Titel
Clermont
(spr. klärmóng, lat. Clarus mons oder Clarimontium), Name mehrerer Städte in Frankreich.
1) (Clermont
en Beauvaisis oder Clermont de l'Oise) Arrondissementshauptstadt im
Departement
Oise, nahe der
Brèche, an der Nordbahn gelegen,
hat eine
Kirche und ein Stadthaus aus dem 14. Jahrh., ein großes Gefängnis für
Frauen, das an den noch
stehenden
Donjon des alten
Schlosses (aus dem 11. Jahrh.) angebaut ist, ein großes
Krankenhaus
[* 2] (mit
Filialen, zusammen für 1200 Kranke),
ein
Collège, eine
Bibliothek von 15,000
Bänden und (1881) 5628 Einw., welche Baumwollstoffe und Wirkwaren
fabrizieren sowie Mastvieh- und Pferdehandel treiben. Clermont
, Geburtsort
Philipps des
Schönen, war seit 1054 Sitz
der
Grafen von Clermont
, fiel aber 1218 an die französische
Krone.
Ludwig IX. übertrug die
Grafschaft Clermont
seinem Sohn
Robert; später
kam sie an das
Haus
Condé.
2) (Clermont
-Ferrand
) Hauptstadt des franz.
Departements
Puy de Dôme, 407 m ü. M., auf einem 50 m hohen
Hügel inmitten einer weiten
und fruchtbaren, rings von Gebirgszügen umkränzten und vom
Puy de Dôme beherrschten
Ebene, an der
Paris-Lyoner
Bahn gelegen, ist aus der festen, dunkelfarbigen
Lava von
Volvic altertümlich gebaut, hat meist enge, krumme und abschüssige
Straßen, aber mehrere große
Plätze, darunter die
Place de Jaude mit der
Statue von
Desaix (1848). Unter den
Gebäuden sind die 1248 begonnene
Kathedrale im gotischen
Stil, welche erst in den letzten
Jahren durch
Ausbau der Westfassade
und der zwei 80 m hohen
Türme vollendet wurde (alte
Glasmalereien), sowie die schöne, 1834 restaurierte
Kirche
Notre Dame du
Port (aus dem 11. Jahrh., im romanischen
Stil), das Präfekturgebäude (ehemaliges
Kloster von 1250) und
das neue Fakultätsgebäude namhaft zu machen.
Die Einwohner, deren Zahl (1881) 38,103 beträgt, erzeugen besonders
Teigwaren, kandierte
Früchte, Aprikosenmus,
Kaffeesurrogate,
dann
Kerzen, chemische
Produkte,
Hanfleinwand,
Seilerwaren,
Spitzen,
Maschinen etc. und treiben bedeutenden
Handel mit
Getreide,
[* 3] Wein,
Hanf,
Obst, Vieh,
Butter und
Käse,
Häuten und
Leder. Clermont
besitzt mehrere
Mineralquellen mit Badeetablissements,
darunter den stark inkrustierenden
Eisensäuerling St.-Alyre (18° C.), welcher sich selbst zwei
Brücken
[* 4] gewölbt hat.
Die Stadt ist Sitz des Generalkommandos des 13. Armeekorps, des Präfekten, eines Bischofs und eines Handelsgerichts und besitzt Fakultäten für Naturwissenschaften und Litteratur, eine medizinische Schule, ein Lyceum, eine Normalschule für Lehrer und Lehrerinnen, eine Gewerbe-, eine Bau- und andre Fachschulen, ein theologisches Seminar, eine Bibliothek (40,000 Bände), ein Kunst-, ein Altertums- und ein naturhistorisches Museum, einen botanischen Garten, [* 5] eine wissenschaftliche Akademie etc. Clermont ist Geburtsort Gregors von Tours [* 6] und Pascals. - Clermont war eine alte Stadt im Lande der Arverner, die den Namen Nemossus (Nemetum, d. h. Heiligtum) führte; die Römer [* 7] nannten sie Augustonemetum.
Sie hatte ein Schloß, Clarus mons, woraus der heutige Name entstand. 253 bekehrte St. Austramonius die Einwohner der Stadt zum Christentum und wurde der erste Inhaber des hier errichteten Bistums. Die Blüte [* 8] der Stadt bestand bis in das 8. Jahrh., wo sie 761 von den Franken unter Pippin gänzlich zerstört wurde. 976 erlitt sie dasselbe Schicksal durch die Normannen. Im Mittelalter wurden hier sieben Kirchenversammlungen gehalten, worunter die merkwürdigste die von 1095, das große Konzil von Clermont, ist, dem Papst Urban II. selbst beiwohnte, und auf welchem der erste Kreuzzug beschlossen wurde.
Während der
Kämpfe der
Grafen gegen heimische und fremde Feinde
(Engländer) flohen viele Bewohner des offenen
Landes nach
Clermont; später wurde Clermont Hauptstadt der
Auvergne. Als König
Philipp
August 1212 dem
Grafen
Guido die
Grafschaft genommen hatte, kam
die Stadt in die
Hände des
Bischofs.
Katharina von
Medicis nahm sie als Gräfin von
Auvergne wieder
an sich.
Ludwig XIII. verband 1633 Clermont mit
Montferrand und nannte die Stadt Clermont-Ferrand.
Vgl. Tardieu, Histoire de la ville de Clermont (1873, 2 Bde.).
3) (Clermont de Lodève oder de l'Hérault) Stadt im franz. Departement Hérault, Arrondissement Lodève, an der Südbahn, hat eine Kirche (St.-Paul) mit hohem Turm, [* 9] ein Collège, ein Handelsgericht und (1876) 5685 Einw., welche besonders Tuch (für die Armee und für den Orient) und Leder fabrizieren, auch Handel mit Vieh, Getreide u. a. treiben.
4) (Clermont en Argonne) Stadt im franz. Departement Maas, Arrondissement Verdun, [* 10] in bergiger Gegend, unweit der Aire und an der Ostbahn, hat Fayence-, Glas-, Papier-, Eisenwarenfabrikation und (1876) 1350 Einw. Clermont war vormals die feste Hauptstadt der alten Grafschaft Clermontais, welche 1564 der Bischof von Verdun an Karl II. von Lothringen, dieser aber 1641 an Ludwig XIII. abtrat. Ludwig XIV. ließ die Festungswerke schleifen und verlieh die Grafschaft dem Prinzen Condé.