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siècle de la calcographie ou catalogue raisonné des estampes du cabinet de L. Cicognara« (das. 1837).
siècle de la calcographie ou catalogue raisonné des estampes du cabinet de L. Cicognara« (das. 1837).
Teobaldo, ital. Lustspieldichter, geb. zu San Daniele in Friaul, veröffentlichte noch während seiner Studien zu Padua [* 2] eine Tragödie: »Speronella« (1844), nahm 1848 persönlich teil an den nationalen Kämpfen in Toscana und in Rom und [* 3] bekleidete dann den Posten eines Sekretärs des venezianischen Kriegsministers. Nach Unterdrückung der Revolution widmete er sich wieder der Poesie. Eine Sammlung seiner lyrischen Gedichte (1853) fand wenig Anklang, und auch sein Drama »Eleonora di Toldo« errang nur einen mäßigen Erfolg; dagegen that er 1857 mit dem Lustspiel »Le [* 4] pecorelle smarrite«, das mit großem Beifall über die italienischen Bühnen ging, einen um so glücklichern Wurf.
Nicht geringern Erfolg hatten in den nächsten Jahren die Komödien: »Il troppo tardi«, »I Garibaldini«, »Le mosche bianche«, »La rivincita«, »La statua di carne« und »La figlia unica«. Auch als Journalist glänzte Ciconi durch Lebhaftigkeit des Witzes, durch pikanten und sarkastischen Humor. Im J. 1860 gründete er zu Mailand [* 5] im Verein mit dem Humoristen Ghislanzoni das Blatt [* 6] »Il Lombardo«, dessen Redaktion er jedoch bald wieder aufgab; weiterhin schrieb er unter anderm für das Journal »L'Alleanza« die geistreichen »Passeggiate milanesi«. Ciconi starb in Mailand.
Ciconiidae (Störche), Familie aus der Ordnung der Watvögel. [* 7]
L. (Wasserschierling, Wüterich), Gattung aus der Familie der Umbelliferen, [* 8] ausdauernde, hohe, kahle Wasserkräuter mit hohlem Stengel, [* 9] gefiederten oder fiederig zusammengesetzten Blättern, ohne oder mit wenigblätterigen Hüllen, vielblätterigen Hüllchen, weißen Blüten und fast kugeliger, zweiköpfiger Frucht. Drei Arten. Cicuta virosa L. (Wutschierling, Parzenkraut, Scherte, s. Tafel »Giftpflanzen«) [* 10] hat einen dicken, weißen, hohlen, querfächerigen Wurzelstock; einen 0,6-1,6 m hohen, runden, hohlen, leicht gestreiften Stengel, sehr große, kahle, dreifach gefiederte Blätter mit lanzettförmigen, scharf gesägten Blättchen, gewölbte, vielstielige Dolden ohne Hülle und halbkugelförmige Döldchen; die Frucht ist kugelförmig von der Seite zusammengedrückt.
Die Pflanze wächst an Flußufern, in Sümpfen, Graben und Teichen durch Europa [* 11] und Nordafrika und ist eine der gefährlichsten Giftpflanzen Deutschlands; [* 12] sie riecht stark, betäubend, dillähnlich, schmeckt petersilienartig, später brennend. Die Wurzel [* 13] ist der giftigste Teil der Pflanze; beim Zerschneiden fließt ein milchweißer Saft aus, der an der Luft gelb, zuletzt rötlich wird und unangenehm widerlich riecht. Der Genuß der frischen Wurzel verursacht Angst, Betäubung, Entzündung des Magens, Brand, Wut und endlich einen qualvollen Tod.
Wasserschierling enthält ein flüchtiges Alkaloid, das Cicutin, welches aber noch nicht rein dargestellt ist; ein aus der Wurzel dargestelltes ätherisches Öl besteht im wesentlichen aus einem Kohlenwasserstoff, Cicuten, und ist nicht giftig; das ätherische Öl des Samens enthält Cuminaldehyd. Cicuta maculata L., ein in den Sümpfen Nordamerikas einheimisches krautartiges Gewächs, wird daselbst wie in Europa der gefleckte Schierling gebraucht. In den europäischen Apotheken versteht man aber unter Herba Cicutae jederzeit das Kraut von Conium maculatum L. und nie das von Cicuta virosa. Auch die Cicuta der Römer [* 14] war unser Conium, denn der Wasserschierling wächst gar nicht im Süden; die Namensverwechselung schlich sich im Mittelalter ein.
