Cölestius
(Cälestius), früher Advokat, lernte in Rom den Pelagius kennen und ward gleich ihm Gegner der Lehre Augustins von der gänzlichen Verderbnis der menschlichen Natur und deshalb 412 aus einer Synode zu Karthago exkommuniziert. S. Pelagianer.
(Cälestius), früher Advokat, lernte in Rom den Pelagius kennen und ward gleich ihm Gegner der Lehre Augustins von der gänzlichen Verderbnis der menschlichen Natur und deshalb 412 aus einer Synode zu Karthago exkommuniziert. S. Pelagianer.
Land, s. Kölesyrien.
(spr. kŏlä), Madame, eigentlich Louise Revoil, franz. Dichterin, geb. 1810 zu Marseille, trat schon früh mit dichterischen Versuchen hervor und erhielt für einige ihrer Gedichte von der Akademie den ersten Preis. Seitdem entwickelte sie in Romanen, Reiseschilderungen, Dramen, lyrischen Sammlungen u. a. eine erstaunliche Fruchtbarkeit. Ihre Lyrik ist nicht ohne Grazie, die Verse fließen leicht und ungezwungen; bisweilen stören aber allzu männliche Accente und eine gewisse Affektation heroischer Gefühle. Hierher gehören: »Les fleurs du midi« (1836), »Penserosa« (1840), »Le poème de la femme« (1853), »Ce qu'on rêve en aimant« (1854) u. a. Zu einem ihrer Lustspiele hat Goethe den Stoff geben müssen: »La jeunesse de Goethe« (1839). Von Romanen sind zu erwähnen: »Deux mois d'émotion« (1843); »Folles et saintes« (1844); »Hélène« (1854); »Lui, roman contemporain« (1859) u. a. Ihre Reiseeindrücke und ethnographischen Studien hat sie niedergelegt in: »Promenade en Hollande« (1859); »Deux mois dans les Pyrénées« (1866); »Naples sous Garibaldi« (1861); »L'Italie des Italiens« (1862-64, 4 Bde.). Außerdem veröffentlichte sie: »Les derniers abbés, mœurs religieuses d'Italie« (1868); »Les dévotes du grand monde; types du second empire« (1873) und »Lettres de Béranger et détails sur sa vie« (1857). Sie starb 8. März 1876 in Paris.
(spr. -lett), Heilige, geb. 1380 zu Corbie im Departement Somme, verwandte ihr Erbteil zu frommen Zwecken und begab sich zu den Beghinen, dann zu den Franziskanerinnen, endlich zu den Urbanistinnen, veranlaßte eine Spaltung zwischen diesen und den armen Klarissinnen oder Colettinnen, welche dauerte, bis 1517 alle Zweige des Ordens unter dem Namen der Observantinerinnen vereinigt wurden. Colette starb 1446 in Gent, wurde aber erst 3. März 1807 heilig gesprochen.
Lour. et Benth., Gattung aus der Familie der Labiaten, aromatische Kräuter oder Halbsträucher mit großen, gegenständigen Blättern und kleinen, unscheinbaren Blüten; etwa 50 Arten in Ostindien, auf den Malaiischen Inseln und in Afrika. Coleus amboinicus Lour. (Coleus aromaticus Benth.) ist ein Halbstrauch aus den Molukken und in Kochinchina, mit sechs- bis zehnblütigen, Ähren bildenden Blütenquirlen von starkem, gewürzhaftem, etwas zitronenartigem Geruch und erhitzendem Geschmack, wird, wie Coleus barbatus Benth., ein Halbstrauch in Ägypten und Arabien, medizinisch benutzt. Mehrere Arten, wie Coleus Blumei Benth., Coleus Mackragi Benth., Coleus Verschaffelti Lem., aus Ostindien und Java, werden als buntblätterige Zierpflanzen kultiviert. Durch vielfache Kreuzungen hat man eine außerordentliche Mannigfaltigkeit der Blattzeichnungen erhalten, doch erreichen diese neuern Sorten die größte Schönheit des Farbenkolorits nur bei Kultur unter Glas. Im Hochsommer werden sie viel zu Teppichbeeten benutzt.
