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Belagerung der Grenzstadt Dôle aufgeben und vermochte kaum die Hauptstadt Dijon [* 2] vor Gallas' Truppen zu retten. 1638 focht er an der spanischen Grenze. Nach Ludwigs XIII. Tode trat er an die Spitze des Staatsrats und starb in Paris. [* 3]
Vgl. Herzog von Aumale, Histoire des princes de Condé 1530 à 1610 (2. Aufl., Par. 1885, 4 Bde.);
Henrard, Henri IV et la princesse de Condé (Brüss. 1885).
4) Ludwig II. von Bourbon, Prinz von, der große Condé genannt, Sohn des vorigen, einer der größten Feldherren seines Jahrhunderts, geb. zu Paris, wohnte 1640 der Belagerung von Arras [* 4] bei, erhielt 1642 den Oberbefehl über die französische Armee in den Niederlanden, schlug die Spanier bei Rocroi 1643, drang in Flandern und Hennegau ein und nahm 20. Aug. Diedenhofen. [* 5] 1644 zog er nach dem Elsaß, um Guébriant zu verstärken, eilte dann Turenne zu Hilfe und errang bei Allersheim unweit Nord lingen einen großen, aber mit schweren Opfern erkauften Sieg; er selbst wurde verwundet und mußte nach Frankreich zurückkehren. 1646 kommandierte er in den Niederlanden gegen die Spanier und eroberte Dünkirchen. [* 6]
Der Tod seines Vaters machte ihn zum Haupt seines Hauses und nächst dem Herzog von Orléans [* 7] zum ersten Mann Frankreichs. 1647 focht er ohne Glück in Katalonien, war dagegen 1648 siegreich in den Niederlanden, wo er die Schlacht bei Lens 20. Aug. gewann, worauf er durch die Unruhen der Fronde nach Frankreich zurückgerufen wurde. Er stellte sich auf die Seite des Hofes, schloß, als derselbe Paris heimlich verlassen, die Stadt ein und brachte den Vertrag von Ruel (1. April) zu stande. Da er sich aber mit den Häuptern der Fronde überwarf und Mazarin zu stürzen drohte, verbanden sich diese gegen den anmaßenden Prinzen und ließen ihn mit seinem Bruder, dem Prinzen Conti, und seinem Schwager, dem Herzog von Longueville, verhaften und nach Vincennes abführen; seine Schwester und ihr Günstling, der Herzog von Larochefoucauld, aber entflohen, und letzterer bewaffnete mit dem Herzog von Bouillon die Stadt Bordeaux [* 8] wider den Hof. [* 9] Auch Turenne erklärte sich für die Prinzen und rückte siegreich bis auf eine Tagereise von Vincennes vor, von wo die gefangenen Prinzen nach Le [* 10] Havre [* 11] abgeführt wurden. Das Parlament, die Fronde und der Herzog von Orléans forderten die Befreiung der Prinzen, und während Mazarin nach Köln [* 12] entfloh, trat Condé in Paris an dessen Stelle, sah sich aber bald durch die Intrigen der Königin-Mutter und des Kardinals Retz genötigt, Paris zu verlassen, und stellte sich mit Orléans an die Spitze eines Heers, welches, mit den Spaniern vereinigt, von Belgien [* 13] in Frankreich einrückte. Er behauptete sich gegen einen Angriff Turennes im Besitz von Paris, verließ es aber 13. Okt., da das Volk von ihm abfiel, und trat als Generalissimus in spanische Dienste. [* 14] Er wurde darauf als Hochverräter zum Tod verurteilt und seiner Güter und Würden verlustig erklärt, erhielt in dem 1659 mit Spanien [* 15] geschlossenen Frieden zwar völlige Verzeihung und Wiedereinsetzung in die frühern Würden, jedoch erst 1668 wieder ein selbständiges Kommando und eroberte die Franche-Comté. Als 1672 Ludwig XIV. Holland angriff, befehligte Condé ein Korps von 30,000 Mann, nahm 4. Juni Wesel [* 16] und bewerkstelligte 12. Juni den berühmten Rheinübergang, wurde aber dabei verwundet. Am lieferte er den verbündeten Spaniern, Österreichern und Holländern die siegreiche Schlacht bei Seneffe. 1675 erhielt er nach Turennes Tode den Oberbefehl am Oberrhein. Hier nötigte er seinen Gegner Montecuccoli, die Belagerung von Hagenau [* 17] aufzugeben, und entsetzte Zabern; [* 18] doch zwang ihn Podagra, vom Kriegsschauplatz abzutreten. Er zog sich auf seinen Landsitz zu Chantilly zurück und starb in Fontainebleau.
Vgl. La Coste, Histoire de Louis de Bourbon II du nom, prince de Condé (Köln 1695; 3. Ausg., Haag [* 19] 1738);
Desormeaux, Histoire de Louis de Bourbon (Par. 1766-68, 4 Bde.);
»Essai sur la vie du grand Condé par Louis Joseph de Bourbon, son quatrième descendant« (Lond. 1806);
Fitzpatrick; Great and the period of the Fronde (2. Aufl., das. 1874).
