richard and Henry (Lond. 1820);
Vaughan, The protectorate of Oliver Cromwell (das. 1838);
Merle d'Aubigné, Le [* 24] protecteur, ou la république d'Angleterre aux jours de Cromwell (Par. 1848; deutsch von Merschmann, Elberf. 1859);
Guizot, Histoire de la république d'Angleterre et de Cromwell (2. Aufl., Par. 1870; deutsch, Leipz. 1853);
Andrews, Life of Oliver Cromwell (Lond. 1868);
Sträter, Oliver Cromwell (Leipz. 1871);
R. Pauli im »Neuen Plutarch«, Bd. 1 (Leipz. 1874).
3) Richard, der älteste Sohn des vorigen, geb. war still auf dem Land erzogen, frei von allem Ehrgeiz, nahm die Würde als Protektor an, erkannte aber bald das Mißliche seiner Stellung. Als sich das vom Kriegsrat eigenmächtig berufene, von Oliver Cromwell gesprengte lange, sogen. Rumpfparlament als die höchste Staatsgewalt konstituierte, legte er seine Würde freiwillig nieder ¶