Lothringen und den drei Bistümern, geb. 1695, trat früh in französische
Dienste,
[* 2] erbaute 1728 die doppelten
Kronwerke von
Bellecroix und Moselle zu
Metz,
[* 3] später das von Yutz zu
Thionville, leitete 1734 die Belagerungen von
Philippsburg und
Trarbach, 1744 die
von
Menin,
Ypern, La Cnoque,
Furnes, Freiburg
[* 4] und
Tournai; starb Über seine Verbesserungen der
Vaubanschen
Befestigungsmanier vgl.
Festung.
[* 5] Seine »Architecture militaire par un officier de distinction«
(Haag
[* 6] 1741) ward wieder abgedruckt in den
»Œuvres posthumes de Cormontaigne« (Par. 1806-1809, 3 Bde.).
ein älteres ital. Holzblasinstrument, eine Art
Schalmei, aber am untern Ende geschlossen,
so daß die
Schallwellen durch die Tonlöcher sich fortpflanzten (vgl. Bassanelli);
(Cornér),
Name einer der angesehensten Patrizierfamilien
Venedigs, die von den Corneliern in
Rom
[* 7] ihren Ursprung
herleitet. Zu ihr gehören:
1) Caterina, geb. 1454, Urenkelin des
DogenMarco Cornaro, welcher die Unterwerfung
Kretas vollendete (gest.
1361), ward 1468 durch
Prokuration mit dem König
Jakob II. von
Cypern
[* 8] verlobt, aber erst, nachdem der
Senat von
Venedig
[* 9]
Cypern
unter seinen
Schutz genommen, ihr eine
Mitgift von 100,000
Dukaten ausgesetzt und Cornaro für die Adoptivtochter der
Republik erklärt
hatte, 1472 nach
Cypern abgeholt und mit
Jakob vermählt.
Schon nach acht
Monaten starb
Jakob II. und bald
auch der nachgeborne Sohn
Jakob III.
Nun nahm, um andre Prätendenten von
Cypern abzuhalten,
Venedig die
Regierung der
Insel in
die
Hand
[* 10] und bewog 1489 aus Besorgnis, dieselbe wolle sich mit dem
Prinzen Alfonso von
Neapel
[* 11] wieder vermählen,
die
Insel zu verlassen und auf deren Herrschaft zu verzichten. Cornaro ward in
Venedig feierlichst empfangen und erhielt die Herrschaft
Asolo bei
Bassano am
Fuß der
Alpen
[* 12] überlassen, wo sie im
Verkehr mit Dichtern und
Gelehrten ein reizendes
Stillleben führte,
das ihr
Vetter P.
Bembo (s. d.) in seinem Werk »Gli
Asolani« verherrlicht hat. Sie starb zu
Venedig, wo sie in der
KircheSanSalvatore beigesetzt wurde
(Grabmal von Contino,
1580).
Vgl. ihre
BiographievonL.Carrer (1838) und Herquet, Carlotta von
Lusignan und Caterina Cornaro (Regensb. 1870).
2) Luigi, bekannter Lebensphilosoph, geb. 1467, hatte bis zu seinem 40. Jahr
einen ausschweifenden Lebenswandel geführt, der ihn dem
Tod nahebrachte, hielt dann aber eine heilsame
Diät so streng ein,
daß er sich erholte und ein glückliches
Alter von fast 100
Jahren erreichte. Er starb in
Padua.
[* 13]
Sein makrobiotisches
Verfahren beschrieb er in den berühmten »Discorsi della
vita sobria«
(Padua 1558, erweitert Vened. 1599; neu hrsg. von
Gamba, das. 1816),
die in fast alle
Sprachen übersetzt wurden
(ins Deutsche
[* 14] zuletzt u. d. T.: »Cornaros erprobte
Mittel, gesund und lange zu leben«, Braunschw. 1796). Wenige Jahre vor seinem
Tod verfaßte er noch eineSchrift über die Instandhaltung der
Lagunen (»Trattato delle acque«,
Padua 1560).
3) LucreziaElena Cornaro Piscopia, geb. 1646, berühmt durch ihre
Gelehrsamkeit, erhielt 1678 von der philosophischen
Fakultät
zu
Padua das Doktordiplom und ward Mitglied der meisten gelehrten
GesellschaftenEuropas; starb bereits 1684.
