Auch die Viehzucht wird sehr stark betrieben; die Stiere sind für Stiergefechte sehr gesucht, die Maultiere die berühmtesten
von Spanien. Bergwerksprodukte sind: Quecksilber und Zinnober (von Almaden), Eisen, Galmei, Antimon u. a. Auch an Mineralquellen
ist die Provinz reich. Die Industrie hat, abgesehen von der Verarbeitung der Bergbauprodukte, nur lokalen Charakter.
Die Provinz wird von den von Madrid nach Alicante, Cordova und Badajoz führenden Eisenbahnen durchschnitten und umfaßt elf Gerichtsbezirke
(darunter Alcazar de San Juan, Almaden, Almagro, Manzanares, Valdepeñas). - Die gleichnamige Hauptstadt liegt in fruchtbarer,
nördlich vom Guadiana, südlich vom Jabalon begrenzter Ebene an der Madrid-Lissaboner Eisenbahn, hat Reste alter
Mauern, ein bemerkenswertes Thor (von Toledo), eine gotische Kirche und (1878) 13,589 Einw., welche etwas Fabrikation von
ordinärem Tuch und Handschuhen, Öl und Mehl, dann Handel mit den Erzeugnissen der Umgegend betreiben. Von Bedeutung sind auch
die Esel- und Maultiermärkte von Ciudad Real. Es ist Sitz eines Gouverneurs und eines Bischofs. Geschichtlich denkwürdig
ist die Stadt durch einen hier von den Franzosen unter Sébastiani über die Spanier unter Urbino erfochtenen Sieg.
Rodrīgo, Bezirksstadt in der span. Provinz Salamanca, auf steilem Hügel rechts am Agueda, 27 km von der portugiesischen
Grenze, starke Festung, zweiter Hauptwaffenplatz gegen Portugal, hat eine gotische Kathedrale, ein bischöfliches
Seminar und (1878) 6856 Einw., welche Weberei, Gerberei, Seifenfabrikation und Handel betreiben. In der Nähe Überbleibsel eines
römischen Aquädukts; ein moderner versorgt die Stadt mit Wasser. Ciudad Rodrigo ist Bischofsitz. - Ciudad Rodrigo wurde im Anfang des 13. Jahrh.
von Ferdinand II. angelegt und ist seit dieser Zeit als Waffenplatz in der Kriegsgeschichte von Wichtigkeit.
Eingenommen wurde es zuerst im spanischen Erbfolgekrieg von den Engländern, aber schon von den Franzosen
unter Bay wiedererobert. Von großer Bedeutung wurde es im Kampf Napoleons I. gegen Spanien. Die glücklichen Gefechte, welche
Masséna mit seinen 70,000 Mann bei Barba de Pierca und später bei Alcanniza lieferte, hatten die Berennung
und engere Einschließung von Ciudad Rodrigo (seit zur Folge. Am 10. Juli mußte sich die gänzlich zerstörte Stadt trotz der
Nähe einer schlagfertigen Armee nach tapferer Verteidigung ergeben.
Für die Verteidiger stiftete König Ferdinand 1815 in Anerkennung ihrer Tapferkeit ein besonderes Ehrenzeichen.
Nachdem die Franzosen 18 Monate lang im Besitz von Ciudad Rodrigo gewesen waren und die Festungswerke wieder in gehörigen Stand gesetzt
hatten, schlossen die Engländer unter Wellington die Stadt ein und nahmen sie bereits in der Nacht vom 19. auf den 20. Jan. trotz
des tapfern Widerstandes der Besatzung. Wellington ward dafür von den spanischen Cortes zum »Herzog von Ciudad Rodrigo« und Granden erster
Klasse erhoben.
(spr. ssiwjall), Jean, Wundarzt, geboren im Juli 1792 zu Thiézac (Cantal), studierte in
Paris, wurde Arzt am Hôtel-Dieu daselbst und begründete seinen Ruf durch Erfindung der Lithotritie (s. d.) oder Steinzertrümmerung
ohne Eröffnung der Harnblase, die ihm nach vielen Versuchen an Leichnamen 1824 zum erstenmal am Lebenden gelang. Civiale war als Operateur
bis
in sein Alter thätig, genoß als Spezialist auf dem Gebiet der Steinkrankheiten den höchsten Ruf und
starb in Paris. Er schrieb: »Lettres sur la lithotritie« (1827-48; deutsch von Gräfe, Berl. 1827);
»Parallèle des
divers moyens de traiter les calculeux« (Par. 1836, deutsch von Gräfe, Berl. 1837);
»Traité pratique sur
les maladies des organes génito-urinaires« (Par. 1841, 3 Bde.; 3. Aufl.
