larmoyante (franz., spr. komedih larmŏa-jāngt),
das rührende oder »weinerliche« Lustspiel, wurde von La Chaussée in Frankreich wenn nicht ins Leben gerufen, so doch in die
Mode gebracht.
Diderot suchte sie ästhetisch zu rechtfertigen;
auch Lessing trat dafür ein, wogegen A. W. Schlegel die ästhetische
Berechtigung derselben mit Erfolg widerlegte, indem er nachwies, daß sie als eine auf schmelzende
Rührung ausgehende Mischung ernster und heiterer Elemente das Maß der Natur überschreitet und, auf außerkünstlerische Wirkungen
abzielend, ins Stillose verfällt.
Johann Amos, Begründer der neuern Pädagogik, geb. 29. (28.) März 1592 in dem mährischen
Städtchen Nivnitz bei Komne (Ungarisch-Brod) als Sohn eines Müllers. Früh verwaist, kam er erst in seinem 16. Lebensjahr
zu dem Besuch einer lateinischen Schule. Nachdem er 1612 das berühmte, später zur Universität erhobene Gymnasium zu Herborn
bezogen, wo J. H. ^[Johann Heinrich] Alsted mit seiner encyklopädischen Richtung und seinem Chiliasmus tiefen
Eindruck auf ihn machte, schloß er seine Studien nach kurzem Aufenthalt in Heidelberg (1613) mit einer Reise nach Holland und
England.
Schon 1614 treffen wir ihn als Rektor der Brüderschule in Prerau, wo er, durch Ratich angeregt, bereits als pädagogischer
Schriftsteller sich versuchte. 1816 ^[richtig: 1616] ward er Prediger und Lehrer in Fulnek, dem Hauptsitz
der Brüdergemeinde. 1621 verlor er durch Plünderung seine Habe, 1624 durch die Vertreibung aller evangelischen Prediger aus
Böhmen und Mähren Amt und Herd. Zwei edle Männer, Karl von Zerotin und Georg von Sadowski von Sloupna, gewährten ihm jahrelang
Aufnahme und Muße zu schriftstellerischer Thätigkeit, bis er 1628 sein Vaterland verlassen mußte
und zu Lissa in Polen eine Stätte fand für neue, bald weltberühmte Wirksamkeit als Leiter des dortigen Gymnasiums.
Seinen Ruf begründeten namentlich die beiden Schriften: »Janua linguarum reserata« und »Didactica
magna seu omnes omnia docendi artificium« (»Große Unterrichtslehre«, deutsch von Lindner, Wien 1877; von
Beeger und Zoubek, 4. Aufl., Leipz. 1883). Daneben war er seit 1632 Senior der böhmisch-mährischen Brüdergemeinden. Durch
Vermittelung des Engländers Samuel Hartlieb erschien 1639 sein »Pansophiae prodromus« in London, und schon 1641 folgte er
einer damit in Verbindung stehenden Einladung nach England, wo sich selbst das Parlament mit seinen pädagogischen
Reformvorschlägen beschäftigt hatte.
Schon vorher hatte er einen Ruf zur Schulreform in Schweden abgelehnt. Da aber auch das englische Projekt durch die Revolutionswirren
vereitelt wurde, so war es eine besonders günstige Wendung des Geschickes, daß er in einem reichen niederländischen Edelmann,
Ludwig de Geer, einen für seine Pläne begeisterten, freigebigen Gönner fand. Da derselbe sich zu Norrköping
in Schweden aufhielt, so war Comenius veranlaßt, eine Reise dahin zu unternehmen, welche ihn in persönlichen Verkehr brachte mit
Oxenstierna, der sich längst für ihn interessiert hatte, und mit dem Erzieher Gustav Adolfs, Skyte, welcher ihm, in Übereinstimmung
mit Geer, Elbing in Preußen als passenden Wohnort für seine weitern didaktischen Arbeiten vorschlug.
Vom Herbst 1642 bis zu Anfang des Jahrs 1648 lebte Comenius daher in angestrengter Thätigkeit in Elbing, teils unterrichtend, teils
wissenschaftliche Pläne ausführend, schließlich empfindlich bedrückt durch äußere Verhältnisse. Im J. 1648
wurde er
Bischof der Böhmischen Brüder und nahm seinen Wohnsitz wieder in Lissa, wo er die »Methodus linguarum novissima«
nebst einigen andern sprachlichen Arbeiten erscheinen ließ. Erfolglos bemühte er sich während der Friedensverhandlungen
um günstige Bedingungen für seine Glaubens- und Gemeindegenossen.
