Joseph Green, nordamerikan. Bibliograph, geb. 1786 zu Ipswich in Massachusetts, graduierte 1806 am Harvard College
zu Cambridge und begab sich zehn Jahre später mit seinen Freunden G. Ticknor und E. Everett nach Europa, wo er verschiedene deutsche
Universitäten besuchte und sich mit besonderm Eifer dem Studium der Erziehungswissenschaften und der Bibliographie
widmete. Nach seiner Heimkehr lehrte er längere Zeit an der Harvard University und gründete 1823 in Verbindung mit George
Bancroft das Round Hill Seminar sowie etwas später eine ähnliche Anstalt zu Raleigh in Nordcarolina, zwei ausgezeichnete, nach
deutschen Prinzipien eingerichtete Unterrichtsanstalten. Im J. 1830 übernahm er die Herausgabe der »New
York Review« und half J. J. ^[John Jacob] Astor bei der Gründung der berühmten Astor-Bibliothek in New York, in deren Interesse
er mehrere Reisen nach Europa unternahm, und der er 1854-60 auch als erster Bibliothekar vorstand. Später zog er sich nach
Massachusetts zurück, wo er 26. Nov. 1871 starb. Von seinem auf 8 Bände berechneten »Catalogue of the Astor
library« erschienen nur 2 Bände (New York 1857-58).
Emil, Mineralog und Geolog, geb. 12. Okt. 1842 zu Aakjals in Jütland, studierte zu Berlin und Heidelberg, wurde 1867 Assistent
am mineralogischen Institut daselbst und habilitierte sich 1871. Vom April 1872 bis Oktober 1873 bereiste
er in Südafrika die Diamantfelder und die Goldfelder in Transvaal und gelangte bis zur Ostküste zwischen Lydenburg und Delagoabai. 1878 wurde
er als Professor der Petrographie, Direktor des petrographischen Instituts und geschäftsführendes Mitglied der Kommission für
die geologische Landesuntersuchung nach Straßburg berufen. Cohen beschäftigte sich besonders mit der Untersuchung
der mikroskopischen Struktur und Zusammensetzung der Gesteine, z. B. der Felsitporphyre, der basischen Glaslaven des australischen
Archipels etc., und gab eine »Sammlung von Mikrophotographien zur Veranschaulichung der mikroskopischen Struktur von Mineralien
und Gesteinen« (2. Aufl., Stuttg. 1884, 80 Tafeln) heraus.
Er schrieb noch: »Über die Dyas im südlichen Odenwald« (Heidelb. 1871);
»Geognostisch-petrographische
Skizzen aus Südafrika« (Stuttg. 1874);
»Erläuternde Bemerkungen zu der Routenkarte einer Reise von Lydenburg nach den Goldfeldern
und von Lydenburg nach der Delagoabai im östlichen Südafrika« (Hamb. 1875);
ferner lieferte er mit Benecke gemeinschaftlich
eine von Erläuterungen begleitete geognostische Karte der Umgegend Heidelbergs (Straßb. 1874-77, 2 Blätter).
Ferdinand Julius, Botaniker, geb. 24. Jan. 1828 zu Breslau, studierte seit 1844 daselbst und seit 1846 in Berlin Naturwissenschaft,
besonders Botanik, habilitierte sich 1850 in seiner Vaterstadt als Privatdozent für Botanik und ward 1859 zum außerordentlichen
und 1871 zum ordentlichen Professor der Botanik daselbst ernannt. Cohn ist auch Direktor des von ihm 1866 begründeten
pflanzenphysiologischen Instituts, nachdem er schon 1847 als einer der ersten die Notwendigkeit solcher akademischen Laboratorien
für Pflanzenanatomie und Pflanzenbiologie öffentlich verteidigt hatte.