Ihre Werke (herausgeg.
von Bacchini,
Parma
[* 15] 1688) bestehen in schwülstigen
Lobreden,
Briefen,
Disputationen, einigen Gedichten
und
rechtfertigen den
Ruf, dessen sie genoß, keineswegs.
(spr. -näj), 1)
Pierre, berühmter franz.
Dramatiker, geb. zu
Rouen,
[* 17] wo sein
VaterAdvokat bei der
königlichen Verwaltungsbehörde
Table de marbre de
Normandie war, erhielt seine Schulbildung bei den
Jesuiten,
studierte die
Rechte, verzichtete aber auf die
Advokatur, teils aus Abneigung, teils wegen körperlicher Mängel, und kaufte
sich einige
Ämter bei königlichen Verwaltungsbehörden in
Rouen.
SeinGlück bei der Geliebten eines
Freundes weckte sein dramatisches
Talent; seiner »Mélite« (1629),
einem mit großem Beifall aufgenommenen
Stück, folgten »Clitandre« und
»La Veuve«. Der Erfolg dieses
Dramas brachte Corneille in Beziehung zu
Richelieu, der ihn unter seine Hofdichter aufnahm und ihm eine
Pension gewährte; glücklicherweise wurde seine selbständige Thätigkeit dadurch nicht gehindert. Der geringe Erfolg
seiner nach
Seneca und
Euripides gearbeiteten
Tragödie»Médée« führte ihn zum
Lustspiel zurück; er dichtete
die Zauberposse »L'illusion comique«, die 30 Jahre lang Kassenstück blieb.
Aber erst mit dem
»Cid«, den Corneille 1636 nach einem spanischen
Original bearbeitete, erhob er sich weit über seine Zeitgenossen
und schuf ein Werk, welches trotz der gehässigen
Kritik seiner Feinde undNeider (darunter
Richelieu) die
allgemeinste Bewunderung erregte, und von dem die
Franzosen den Anfang des goldenen
Zeitalters ihrer Litteratur datieren.
Fast
auf gleicher
Höhe stehen die historischen
Tragödien: »Horace« (1640),
die Charakterkomödie
»Le
[* 18] Menteur« (1643) halten die
Franzosen für den Ursprung des höhern
Lustspiels, obwohl Corneille in diesem
Stück, besonders aber in der
»Suite du Menteur« (1644),
mit Ausnahme des
Stils in die Fehler seiner Jugendperiode zurückfiel.
Zu dieser seiner Hauptperiode gehören noch die
Stücke: »La mort de
Pompée« (1643),
»Rodogune« (1644),
von Corneille für sein bestes
Stück erklärt, aber von
Lessing gerecht verurteilt,
»Théodore« (1645),
Von
Stück zu
Stück aber war sein
Ruhm gesunken,
und als das letzte gänzlich durchfiel, wandte er sich mißgestimmt vom
Theater
[* 19] ab und vollendete seine Übersetzung des
Thomas a Kempis,
worin er mehr
Frömmigkeit als poetisches
Talent bekundete, trotzdem aber großen Beifall fand. Erst das
Zusammentreffen mit
MolièresTruppe und das Drängen einflußreicher
Gönner
(Fouquet) bewogen ihn, zum
Theater zurückzukehren;
doch errangen nur »Oedipe« (1659),
»Sertorius« (1662) und
»Othon« (1664) einige Erfolge; die andern (»La toison d'or«,
»Sophonisbe«, »Agésilas«,
»Attila«, »Tite et Bérénice«,
»Psyche«, »Pulchérie« und zuletzt »Suréna«,
1674) ließen den großen Dichter nicht wiedererkennen. Obgleich er schon 1647 in die
Akademie gewählt war, siedelte er doch
erst 1662 mit seiner
Familie und seinem
BruderThomas, mit welchem er immer zusammenwohnte, vollständig nach
Paris
[* 20] über. Seine
letzten Lebensjahre wurden ihm verbittert durch litterarische Streitigkeiten, durch den wachsendenRuhm
seiner Nebenbuhler und zumeist durch äußerst drückende Nahrungssorgen. Seine schon lange unregelmäßig gezahlte
Pension
war ihm 1679 ganz entzogen worden, und oft mußte er demütige Bittgesuche an König und
Minister richten. Als sich endlich
durch Boileaus Eintreten sein
Schicksal¶
mehr
günstig zu gestalten schien, starb er Wie sehr Corneille auch unter dem Einfluß seines Zeitalters steht, und wieviel
er auch dem italienischen und spanischen Theater verdankt, sein Bestreben geht dahin, die Bühne von fremdem Einfluß zu befreien
und sie national zu machen, und in gewissem Sinn hat er sein Ideal erreicht. Er sprach zuerst wieder von
Ehre, Ruhm, von Pflichtgefühl und Vaterlandsliebe. Seine Natur neigte zur Klarheit und logischen Schärfe und strebte nach Regelmäßigkeit;
der höchste Richter ist ihm Aristoteles.
