larmoyante (franz., spr. komedih larmŏa-jāngt),
das rührende oder »weinerliche«
Lustspiel, wurde von
La Chaussée in
Frankreich wenn nicht ins
Leben gerufen, so doch in die
Mode gebracht.
auch
Lessing trat dafür ein, wogegen A. W.
Schlegel die ästhetische
Berechtigung derselben mit Erfolg widerlegte, indem er nachwies, daß sie als eine auf schmelzende
Rührung ausgehende Mischung ernster und heiterer
Elemente das
Maß der
Natur überschreitet und, auf außerkünstlerische
Wirkungen
abzielend, ins Stillose verfällt.
Schon 1614 treffen wir ihn als
Rektor der Brüderschule in
Prerau, wo er, durch Ratich angeregt, bereits als pädagogischer
Schriftsteller sich versuchte. 1816 ^[richtig: 1616] ward er
Prediger und
Lehrer in
Fulnek, dem Hauptsitz
der
Brüdergemeinde. 1621 verlor er durch
Plünderung seine
Habe, 1624 durch die Vertreibung aller evangelischen
Prediger aus
Böhmen
[* 4] und
MährenAmt und
Herd. Zwei edle
Männer,
Karl von
Zerotin und
Georg von Sadowski von Sloupna, gewährten ihm jahrelang
Aufnahme und Muße zu schriftstellerischer Thätigkeit, bis er 1628 sein Vaterland verlassen mußte
und zu
Lissa
[* 5] in
Polen eine Stätte fand für neue, bald weltberühmte Wirksamkeit als
Leiter des dortigen
Gymnasiums.
SeinenRuf begründeten namentlich die beiden
Schriften: »Janua linguarum reserata« und »Didactica
magna seu omnes omnia docendi artificium«
(»Große Unterrichtslehre«, deutsch von
Lindner,
Wien
[* 6] 1877; von
Beeger und Zoubek, 4. Aufl., Leipz. 1883). Daneben war er seit 1632
Senior der böhmisch-mährischen
Brüdergemeinden. Durch
Vermittelung des Engländers
Samuel Hartlieb erschien 1639 sein »Pansophiae prodromus« in
London,
[* 7] und schon 1641 folgte er
einer damit in
Verbindung stehenden Einladung nach
England, wo sich selbst das
Parlament mit seinen pädagogischen
Reformvorschlägen beschäftigt hatte.
Schon vorher hatte er einen
Ruf zur Schulreform in
Schweden
[* 8] abgelehnt.
Da aber auch das englische
Projekt durch die Revolutionswirren
vereitelt wurde, so war es eine besonders günstige Wendung des
Geschickes, daß er in einem reichen niederländischen
Edelmann,
Ludwig de
Geer, einen für seine
Pläne begeisterten, freigebigen
Gönner fand. Da derselbe sich zu
Norrköping
in
Schweden aufhielt, so war Comenius veranlaßt, eine
Reise dahin zu unternehmen, welche ihn in persönlichen
Verkehr brachte mit
Oxenstierna, der sich längst für ihn interessiert hatte, und mit dem
ErzieherGustavAdolfs, Skyte, welcher ihm, in Übereinstimmung
mit
Geer,
Elbing
[* 9] in
Preußen
[* 10] als passenden Wohnort für seine weitern didaktischen
Arbeiten vorschlug.
Vom
Herbst 1642 bis zu Anfang des
Jahrs 1648 lebte Comenius daher in angestrengter Thätigkeit in
Elbing, teils unterrichtend, teils
wissenschaftliche
Pläne ausführend, schließlich empfindlich bedrückt durch äußere Verhältnisse. Im J. 1648
wurde er
Bischof der
BöhmischenBrüder und nahm seinen
Wohnsitz wieder in
Lissa, wo er die »Methodus linguarum novissima«
nebst einigen andern sprachlichen
Arbeiten erscheinen ließ. Erfolglos bemühte er sich während der Friedensverhandlungen
um günstige
Bedingungen für seine
Glaubens- und Gemeindegenossen.
