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Piacenza und Comacchio, über welche die römische Kurie die Oberlehnsherrschaft behauptete, besetzen, daselbst Kontributionen ausschreiben und der Geistlichkeit, die Karl III. nicht als König von Spanien [* 2] anerkannte, ihre Pfründen und Einkünfte vorenthalten, so daß der Papst nachgeben mußte. Ein Zwist zwischen König Philipp von Spanien und dem Papst über die geistliche Gerichtsbarkeit in Sizilien, [* 3] die Clemens jenem absprach, sowie die Hartnäckigkeit, mit welcher er sich den nach dem Utrechter Frieden (1713) zum König von Sizilien ernannten Herzog Viktor Amadeus von Savoyen anzuerkennen weigerte, hatten zur Folge, daß sich außer Frankreich auch die übrigen Mächte Europas in den Streit mischten, der zuletzt damit endete, daß Sizilien durch Tausch für Sardinien [* 4] an den Kaiser Karl VI. kam.
Mit altpäpstlicher Anmaßung protestierte Clemens gegen die Erhebung des Kurfürsten von Brandenburg [* 5] zum König. In dem Jansenistenstreit (s. Jansenisten) bestätigte er die Verurteilung der fünf Sätze des Jansenius durch die Bulle Vineam Domini Sabaoth (1705) und verdammte in der Bulle Unigenitus (1713) 101 Sätze des Vaters Quesnel. Daneben erwarb sich Clemens Verdienste um Künste und Wissenschaften. So bereicherte er die vatikanische Bibliothek mit einer bedeutenden Zahl orientalischer Manuskripte und errichtete zu Bologna eine Akademie für Bildhauerei, Malerei und Baukunst, [* 6] die später mit der daselbst für Naturgeschichte, Physik und Mathematik bestehenden vereinigt wurde. Clemens starb
15) Clemens XII., vorher Lorenzo Corsini, geb. 1652 zu Rom, [* 7] bekleidete daselbst mehrere Ämter, ward unter Alexander VIII. Erzbischof von Nikomedia in partibus, unter Innocenz XII. apostolischer Schatzmeister, 1706 Kardinal und bestieg, 78 Jahre alt, den päpstlichen Stuhl. Vergebens erneuerte er die alten Ansprüche Roms auf Parma [* 8] und Piacenza. Unter seiner Regierung litt der Kirchenstaat vielfach durch die kriegerischen Ereignisse in Italien [* 9] 1734-36. Seine Versuche, die griechische Kirche mit der römischen wieder zu vereinigen, schlugen fehl. Dagegen erwarb sich Clemens dadurch ein Verdienst, daß er 1735 alle Freistätten für Mörder aufhob und durch zweckmäßige Gesetze den Luxus im Kirchenstaat beschränkte. Rom verschönerte er vielfach teils durch Erbauung prächtiger Gebäude, teils durch Ankauf alter Statuen und andrer Kunstschätze. Er starb
16) Clemens XIII., vorher Carlo Rezzonico, geb. 1693 zu Venedig, [* 10] ward nacheinander päpstlicher Hofkaplan und Protonotarius, Auditor der Rota, 1737 Kardinal, 1743 Bischof von Padua [* 11] und Papst. Fromm und friedliebend, glaubte er doch alle Ansprüche der päpstlichen Hierarchie behaupten zu müssen und beschützte die Jesuiten, welche er für die eifrigsten und tüchtigsten Verteidiger des Papsttums hielt. Daher war die ganze Zeit seines Kirchenregiments durch den Streit mit den meisten europäischen Mächten erfüllt, welche die Aufhebung des Ordens verlangten. Um die Vertreibung desselben aus vielen Staaten zu rächen, bestätigte er in der Bulle Apostolicum pascendi munus alle frühern Bannflüche gegen diejenigen Regenten, welche sich Eingriffe in die Rechte des römischen Stuhls erlauben würden. Da er die Forderung der Kaiserin Maria Theresia und der bourbonischen Höfe, sein Breve zu widerrufen und den Jesuitenorden gänzlich aufzuheben, nicht erfüllte, ließ der König von Frankreich Avignon und Venaissin, der König von Sizilien aber Benevent und Pontecorvo in Besitz nehmen, und nur sein erfolgter Tod rettete den gesamten Kirchenstaat vor denselben Los.
17) Clemens XIV., vorher Lorenzo Ganganelli, geb. als der Sohn eines Arztes zu Sant' Arcangelo bei Rimini, trat, früh verwaist, in seinem 18. Lebensjahr in den Minoritenorden, studierte Philosophie und Theologie und lehrte sodann diese Wissenschaften mit großem Beifall zu Ascoli, Bologna und Mailand. [* 12] Benedikt XIV. ernannte ihn zum Konsultor der Inquisition und Clemens XIII. zum Kardinal. Daneben wurde er auch zum Protektor der theologischen Akademie della Sapienza zu Rom und zum Ratgeber des heiligen Stuhls berufen.
Die Freimütigkeit, mit welcher er die Notwendigkeit darlegte, in der Jesuitenfrage dem Willen der Fürsten nachzugeben, machte ihm zwar die römischen Kardinäle wenig geneigt; dafür aber setzten die spanischen und französischen Kardinäle nach einem stürmischen Konklave seine Wahl zum Papst durch. Seine vielfach liberalen Anschauungen, wie er denn z. B. die Verlesung der Bulle In coena domini suspendierte, sein in vielen Zweigen eingeführtes Sparsystem und überhaupt sein selbständiges Auftreten machten ihn bei der strengen Partei mißliebig.
Die durch die Hartnäckigkeit seines Vorgängers hervorgerufenen Mißverhältnisse mit den Höfen wußte Clemens durch weise Mäßigung allmählich wieder auszugleichen. Die von den Monarchen geforderte Aufhebung des Jesuitenordens vollzog er durch die Bulle Dominus ac redemtor noster und erwarb hierdurch zugleich dem römischen Stuhl wieder den Besitz von Avignon, Venaissin, Benevent und Pontecorvo. Er starb wie man behauptete, an Gift. Ein von ihm im Vatikan [* 13] gestiftetes Museum trägt seinen Namen. Die Briefsammlung von Caraccioli (Par. 1776, 3 Bde.; deutsch, Leipz. 1777-80, 4 Bde.) ist nicht authentisch; dagegen gab Theiner eine Auswahl von seinen Briefen und seinen Breven heraus (Par. 1852).
Vgl. Caraccioli, La Vie du pape Clément XIV (Par. 1775; deutsch, Frankf. 1776);
»Clemens XIV., seine Briefe und seine Zeit« (von Reumont, anonym, Berl. 1847);
A. Theiner, Geschichte des Pontifikats Clemens' XIV. (Par., 1853, 2 Bde.);
Uschner, Clemens XIV. (2. Aufl., Berl. 1867).