4) Publius Claudius Pulcher, Sohn des vorigen, war
Konsul 249
v. Chr. und befehligte die römische
Flotte, als die
Römer
[* 5] während des ersten
PunischenKriegs Lilybäum belagerten. Da seiner Absicht, die karthagische
Flotte unter
Adherbal im
Hafen von Drepanum zu überfallen, die heiligen
Hühner,
[* 6] die nicht fressen wollten, ungünstig waren, rief Claudius:.
»Wollen sie nicht
fressen, so mögen sie trinken!« und ließ sie ins
Meer werfen. Er wurde aber von den Karthagern völlig
geschlagen und verlor fast seine ganze
Flotte.
Vom
Senat abberufen und mit der Ernennung eines
Diktators beauftragt, ernannte er dazu den Claudius Glicia, den Sohn eines
seiner Freigelassenen, einen verächtlichen
Menschen, der sogleich wieder abgesetzt werden mußte. Claudius wurde daher von zwei
Tribunen des
Hochverrats angeklagt, seine
Verurteilung aber durch ein
Gewitter, das während der
Komitien
ausbrach, abgewendet. Infolge einer spätern
Klage verurteilte ihn das
Volk zu einer
Geldstrafe. Im J. 246 lebte er nicht mehr;
er endete, wie es heißt, durch
Selbstmord.
2)
Tiberius ClaudiusDrususNeroGermanicus, der vierte röm.
Kaiser (41-54
n. Chr.), Sohn von des
Augustus Stiefsohn
Drusus und der Antonia,
Neffe des
KaisersTiberius. Im J. 9
v. Chr. zu
Lugdunum
(Lyon)
[* 7] geboren, ward er als geistig schwach von
Augustus und
Tiberius zurückgesetzt und erst von
Caligula zu hohen Ämtern befördert. Nach demTode des
Caligula wurde er aus einem
Versteck hervorgezogen und von den
Prätorianern zum
Kaiser ausgerufen, was der
Senat genehmigen mußte.
Claudius war persönlich wohlgesinnt, aber zu unselbständig und wurde ganz von seinen
Frauen und Freigelassenen beherrscht. Er
interessierte sich namentlich für die
Rechtspflege, die er persönlich mit übertriebenem
Eifer ausübte,
verfaßte, jedoch ohne
Urteil und
Geschmack, mehrere historische Werke, zeigte sich auch populär und bescheiden, vermochte
aber nicht dem sittenlosen
Treiben seiner
FrauenMessalina und
Agrippina Einhalt zu thun und wurde von diesen wie von seinen
Freigelassenen
Pallas und Narciß zu vielen Grausamkeiten verleitet.
4) Claudius II.,Marcus Aurelius Claudius Gothicus, röm.
Kaiser 268-270
n. Chr., von ungewisser Herkunft, wurde als
tapferer
Offizier nach dem
Tode des
KaisersGallienus
von den
Soldaten zum
Augustus erhoben, besiegte zuerst die
Alemannen, die
bis an den
Gardasee vorgedrungen waren, und begab sich sodann nach
Rom, wo er eifrig bemüht war, die
Ordnung wiederherzustellen
und
Gerechtigkeit zu handhaben. Im folgenden Jahr erfolgte ein furchtbarer
Einfall der
Goten, deren einer
Teil die Donauländer, der andre die
Küsten des Ägeischen
Meers verheerte. Claudius wandte sich gegen die erstern und erfocht bei
Naissus in
Mösien einen glänzenden
Sieg. Er führte seitdem den Beinamen Gothicus. Claudius starb 270 zu
Sirmium, wo
er denWinter
mit einem
Heer zur
Beobachtung der
Goten zubrachte, an der
Pest, 56 Jahre alt.
Matthias, Dichter und Volksschriftsteller, geb. zu
Reinfeld im Holsteinischen, studierte in
Jena
[* 9] und privatisierte dann längere Zeit zu Wandsbeck bei
Hamburg,
[* 10] wo er 1770-75 unter dem
NamenAsmus eine
Zeitung, den
»Wandsbecker
Boten«, herausgab. Von 1776 bis 1777 bekleidete er die
Stelle eines Oberlandeskommissars zu
Darmstadt
[* 11] und kehrte
dann nach Wandsbeck zurück. Ohne diesen ihm lieb gewordenen Aufenthalt zu verlassen, wurde er 1778
Revisor bei der
Schleswig-HolsteinischenBank in
Altona.
[* 12]
Erst in seiner letzten
Krankheit ließ er sich nach
Hamburg in das
Haus seines Schwiegersohns
Perthes bringen,
wo er starb. Claudius trat als Schriftsteller zuerst mit »Tändeleien
und
Erzählungen«
(Jena 1763) auf. Seine prosaischen
Aufsätze,
Erzählungen,
Fabeln,
Epigramme, Gedichte etc. wurden zuerst durch
Musenalmanache, dann durch seine
Zeitschrift »Der Wandsbecker
Bote« bekannt. Er selbst veranstaltete eine Sammlung seiner
Werke unter dem
Titel:
»Asmus omnia sua secum portans, oder: Sämtliche Werke des Wandsbecker
Boten« (Hamb. u. Wandsbeck 1775, 2
Tle.;
Hamb. 1790-1812, 8
Tle.; 12. Aufl., Gotha 1882, 2. Bde.).
Außerdem übersetzte er englische und französische Werke (z. B.
Fénelon).
Claudius, dessen
Anschauungen der wunderbaren
Verbindung des kraftgenialen Dranges der 70er Jahre und des aus
älterer Zeit stammenden gemütsinnigen
Pietismus entstammen, war einer der ersten unter den deutschen Schriftstellern, die
mit
Bewußtsein auf das
Volk zu wirken suchten und unbewußt zugleich eine litterarische Bedeutung erhielten, die für alle
Klassen verständlich und genießbar, zugleich naiv einfach und geistreich zu schreiben wußten,
und deren volkstümlicher
Witz nie in das
Gemeine und Flache herabsank.
Bieder, derb, kräftig, witzig, scharf satirisch, war er doch auch wieder gemütlich, sinnig, launig und poetisch zart. Das
Höchste leistete er im einfach sinnigen und im launigen
Lied.
Sein Rheinweinlied (»Bekränzt mit
Laub«),
»Der
Mond
[* 13] ist aufgegangen«,
»Wenn jemand eine
Reise thut«, »Der
RieseGoliath« u. a. wurden mit
Recht volkstümlich und offenbaren die
ganze Liebenswürdigkeit seiner anspruchslosen und frischen
Natur. Mit zunehmenden
Jahren verstärkte sich der Zug
zum
Pietismus
in ihm und machte ihn einseitiger und unduldsamer.
Vgl. W.
Herbst,
Matthias Claudius, der Wandsbecker
Bote (4. Aufl., Gotha 1878).
starb er 839. Claudius hinterließ zahlreiche biblische Kommentare und eine Verteidigungsschrift (»Apologeticum«) gegen den
ihn der Ketzerei beschuldigenden Abt Theodemir.