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rationalistischen Strömung in der englischen
Theologie, durch das dritte der
Vorläufer der auf den
Ausspruch der
Vernunft als
eines innern
Sinnes für das
Gute und
Schöne sich stützenden englischen (und schottischen) Moralistenschule geworden.
Da er
jedoch den
Satz aufstellte, daß die
Heilige Schrift nichts der
Vernunft Widersprechendes enthalte, so geriet
er als bald bei der orthodoxen englischen
Geistlichkeit in den
Verdacht der Ketzerei und wurde infolge seines vorgeblich arianisch
gefärbten
Buches »The scripture doctrine of the trinity« (Lond.
1712, 1719) sogar aus der Zahl der königlichen Kabinettsgeistlichen gestrichen. Am berühmtesten
ist er durch seinen unbeendigten
Streit mit
Leibniz geworden, in welchem dieser seine und Clarke
Newtons
[* 2]
Philosophie verteidigte. Die Aktenstücke
desselben erschienen unter dem
Titel: »A collection of papers, which passed between
Leibniz and Clarke«
(zuerst Lond. 1717; franz.,
Amsterd. 1719 u. 1740; deutsch, Frankf. a. M.
1720). Clarke
starb Eine
Ausgabe seiner philosophischen Werke erschien zu
London
[* 3] 1732-42 in 4
Bänden.
Vgl. R. Zimmermann, Samuel Clarkes Leben und Lehre [* 4] (Wien [* 5] 1870).
2) Henri Jacques Guillaume, Graf von Hüneburg und Herzog von Feltre, Marschall und Pair von Frankreich, irländischer Abkunft, geb. zu Landrecies im Hennegau, ward 1782 Militär, stieg nach der Schlacht bei Landau [* 6] 1793 zum Brigadegeneral, befehligte darauf die Vorhut der Rheinarmee und wurde Stabschef bei derselben, 1795 aber als verdächtig abgesetzt und verhaftet. Nach erlangter Freiheit lebte er im Elsaß, wurde aber bald durch Carnot Chef des topographischen Büreaus, später vom Direktorium als Divisionsgeneral mit geheimen Aufträgen nach Wien und Italien [* 7] gesandt, zugleich um Bonaparte zu beobachten.
Beide aber verständigten sich, und Clarke
sandte nur
Berichte ab, die der
General gelesen hatte. Nach längerer Unthätigkeit
wurde er zum
Abschluß einer
Allianz nach
Sardinien
[* 8] geschickt. Nach dem 18.
Brumaire machte ihn
Bonaparte wieder zum
Chef des topographischen
Büreaus, sandte ihn während des
Kongresses als
Kommandanten nach
Lunéville und dann zur Auswechselung
der russischen
Kriegsgefangenen nach
Lille.
[* 9]
Drei Jahre war er Gesandter am
Hof
[* 10] des
Königs von
Etrurien und wurde dann
Staatsrat
und Kabinettssekretär des
Kaisers für das
Kriegs- und Seewesen. Im
Feldzug gegen
Österreich
[* 11] 1805 wurde er
Gouverneur von
Wien, 1806
Gouverneur
in
Erfurt,
[* 12] dann in
Berlin.
[* 13] 1807 kehrte er nach
Paris
[* 14] zurück und wurde Kriegsminister. Er verwaltete dieses
schwierige
Amt mit großem
Geschick und seltener Uneigennützigkeit, aber auch mit rücksichtsloser Strenge.
Die glückliche Vereitelung der Unternehmung der Engländer gegen Vlissingen verschaffte ihm 1809 den Titel eines Herzogs von Feltre, nachdem er bereits zum Grafen von Hüneburg erhoben worden war. Bei Napoleons Sturze zeigte er sich unzuverlässig und gewissenlos, stimmte für die Absetzung des Kaisers und wurde dafür von Ludwig XVIII. zum Pair ernannt; nach Napoleons Landung bei Cannes wurde er an Soults Stelle Kriegsminister, floh mit dem König nach Gent, [* 15] übernahm eine Sendung an den Prinz-Regenten von Großbritannien [* 16] und ward 1815 aufs neue zur Verwaltung des Kriegsministeriums an die Stelle Gouvion Saint-Cyrs berufen, mußte es aber 1817 an diesen zurückgeben und wurde zum Marsch all des Reichs und zum Gouverneur der 15. Militärdivision ernannt. Er starb
3) Edward Daniel, engl. Reisender und Reiseschriftsteller, geb. zu Willington in Essex, studierte zu Cambridge und bereiste 1791-1802 einen großen Teil Europas sowie Kleinasien, Syrien und Ägypten. [* 17] Nach seiner Rückkehr ließ er sich 1805 ordinieren und erhielt das Vikariat zu Harlton; 1807 hielt er in Cambridge Vorlesungen über Mineralogie und fand so außerordentlichen Beifall, daß ihm zu Ehren eine eigne Professur der Oryktognosie errichtet wurde.
