durchgreifende Revision des Textes der Shakespeareschen Dramen enthielten. Über die Echtheit dieser Bemerkungen entspann sich
ein lebhafter Streit, der schließlich gegen Collier entschieden ward, so daß er als der Betrogene erschien (vgl.
Ingleby, Complete view of the Shakspeare controversy, Lond. 1861). Seit 1820 war Collier auch
Vizepräsident der Society of Antiquaries, zu deren »Transactions« er kritische Abhandlungen beigetragen
hat. Von seinen Arbeiten sind noch hervorzuheben: »A book of Roxburgh ballads« (Lond. 1847);
»Memoirs of the principal actors
in the plays of Shakspeare« (das. 1846);
»Bibliographical account of rare books« (das.
1865) und »Illustrations of old English literature« (das. 1866, 3 Bde.).
Auch gab er 1861 Spensers Werke heraus und begann 1866 die Veröffentlichung einer Reihe von alten und seltenen Gedichten und
Flugschriften. Collier starb im September 1880 in Maidenhead.
1) Heinrich Joseph von, dramat. Dichter, geb. zu Wien als Sohn eines Arztes, erhielt nach vollendeten
juridischen Studien eine Anstellung im Finanzfach und stieg bis zum Hofrat (1809). Den Krieg von 1809 machte
er als Landwehroffizier mit. Seine angestrengte Thätigkeit hatte jedoch seine Gesundheit untergraben, und er starb am
Nervenfieber. Seine nach Lessings Grundsätzen angelegten Trauerspiele: »Regulus«, »Coriolan«, »Polyxena«, »Balboa«, »Bianca della
Porta«, »Mäon« und »Die Horatier und Curiatier« zeichnen sich durch Streben nach antiker Größe und Einfachheit
aus, leiden aber an Monotonie und an Einförmigkeit der Charakteristik.
Sie erschienen gesammelt unter dem Titel: »Trauerspiele« (Berl. 1828, 3 Bde.).
Unter seinen »Gedichten« (Wien 1812) sind die bekanntesten: »Kaiser Max auf der Martinswand«, »Kaiser Albrechts
Hund« und »Herzog Leupold vor Solothurn".
. Seinen Beruf für das Epos bekunden die Bruchstücke von »Rudolf von Habsburg«. Gemeinschaftlich mit
seinem Bruder dichtete er das Oratorium »Die Befreiung von Wien«. Seine Werke erschienen gesammelt Wien 1812-14, 6 Bde. Sein Denkmal
steht in der Karlskirche zu Wien.
Vgl. Laban, Heinrich Joseph v. Collin (Wien 1879).
2) Matthäus von, Dichter und Ästhetiker, Bruder des vorigen, geb. zu Wien, studierte neben der Rechtswissenschaft
Philosophie und Geschichte und erhielt 1804 die juristische Doktorwürde. Im J. 1808 ward er Professor der Ästhetik und der
Geschichte der Philosophie an der Universität Krakau und später Professor der letztern Wissenschaft zu Wien. 1813 übernahm
er die Redaktion der »Wiener Litteraturzeitung«, ward 1815 Erzieher des Herzogs von Reichstadt, redigierte seit 1818 die »Wiener
Jahrbücher der Litteratur«; starb Seine »Dramatischen
Dichtungen« erschienen Pest 1813-1817 in 4 Bänden; seine »Nachgelassenen Gedichte« gab mit einem biographischen
Vorwort J. ^[Joseph] v. Hammer (Wien 1827, 2 Bde.) heraus.
