Castle (spr. klärrendon kässl), ehemaliger königlich englischer Palast, 5 km südwestlich von Salisbury,
wohin Heinrich II. 1164 die große Reichsversammlung der Barone und Prälaten berief, welche die unter dem Namen der »Constitution
of Clarendon« bekannten Bestimmungen vereinbarte.
Papst Alexander III. verweigerte dieser Konstitution, die der Hierarchie thatsächlich
alle Macht in England raubte, seine Bestätigung, und auch der heil. Thomas Becket trat nachher dagegen
auf, büßte aber dafür mit dem Tod (s. Becket).
Fratres (Clareniner), Kongregation von Minoriten strenger Observanz, wurde 1302 von Angeld di Cordona am Bach Clarene
bei Ancona gestiftet, der Beaufsichtigung durch die Obern des Ordens der Minoriten entzogen und über viele
Klöster Italiens verbreitet.
(spr. klareßih), Jules, franz. Schriftsteller,
geb. zu Limoges als Sohn eines Faiencefabrikanten, veröffentlichte schon als Schüler des Lycée Bonaparte unter dem
Namen Arnold Lacretie eine Novelle: »Le rocher des fiancés«, wandte sich dann ganz der Belletristik zu und gehörte, an verschiedenen
Zeitschriften beteiligt, bald zu den beliebtesten Chroniqueurs, Kunst- und Theaterkritikern der Tagespresse.
Mit der Dorfgeschichte »Pierrille« (1863) gewann er das besondere Lob G. Sands, und die Romane: »Mademoiselle Cachemire« (1865)
und »Un assassin« (später »Robert Burat« betitelt, 1866) erregten bereits allgemeines Aufsehen. In der Folge setzte er sich
durch eine Reihe von Romanen, von denen wir »Madeleine Bertin« (1868),
»Le train 17« (1877),
»La maison Vide«,
»Le troisième dessous« (1878),
»Monsieur le ministre« (1881),
»Le Million« (1882),
»Michel Berthier« (1883),
»Le prince Zilah«
(1884) etc. als die bedeutendsten nennen, immer fester in der Gunst des Publikums. Zugleich kultivierte er mit mehreren Werken,
so mit der Studie »Les derniers montagnards« (1867),
der »Histoire de la révolution de 1870-71« (neue
Ausg. 1875-76, 5 Bde.),
den patriotisch-sentimentalen oder tendenziös-antideutschen Schriften: »Cinq ans après, l'Alsace
et la Lorraine depuis l'annexion« (1876),
»Les Prussiens chez eux« (1872) u. a.,
das historische Genre und erstreckte schließlich seine Thätigkeit auch auf das Theater, auf dem er, ohne
besondern Erfolg, mit dem Stück »La famille des Gueux« (mit Petrucelli della Gattina, 1869)
debütierte. Erst später faßte er mit seinen geschichtlichen Tableaus aus der Zeit der großen Revolution: »Les Muscadins«
(1874),
»Le régiment de Champagne« (1877) und »Les Mirabeau« (1878) auf der Bühne festern Fuß. Von einem
dem Idealen zugewandten Streben erfüllt, maßvoll in der Wahl und Behandlung seiner Stoffe und mit einem feinen Blick für die
Strömungen der Zeit ausgestattet, gehört Claretie zu den jüngern Autoren, welche der dritten Republik zur Zierde gereichen. Der
Versuchung, die litterarische Laufbahn mit der politischen zu vertauschen, hat er bisher beharrlich
widerstanden. Seit 1881 erscheinen seine im »Temps« veröffentlichten Chroniken in einer Buchausgabe unter dem Titel: »La vie
à Paris«.
Giovanni
Carlo Maria, ital. Komponist, geb. 1669 zu Pisa, war ein Schüler von Colonna in Bologna und lebte als Kapellmeister
in Pistoja, wo er in hohem Alter starb.
Sein Todesjahr ist unbekannt. Clari komponierte für Bologna eine Oper:
»Il savio delirante«, schuf vortreffliche und kunstvolle Kirchenmusikwerke
(Messen, ein Requiem, Psalmen), wurde aber namentlich berühmt durch seine 1720 und 1743 im Druck erschienenen Kammerduette und
Terzette mit Continuo, die sich denen von Steffani (s. d.) würdig anschlossen.