5) Ludwig Heinrich, Prinz von, Herzog von Bourbon und von Enghien, Urenkel des vorigen, Sohn Ludwigs III. von Condé, geb. Pair von Frankreich, Großhofmeister des königlichen Hauses und Gouverneur von Burgund, wohnte den Feldzügen von 1710 und 1711 bei, ward nach Ludwigs XIV. Tod Präsident des Regentschaftsrats, 1716 Präsident des Kriegsrats, 1718 Generalleutnant und erhielt die Oberaufsicht über die Erziehung des jungen Königs. Nach dem Tode des Herzogs von Orléans, ward er Premierminister, doch bei seiner Unfähigkeit und Trägheit 1726 durch Fleury verdrängt, gegen welchen er ohne Erfolg konspirierte. Er starb in Chantilly.
6) Ludwig Joseph von Bourbon, Prinz von, Sohn des vorigen und der Prinzessin Karoline von Hessen-Rheinfels, geb. erhielt, noch nicht vier Jahre alt, das Gouvernement von Burgund, nahm an dem Feldzug von 1757 mit Auszeichnung teil und siegte unweit Friedberg [* 20] über den Erbprinzen von Braunschweig. [* 21] 1771 unterzeichnete er das Memorial an den König sowie den Protest gegen das Edikt vom Dezember 1770, betreffend die Reorganisation der Parlamente, was ihm Verbannung zuzog.
Bald zurückgerufen, lebte er meist in Chantilly, wo er eine gelehrte Gesellschaft um sich versammelte. Die Revolution vertrieb ihn schon 1789 aus Frankreich; er ging nach Brüssel [* 22] und Turin [* 23] und bildete 1792 eine Emigrantenarmee, welche sich dem verbündeten Heer bei dem Einfall in Frankreich anschloß. Er kämpfte tapfer, aber ohne erhebliche Erfolge im Elsaß. Nach dem Frieden von Campo Formio 1797 trat Condé in russische Dienste und focht 1799 unter Suworow in der Schweiz [* 24] gegen die französische Republik.
Den Feldzug von 1800 machte er unter österreichischen Fahnen mit, ward aber durch den Lüneviller Frieden genötigt, sein Korps aufzulösen, und ging nach England, wo er in Zurückgezogenheit lebte. Am kehrte er nach Paris zurück und wurde mit Ehren überhäuft. Nach der zweiten Restauration zog er sich nach Chantilly zurück, wo er bis an seinen Tod in Zurückgezogenheit lebte. Er erbaute das Palais Bourbon, in welchem die Deputiertenkammer tagt. Er schrieb: »Essai sur la vie du grand Condé« (Lond. 1806).
Vgl. Chamballand, Vie de Louis Joseph, duc de Condé (Par. 1819-20, 2 Bde.).
7) Ludwig Heinrich Joseph, Prinz von, Sohn des vorigen, geb. schlug sich 1780 mit dem Grafen von Artois, nachmaligem König Karl X., und ward deshalb nach Chantilly verwiesen. In demselben Jahr trennte er sich von seiner Gemahlin, Luise Marie Therese von Orléans, die er aus dem Kloster entführt und die ihm den unglücklichen Herzog von Enghien geboren hatte, unternahm 1782 mit dem Grafen von Artois die Belagerung von Gibraltar [* 25] und ward Marschall. Später kämpfte er mit ¶
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Auszeichnung in den Reihen der Emigrierten. Von 1800 bis 1814 lebte er in England, kehrte mit den Bourbonen nach Frankreich zurück und versuchte 1815 die Vendée zum Aufstand gegen Napoleon I. aufzureizen, mußte aber in Nantes [* 27] kapitulieren und sich nach Spanien einschiffen. Nach seiner Rückkehr nach Frankreich lebte er größtenteils in Chantilly mit der Frau seines Adjutanten Barons Feuchères, Sophie Dawes, geborne Clarke, einer englischen Abenteuerin der gemeinsten Art, welche den alten Roué gänzlich für sich gewonnen hatte.
Nach dem Sturz Karls X. huldigte Condé dem König Ludwig Philipp. Am wurde er in seinem Palast in Paris an einem Fensterladen seines Schlafzimmers erhängt gefunden; kurz vorher hatte er seinen Paten, den Herzog von Aumale, vierten Sohn Ludwig Philipps, zum Haupterben seines unermeßlichen Vermögens eingesetzt und der Baronin Feuchères 2 Mill. Frank und zwei seiner Güter vermacht. Die Ärzte erklärten, daß der Prinz durch Selbstmord geendet habe; die Seitenverwandten der Condés, die Prinzen von Rohan, und die öffentliche Meinung beschuldigten aber Ludwig Philipp der Erbschleicherei und die Feuchères des Mordes, da der Prinz die Absicht gehabt habe, sich der Herrschaft seiner Mätresse zu entziehen, sein Testament zu gunsten des Grafen Chambord zu ändern und Frankreich zu verlassen.
Dennoch wurde gegen die Feuchères, als eine Voruntersuchung ohne Resultat blieb, keine kriminalgerichtliche Verfolgung eingeleitet, und der Herzog von Aumale gelangte in den Besitz der Condéschen Güter; dessen ältester Sohn, Ludwig (geb. 1845, gest. 1866), führte auch den Titel eines Prinzen von Condé.
Vgl. »Histoire complète du procès relatif à la mort et au testament du duc de Bourbon« (Par. 1832).
Mit dem Prinzen erlosch das Geschlecht Condé; seine rechtmäßige Gemahlin starb in Paris.