(spr. kohlfäcks), Schuyler, Vizepräsident der Vereinigten Staaten von Nordamerika, geb. 23. März 1823 zu New York, trat seiner Armut wegen schon mit dem zehnten Lebensjahr, um seinen Lebensunterhalt zu erwerben, in ein Handlungshaus. Drei Jahre später zog er mit seiner Mutter nach dem Staat Indiana und erreichte mit der Zeit die einträgliche Stellung eines Deputy County Auditor in St. Joseph County. 1845 gründete er eine Zeitung, durch welche er bald großen Einfluß ausübte. 1848 wählte ihn die Whigpartei wegen seiner hervorragenden politischen Befähigung zum Delegierten für die in Philadelphia zusammentretende Nationalkonvention, in welcher er das ehrenvolle Amt eines Sekretärs erhielt. 1854 ward er als Vertreter der republikanischen Partei in den Kongreß gewählt. Schon zu Anfang seiner parlamentarischen Laufbahn hatte er sich durch eifrige Thätigkeit für Befreiung der Neger einen Namen gemacht. 1861 ward er Vorsitzender der Kommission für Verkehrswesen und beschäftigte sich lebhaft mit dem Bau von Eisenbahnverbindungen nach Westen, welcher in der Pacificbahn verwirklicht wurde. Am 7. Dez. 1863 zum Sprecher des Repräsentantenhauses gewählt, machte er sich in dieser Stellung durch seine Mäßigung und Festigkeit so angesehen und beliebt, daß er zu dem wichtigen Posten eines Vizepräsidenten erhoben ward, welchen er 4. März 1869 antrat. Bei der Präsidentenwahl 1872 wegen Beteiligung an der Korruption seiner Partei nicht wieder gewählt, übergab er 4. März 1873 sein Amt seinem Nachfolger Wilson und widmete sich seitdem industriellen Unternehmungen. Er starb im Januar 1885 in Minnesota.
(lat.), im allgemeinen der ehelose Stand, im besondern die Verpflichtung zur Ehelosigkeit, die für den römisch-katholischen Klerus besteht. Das Judentum enthält nur die Vorschrift, daß der Priester keine Entweihte oder Geschiedene, ein Hoherpriester keine Witwe heiraten durfte, alle aber zur Vorbereitung auf heilige Handlungen des geschlechtlichen Umganges sich enthalten mußten. Im Neuen Testament gehen zwei Richtungen nebeneinander her. Christus selbst sieht zwar eine urälteste und heilige Gottesordnung in der Ehe (Matth. 19, 4. ff.); wie dieselbe sich aber trotzdem mit seiner eignen Aufgabe und Stellung nicht vertrug, so kennt er unter seinen Nachfolgern, im Gegensatz zu den Eunuchen der Natur und der Verstümmelung, auch Eunuchen des sittlichen Willens (Matth. 19, 12),. und in dieser Spur gehen in der That die Offenbarung des Johannes (14, 4) und mit besonderer Entschiedenheit Paulus (1. Kor. 7. 1.7.28-38). einher, welcher ausdrücklich erklärte, daß das Nichtheiraten unter bestimmten Umständen, »um der gegenwärtigen Not willen«, besser sei. Die andern Apostel dagegen, Petrus voran, waren beweibt (Matth. 8, 14;. 1. Kor. 9, 5),. und die Pastoralbriefe fordern gerade auch vom Bischof, daß er als Familienvater ein Vorbild für die Herde (1. Tim. 3, 4. ff.; Tit. 1, 6). und »Eines Weibes Mann sei« (1. Tim. 3, 2;. Tit. 3, 6). Nachdem seit dem 2. Jahrh. die sich der Vollkommenheit Befleißigenden freiwillige Gelübde der Ehelosigkeit abgelegt, stellte sich auch mit wachsender Bestimmtheit die Vorstellung ein, daß denen, welche als Priester täglich die heiligen Mysterien handhaben, die Ehe eigentlich nicht anstehe. Seit Anfang des 4. Jahrh. ergehen an mehreren Orten der Kirche schon Gesetze in dieser Richtung, und der auf dem ökumenischen Konzil zu Nicäa (325) von einer asketischen Partei gemachte Versuch, den verheirateten Klerikern bis zum Subdiakon die eheliche Beiwohnung nach erlangter Weihe zu verbieten, scheiterte nur an der Beredsamkeit des Paphnutius, der, obwohl selbst strenger Asket, die Heiligkeit des ehelichen Lebens mit solchem Erfolg verteidigte, daß nur den unverheiratet in den Klerus eintretenden Geistlichen der drei obern Grade nach Erlangung derselben die Eingehung der Ehe untersagt wurde. Hierzu stimmt es, wenn noch