Vgl. Regel, Beiträge zur Geschichte des Schierlings und des Wasserschierlings (Mosk. 1876 bis 1877).
Campeador (»Kämpfer-Held«),
der in Geschichten, Sagen und Liedern gefeierte Nationalheld der Spanier, dessen eigentlicher. Name Ruy (Rodrigo) Diaz de Vivar war. Die Geschichte seines Lebens ist so reich mit mythischem Schmuck umgeben, daß manche schon geneigt waren, ihm die historische Existenz ganz abzusprechen. Erst den gründlichen Untersuchungen der Neuzeit (namentlich Dozys) ist es gelungen, die wirklich historischen Daten festzustellen und so eine vollständige Biographie des Helden zu geben, deren wesentlichster Inhalt sich auf folgendes beschränkt.
Der Cid Campeador stammte wahrscheinlich aus der Famile ^[richtig: Familie] Lain Calvos; jedenfalls war er der Sohn eines kastilischen Granden und gegen die Mitte des 11. Jahrh. geboren. Seine ersten Heldenthaten verrichtete er in einem Krieg, den Sancho II., Sohn Ferdinands d. Gr., gegen seinen Vetter Sancho von Navarra führte. Der Cid Campeador stand auf Sanchos Seite und riet ihm im Kampf der Söhne Ferdinands über die Erbteilung, seinen Bruder Alfons zu überfallen, wodurch dieser gezwungen wurde, zum König Ali Maimon nach Toledo [* 15] zu flüchten.
Schon damals sollen ihm seine Landsleute den Ehrennamen Campeador (»Kämpfer«) gegeben haben, während der Name Cid (arab. Seid, »Herr«) von den Mauren herrührt. Nach Besiegung seiner Brüder zog Sancho auch gegen Zamora, das Erbteil seiner Schwester, fand indessen vor dieser Stadt durch Meuchelmord seinen Tod. Alfons wurde nun Herr von Kastilien, mußte aber auf Verlangen des Cid Campeador vorher schwören, daß er keinen Anteil an dem Morde des Bruders gehabt habe. Infolgedessen nährte Alfons Haß gegen den Cid Campeador, obschon er ihn vorerst verbarg.
Ja, Rodrigo vermählte sich mit einer Nichte des Königs, Jimena, und begleitete diesen auf einer Wallfahrt. Im J. 1087 wurde er indessen auf Anstiften des Garcia Ordoñez vom König verbannt. Er begibt sich nach Saragossa [* 16] zu einem maurischen Fürsten aus dem Stamm der Beni Hud, dem er im Kampf gegen seinen Bruder und dessen spanische Bundesgenossen beisteht, und verrichtet hier Heldenthaten, die seine Zurückberufung durch Alfons zur Folge haben. Voll Mißtrauen gegen diesen wendet er sich aber bald wieder nach Saragossa, kehrt dann wieder zu Alfons zurück und steht so, je nach Veranlassung und seinem Vorteil gemäß, abwechselnd auf beiden Seiten, verbindet äußersten Heroismus mit großer Schlauheit und dient lediglich seinem eignen Interesse. Er wird der Schrecken der Mauren und erobert 1094 für sich Valencia, [* 17] wobei er jedoch die bei der Übergabe eingegangenen Bedingungen treulos bricht und trotz versprochener Schonung mit barbarischer Grausamkeit verfährt.