Der Fürst Rákóczy rief ihn 1650 nach Sáros-Patak in Siebenbürgen, wo er ganz nach seinen Grundsätzen
eine höhere Schule einrichten durfte. Aber der plötzliche Tod des Fürsten brachte alle Einrichtungen ins Stocken. Nach zweijährigen
Anstrengungen kehrte Comenius enttäuscht nach Lissa zurück. Als unvergängliche Frucht dieser Episode erschien zu Nürnberg (Noribergae,
typis et sumptibus Michaelis Endteri) der in Ungarn verfaßte »Orbis sensualium pictus, hoc est omnium fundamentalium
in mundo rerum et in vita actionum pictura et nomenclatura« (1657, oft aufgelegt und nachgeahmt; zuletzt neubearbeitet von
A. Müller, Nürnb. 1835). Im April 1656 eroberte und zerstörte ein polnisches Heer die Stadt Lissa.
Mit Verlust von Hab und Gut, darunter dem größten Teil seiner Handschriften, zog Comenius über Hamburg, wo er
zwei Monate krank lag, nach Amsterdam, wo Lorenz de Geer, Ludwigs Sohn, ihm ruhigen Aufenthalt und die Möglichkeit, eine Gesamtausgabe
seiner pädagogischen Werke (1657) zu veranstalten, gewährte. In den letzten Lebensjahren wendete er sich ganz mystischen
Spekulationen zu, zu denen ihn einst Alsted angeregt hatte. Am 22. Nov. 1670 starb er, ein 80jähriger
Greis; in der Kirche zu Naarden hat man vor wenigen Jahren seine Ruhestätte gefunden.
Die bleibende Bedeutung des Comenius für das Unterrichts- und Erziehungswesen beruht darin, daß er einerseits, ohne die Forderungen
des kirchlichen, staatlichen und geselligen Lebens zu verkennen, vor allem auf naturgemäße Erziehung
drang, die nach seiner Auffassung mit wahrhaft christlicher Erziehung zusammenfiel, und anderseits, gestützt auf Bacons Vorgang,
die Anschauung der wirklichen Welt, nicht die Belehrung aus den Schriften alter oder neuer Gelehrten als Ausgangspunkt für allen
Unterricht annahm.
Auch in der genauern Ausführung seiner Grundgedanken finden sich neben manchem Seltsamen und Überspannten
viele geistvolle Gedanken von bleibendem Wert. Allen Unterricht verteilte er auf die vier Stufen der Mutterschule, Muttersprach-,
Lateinschule und Akademie, deren jeder er regelmäßig sechs Jahre zuteilte. Nach seinem Tod erschien unter dem Titel: »Panegersia«
(»Allgemeiner Weckruf«) eine »Allgemeine
Beratung über die Verbesserung der menschlichen Dinge. An das Menschengeschlecht, vor andern aber an
die Gelehrten, Religiosen und Machthaber von Europa« (Halle 1702),
eine sehr merkwürdige, aber bisher kaum beachtete Schrift,
von welcher der Philosoph Krause 1811 einen wortgetreuen Auszug veröffentlichte, der in H. Leonhardis Schrift »Der Philosophenkongreß
als Versöhnungstag« (Prag 1869) wieder abgedruckt worden ist. Zur Feier seines 200jährigen Todestags wurde
in Leipzig einer von ihm mehrfach vorgetragenen Idee gemäß eine pädagogische Zentralbibliothek (Ende 1882: 31,000 Bände)
unter dem Namen der Comenius-Stiftung begründet. 1874 erichtete ^[richtig: errichtete] man ihm in Prerau ein Denkmal. Eine Sammlung
von Comenius' »Pädagogischen Schriften« gab Lion heraus (2. Aufl., Langens. 1883).
Vgl. außer dem Leutbecher,
Comenius' Lehrkunst (Leipz. 1853);
Gindely, Über Comenius' Leben und Wirksamkeit in der Fremde (Wien 1855);
Pappenheim, Comenius, der Begründer
der neuern Pädagogik (Berl. 1871);
Seyfarth, Comenius
mehr
nach seinem Leben und seiner pädagogischen Bedeutung (2. Aufl., Leipz. 1872);
Beeger und Zoubek, J. A. Comenius nach seinem Leben und seinen Schriften (das. 1883);
v. Criegern, J. A. Comenius als Theolog (das. 1881).