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Lehen unter das Bistum von Pisa. [* 2] Unter der Herrschaft der Pisaner hob sich die Insel in vielfacher Hinsicht. Inzwischen bemächtigten sich die Genuesen der Stadt Bonifacio (1217), und als sie 1284 bei Melloria die pisanische Seemacht vernichtet hatten, eroberten sie nach und nach fast die ganze Insel. Endlich traten die Pisaner die Insel förmlich an Genua [* 3] ab (1300). Bald aber brach die wildeste Anarchie aus. Papst Bonifacius VIII. hatte inzwischen 1296 Corsica [* 4] und Sardinien [* 5] dem König Jakob von Aragonien als Lehen zugeteilt, und so standen sich nun drei Parteien, die genuesische, die aragonische und die Nationalpartei, gegenüber.
Doch erlangte schließlich Genua die Herrschaft. Nachdem die Insel jahrhundertelang unter den traurigsten Zuständen gelitten, brach endlich 1729 ein allgemeiner Aufstand gegen Genua aus. Nachdem mit abwechselndem Glück gefochten worden war, kam zu Corte ein Friede zu stande, in welchem sich die Corsen unter günstigen Bedingungen Genua wieder unterwarfen. Indessen hatten kaum die letzten genuesischen Söldner die Insel verlassen, als der Aufstand von neuem ausbrach. Im Lauf des Jahrs 1734 hatte Luis Giafferi, der General der Corsen, den Genuesen alles Land bis auf die festen Seeplätze entrissen, und eine Generalversammlung des Volkes in Corte im Januar 1735 sprach die ewige Trennung Corsicas von Genua aus. Am landete der deutsche Baron Theodor von Neuhof (s. d.) mit einer Schar Abenteurer unter britischer Flagge bei Aleria und wußte in kurzem so großes Ansehen zu gewinnen, daß ihn die Corsen als Theodor I. zum König von Corsica ernannten.
Sein Königtum dauerte aber kein Jahr, und mehrere Versuche, es wiederzugewinnen, mißlangen, da Genua die Franzosen zu Hilfe rief. Indessen gelang es auch diesen nicht, die Insel zu dauernder Botmäßigkeit zu bringen; nach ihrem Abzug erneuerte sich die Volkserhebung, und eine Volksversammlung sprach aufs neue die Unabhängigkeit Corsicas aus; Giampietro Gaffori, der Corte im Sturm erobert hatte, ward zum General und Gouverneur der Nation ernannt. Zwar ward dieser 1753 ermordet; aber der Kampf gegen Genua dauerte fort, und der corsische Senat ernannte Pasquale Paoli (s. d.) zum General.
Bald waren die Genuesen auf allen Plätzen zurückgedrängt, Paoli richtete die Verwaltung der Insel nach republikanischen Grundsätzen ein, und als eine corsische Expedition im Februar 1765 sogar die kleine Insel Capraja eroberte, trat Genua durch den Traktat von Compiègne Corsica für 40 Mill. Fr. an Frankreich ab. Zwar nahmen die Corsen den Kampf auch mit dieser Macht auf und lieferten mehrere glückliche Gefechte; aber die unglückliche Schlacht von Pontenuovo entschied das Schicksal der Insel.
Pasquale Paoli verließ dieselbe mit 3000 Corsen, und Corsica ward 1774 französische Provinz. Während der französischen Revolution kehrte Paoli 1793 in sein Vaterland zurück, rief das Volk noch einmal zu den Waffen [* 6] und eroberte mit Hilfe der Briten im Mai 1794 Bastia und Calvi, worauf sich die Nation in einer allgemeinen Versammlung der Deputierten der Corsen zu Corte dem britischen Zepter unterwarf. Corsica wurde nun als ein Königreich konstituiert und erhielt eine der englischen nachgebildete Verfassung, ein besonderes Parlament und einen Vizekönig, Elliot.
Aber die französische Partei gewann unter dem General Gentili seit Oktober 1796 immer mehr Anhang auf der Insel, so daß, nachdem im Oktober 1796 die Franzosen von Livorno [* 7] aus gelandet waren, die Engländer sich zum Abzug genötigt sahen. Seitdem blieb die Insel bei Frankreich.
Vgl. Ehrmann, Pragmatische Geschichte der Revolutionen von Corsica (Hamb. 1799);
Filippini, Istoria de Corsica (Turnone 1594; 2. Aufl., bis 1769 fortgesetzt von Gregory, Pisa 1828-32, 5 Bde.);
Jacobi, Histoire générale de la Corse (Par. 1835, 2 Bde.);
Gregorovius, Corsica (3. Aufl., Stuttg. 1878);
Galetti, Histoire de la Corse (Par. 1863);
Saint-Germain, Itinéraire descriptive et historique de la Corse (das. 1868);
Gsell-Fels, Südfrankreich etc., Reisehandbuch (2. Aufl., Leipz. 1880);