Seine chemischen
Versuche führten ihn auf die
Erfindung des Glaslötrohrs. Im J. 1817 ward er Unterbibliothekar in
Cambridge
und bewies bei der
Stiftung der Philosophical Society große Thätigkeit. Seine griechischen und orientalischen
Manuskripte,
darunter ein von ihm auf
Patmos entdeckter, berühmter
Kodex des
Platon, kaufte die Bodleysche
Bibliothek
zu
Oxford
[* 18] für 1000 Pfd. Sterl. Clarke
starb Eine
Beschreibung seiner
Reisen erschien unter dem
Titel: »Travels in various
countries of Europe, Asia and Africa« (Lond. 1819-24, 11 Bde.).
4)
Mary Cowden, engl. Schriftstellerin, geboren im Juni 1809 zu
London als die Tochter des Musikalienhändlers
Novello und
Schwester der Sängerin
Clara
Novello, heiratete 1828 den Vorleser und Schriftsteller
Charles Cowden Clarke
(gest. in
Genua),
[* 19] den
Freund von
Lamb,
Keats,
Hazlitt und
Leigh
Hunt, und hat sich in der Litteratur als Hilfsarbeiterin einen ehrenwerten
Platz erworben. 16 Jahre verwendete sie auf die »Complete
concordance of
Shakespeare«, die 1845 erschien und, dem
Shakespeare-Forscher unentbehrlich, seitdem oft aufgelegt wurde (zuletzt
Lond. 1881). Aus ihrer
Feder gingen ferner hervor: »The adventures of
Kit
Bam, or the yarns of an old mariner« (1848);
»The girlhood of Shakespeare's heroines« (neue Ausg. 1879);
die Novelle »The iron cousin« (1854);
»Worldnoted women« (1857);
»Trust and remittance«, Liebesgeschichten (1873);
»A rambling story« (1874).
In Gemeinschaft mit ihrem Gatten gab sie »Many happy returns of the day: a birthday book« (1847, neue Ausg. 1869) und »The Shakespeare key« (1879),
einen Nachtrag zu der erwähnten Shakespeare-Konkordanz, heraus. Ferner veröffentlichte sie eine Parodie von Longfellows »Hiawatha« und Ausgaben von Shakespeares Dramen und Gedichten (1869).
5) James Freeman, nordamerikan. Unitarier, geb. zu Hanover in New Hampshire, war sieben Jahre Prediger zu Louisville in Kentucky, woselbst er die Zeitschrift »Western Messenger« herausgab. 1840 gründete er in Boston [* 20] eine eigne Gemeinde, deren Prediger er noch jetzt ist. Er veröffentlichte: »Christian doctrine of forgiveness« (5. Aufl. 1879);
»Christian doctine of prayer« (8. Aufl. 1874);
»Orthodoxy, its truths and errors« (1856, 12. Aufl. 1878);
»Steps of belief« (1870, 6. Aufl. 1876);
»Ten great religions« (1871-81, 2 Bde.);
»Common sense in religion« (1873);
»Essentials and non-essentials in religion« (1878);
»Exotics« (1875);
»Memorial and biographical sketches« (Bost. 1878), interessante Aufsätze über Shakespeare, Rousseau, W. E. Channing etc.
6) Hyde, vielseitiger engl. Schriftsteller, geb. 1815 zu London, wurde 1836 als Zivilingenieur daselbst angestellt und war dann als Diplomat, zugleich als Ingenieur, Sprachforscher, Etholog und Nationalökonom thätig. Er starb in London. Von seinen Schriften seien erwähnt: »Theory of railway-investment«;
»Engineering of Holland« (1849);
»Colonization in our Indian empire« (1857);
»Comparative philology« (1858);
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»Sovereign and quasi-sovereign states, debts etc.« (2. Aufl. 1879). Auch eine englische Grammatik und Wörterbuch hat er herausgegeben und zahlreiche Denkschriften zur Ethnologie und vergleichenden Mythologie veröffentlicht, z. B. »The prae-Hellenic inhabitants of Asia minor« (1864);
»The tide of the Caucasus« (1873);
»The Guarani of Brazil« (1875);
»Serpent and Siva worship and mythology« (1876);
»The Rhita and Rhita-Peruvian epoch« (1877);
»Himalayan origin and connection of the Magyar and Arian« (1878).