merkwürdig durch den Bau der großen Wasserleitung und der Appischen Straße, der ersten Kunststraße Roms. Im höhern Greisenalter
erblindet, zog er sich von den öffentlichen Geschäften zurück. Als aber 280 Pyrrhus nach seinem Sieg über Valerius Lävinus
den Cineas nach Rom sandte, um den Römern Frieden und Freundschaft anzutragen, ließ sich Claudius in den Senat
tragen und bewog diesen, der sich schon willfährig gezeigt hatte, zu dem Bescheid: erst müsse Pyrrhus den Boden Italiens geräumt
haben, dann möge er um Frieden bitten.
4) Publius Claudius Pulcher, Sohn des vorigen, war Konsul 249 v. Chr. und befehligte die römische Flotte, als die
Römer während des ersten Punischen Kriegs Lilybäum belagerten. Da seiner Absicht, die karthagische Flotte unter Adherbal im
Hafen von Drepanum zu überfallen, die heiligen Hühner, die nicht fressen wollten, ungünstig waren, rief Claudius:. »Wollen sie nicht
fressen, so mögen sie trinken!« und ließ sie ins Meer werfen. Er wurde aber von den Karthagern völlig
geschlagen und verlor fast seine ganze Flotte.
Vom Senat abberufen und mit der Ernennung eines Diktators beauftragt, ernannte er dazu den Claudius Glicia, den Sohn eines
seiner Freigelassenen, einen verächtlichen Menschen, der sogleich wieder abgesetzt werden mußte. Claudius wurde daher von zwei
Tribunen des Hochverrats angeklagt, seine Verurteilung aber durch ein Gewitter, das während der Komitien
ausbrach, abgewendet. Infolge einer spätern Klage verurteilte ihn das Volk zu einer Geldstrafe. Im J. 246 lebte er nicht mehr;
er endete, wie es heißt, durch Selbstmord.
1) Tiberius Claudius Nero, röm. Kaiser, s. Tiberius.
2) Tiberius Claudius Drusus Nero Germanicus, der vierte röm. Kaiser (41-54 n. Chr.), Sohn von des Augustus Stiefsohn
Drusus und der Antonia, Neffe des Kaisers Tiberius. Im J. 9 v. Chr. zu Lugdunum (Lyon) geboren, ward er als geistig schwach von
Augustus und Tiberius zurückgesetzt und erst von Caligula zu hohen Ämtern befördert. Nach dem Tode des
Caligula wurde er aus einem Versteck hervorgezogen und von den Prätorianern zum Kaiser ausgerufen, was der Senat genehmigen mußte.
Claudius war persönlich wohlgesinnt, aber zu unselbständig und wurde ganz von seinen Frauen und Freigelassenen beherrscht. Er
interessierte sich namentlich für die Rechtspflege, die er persönlich mit übertriebenem Eifer ausübte,
verfaßte, jedoch ohne Urteil und Geschmack, mehrere historische Werke, zeigte sich auch populär und bescheiden, vermochte
aber nicht dem sittenlosen Treiben seiner Frauen Messalina und Agrippina Einhalt zu thun und wurde von diesen wie von seinen
Freigelassenen Pallas und Narciß zu vielen Grausamkeiten verleitet.
Unter seiner Regierung wurde die von Caligula begonnene Wasserleitung (aqua Claudia) vollendet, ein Ableitungskanal
am Fuciner See gebaut und der Hafen von Ostia wiederhergestellt. Seine Heere waren nach außen siegreich: Mauretanien ward zur
römischen Provinz gemacht, die Eroberung Britanniens begonnen. Er begab sich 43 selbst dahin und feierte dann einen Triumph
wegen der Siege, die seine Feldherren dort erfochten hatten (daher sein Beiname Britannicus). Er wurde 54 von
seiner Gemahlin Agrippina, um ihrem Sohne Nero die Nachfolge zu sichern, vergiftet.
Vgl. Lehmann, Claudius und seine Zeit (Gotha 1858).
3) Gajus Claudius Nero, röm. Kaiser, s. Nero.
