Als
Ibrahim denselben verletzte und in
Morea aufs grausamste verfuhr, übernahm Codrington über die vereinigte
englisch-französische
Flotte, zu der auch das russische
Geschwader unter
AdmiralHeyden stieß, den Oberbefehl. Man wollte
Ibrahim Pascha
zur
Beobachtung des
Waffenstillstandes zwingen; aber das voreilige
Feuer der
Türken führte 20. Okt. zur
Schlacht bei
Navarino (s. d.),
in welcher der größte Teil der türkisch-ägyptischenFlotte vernichtet ward.
Frankreich und Rußland
belohnten den
Sieger mit
Orden;
[* 6] auch das englische
Volk jubelte über den
Sieg, und der König schickte Codrington den
Bathorden zu; allein
die Toryregierung flocht in die
ThronredeWorte ein, welche einen versteckten
Tadel des energischen Eingreifens Codringtons
enthielten. Im Juli 1828 erschien Codrington vor
Alexandria und erzwang von
Mehemed Ali die Räumung
Moreas, wurde
aber im
August 1828 abberufen und fand erst nach der Thronbesteigung
Wilhelms IV. wieder die vollste
Anerkennung. 1831 befehligte
Codrington die vor
Lissabon
[* 7] kreuzende
Flotte; 1837 ward er zum
Admiral ernannt. Von 1832 bis 1839 vertrat er die StadtDevonport
im
Parlament und stimmte mit den
Whigs, legte aber sein
Mandat nieder, als er zum Oberbefehlshaber in
Portsmouth
[* 8] ernannt wurde,
und starb als
Admiral der roten
Flagge
Vgl.
»Memoir and correspondence of
AdmiralSirE. Codrington« (hrsg. von
Lady Bourchier,
Lond. 1873-75, 2 Bde.).
(spr. ku-),Menno van,
Ingenieur, geb. 1641 bei
Leeuwarden in
Friesland, ward, 16 Jahre alt,
Hauptmann in niederländischen
Diensten und nahm an der
Verteidigung von
Maastricht
[* 12] und der Belagerung von
Grave 1673 teil, wo sich die
nach ihm benannten tragbaren Handmörser
(Coehörner) zuerst bewährten. 1674 wurde Coehoorn wegen besonderer
Tapferkeit bei
Seneffe
zum Obersten ernannt und hat von dieser Zeit an die meisten der zahlreichen niederländischen
Festungen teils verbessert,
teils vollständig umgebaut. Er focht als
Brigadier 1690 bei
Fleurus, verteidigte 1692 das von ihm umgebaute
Namur
[* 13] gegen
Vauban, erlag aber schließlich der Übermacht; 1694 belagerte er
Huy und half 1695
Namur zurückerobern.
Als
Generalleutnant und Inspekteur der niederländischen
Festungen eroberte er im spanischen
Erbfolgekrieg Venloo,
Roermonde,
Lüttich,
[* 14]
Kaiserswerth,
Bonn,
[* 15]
Huy und
Limburg
[* 16] und nahm an verschiedenen
Schlachten
[* 17] teil. Er starb zu
Wijkel in
Friesland, wo ihm ein prächtiges Denkmal errichtet ist.
SeinLeben beschrieb sein Sohn G. T. van Coehoorn (neu hrsg. von
Sypestein,
Leeuwarden 1860). Coehoorn war neben
Vauban der bedeutendste
Ingenieur seiner Zeit, seine
Systeme sind aber so wesentlich
auf die Bodenverhältnisse seines Vaterlandes basiert, daß sie außerhalb desselben fast nirgends haben
Anwendung finden können (vgl.
Festung).
[* 18] Coehoorn schrieb: »Versterkinge des vijfhoeks
met alle sijne buytenwerken«
(Leeuwarden 1682);
Sein Hauptwerk ist die 1709 vollendete, 1744 herausgegebene, aus 118 Blättern bestehende Sammlung,
die er für das
Kabinett des
Boyer d'Aiguilles in
Aix stach.
(spr. kuéllio),FranciscoAdolpho, hervorragender portug.
Sprachgelehrter, geb. 1847 zu
Coimbra, gegenwärtig (seit 1878)
Professor am Curso superior das letras in
Lissabon. Seine philologischen,
durch strenge wissenschaftliche
Methode ausgezeichneten
Schriften beziehen sich auf die
Entwickelungsgeschichte
[* 20] der portugiesischen
Sprache,
[* 21] so: »A lingua portugueza«
(Coimbra 1868),
»Origem da lingua portugueza« (Lissab. 1870),
»Theoria da conjugação em latim e portuguez« (das.
1871),
die höchst bedeutenden »Questõnes da lingua portugueza«
(Porto 1874) und »Noções de glottologia geral e
especial portugueza« (das. 1881),
denen sich neuerdings das Werk
»Os dialectos romanicos ou neo-latinos na Africa« (Lissab.
1882) anschloß. Im J. 1873
¶
mehr
gründete er eine wissenschaftliche Zeitschrift: »Bibliographia critica de historia e litteratura«, die es aber nur zu einem
Band
[* 23] brachte;
seit 1880 gibt er eine »Revista d'ethnologia e de glottologia« heraus.
Außerdem veröffentlichte er die erste
Sammlung portugiesischer Märchen: »Contos populares portuguezes« (Lissab. 1879) und griff durch mehrere Schriften (z. B. »A
questão do ensino« etc.) auch in die Unterrichts- und Erziehungsfragen Portugals ein.