(ital.; franz. Clarin, Clairon; engl. Clarion), 1) Name der hohen Solotrompete älterer Zeit, die sich von der
tiefern (sogen. Prinzipaltrompete) durch ein engeres Mundstück unterschied.
Das Clarinblasen war daher ein Blasen in den
höchsten, heute nicht mehr benutzten Regionen der Trompete.
Vgl. Eichborn, Die Trompete alter und neuer
Zeit (1881).
Wahrscheinlich ist damit auch die von Seb. Virdung (»Musica getuscht«, 1511) erwähnte Clareta identisch. -
2) In der Orgel ein Vierfuß-, d. h. hohes, Trompetenregister (Oktavtrompete).
vir (lat.), zur Zeit der röm. Republik Titel der Senatoren;
später, unter den Kaisern Diokletian und Konstantin
d. Gr. (um 300 n. Chr.), wurden, als die Rangklassen durch kaiserliche Verordnung genau bestimmt wurden, diejenigen clarissimi
genannt, welche der dritten Rangklasse angehörten, und welchen dieser Rang (clarissimatus) von den Kaisern ausdrücklich verliehen
war.
Sir James, Mediziner, geboren im Dezember 1788 zu Cullen, studierte in Edinburg, ließ sich daselbst als
Arzt nieder, ging später an das St. Georgshospital zu London, wurde Leibarzt der Königin Viktoria, 1837 zum Baronet ernannt
und starb Er schrieb: »The influence of climate in the prevention
and cure of chronic diseases« (4. Aufl. 1846; deutsch, Weimar 1830) und »On pulmonary consumption« (Lond.
1835; deutsch von Vetter, Leipz. 1836).
(spr. klart), 1) Samuel, engl. Philosoph und Theolog, geb. zu Norwich, widmete sich seit 1691 in Cambridge
philosophischen, theologischen und philologischen Studien, kam 1698 als Kaplan zu dem Bischof von Norwich und wurde 1704 und 1705 berufen,
die von Robert Boyle zur Behauptung und Bewährung der wichtigsten Grundsätze der natürlichen und geoffenbarten
Religion gestifteten Vorlesungen zu halten. Dieselben erschienen unter den Titeln: »Demonstration of the being and attributes
of God« (Lond. 1705-1706, 2 Bde.)
und »Verity and certitude of natural and revealed religion« (das.
1705). Wie in diesen beiden Werken eine neue Begründung der natürlichen oder Vernunftreligion gegenüber
dem Pantheismus und Atheismus, so versuchte er in seinem dritten Hauptwerk: »Discourse concerning the unchangeable obligation
of natural religion« (Lond. 1708), eine solche der natürlichen Moral. Um Spinoza und Hobbes, die er als seine Hauptgegner betrachtete,
mit ihren eignen Waffen zu schlagen, bediente er sich, wie diese, der mathematischen als der vom Einfluß
der Willkür unabhängigsten Demonstration; um den moralischen Skeptikern, wie Bayle und Montaigne, gegenüber zu allgemein gültigen
sittlichen Grundsätzen zu gelangen, berief er sich auf das unfehlbare, weil unwillkürliche (willenlose) Urteil der Vernunft
über Schicklichkeit (fitness) und Unschicklichkeit (unfitness). Durch beide erstere Werke ist er das
Haupt der
mehr
rationalistischen Strömung in der englischen Theologie, durch das dritte der Vorläufer der auf den Ausspruch der Vernunft als
eines innern Sinnes für das Gute und Schöne sich stützenden englischen (und schottischen) Moralistenschule geworden. Da er
jedoch den Satz aufstellte, daß die Heilige Schrift nichts der Vernunft Widersprechendes enthalte, so geriet
er als bald bei der orthodoxen englischen Geistlichkeit in den Verdacht der Ketzerei und wurde infolge seines vorgeblich arianisch
gefärbten Buches »The scripture doctrine of the trinity« (Lond.