Nachdem er sich unter steten Kämpfen gegen das ganze Heer der andrängenden Mauren fünf Jahre lang in der Stadt behauptet, stirbt er 1099. Jimena verteidigte die Stadt noch sieben Monate lang, aber trotz Alfons' Hilfe zogen die Mauren wieder ein. Jimena brachte den Leichnam des Helden nach dem Kloster San Pedro de Cardeña unfern Burgos, von wo die Gebeine später nach Burgos übergeführt und nebst denen seiner Gemahlin Jimena im Rathaus daselbst beigesetzt wurden. Nachdem sie von hier 1808 von den Franzosen fortgeschleppt worden, kamen sie in den Besitz des Fürsten Karl Anton von Hohenzollern, [* 18] wurden von diesem aber 1883 dem König Alfons von Spanien [* 19] zurückgegeben, der sie wieder in Burgos beisetzen ließ. An der Stelle seines Wohnhauses zu Vivar ¶
(bei Burgos) wurde dem Helden ein Denkmal gesetzt. Die beiden Töchter des Cid Campeador, Cristina und Maria, vermählten sich mit dem Infanten von Navarra, wodurch das Blut des Helden in das Königshaus von Kastilien kam, und mit Berengar von Barcelona. [* 21] Cid Campeador erscheint somit nicht als ein nach heutigen Begriffen edelgesinnter Charakter; allein zu seiner Zeit sah man in einer kriegerischen Erscheinung von höchster Energie, Tapferkeit und Klugheit, wie er sich darstellte, das Muster eines Helden, und so wurde er der ideale Grundtypus eines Nationalheros, welchen der Mund des Volkes und die Dichtung in der Folgezeit immer mehr verklärten. Daß er seinem Lehnsherrn untreu wurde, daß er den Mauren diente, that ihm in der Beurteilung seines Volkes bei dem Haß, den dieses gegen die unwürdigen Könige jener Zeit hegte, keinen Abbruch; es verehrte in ihm den ritterlichen spanischen Häuptling und liebte den ungerecht Verfolgten.
Das älteste der vorhandenen Gedichte, welche den Helden feiern, ist das »Poëma del Cid«, das noch aus dem 12. oder aus dem Anfang des 13. Jahrh. stammt und offenbar aus Volksliedern hervorgegangen ist. Es trägt die Aufschrift: »Per Abbat le escribió en el mes de Maio en era de mill è CCXLV annos«, nach unsrer Zeitrechnung 1207 (ob sich escribió auf die Abfassung oder nur auf eine Abschrift bezieht, läßt sich nicht entscheiden). Es wurde lange zu Vivar im Haus des Cid Campeador aufbewahrt und 1779 von Sanchez in seiner »Coleccion de poesías castellanas anteriores al siglo XV« (Madr., 4 Bde.; neue Ausg. von E. Ochoa, Par. 1842),
dann von Janer in der Ribadeneyraschen Sammlung »Poetas castellanos anteriores al siglo XV« (Madr. 1864) sowie neuerdings von Vollmöller (Halle [* 22] 1879 ff., mit Glossar, nach der Madrider Handschrift) herausgegeben und von O. L. B. Wolff (Jena [* 23] 1850) ins Deutsche [* 24] übersetzt. Die Anfangsblätter des Gedichts in der einzigen bis jetzt entdeckten Handschrift fehlen, auch hin und wieder einzelne Verse. Es schildert den Cid Campeador als Krieger, Gatten, Vater und Freund, gibt aber seine historische Gestalt schon sehr verändert wieder und stellt rauhe Züge seines Wesens schon wesentlich veredelt dar.
Als hauptsächlichste Eigenschaft wird darin seine unbedingte Lehnstreue hervorgehoben. Dabei nimmt sich der Cid Campeador dem König gegenüber des Volkes an und verteidigt dessen Rechte gegen die Granden. Verschieden von diesem »Poëma« ist die »Crónica rimada del Cid«, welche, ein halbes Jahrhundert später entstanden, zuerst von Fr. Michel im 116. Bande der »Wiener Jahrbücher« herausgegeben wurde und nicht nur in Einzelheiten von der Erzählung des »Poëma« abweicht, sondern auch den Charakter des Helden in anderm Licht [* 25] erscheinen läßt.
Hier ist er der Repräsentant der Gesamtheit der Granden, die gegen die Idee einer absoluten Monarchie kämpften. Mehrere Jahrhunderte hindurch wechselten diese beiden Cid-Auffassungen, bis Kastilien ganz dem Monarchismus huldigen mußte, und damit wird der Cid-Typus des »Poëma« feststehend. So in der »Crónica general de España« aus dem Ende des 13. und in der »Crónica del Cid« aus dem 14. Jahrh. Die Lieder selbst, aus denen der Kunstdichter schon so früh ein Ganzes geschaffen, haben sich bis auf den heutigen Tag in sich immer verjüngenden Formen, den berühmten Cid-Romanzen, erhalten, deren älteste auf uns gekommene Gestalt zwar kaum über das 16. Jahrh. zurückreicht, deren Grundlagen und Urformen aber älter als das »Poëma« sein müssen.
