günstig zu gestalten schien, starb er Wie sehr Corneille auch unter dem Einfluß seines
Zeitalters steht, und wieviel
er auch dem italienischen und spanischen
Theater
[* 2] verdankt, sein Bestreben geht dahin, die
Bühne von fremdem Einfluß zu befreien
und sie national zu machen, und in gewissem
Sinn hat er sein
Ideal erreicht. Er sprach zuerst wieder von
Ehre,
Ruhm, von Pflichtgefühl und
Vaterlandsliebe. Seine
Natur neigte zur
Klarheit und logischen
Schärfe und strebte nach Regelmäßigkeit;
der höchste
Richter ist ihm
Aristoteles.
Daher auch seine Vorliebe für den kraftvollen, pathetischen
Stil, für das Einfache und
Erhabene. In seiner glänzenden
Dialektik liegt aber auch seine
Schwäche;
seine
Helden räsonieren oft und sprechen in
Sentenzen, die
Liebe seiner Heldinnen
ist wortreich und spitzfindig und kommt aus dem
Kopf, statt aus dem
Herzen;
Kurz, seineFiguren haben etwas Starres, es
fehlt ihnen psychologische
Entwickelung, und am schwächsten ist die
Anlage der
Stücke. Seine spätern
Dramen leiden immer mehr
unter den Fehlern seiner
Manier; sie sind übertrieben, ohne Schwung, schwülstig, dunkel und nachlässig im
Stil; trotzdem
haben
sie denRuhm des »großen Corneille« nicht zu verdunkeln vermocht.
Corneille hat außerdem lyrische Gedichte,
Epigramme,
Sonette,
Madrigale,
Oden,
Episteln (an den König),
metrische Übersetzungen etc.
geschrieben und die eigentümliche
Theorie des französischen klassischen
Theaters durch seine
»Examens« und
»Discours du poème
dramatique, de la tragédie, des trois unités« begründet. Von allen
Ausgaben seiner Werke ist die wichtigste die von
Corneille selbst durchgesehene von 1682. Von
VoltairesAusgabe (1764), der mit großer
Willkür verfuhr, ist nur der
Kommentar wertvoll;
die vollständigste und beste ist die von Marty-Laveaux (1862-68, 12 Bde.),
welche alle
Varianten nebst Anmerkungen, eine
Biographie und ein
Lexikon enthält. 1834 wurde dem Dichter zu
Rouen
[* 3] eine
Bildsäule errichtet.
Vgl.
Guizot, Corneille et son temps (7. Aufl., Par. 1880);
Taschereau,Histoire de la vie et des ouvrages
de
P. Corneille 3. Aufl., das. 1869);
2)Thomas, dramat. Dichter,
Bruder des vorigen, geb. zu
Rouen, genoß dieselbe
Erziehung wie sein
Bruder, wurde
Advokat, trat dann zuerst auf mit einem
Lustspiel: »Les engagements du hasard« (1647), und brachte nach und
nach an 40
Stücke
(Komödien,
Tragödien und
Opern) zur Aufführung, welche die Fehler seines
Bruders in verstärktem
Maß aufweisen,
ohne die
Kraft
[* 4] und Erhabenheit desselben zu erreichen. Eine gewisse Regelmäßigkeit und nüchterne
Eleganz
wird ihnen nachgerühmt.
»Ariane« (1672)
wurde von
Voltaire für seine beste
Tragödie erklärt.
Außer einer Ovid-Übersetzung und einigen prosaischen
Schriften hat
er sich auch als Sprachforscher
Verdienste erworben; er schrieb: »Observations sur les remarques de Vaugelas«
(Par. 1687, 2 Bde.);
»Dictionnaire des arts et des sciences« (das. 1694, 1720, 2 Bde.)
und
»Dictionnaire universel géographique et historique« (das. 1807, 3 Bde.).