1712, 1719) sogar aus der Zahl der königlichen Kabinettsgeistlichen gestrichen. Am berühmtesten ist er durch seinen unbeendigten
Streit mit Leibniz geworden, in welchem dieser seine und Clarke Newtons Philosophie verteidigte. Die Aktenstücke
desselben erschienen unter dem Titel: »A collection of papers, which passed between Leibniz and Clarke« (zuerst Lond. 1717; franz.,
Amsterd. 1719 u. 1740; deutsch, Frankf. a. M.
1720). Clarke starb Eine Ausgabe seiner philosophischen Werke erschien zu London 1732-42 in 4 Bänden.
Vgl. R. Zimmermann, Samuel Clarkes Leben und Lehre (Wien 1870).
2) Henri Jacques Guillaume, Graf von Hüneburg und Herzog von Feltre, Marschall und Pair von Frankreich, irländischer Abkunft, geb. zu
Landrecies im Hennegau, ward 1782 Militär, stieg nach der Schlacht bei Landau 1793 zum Brigadegeneral, befehligte
darauf die Vorhut der Rheinarmee und wurde Stabschef bei derselben, 1795 aber als verdächtig abgesetzt und verhaftet. Nach
erlangter Freiheit lebte er im Elsaß, wurde aber bald durch Carnot Chef des topographischen Büreaus, später vom Direktorium
als Divisionsgeneral mit geheimen Aufträgen nach Wien und Italien gesandt, zugleich um Bonaparte zu beobachten.
Beide aber verständigten sich, und Clarke sandte nur Berichte ab, die der General gelesen hatte. Nach längerer Unthätigkeit
wurde er zum Abschluß einer Allianz nach Sardinien geschickt. Nach dem 18. Brumaire machte ihn Bonaparte wieder zum Chef des topographischen
Büreaus, sandte ihn während des Kongresses als Kommandanten nach Lunéville und dann zur Auswechselung
der russischen Kriegsgefangenen nach Lille. Drei Jahre war er Gesandter am Hof des Königs von Etrurien und wurde dann Staatsrat
und Kabinettssekretär des Kaisers für das Kriegs- und Seewesen. Im Feldzug gegen Österreich 1805 wurde er Gouverneur von Wien, 1806 Gouverneur
in Erfurt, dann in Berlin. 1807 kehrte er nach Paris zurück und wurde Kriegsminister. Er verwaltete dieses
schwierige Amt mit großem Geschick und seltener Uneigennützigkeit, aber auch mit rücksichtsloser Strenge.
Die glückliche Vereitelung der Unternehmung der Engländer gegen Vlissingen verschaffte ihm 1809 den Titel eines Herzogs von
Feltre, nachdem er bereits zum Grafen von Hüneburg erhoben worden war. Bei Napoleons Sturze zeigte er sich
unzuverlässig und gewissenlos, stimmte für die Absetzung des Kaisers und wurde dafür von Ludwig XVIII. zum Pair ernannt;
nach Napoleons Landung bei Cannes wurde er an Soults Stelle Kriegsminister, floh mit dem König nach Gent, übernahm eine Sendung
an den Prinz-Regenten von Großbritannien und ward 1815 aufs neue zur Verwaltung des Kriegsministeriums an
die Stelle Gouvion Saint-Cyrs berufen, mußte es aber 1817 an diesen zurückgeben und wurde zum Marsch all des Reichs und zum
Gouverneur der 15. Militärdivision ernannt. Er starb
3) Edward Daniel, engl. Reisender und Reiseschriftsteller,
geb. zu
Willington in Essex, studierte zu Cambridge und bereiste 1791-1802 einen großen Teil Europas sowie Kleinasien, Syrien und Ägypten.
Nach seiner Rückkehr ließ er sich 1805 ordinieren und erhielt das Vikariat zu Harlton; 1807 hielt er in Cambridge Vorlesungen
über Mineralogie und fand so außerordentlichen Beifall, daß ihm zu Ehren eine eigne Professur der Oryktognosie
errichtet wurde.