d'Harleville (spr. kŏläng darl'wil), Jean François, franz. Dichter, geb. 1755 zu Mévoisins bei Maintenon,
studierte anfangs die Rechte, wandte sich aber dann ganz der Litteratur zu und schrieb viele Charakterstücke, die mit ihren
schönen Versen, komischen Situationen und ihrer liebenswürdigen Moral großen Beifall fanden, besonders
sein Hauptwerk: »Le vieux célibataire« (1792). Seine übrigen Poesien, meist »Épîtres«, sind leicht und anmutig im Ausdruck,
im allgemeinen aber recht schwach; er spricht darin, wie La Harpe bemerkt, zu viel von sich und seiner Gutmütigkeit. Collin d'Harleville starb in
Paris. Die beste
Ausgabe seiner Werke hat sein Freund Andrieux besorgt unter dem Titel: »Théâtre et poésies
fugitives« (Par. 1822, 4 Bde.);
seine »Œuvres choisies« erschienen Paris 1826, 3 Bde.;
eine Ausgabe seines »Théâtre« besorgte Moland (das. 1876).
(spr. -wudd), Stadt der Provinz Ontario (Kanada), an der Georgian Bay des Obern Sees, mit
Seearsenal, lebhaftem Verkehr und (1881) 4445 Einw. Im J. 1883 liefen 191 Schiffe von 90,169 Ton. ein;
Ausfuhr nach den Vereinigten Staaten
324,306 Doll., Einfuhr 333,356 Doll.
(spr. -wudd), Cutberth, Lord, brit. Admiral, geb. zu Newcastle upon Tyne, trat 1761 in den Seedienst,
führte seit 1776 als Leutnant die Hornet, welche zur Station von Jamaica gehörte, wo er Nelsons Freund wurde,
und 1781 in Ostindien als Postkapitän den Pelikan, mit dem er Schiffbruch litt. Im Kriege gegen Frankreich nahm er unter dem Konteradmiral
Bowyer an dem Gefecht vom und demnächst an der Blockade von Toulon teil und zeichnete sich 1797 in
dem Gefecht am Kap St. Vincent aus. 1799 zum Konteradmiral der weißen Flagge erhoben, nahm er teil an der Blockade von Brest. 1801 ward
er Vizeadmiral der blauen Flagge, 1804 Admiral derselben und blockierte 1805 mit fünf Linienschiffen Ferrol.
Für seine wesentliche Mithilfe zum Sieg bei Trafalgar ward er zum Peer von England mit dem Titel
Baron Collingwood von Coldburne erhoben und erhielt eine Pension von 2000 Pfd. Sterl. Nach Nelsons Tod befehligte er die britische Seemacht
im Mittelmeer bis zu seinem Tod, welcher auf dem den Franzosen genommenen und vor Menorca stationierten
Schiff Ville de Paris erfolgte. Seine Leiche ward in der Kathedrale von St. Paul in London beigesetzt. Sein Schwiegersohn veröffentlichte
des Admirals »Despatches and correspondence« (Lond.
1828).
Cosmo Alessandro, Schriftsteller, besonders durch seine Beziehungen zu Voltaire bekannt,
geb. zu Florenz, studierte in Pisa Geschichte und Rechtswissenschaft und wandte sich 1750 nach Berlin, wo er 1752 Voltaires
Sekretär wurde, an dessen »Annales de l'empire« er wesentlichen Anteil hat. Er folgte später Voltaire auch auf dessen Landgut
bei Genf,
trat 1756 als Hofmeister in die Dienste des Grafen Sauer in Straßburg, wurde 1759 Geheimsekretär des
Kurfürsten Karl Theodor von der Pfalz, 1763 zum Historiographen desselben, 1766 endlich zum Direktor des naturwissenschaftlichen
Kabinetts zu Mannheim ernannt, wo er starb.
Von seinen Schriften nennen wir: »Discours de l'histoire de l'Allemagne« (Frankf. 1761);
»Précis de l'histoire
du palatinat du Rhin« (das. 1763),
eine der vorzüglichsten Quellen zur Geschichte der Pfalz;
»Lettres sur les Allemands« (Mannh.
1784);
»Exposé de la capitulation de Mannheim« (1794),
und »Mon séjour auprès de Voltaire« (Par. 1807), sein bekanntestes,
in glänzendem Französisch geschriebenes Werk.