4) Claudius II., Marcus Aurelius Claudius Gothicus, röm. Kaiser 268-270 n. Chr., von ungewisser Herkunft, wurde als
tapferer Offizier nach dem Tode des Kaisers Gallienus
von den Soldaten zum Augustus erhoben, besiegte zuerst die Alemannen, die
bis an den Gardasee vorgedrungen waren, und begab sich sodann nach Rom, wo er eifrig bemüht war, die Ordnung wiederherzustellen
und Gerechtigkeit zu handhaben. Im folgenden Jahr erfolgte ein furchtbarer Einfall der Goten, deren einer
Teil die Donauländer, der andre die Küsten des Ägeischen Meers verheerte. Claudius wandte sich gegen die erstern und erfocht bei
Naissus in Mösien einen glänzenden Sieg. Er führte seitdem den Beinamen Gothicus. Claudius starb 270 zu Sirmium, wo er den Winter
mit einem Heer zur Beobachtung der Goten zubrachte, an der Pest, 56 Jahre alt.
Matthias, Dichter und Volksschriftsteller, geb. zu Reinfeld im Holsteinischen, studierte in Jena
und privatisierte dann längere Zeit zu Wandsbeck bei Hamburg, wo er 1770-75 unter dem Namen Asmus eine Zeitung, den
»Wandsbecker Boten«, herausgab. Von 1776 bis 1777 bekleidete er die Stelle eines Oberlandeskommissars zu Darmstadt und kehrte
dann nach Wandsbeck zurück. Ohne diesen ihm lieb gewordenen Aufenthalt zu verlassen, wurde er 1778 Revisor bei der Schleswig-Holsteinischen
Bank in Altona.
Erst in seiner letzten Krankheit ließ er sich nach Hamburg in das Haus seines Schwiegersohns Perthes bringen,
wo er starb. Claudius trat als Schriftsteller zuerst mit »Tändeleien
und Erzählungen« (Jena 1763) auf. Seine prosaischen Aufsätze, Erzählungen, Fabeln, Epigramme, Gedichte etc. wurden zuerst durch
Musenalmanache, dann durch seine Zeitschrift »Der Wandsbecker Bote« bekannt. Er selbst veranstaltete eine Sammlung seiner
Werke unter dem Titel: »Asmus omnia sua secum portans, oder: Sämtliche Werke des Wandsbecker Boten« (Hamb. u. Wandsbeck 1775, 2 Tle.;
Hamb. 1790-1812, 8 Tle.; 12. Aufl., Gotha 1882, 2. Bde.).
Außerdem übersetzte er englische und französische Werke (z. B. Fénelon).
Claudius, dessen Anschauungen der wunderbaren Verbindung des kraftgenialen Dranges der 70er Jahre und des aus
älterer Zeit stammenden gemütsinnigen Pietismus entstammen, war einer der ersten unter den deutschen Schriftstellern, die
mit Bewußtsein auf das Volk zu wirken suchten und unbewußt zugleich eine litterarische Bedeutung erhielten, die für alle
Klassen verständlich und genießbar, zugleich naiv einfach und geistreich zu schreiben wußten,
und deren volkstümlicher Witz nie in das Gemeine und Flache herabsank.
Bieder, derb, kräftig, witzig, scharf satirisch, war er doch auch wieder gemütlich, sinnig, launig und poetisch zart. Das
Höchste leistete er im einfach sinnigen und im launigen Lied. Sein Rheinweinlied (»Bekränzt mit Laub«),
»Der Mond ist aufgegangen«,
»Wenn jemand eine Reise thut«, »Der Riese Goliath« u. a. wurden mit Recht volkstümlich und offenbaren die
ganze Liebenswürdigkeit seiner anspruchslosen und frischen Natur. Mit zunehmenden Jahren verstärkte sich der Zug
zum Pietismus
in ihm und machte ihn einseitiger und unduldsamer.
Vgl. W. Herbst, Matthias Claudius, der Wandsbecker Bote (4. Aufl., Gotha 1878).
vonTurin, reformator. Bischof des 9. Jahrh., war erst Lehrer an der Hochschule Ludwigs des Frommen, wurde dann
von diesem 820 nach Turin geschickt, um hier dem Aberglauben und besonders dem Bilderdienst entgegenzuarbeiten, schritt aber
bis zur Bekämpfung der kirchlichen Lehren vom Verdienst der guten Werke, der Interzession der Heiligen,
der Verdienstlichkeit des Mönchslebens und der Autorität des Papsttums fort; vielfach angefochten,
mehr
starb er 839. Claudius hinterließ zahlreiche biblische Kommentare und eine Verteidigungsschrift (»Apologeticum«) gegen den
ihn der Ketzerei beschuldigenden Abt Theodemir.
Vgl. Claudius Schmid in der »Zeitschrift für historische Theologie« 1843; Förster,
Drei Erzbischöfe vor 1000 Jahren (Gütersloh 1874).