Die vollständigste
Ausgabe seines
»Théâtre« ist die von 1722 (5 Bde.). Nachdem
Corneille 1685 an
Stelle seines
Bruders in die
Akademie aufgenommen und 1701 Mitglied der
Akademie der
Inschriften geworden
war, starb
er in ziemlich ärmlichen Verhältnissen.
eine der edelsten Römerinnen, Tochter des
ScipioAfricanus des ältern, Gemahlin des
SemproniusGracchus,
Mutter
der Gracchen, schlug nach demTod ihres Gemahls die
Hand
[* 5] des
KönigsPtolemäos von
Ägypten
[* 6] aus, um sich
ganz der
Erziehung ihrer
Kinder widmen zu können. Als sie einst nach ihrem
Schmuck gefragt wurde, sagte sie, auf ihre
Kinder
zeigend: »Diese sind mein
Schmuck«. Sie war nicht nur als
Mutter der Gracchen, sondern auch wegen ihrer
seltenen
Bildung berühmt; ihre
Briefe wurden wegen der
Schönheit der
Sprache
[* 7] von den Alten lange Zeit erhalten und allgemein
bewundert. Ob die unter ihrem
Namen auf uns gekommenen zwei Bruchstücke eines
Briefs an ihren jüngern Sohn, in denen sie
denselben von seinen Umsturzplänen abmahnt, echt sind, ist zweifelhaft. DasVolk ehrte sie später als
die
Mutter der Gracchen durch eine eherne
Bildsäule.
Vgl. Sörgel, Cornelia, die
Mutter der Gracchen
(Erlang. 1868).
1)
Peter,
Ritter von, Historienmaler und
Gründer einer
Malerschule, geb. zu
Düsseldorf
[* 19] als
Sohn des dortigen Galerieinspektors und Malers Aloys Cornelius, welcher frühzeitig den
Knaben auf das Gebiet der
Kunst lenkte. Nach
dem
¶
Goethe beurteilte sie freilich nicht allzu beifällig und ahnte damals kaum die künftige Größe ihres
Urhebers. Diese Zeichnungen und noch wehr die in Rom
[* 25] hergestellten, von Lips, Ritter, Barth und Amsler gestochenen Zeichnungen zu
den »Nibelungen« lassen die Originalität des Künstlers schon in vollem Maß erkennen; denn wenn er auch darin den
altdeutschen Meistern gefolgt ist, so lehnen sie sich an keinen derselben speziell an. Im J. 1811 begab sich Cornelius nach
Rom, wo damals die vaterländische Kunst unter der Einwirkung der Antike, der Werke Michelangelos und Raffaels sowie der neu zum
Studium empfohlenen ältern Italiener frische Wurzeln schlug.
Indessen trat der nach Großartigkeit der Auffassung und nach monumentalem Stil strebende Cornelius bald in Gegensatz zu den Nazarenern.
Von dem preußischen KonsulBartholdy erhielten Cornelius und seine Genossen den Auftrag, ein Zimmer seines Hauses
auf dem Monte Pincio mit Bildern aus der Geschichte Josephs in Ägypten zu schmücken. Die seit Mengs beinahe in Vergessenheit
geratene Freskomalerei wurde für diesen Zweck durch Cornelius wieder ins Leben gerufen. Er übernahm die Darstellung derTraumdeutungJosephs und der Erkennungsszene der Brüder.
Darauf begann er die Ausschmückung des Saals der Ilias in der Glyptothek. Das Kreuzgewölbe der Decke
[* 40] wurde in 13 Räume geteilt
und hier die Entstehung und der Beginn des Kampfes nebst den Charakteren seiner hervorragendsten Helden dargestellt,
während die drei Lünetten der Wände die großen Momente des Kriegs, den Zorn des Achilleus, den Kampf um den Leichnam des Patroklos
und die Zerstörung Trojas, veranschaulichen. Nach Vollendung dieser Arbeiten in der Glyptothek übernahm Cornelius fast gleichzeitig
zwei große Aufträge des KönigsLudwig, die Ausmalung der Ludwigskirche und die Bilder für die Loggien
der Pinakothek. Im J. 1830 ging er nach Rom und entwarf hier den ersten Karton zu den Freskobildern für die Ludwigskirche,
welcher im nächsten Jahr in der Akademie zu München ausgestellt wurde. Den Inhalt der Bilder für die Ludwigskirche bildet
das allgemeine christliche Glaubensbekenntnis. Die Decke zeigt Gott als Schöpfer und Erhalter der
¶