Seine chemischen Versuche führten ihn auf die Erfindung des Glaslötrohrs. Im J. 1817 ward er Unterbibliothekar in Cambridge
und bewies bei der Stiftung der Philosophical Society große Thätigkeit. Seine griechischen und orientalischen Manuskripte,
darunter ein von ihm auf Patmos entdeckter, berühmter Kodex des Platon, kaufte die Bodleysche Bibliothek
zu Oxford für 1000 Pfd. Sterl. Clarke starb Eine Beschreibung seiner Reisen erschien unter dem Titel: »Travels in various
countries of Europe, Asia and Africa« (Lond. 1819-24, 11 Bde.).
4) Mary Cowden, engl. Schriftstellerin, geboren im Juni 1809 zu London als die Tochter des Musikalienhändlers
Novello und Schwester der Sängerin Clara Novello, heiratete 1828 den Vorleser und Schriftsteller Charles Cowden Clarke (gest. in
Genua), den Freund von Lamb, Keats, Hazlitt und Leigh Hunt, und hat sich in der Litteratur als Hilfsarbeiterin einen ehrenwerten
Platz erworben. 16 Jahre verwendete sie auf die »Complete
concordance of Shakespeare«, die 1845 erschien und, dem Shakespeare-Forscher unentbehrlich, seitdem oft aufgelegt wurde (zuletzt
Lond. 1881). Aus ihrer Feder gingen ferner hervor: »The adventures of Kit Bam, or the yarns of an old mariner« (1848);
»The
girlhood of Shakespeare's heroines« (neue Ausg. 1879);
die Novelle »The iron cousin« (1854);
»Worldnoted
women« (1857);
»Trust and remittance«, Liebesgeschichten (1873);
»A rambling story« (1874).
In Gemeinschaft mit ihrem Gatten gab sie »Many happy returns of the day: a birthday book« (1847,
neue Ausg. 1869) und »The Shakespeare key« (1879),
einen Nachtrag zu der erwähnten Shakespeare-Konkordanz,
heraus. Ferner veröffentlichte sie eine Parodie von Longfellows »Hiawatha« und Ausgaben von Shakespeares Dramen und Gedichten (1869).
5) James Freeman, nordamerikan. Unitarier, geb. zu Hanover in New Hampshire, war sieben Jahre Prediger zu Louisville
in Kentucky, woselbst er die Zeitschrift »Western Messenger« herausgab. 1840 gründete er in Boston eine
eigne Gemeinde, deren Prediger er noch jetzt ist. Er veröffentlichte: »Christian doctrine of forgiveness« (5. Aufl. 1879);
»Christian doctine of prayer« (8. Aufl. 1874);
»Orthodoxy, its truths and errors« (1856, 12. Aufl.
1878);
»Steps of belief« (1870, 6. Aufl. 1876);
»Ten great religions« (1871-81, 2 Bde.);
»Common sense
in religion« (1873);
»Essentials and non-essentials in religion« (1878);
»Exotics« (1875);
»Memorial and biographical sketches«
(Bost. 1878), interessante Aufsätze über Shakespeare, Rousseau, W. E. Channing etc.
6) Hyde, vielseitiger engl. Schriftsteller, geb. 1815 zu London, wurde 1836 als Zivilingenieur daselbst angestellt und war dann
als Diplomat, zugleich als Ingenieur, Sprachforscher, Etholog und Nationalökonom thätig. Er starb in
London. Von seinen Schriften seien erwähnt: »Theory of railway-investment«;
»Engineering of Holland« (1849);
»Colonization
in our Indian empire« (1857);
»Comparative philology« (1858);
mehr
»Sovereign and quasi-sovereign states, debts etc.«
(2. Aufl. 1879). Auch eine englische Grammatik und Wörterbuch hat er herausgegeben und zahlreiche Denkschriften zur Ethnologie
und vergleichenden Mythologie veröffentlicht, z. B. »The prae-Hellenic
inhabitants of Asia minor« (1864);
»The tide of the Caucasus« (1873);
»The Guarani of Brazil« (1875);
»Serpent and Siva worship
and mythology« (1876);
»The Rhita and Rhita-Peruvian epoch« (1877);
»Himalayan origin and connection of the Magyar and Arian« (1878).