Auch eine Reihe naturhistorischer Schriften hat Collini verfaßt.
1) William, engl. Dichter, geb. zu Chichester, studierte in Oxford und wandte sich dann (1744) nach
London, um sich hier ganz der litterarischen Thätigkeit zu widmen. Nachdem er bereits als Schüler zu Winchester seine »Oriental
eclogues« (gedruckt 1742) geschrieben hatte, trat er 1747 mit »Odes« hervor, die indessen keine Beachtung
fanden. Seine leidende Gesundheit zwang ihn 1750, Heilung unter einem mildern Himmelsstrich zu suchen;
mehr
er kehrte aber krank zurück, verfiel in Wahnsinn und starb in seinem Heimatsort. Erst lange nach seinem Tod fanden
Collins' Dichtungen die gebührende Anerkennung und wurden seitdem in zahlreichen Ausgaben verbreitet. Zu den besten gehören die
von Barbauld (Lond. 1797), von Dyce (das. 1827) und Thomas (das. 1858).
2) William, engl. Maler, geb. zu London, malte namentlich Küsten- und Waldszenen, über die er einen eigentümlichen
melancholischen Hauch auszugießen wußte. Von einer italienischen Reise brachte er liebliche Bilder neapolitanischer und kalabresischer
Gegenden mit anziehender Staffage mit. Zu seinen besten Werken gehören der Sonntagmorgen und: So glücklich
wie ein König. Minder gelungen waren seine Versuche in der historischen Malerei, z. B. die Jünger zu Emmaus, der Heiland unter
den Schriftgelehrten im Tempel. Collins starb in London.
3) William Wilkie, beliebter engl. Novellist, Sohn des vorigen, geb. zu London, begleitete als Knabe
seine Eltern nach Italien und trat nach der Rückkehr als Lehrling in ein Handelsgeschäft. Sein erster schriftstellerischer
Versuch war die Biographie seines Vaters (Lond. 1848, 2 Bde.), die
Beifall fand und ihn veranlaßte, sich ganz der Litteratur zu widmen. Er schrieb zunächst den Roman »Antonina, or the fall
of Rome« (1850),
dem »Basil, a story of modern life« (1852),
»Mr. Wray's cash box« (1852) und »Hide and
seek« (1854) nach folgten, und wurde dann Mitarbeiter an Dickens' »Household Words«, in denen er die Novellen: »After dark« (1856)
und »The dead secret« (1857) veröffentlichte, welche sein Talent als Sensationsschriftsteller, d. h. die
Neugierde im höchsten Grad zu spannen und rege zu halten, entschieden bekundeten. Am glänzendsten zeigte sich dies in Collins' beliebtestem
Roman: »The woman in white«, der zuerst 1859-60 in Dickens' Zeitschrift »All the year round« erschien. Ihm folgten, derselben
Sphäre angehörend: »No name« (1863),
»Armadale« (1864),
»Moonstone« (1867),
»Man and wife« (1870),
»Poor
Miss Flach« (1872),
»The new Magdalen« (1873),
»Miss or Mrs. and other stories« (1873),
»The law and the lady« (1875),
»Two destinies«
(1876),
»The black robe« (1881),
»Heart and science« (1883),
»I say 110« (1884) u. a.
Das Geschick, welches Collins in diesen meist auch ins Deutsche übersetzten Werken bekundet,
über einem Geheimnis den Schleier bis zum letzten Augenblick zu bewahren, ist bewundernswürdig; da gegen vernachlässigt er
oft die tiefere Charakteristik. Auch im Drama wußte Collins Erfolge zu erzielen, so namentlich mit »The frozen
deep« (1857) und »Light house«, die Zugstücke der Londoner Bühnen wurden. Auch die dramatischen Bearbeitungen
seiner Romane: »Armadale« (1866) und »The
new Magdalen« (1873) fanden günstige Aufnahme.
Vgl. E. v. Wolzogen, Wilkie Collins (Leipz. 1885).