die Synode von Gangra 355 einen jeden für anathematisiert erklärte, der an dem Gottesdienst eines verehelichten Priesters teilzunehmen sich weigere. Nichtsdestoweniger wirkte das Vorbild des Mönchsstandes, hinter welchem die Priesterschaft nicht allzuweit zurückbleiben durfte, entscheidend zu gunsten des Cölibats, und es wurde namentlich in der orientalischen Kirche bald vorwaltende Observanz, daß wenigstens die Bischöfe, wenn sie verheiratet waren, aus dem ehelichen Verhältnis heraustraten. Noch strengere Ansichten machten sich im Abendland auf der Synode von Elvira 305 geltend, indem hier von den verheirateten Klerikern der drei höhern Grade die Enthaltung von dem ehelichen Umgang gefordert wurde, und drangen seit 385 durch den römischen Bischof Siricius, der die Ehe der Priester obscoenae cupiditates nannte, im Abendland durch. Ihm schlossen sich die folgenden Bischöfe (Innocenz I. 404 und 405, Leo I. 446 und 458) an, und auf zahlreichen Synoden wurden Verordnungen erlassen, welche die unbedingte Enthaltsamkeit vom ehelichen Leben Priestern, Diakonen und Subdiakonen vorschrieben und Verheiratete nur nach abgelegtem Gelübde der Keuschheit zu diesen Graden zu ordinieren erlaubten. Die weltliche Gesetzgebung bestätigte diese Bestimmungen mit dem Zusatz, daß Ehen der Kleriker der höhern Weihen nach ihrer Ordination als nichtig und die aus solchen entsprossenen Kinder als unehelich zu betrachten seien. Ebenso war auch im Morgenland die Gesetzgebung Justinians der Priesterehe durchaus ungünstig. Im geistlichen Amt zu heiraten, war vom Subdiakon aufwärts untersagt; schon Verheiratete wurden jedoch bis zur Weihe des Presbyters zugelassen, und erst die Ordination zum Bischof war durch Ehelosigkeit bedingt. Bei diesen Satzungen, welche das trullanische Konzil 692 bestätigte, blieb das griechische Kirchenrecht stehen.
In der lateinischen Kirche dagegen wurden die alten Verordnungen wider die Priesterehe zwar immer aufs neue und besonders seit dem Pontifikat Leos IX. (1048-54) sehr nachdrücklich wiederholt; aber thatsächlich drangen die Cölibatsgesetze so wenig durch, daß es in allen Ländern und selbst unter den Augen des Papstes viele verheiratete Priester gab. Erst Gregor VII. hat das im Zusammenhang mit seinem Prinzip der Lostrennung der Kirche von jeder weltlichen Macht sowie zur Verhütung der Vererbung der Kirchenämter vom Vater auf den Sohn 1074 auf einer Synode zu Rom erlassene Dekret, daß jeder beweibte Priester, der das Sakrament verwalte, ebenso wie der Laie, welcher aus der Hand eines solchen das Sakrament empfange, mit dem Bann bestraft werden solle, ungeachtet des heftigsten Widerstandes, besonders auf seiten des niedern Klerus, in Vollzug gesetzt. Calixtus II. (1119 und 1123) und Innocenz II. (1139) erklärten sämtliche Priesterehen überhaupt für ungültig. Das spätere kanonische Recht hat diese Bestimmungen zu wiederholten Malen bestätigt, und der von einem Kardinal auf dem Konstanzer Konzil gemachte Vorschlag der Wiedereinführung der Priesterehe sowie die selbst von