Ende
Oktober begleitete erThiers nach
Versailles
[* 4] zu den Waffenstillstandsverhandlungen, erwarb sich dabei
durch seine Geschicklichkeit dessen Beifall und blieb fortan sein treuer Anhänger und
Freund. In die
Nationalversammlung gewählt,
trat er dem linken
Zentrum bei. Seit 1876 Mitglied der Deputiertenkammer, ward er 1877 zum Mitglied des Weltausstellungskomitees
ernannt und bei der Errichtung eines neuen
Ministeriums für
Posten und
Telegraphen
[* 5] mit diesem
Amt betraut, das er bis zum April 1885 mit Erfolg verwaltete.
(spr. koschäng),CharlesNicolas, franz. Kupferstecher, geb. 1688 zu
Paris, arbeitete nach alten und neuen
Meistern,
wurde 1731 Mitglied der
Akademie und starb 1754. Seine
Zeichnungen sind mit
Geist und
Geschmack ausgeführt,
doch war er in kleinern Blättern glücklicher als in großen. -
Sein Sohn und
SchülerCharles Nicolas, geb. zu
Paris, bereiste
Italien,
[* 6] über dessen Kunstschätze er ein
Buch:
»Voyage d'Italie, etc.« (Par. 1758, 3 Bde.),
schrieb, wurde 1752 Inspektor des königlichen Kupferstichkabinetts und 1757 geadelt. Er starb in
Paris. Er war der gewandte und rasch fertige Illustrator des damaligen französischen
Buchhandels. Er lieferte an 2000
Blätter.
Doch gibt es auch viele
Stiche von ihm, welche mit größern Ansprüchen auftreten, so die von ihm nachVernet
geätzten zwölf
Prospekte französischer Seehäfen und verschiedene
Blätter aus der heiligen Geschichte, zumeist nach zeitgenössischen
französischen Künstlern. Mit Gravelot gab er »Iconologie par figures, ou traité
complet des allégories, emblèmes« (Par., 4 Bde.)
heraus.
L.
(Löffelkraut),
Gattung aus der
Familie der
Kruciferen,
[* 15] ausdauernde oder einjährige
Kräuter mit abwechselnden,
ganzen oder fiederteiligen Blättern, meist weißen
Blüten in endständigen
Trauben und oblongen oder
kugeligen
Schötchen. Etwa 25
Arten in den gemäßigten und kalten Klimaten der nördlichen Erdhälfte. Cochlearia officinalisL. (Scharbocksheil,
Skorbutkraut), eine ein- oder zweijährige
Pflanze mit 15-30
cm hohem, einfachem oder ästigem
Stengel,
[* 16] dicken, gestielten, breit
eiförmigen, stumpfen, am
Grund herzförmigen
Wurzelblättern, länglichen, gezahnten und etwas buchtigen
Stengelblättern, weißen
Blüten und fast kugeligen
Schötchen, wächst wild, besonders an den
Küsten von
Mittel- und Nordeuropa,
findet sich noch auf Grinnelland unter 80° nördl.
Br. und ist überhaupt eine der am weitesten gegen den
Pol gehenden
Phanerogamen.
Im
Binnenland findet sie sich hier und da an
Salzquellen und an einzelnen
Stellen der Voralpen
Berns, mehr
als 1000 m ü. M. Sie wird zum medizinischen
Gebrauch kultiviert.
Beim Zerreiben riecht das
Kraut schwach senfartig und schmeckt nicht unangenehm scharf und salzig, beim
Trocknen büßt es
Geruch
und
Geschmack ein. Das frische, blühende
Kraut liefert ¼-½ Proz. ätherischesÖl, welches zum
Senföl
in naher Beziehung steht und auf ähnliche
Weise wie dieses sich bildet. Es ist gelblich, schwerer als
Wasser und bildet mit
Ammoniak eine kristallisierbare
Verbindung.
Beim Verbrennen hinterläßt
Löffelkraut 1,6 Proz.
Asche. Es enthält viel an
Salpetersäure
und organische
Säuren gebundenes
Alkali, dient als
Heilmittel gegenSkorbut und wurde als solches zuerst 1557 durch
Wier empfohlen.
In den ersten
Tagen des
Aprils werden die Würzlinge reihenweise 0,30 m voneinander gesetzt, indem man schief laufende
Löcher bohrt und in jedes derselben einen Würzling, von allen Nebenzweigen gereinigt, legt und
diesen bis auf das Kronenende zudeckt. Man sorgt für Lockerung und
Reinigung des
Bodens, legt die
Wurzeln um
Johannis bloß
und reinigt sie von allen Seitenwurzeln. Im
November hebt man die
Wurzeln heraus und läßt den nicht verwendbaren Vorrat über
Winter bis zum folgenden Frühjahr imBoden stehen. Von den herausgegrabenen
Wurzeln werden die dicken, 60
cm
langen und längern Hauptwurzeln
(Stangen) zum
Gebrauch aufbewahrt, die dünnen
Wurzeln sowie die Nebenwurzeln zu künftigen
Setzlingen bestimmt. Die
¶
mehr
frische Wurzel
[* 23] hat beim Zerreiben einen flüchtig-scharfen, höchst durchdringenden, zu Thränen reizenden Geruch und einen
scharfen, brennenden und beißenden Geschmack; sie rötet die Haut
[* 24] und zieht Blasen auf derselben. Früher wurde sie medizinisch
benutzt, jetzt ausschließlich als Küchengewürz und Gemüsewurzel. Der wirksame Bestandteil ist ein beim Zerreiben der Wurzel
sich bildendes ätherisches Öl, welches, wie es scheint, mit dem ätherischen Senföl völlig übereinstimmt.