Daher auch seine Vorliebe für den kraftvollen, pathetischen Stil, für das Einfache und Erhabene. In seiner glänzenden
Dialektik liegt aber auch seine Schwäche;
seine Helden räsonieren oft und sprechen in Sentenzen, die Liebe seiner Heldinnen
ist wortreich und spitzfindig und kommt aus dem Kopf, statt aus dem Herzen;
Kurz, seine Figuren haben etwas Starres, es
fehlt ihnen psychologische Entwickelung, und am schwächsten ist die Anlage der Stücke. Seine spätern Dramen leiden immer mehr
unter den Fehlern seiner Manier; sie sind übertrieben, ohne Schwung, schwülstig, dunkel und nachlässig im Stil; trotzdem
haben sie denRuhm des »großen Corneille« nicht zu verdunkeln vermocht.
Corneille hat außerdem lyrische Gedichte, Epigramme, Sonette, Madrigale, Oden, Episteln (an den König),
metrische Übersetzungen etc.
geschrieben und die eigentümliche Theorie des französischen klassischen Theaters durch seine »Examens« und »Discours du poème
dramatique, de la tragédie, des trois unités« begründet. Von allen Ausgaben seiner Werke ist die wichtigste die von
Corneille selbst durchgesehene von 1682. Von VoltairesAusgabe (1764), der mit großer Willkür verfuhr, ist nur der Kommentar wertvoll;
die vollständigste und beste ist die von Marty-Laveaux (1862-68, 12 Bde.),
welche alle Varianten nebst Anmerkungen, eine Biographie und ein Lexikon enthält. 1834 wurde dem Dichter zu Rouen eine Bildsäule
errichtet.
Vgl. Guizot, Corneille et son temps (7. Aufl., Par. 1880);
Taschereau, Histoire de la vie et des ouvrages
de P. Corneille 3. Aufl., das. 1869);
2)Thomas, dramat. Dichter, Bruder des vorigen, geb. zu Rouen, genoß dieselbe Erziehung wie sein
Bruder, wurde Advokat, trat dann zuerst auf mit einem Lustspiel: »Les engagements du hasard« (1647), und brachte nach und
nach an 40 Stücke (Komödien, Tragödien und Opern) zur Aufführung, welche die Fehler seines Bruders in verstärktem Maß aufweisen,
ohne die Kraft
[* 22] und Erhabenheit desselben zu erreichen. Eine gewisse Regelmäßigkeit und nüchterne Eleganz
wird ihnen nachgerühmt.
»Ariane« (1672)
wurde von Voltaire für seine beste Tragödie erklärt.
Außer einer Ovid-Übersetzung und einigen prosaischen Schriften hat
er sich auch als Sprachforscher Verdienste erworben; er schrieb: »Observations sur les remarques de Vaugelas«
(Par. 1687, 2 Bde.);
»Dictionnaire des arts et des sciences« (das. 1694, 1720, 2 Bde.)
und »Dictionnaire universel géographique et historique« (das. 1807, 3 Bde.).
Die vollständigste Ausgabe seines »Théâtre« ist die von 1722 (5 Bde.). Nachdem
Corneille 1685 an Stelle seines Bruders in die Akademie aufgenommen und 1701 Mitglied der Akademie der Inschriften geworden
war, starb
er in ziemlich ärmlichen Verhältnissen.