Seine Arbeiten bewegen sich größtenteils in den Grenzgebieten des Tier- und Pflanzenreichs; indem sie die wesentliche Übereinstimmung
in der Organisation der niedersten Infusorien und der Schwärmsporen bei Algen und Pilzen nachweisen, stützen
sie die jetzt herrschend gewordene Lehre vom Protoplasma als
dem identischen Träger der Lebenserscheinungen bei allen lebenden
Wesen. Unter seinen zahlreichen Abhandlungen sind hervorzuheben: Untersuchungen über Parthenogenesis und geschlechtliche
Fortpflanzung der Rädertiere;
über Organisation, Embyrobildung und Encystierung der Infusorien;
über geschlechtliche
und geschlechtslose Fortpflanzung der Volvocinen etc.;
über kontraktile Gewebe im Pflanzenreich;
über ein neues System der
Kryptogamen etc. Nachdem Cohn schon 1854 die Bakterien und Vibrionen nicht als Infusorien, sondern als niedere Pflanzen aus der
Verwandtschaft der Oszillarien und Chrookokkaceen erkannt und in seiner Monographie von Empusa Muscae die
Entwickelungsgeschichte einer durch parasitische Pilze veranlaßten Epidemie bei den Stubenfliegen gegeben, hat er sich in letzter
Zeit hauptsächlich mit der Biologie der Bakterien beschäftigt, welche als Fermentorganismen bei Fäulnis und Gärungen sowie
in verschiedenen Infektionskrankheiten bei Tieren und Menschen erkannt worden sind.
Diese Arbeiten wurden für
die Systematik und Biologie der Spaltpilze von fundamentaler Bedeutung. Cohn schrieb: »Zur Naturgeschichte des Protococcus pluvialis«
(Bonn 1851);
»Untersuchungen über die Entwickelungsgeschichte der mikroskopischen Algen und Pilze« (das. 1854);
»Neue Untersuchungen
über Bakterien« (das. 1872-75);
seit 1875 gibt er »Beiträge zur Biologie der Pflanzen« (bis jetzt 4 Bände) heraus.
Populäre
Arbeiten sind: »Die Menschheit und die Pflanzenwelt« (Bresl.
1851);
»Der Haushalt der Pflanzen« (Leipz. 1854);
»Die Pflanze«, Vorträge (das. 1882), u. a.
Julius, Mediziner, geb. 20. Juli 1839 zu Demmin in Pommern, studierte seit 1856 zu Berlin, Würzburg, Greifswald und
Prag, praktizierte 1862-63 in Berlin, machte in einem Feldlazarett den schleswig-holsteinischen Krieg mit
und ward 1864 unter Virchow Assistent am pathologischen Institut in Berlin und 1868 Professor der pathologischen Anatomie in Kiel.
Im deutsch-französischen Krieg war er im Berliner Barackenlazarett thätig. 1872 ging er als Professor der pathologischen Anatomie
nach Breslau, wo unter seiner Leitung ein neues pathologisches Institut errichtet wurde, folgte aber 1876 einem
Ruf als Professor der allgemeinen Pathologie und Direktor des pathologischen Instituts nach Leipzig, wo er 15. Aug. 1884 starb.
Seine Arbeiten bewegen sich im wesentlichen auf dem Gebiet der normalen und pathologischen Histologie, der pathologischen Anatomie
und vor allem der experimentellen Pathologie. Cohnheims Hauptverdienst ist, experimentell nachgewiesen
zu haben, daß bei jeder Entzündung der größte Teil der Eiterkörperchen aus den durch die Wandungen der Venen und Kapillaren
ausgewanderten weißen Blutkörperchen besteht, während bis dahin die Virchowsche Ansicht, daß die Eiterkörperchen durch
Zellenteilung umgebildete Bindegewebskörperchen seien, allein gültig war.
Mithin steht nunmehr fest, daß ohne Blutgefäße keine Entzündung möglich ist, eine Thatsache, welche
für die gesamte Medizin von unabsehbarer Bedeutung ist. Er schrieb: »Untersuchungen über die embolischen Prozesse« (Berl.
1872);
»Neue Untersuchungen über die Entzündung« (das. 1873);
»Vorlesungen über allgemeine Pathologie« (das. 1877-80, 2 Bde.; 2. Aufl.
1882);
»Die Tuberkulose vom Standpunkt der Infektionslehre« (2. Aufl., Leipz.
1881).
Seine »Gesammelten Abhandlungen« gab E. Wagner heraus (mit Biographie von Kühne, Berl. 1885).
Vgl. Ponfick, Gedächtnisrede
auf Cohnheim (Bresl. 1884).