Der
FürstRákóczy rief ihn 1650 nach
Sáros-Patak in
Siebenbürgen, wo er ganz nach seinen
Grundsätzen
eine höhere
Schule einrichten durfte. Aber der plötzliche
Tod des
Fürsten brachte alle Einrichtungen ins
Stocken. Nach zweijährigen
Anstrengungen kehrte Comenius enttäuscht nach
Lissa zurück. Als unvergängliche
Frucht dieser
Episode erschien zu
Nürnberg
[* 11] (Noribergae,
typis et sumptibus
Michaelis Endteri) der in
Ungarn
[* 12] verfaßte
»Orbis sensualium pictus,hoc est omnium fundamentalium
in mundo rerum et
in vita actionum pictura et nomenclatura« (1657, oft aufgelegt und nachgeahmt; zuletzt neubearbeitet von
A.
Müller, Nürnb. 1835). Im April 1656 eroberte und zerstörte ein polnisches
Heer die Stadt
Lissa.
Mit Verlust von
Hab und
Gut, darunter dem größten Teil seiner
Handschriften, zog Comenius über
Hamburg,
[* 13] wo er
zwei
Monate krank lag, nach
Amsterdam,
[* 14] wo
Lorenz de
Geer,
Ludwigs Sohn, ihm ruhigen Aufenthalt und die Möglichkeit, eine Gesamtausgabe
seiner pädagogischen Werke (1657) zu veranstalten, gewährte.
In den letzten Lebensjahren wendete er sich ganz mystischen
Spekulationen zu, zu denen ihn einst Alsted angeregt hatte. Am starb er, ein 80jähriger
Greis; in der
Kirche zu
Naarden hat man vor wenigen
Jahren seine Ruhestätte gefunden.
Die bleibende Bedeutung des Comenius für das
Unterrichts- und Erziehungswesen beruht darin, daß er einerseits, ohne die
Forderungen
des kirchlichen, staatlichen und geselligen
Lebens zu verkennen, vor allem auf naturgemäße
Erziehung
drang, die nach seiner Auffassung mit wahrhaft christlicher
Erziehung zusammenfiel, und anderseits, gestützt auf
Bacons Vorgang,
die
Anschauung der wirklichen
Welt, nicht die Belehrung aus den
Schriften alter oder neuer
Gelehrten als Ausgangspunkt für allen
Unterricht annahm.
Auch in der genauern Ausführung seiner Grundgedanken finden sich neben manchem Seltsamen und Überspannten
viele geistvolle
Gedanken von bleibendem Wert.
AllenUnterricht verteilte er auf die vier
Stufen der Mutterschule, Muttersprach-,
Lateinschule und
Akademie, deren jeder er regelmäßig sechs Jahre zuteilte. Nach seinem
Tod erschien unter dem
Titel: »Panegersia«
(»Allgemeiner Weckruf«) eine »Allgemeine
Beratung über die Verbesserung der menschlichenDinge. An das Menschengeschlecht, vor andern aber an
die
Gelehrten,
Religiosen und Machthaber von
Europa«
[* 15]
(Halle
[* 16] 1702),
eine sehr merkwürdige, aber bisher kaum beachtete
Schrift,
von welcher der
PhilosophKrause 1811 einen wortgetreuen
Auszug veröffentlichte, der in H.
LeonhardisSchrift »Der Philosophenkongreß
als
Versöhnungstag«
(Prag
[* 17] 1869) wieder abgedruckt worden ist. Zur
Feier seines 200jährigen Todestags wurde
in
Leipzig
[* 18] einer von ihm mehrfach vorgetragenen
Idee gemäß eine pädagogische Zentralbibliothek (Ende 1882: 31,000
Bände)
unter dem
Namen der
Comenius-Stiftung begründet. 1874 erichtete ^[richtig: errichtete] man ihm in
Prerau ein Denkmal. Eine Sammlung
von Comenius'
»PädagogischenSchriften« gab
Lion heraus (2. Aufl.,
Langens. 1883).
Vgl. außer dem Leutbecher,
Comenius' Lehrkunst (Leipz. 1853);