(spr. kong-rár),Valentin, franz. Schriftsteller, geb. 1603 zu
Paris,
[* 13] erwarb sich als Kenner der italienischen, spanischen und besonders der französischen
Sprache
[* 14] in ihren Feinheiten einen
bedeutenden
Namen und machte sein
Haus zum wöchentlichen Sammelplatz einer Anzahl litterarisch gebildeter
Männer, wie
Chapelain,
Godeau,
Ph. Habert, Maleville, Serizay, Boisrobert u. a., die sich gegenseitig daselbst ihre
Arbeiten vorlasen und besprachen.
Aus dieser Vereinigung ging 1634 durch
Richelieus Eingreifen die französische
Akademie hervor, deren ständiger
Sekretär
[* 15] Conrart wurde.
Er starb Conrart genoß infolge der Reinheit seines
Geschmacks und der Sicherheit seines
Urteils hohes Ansehen; geschrieben
hat er selbst nur wenig, daher der oft angeführte
Vers Boileaus: »J'imite de Conrart le silence prudent«.
Außer einigen Gedichten hat man von ihm nur
Briefe und
»Mémoires sur l'histoire de son temps« (abgedruckt in den
»Mémoires
pour servir à l'histoire de
France« von
Petitot und Monmerqué).
Vgl. Kerviler und
Barthélemy, Conrart, sa vie et sa correspondance
(Par. 1881).
Durch sein Hauptwerk: »De origine juris germanici« (Helmstedt 1643),
begründete Conring die deutsche
Rechtsgeschichte. Dem deutschen
Staatsrecht brach er durch die »Exercitationes de republica
Imperii Germanici« (Helmstedt 1674) eine neue
Bahn. Auch um die
Medizin erwarb er sich
Verdienste, namentlich durch Verbreitung
der Harveyschen
Lehre
[* 21] vom
Blutkreislauf
[* 22] und durch die Bestimmung des Nutzens der
Chemie für die
Pharmazie. In der theoretischen
Philosophie war er strenger Aristoteliker. Eine vollständige
Ausgabe
seiner Werke besorgte Göbel (Braunschw.
1730, 6 Bde. nebst Registerband). Seine geistige Begabung wird
durch seine charakterlose Servilität gegen den französischen
Hof
[* 23] in den
Schatten
[* 24] gestellt.
Vgl.
Stobbe,
Hermann Conring, der Begründer
der deutschen
Rechtsgeschichte (Berl. 1870), und Goldschlag, Beiträge zur politischen und publizistischen
Thätigkeit H. Conrings (das. 1884). -
Seine Tochter
EliseSophie, zum zweitenmal mit dem holstein-gottorpschen
Kanzler v.
Reichenbach
[* 25] vermählt, machte sich als Dichterin
bekannt und starb
Ercole,Kardinal, geb. zu
Rom,
[* 26] widmete sich theologischen, politischen und litterarischen
Studien
und erwarb sich durch seine Bekämpfung der revolutionären
Ideen 1792 eine
Stelle als
Auditor der
Rota bei
der römischen
Kurie. Die
Franzosen verbannten ihn zwar bei Besetzung des
Kirchenstaats (1798); aber
Pius VII., der seine
Wahl
bei dem
Konklave in
Venedig
[* 27] 1799 hauptsächlich Consalvi zu danken hatte, erhob ihn 1800 zumKardinal und bald
darauf zum
Staatssekretär, in welcher
Eigenschaft er 1801 in
Paris mit
Napoleon I. wegen des
Konkordats unterhandelte, wobei
er sich geschickt und zugleich schmiegsam und nachgiebig zeigte.
Als 1809 der Streit zwischen dem
Papst und
Napoleon ausbrach, billigte er zwar die Exkommunikationsbulle des erstern nicht,
blieb ihm aber doch treu und ward daher vom
Kaiser abgesetzt und interniert. Als päpstlicher Gesandter
beim
Kongreß zu
Wien
[* 28] erwarb er sich durch Mäßigung und Schlauheit die
Gunst der Monarchen, auch der nichtkatholischen, bewirkte
die völlige Wiederherstellung des
Kirchenstaats und übernahm nun als
Staatssekretär wieder die
Regierung desselben. Er regelte
die innere
Verwaltung der päpstlichen
Staaten durch das die Uniformität des
Polizeistaats herstellende
Motu proprio vom auch führte er eine neue
Zivilprozeßordnung und einen neuen Handelskodex ein, vereinfachte die
Finanzverwaltung und suchte auch dem Räuberunwesen in den
Provinzen nach
Kräften zu steuern. Er unterstützte die
Wissenschaften,
namentlich aber die
Künste.
(spr. kongßjangs, vläm. konszienz
gesprochen), Hendrik, vläm.
Novellist und Mitbegründer der neuvlämischen Litteratur, geb. als Sohn eines aus
Besançon
[* 36] stammenden
Marinebeamten und einer vlämischen
Mutter, ergriff zuerst den Lehrerberuf, trat dann (1830) als Freiwilliger
ins
Heer, wo er es bis zum Sergeantmajor brachte, und schloß sich nach beendigter
Dienstzeit 1836 mit
aller
Energie der vlämischen Sprachbewegung an, die seinem Wirken wesentliche
Förderung verdankt. Er schrieb 1837 seinen
ersten
Roman: »In't wonderjaer, 1566«, der als der erste der neuen vlämischen Litteraturperiode
¶
mehr
großes Aufsehen machte, und ließ sodann einen Band
[* 38] kleiner Erzählungen: »Phantazy« (1837),
und den Roman »De leeuw van Vlaenderen«
(1838), der die goldene Sporenschlacht verherrlicht, nachfolgen. Auf Verwendung des Malers Wappers erhielt er 1840 eine königliche
Unterstützung und wurde ein Jahr später zum Sekretär der Kunstakademie zu Antwerpen
[* 39] ernannt. Mit dem
kleinen Buch »Hoe men schilder wordt« (1843) begann nun die Reihe jener köstlichen kleinen Geschichten und Schilderungen aus
dem vlämischen Stillleben, welche seinen Namen in ganz Europa
[* 40] bekannt und beliebt machten, und von denen »Siska van Roosemael«
(1844),
»De arme edelman« (1851) und »Het
geluk van ryk te zyn« (»Das Glück, reich zu sein«, 1855) als wahre Meisterwerke hervorzuheben sind. Conscience hatte inzwischen 1845 den
Titel eines aggregierten Professors an der GenterUniversität erhalten, schied 1854 aus seiner Stellung an der Akademie und lebte
als Privatmann in Antwerpen, bis er 1857 zum Kreiskommissar in Courtrai ernannt ward. Seit 1866 Aufseher
des MuséeWiertz in Brüssel,
[* 41] starb er daselbst. Im August d. J. war ihm zu Antwerpen ein Denkmal errichtet worden.
Von seinen Werken sind noch zu nennen: »De blinde Rosa« (1850),
»Benjamin van Vlaenderen« (1880) u. a. Auch eine illustrierte
»Geschiedenis van Belgien«
[* 42] (Antwerp. 1845; deutsch von Wolff, Leipz. 1847) hat Conscience veröffentlicht. Eine Gesamtausgabe seiner
Werke erschien Antwerpen 1867-80 in 10 Bänden, eine deutsche Übersetzung derselben Münster
[* 43] 1846-84 in 75 Bändchen.