Sie gehören teils der Volks-, teils der Kunstpoesie an, und man darf daher in ihnen nicht die strenge Charaktereinheit des Helden suchen, weil sie sich in die beiden Haupttypen, die von ihm entstanden waren, teilen und in ihrer Gesamtheit das Bild desselben durch viele individuelle Züge vervollständigen. Da diese Gedichte alle im C. ein ritterliches Ideal aufzustellen suchen, zu der Ritterlichkeit des romantischen Zeitalters aber auch die Liebe gehörte, so erleidet auch die Darstellung der Jimena Veränderungen.
Diese Romanzen vom Cid Campeador erschienen zuerst gedruckt in den allgemeinen Romanzensammlungen, so die ältesten und echtesten in der »Silva de varios romances« (1550),
im »Cancionero de romances« (1550),
im »Romancero de Sepulveda« (1566) und danach in »Primavera y flor de romances« (hrsg. von Wolf und Hofmann, Berl. 1856);
andre im »Romancero general« (1604) etc., dann in besondern Sammlungen, wie in der von Escobar (Alcala 1612; neueste Auflagen von Reguero, Madrid [* 26] 1818 u. Frankf. 1828) und in der von Metge (Barcelona 1626);
kritisch geordnet in Durans »Romancero de romances caballerescos é historicos« (Madrid 1832) und in dessen »Romancero general« (das. 1849-51, 2 Bde.);
in besonderm Abdruck als »Romancero del Cid« herausgegeben von Keller (Stuttg. 1840, 2 Bde.),
zuletzt und am vollständigsten von L. Michaelis als »Romancero del Cid« (Leipz. 1872).
Die erste und bekannteste deutsche Bearbeitung der Romanzen ist die von Herder (1806), womit den Deutschen zuerst ein voller Blick in die Welt spanischer Dichtung eröffnet wurde. Indessen gibt diese Übertragung kein treues Abbild des Originals; der Herdersche Cid Campeador ist ein in deutsch-humanistischer Gesinnungsweise aufgefaßter Held und zum größern Teil Übersetzung einer französischen Prosabearbeitung der Cid-Romanzen, die sich mit willkürlichen Änderungen und Hinzufügungen in der »Bibliothèque universelle des romans« von 1783 findet.
Vgl. Köhler, Herders Cid und seine französische Quelle [* 27] (Leipz. 1867);
Vögelin, Herders Cid.
Die französischen und spanischen Quellen zusammengestellt (Heilbronn [* 28] 1879).
Wirkliche Übersetzungen der echten Cid-Romanzen, nach Durans und Kellers Sammlungen, sind die von Duttenhofer (Leipz. 1841), Regis (Stuttg. 1842) und Eitner (Hildburgh. 1871). Französische Bearbeitungen erschienen von Creuze de Lessert (2. Aufl., Par. 1821), Renard (Burgos 1830, 2 Bde.) und Renal (Par. 1843, 2 Bde.), eine italienische von Pietro Monti (Mail. 1838). Nach den Romanzen dichtete Diego Jimenes de Ayllon eine schulgerechte Epopöe in 32 Gesängen (zuerst Antwerp. 1568); Guillen de Castro (gest. 1631) behandelte die Liebesgeschichte des Cid Campeador und Jimenas dramatisch, und sein Stück (»Las mocedades del Cid«, 1621; neu hrsg. von W. Förster, Bonn [* 29] 1878) ist die Quelle von Corneilles berühmtem Drama »Cid«.
Historische Berichte über den Cid Campeador finden sich in größerm Umfang erst seit dem 13. Jahrh. bei christlichen und mohammedanischen Geschichtschreibern. So besitzen wir eine wahrscheinlich aus dem Anfang des 13. Jahrh. stammende »Genealogia del Cid Ruy Diaz« und die von Risco im Kloster San Isidoro zu Leon entdeckte und im Anhang seines Werkes »La Castilla y el mas famoso Castellano« (Madrid 1792) abgedruckte lateinische Spezialchronik »Gesta Roderici Campidocti«, welche zum Teil Sagenhaftes enthält. Noch mehr entstellt sind die den Cid Campeador betreffenden Teile der auf Befehl Alfons' des Weisen verfaßten »Crónica general« und die von den Mönchen von Cardena herausgegebene »Crónica particular del Cid« (Burgos 1512 u. öfter; am besten von Huber, Marburg [* 30] 1844). Früher noch erschien ein Auszug aus dem den Cid Campeador betreffenden Teil der ¶