katholischen Fürsten ausgehenden Bemühungen, das Konzil zu Trient zur Aufhebung des Cölibats zu bewegen, hatten nur die Bestätigung der ältern Bestimmungen zur Folge. Die jetzt bestehende Disziplin hinsichtlich des Cölibats in der römisch-katholischen Kirche ist mithin im wesentlichen folgende: Eine verheiratete Person kann nicht ordiniert werden, denn die Ehe ist unauflöslich und doch mit einem höhern geistlichen Grad unvereinbar. Eine Ausnahme tritt nur dann ein, wenn sich die Frau bereit erklärt, ins Kloster zu gehen. Schließt ein höherer Kleriker dennoch eine Ehe, so ist dieselbe gesetzlich nichtig. Den Geistlichen trifft zugleich die Exkommunikation und Suspension. Wenn ein Kleriker niedern Grades (minoris ordinis) heiratet, so ist die von ihm geschlossene Ehe zwar gültig, aber Funktion und Pfründe (officium et beneficium) sollen ihm entzogen werden. Dabei darf jedoch nicht verschwiegen werden, daß die Klagen über Ausschweifungen der Kleriker im geheimen oder mit den Haushälterinnen so alt und so neu sind, als das Cölibat überhaupt gesetzlich besteht. Mußte doch im Mittelalter auf Drängen der Gemeinden den Geistlichen das Konkubinat gestattet werden, damit nicht ehrbare Frauen und Töchter verführt würden, und Bischöfe begünstigten dasselbe wegen der darauf ruhenden Steuern. In neuerer Zeit wurden Anträge auf Aufhebung des Cölibats wiederholt von verschiedenen Seiten, unter andern von den Kammern in Baden, Hessen, Bayern, Sachsen und andern Ländern, gestellt, blieben aber ohne Wirkung. Selbst der Wunsch, daß Priester in den Laienstand zurücktreten dürften, fand kein Gehör. Gregor XVI. erklärte sich in einem Umlaufschreiben vom 15. Aug. 1832 und in einem Erlaß an die oberrheinische Kirchenprovinz vom 4. Okt. 1833 aufs entschiedenste gegen alle derartigen Bestrebungen. In Frankreich traten zur Zeit der Revolution vereidigte Priester in den Ehestand, aber das Konkordat von 1801 drang auf das Cölibat.
In der griechischen Kirche gelten noch die alten Gesetze. Die Geistlichen der höhern Grade dürfen nach erhaltener Weihe nicht heiraten. Da aber bereits Verheiratete ordiniert werden können, so ist es Observanz geworden, daß jeder angehende Geistliche kurz vor dem Empfang der Weihe zur Ehe schreitet. Die zweite Ehe und die mit einer Witwe schließen vom geistlichen Amt aus. Die Bischöfe müssen stets ehelos gewesen sein und werden daher regelmäßig aus dem Mönchsstand gewählt.
Die evangelische Kirche hat nach ihrem Grundprinzip der Freiheit sogleich von Anfang an ihre Geistlichen von der Verpflichtung zum Cölibat befreit. Schon ehe Luther in der Schrift »Ermahnung an kaiserliche Majestät und den christlichen Adel deutscher Nation von des christlichen Standes Verbesserung« 1520 sich ausführlich über die Zulässigkeit der Priesterehe ausgesprochen hatte, setzten sich einige seiner Anhänger unter den Geistlichen über das Cölibatsgesetz hinweg, und Luther selbst machte 1525 von der evangelischen Freiheit Gebrauch. Die symbolischen Bücher und die Kirchenordnungen bestätigen allgemein die Zulässigkeit der Priesterehe. Vgl. Ant. und Aug. Theiner, Die Einführung der erzwungenen Ehelosigkeit bei den christlichen Geistlichen (2. Ausg., Altenb. 1845, 2 Bde.); v. Holtzendorff, Der Priestercölibat (Berl. 1875); v. Schulte, Der Cölibatszwang und dessen Aufhebung (Bonn 1876); Laurin, Der Cölibat der Geistlichen nach kanonischem Recht (Wien 1880); Lea, Historical sketch of sacerdotal celibacy (2. Aufl., Boston 1884).