1858-60; deutsch von Frankenberg und Landmann, Leipz. 1843);
»Traité pratique et historique de la lithotritie« (Par. 1846)
»De l'urétrotomie« (das. 1849);
»La lithotritie et la taille« (aus dem Nachlaß, das. 1870).
(spr. tschiwi-, Cividale del Friuli), Distriktshauptstadt in der
ital. Provinz Udine (Venetien), alter Hauptort des Herzogtums Friaul, am Austritt des Natisone aus den Alpen, hat alte Mauern, eine
mächtige, 70 m lange Brücke aus dem 15. Jahrh., einen Dom mit schöner Fassade (von 1501), großem Glockenturm, altem Baptisterium
(von 736) und wertvoller Bibliothek, mehrere andre Kirchen mit Kunstgegenständen (z. B. byzantinische
Stuckreliefs aus dem 8. Jahrh.), einen Palazzo del Comune, 1553 nach Palladios Plänen erbaut, ein Altertumsmuseum und (1881) 3823 Einw.,
welche Weberei und Handel betreiben. - Cividale ist wahrscheinlich Cäsars Forum Julii, woraus Friuli, Friaul entstand. Die Langobarden
nannten die Stadt Civitas Austriae; bei den Slawen heißt sie Staro mjesto (»Altstadt«). Sie stand immer
mit den Patriarchen von Aquileja in Fehde, bis sie sich 1419 der venezianischen Republik unterwarf. 1509 ward sie von den Truppen
Maximilians I. vergeblich belagert.
Claudius (richtiger Julius), der Anführer der Bataver im Aufstand gegen die Römer 69-70
n. Chr. Civilis faßte nämlich, erbittert darüber, daß er wegen angeblicher Rebellion gegen die römische Herrschaft
zweimal gefangen gesetzt worden war und beinahe hingerichtet worden wäre, 69 den Plan, sein Volk zu befreien, und benutzte
schlau den damaligen Bürgerkrieg zwischen Vitellius und Vespasian, indem er sich für einen Anhänger
des letztern erklärte. In Verbindung mit den Kaninefaten und Friesen besiegte er das römische Landheer, bemächtigte sich
der Flotte, warf den vom Statthalter von Untergermanien gegen ihn geschickten Legaten Munius Lupercus nach Vetera (Xanten) zurück
und belagerte ihn daselbst, während der Aufstand sich immer mehr ausbreitete.
Nach verschiedenen Versuchen der Römer, Vetera zu entsetzen, und nachdem in den sich immer wiederholenden
Meutereien der römischen Truppen endlich sowohl der Statthalter Hordeonius Flaccus als sein thatkräftigster Legat, Didius Flaccus,
ermordet worden waren (70), ließ sich das ganze römische Heer durch zwei Anführer der in demselben dienenden gallischen
Hilfsvölker, Julius Classicus und Julius Tutor, zum Abfall von Rom und zur Vereinigung mit Civilis verlocken, und
nun schloß sich auch ganz Gallien an Civilis an, so daß man die Absicht fassen konnte, ein großes, von Rom unabhängiges Reich
zu errichten. Indessen eben hierüber brachen unter den verschiedenen zu einem Staatskörper zu vereinigenden
Völkern Haß und Feindschaft aus, und da mittlerweile der Bürgerkrieg durch Vespasian beendigt worden war, so wurden nunmehr
von Rom aus kräftige Anstalten zur Unterdrückung des Aufstandes getroffen. Petilius Cerialis drang mit einem starken Heer in
das Land ein, die Gallier traten zu ihm über, auch die meuterischen Truppen
mehr
kehrten wieder zum Gehorsam zurück, und so wurde Civilis nach tapferster Gegenwehr genötigt, sich auf die Bataverinsel zurückzuziehen
und endlich, da sich auch unter den Batavern Mißgunst gegen ihn regte, aus einen ihm von Cerialis entgegengebrachten Vergleich
einzugehen, durch welchen den Batavern die Rückkehr in den alten Stand gewährt wurde.
Vgl. E. Meyer, Der
Freiheitskampf der Bataver unter Civilis (Hamb. 1856).