Gesamtausgabe der »Philosophica« von Görenz (Leipz.
1809-12, 3 Bde.). Auch als Dichter hat sich Cicero versucht,
in seiner Jugendzeit zur Übung (von seiner Übersetzung des
Aratos sind noch bedeutende Bruchstücke vorhanden),
später
vornehmlich aus
Eitelkeit zur Verherrlichung seiner Erlebnisse, freilich ohne viel
Glück.
Ausgaben sämtlicher
Werke: »Editio princeps«
(Mail. 1498, 4 Foliobände);
Neuere Übersetzungen in der Metzlerschen Sammlung römischer
Prosaiker (von
Osiander
u. a.) und der
Hoffmannschen (jetzt Langenscheidtschen) Übersetzungsbibliothek römischer
Klassiker (von
Kühner,
Mezger, Binder u. a).
Vgl.
Middleton, History of the life of Cicero
(Dublin
[* 6] 1741, 2 Bde.; neue Ausg.
1842; deutsch von
Seidel,
Danz. 1791-1793, 4 Bde.), eine Verherrlichung Ciceros; Suringar,
M. Tullii Ciceronis commentarii rerum suarum
(Leiden
[* 7] 1854);
3)
MarcusTullius, Sohn des Redners, geb. 65
v. Chr., wurde von seinem
Vater aufs sorgfältigste erzogen, nahm nach
Ausbruch des
Bürgerkriegs zwischen
Pompejus und
Cäsar auf seiten des erstern als Reiteranführer an dem
Krieg teil,
wurde dann mit seinem
Vater von
Cäsar begnadigt, schloß sich, nachdem er sich im Jahr 45 zur Fortsetzung seiner
Studien nach
Athen
[* 10] begeben, von
da aus 44 an M.
Brutus an,
dem er wiederum als Reiteranführer nicht unwesentliche
Dienste
[* 11] leistete. Nach
Besiegung desBrutus proskribiert, floh er zu
SextusPompejus und kehrte erst im Jahr 39, als die Umstände
sich zu seinen gunsten verändert hatten, nach
Rom
[* 12] zurück, wo er später von Oktavian zum
Augur und 30 zum
Konsul ernannt wurde.
Nach den Nachrichten der Alten stand er seinem
Vater an Begabung undVerdienst weit nach. Das Jahr seines
Todes ist unbekannt.
Tourn.
(Wegwart,
Zichorie),
Gattung aus der
Familie der
Kompositen, aufrechte, gespreizt ästige, kahle oder spärlich
behaarte
Kräuter mit fiederspaltigen oder grob gezahnten Blättern, sitzenden oder gestielten, ziemlich
großen, blaublütigen
Köpfen und fast fünfkantigen, kahlen
Achenen mit ein- bis dreireihigem
Pappus.
DreiArten. Cichorium EndiviaL.
(Endivie), 60-150
cm hoch, fast kahl, mit länglichen, buchtig gezahnten untern und eiförmigen, mit herzförmigem
Grund
stengelumfassenden obern Blättern und paarigen
Blütenstielen, von denen der kürzere mehrblütig ist,
heimisch in
Ostindien,
[* 15]
Ägypten,
[* 16]
Griechenland
[* 17] und der
Levante, wird häufig in
Gärten kultiviert, indem man die grundständigen,
lockere
Rosetten bildenden und meist zu
Köpfen zusammenschließenden
Blätter, besonders von der krausen
Varietät (Cichorium crispum
Mill.), zu dem bekannten Endiviensalat benutzt.
Sie werden zu diesem
Zweck gewöhnlich durch Lichtentziehung gebleicht und sind dann ungemein zart, aber
immer härter und starrer als gewöhnlicher
Salat. Cichorium IntybusL.
(Zichorie, Feldwegwart,
Sonnenwende), bis 1,25 m hoch, mehr
oder weniger steifhaarig, mit schrotsägezahnigen
Wurzel- und lanzettlichen Stengelblättern und paarigen, kurzgestielten,
blauen, selten weißen
Blüten, findet sich von
Japan
[* 18] und
China durchVorderasien und ganz
Europa
[* 19] bis hoch
nach
Norwegen
[* 20] und auch in
Nordamerika.
[* 21]
Die
Zichorie verlangt einen tiefen, mürben, thonhaltigen, kalkreichen, in guter Dungkraft stehenden
Boden und sonnige
Lage,
gedeiht aber auch noch auf sandigem Lehmboden.
Frische Düngung bringt die
Gefahr des Verunkrautens mit
sich, weshalb man vorzieht, die
Zichorie in zweiter
Tracht zu bauen. Die Vorfrucht muß den
Boden rein gelockert und kräftig
zurücklassen. Die
Aussaat geschieht im April, am besten mit der Drillmaschine, 5-6 kg pro
Hektar. Die
Reihen erhalten 30-35
cmEntfernung, während die jungen Pflänzchen in den
Reihen auf 25-30
cm verdünnt werden. Die jungen Pflänzchen
müssen behackt
¶
mehr
werden, später ersticken sie alles Unkraut. Die Ernte
[* 31] erfolgt im Oktober; doch kann man die Wurzeln auch über Winter in der
Erde lassen, da sie nicht erfrieren. Man gewinnt etwa 400 Ztr. Wurzeln und 80 kg grüne Blätter von 1 Hektar. Die Zichorie nimmt
die Bodenkraft sehr stark in Anspruch, und gewöhnlich muß der Boden für die Nachfrucht wieder gedüngt
werden. Die kultivierte Wurzel ist stärker als die wild gewachsene, fleischig, mit verhältnismäßig breiterer Rinde. In
beiden finden sich nur Spuren von Gerbstoff und ätherischem Öl, wenig Eiweiß, Fett, Harz und organische Säuren.
Die kultivierte Wurzel enthält 3-4 Proz. Zucker, 16-23 Proz. stickstofffreie, 2-4 Proz. stickstoffhaltige
organische Substanz, 2-5 Proz. Holzfaser und Mineralstoffe und 70-80 Proz. Wasser. Zur Bereitung des Kaffeesurrogats (deutscher Kaffee),
zu welchem sich die Wurzel eigentlich durch nichts empfiehlt, werden dieselben getrocknet (3,6-4 Ztr.
frische geben 1 Ztr. gedarrte Wurzeln), in Stücke geschnitten, in rotierenden großen Trommeln von Eisenblech
ähnlich wie Kaffee geröstet, dann fein gemahlen und in Pakete von 60-120 g gepackt. In feuchten Lokalen oder auf Horden in
Kammern, in welche Dampf
[* 32] geleitet wird, zieht das Pulver sehr viel Wasser an und bildet dann die feste, bröckelige, bisweilen
etwas schmierige Masse, wie sie im Handel vorkommt.
Diese ist braun oder braunschwarz und gibt an Wasser 13 Proz. lösliche Bestandteile ab, die dasselbe dunkel färben und ihm
einen bittern, zugleich süßlichen Geschmack mitteilen. Von den wirksamen Bestandteilen des Kaffees enthält die Zichorie nichts,
und nur das brenzlige, durch das Rösten entwickelte Öl ist allenfalls entfernt mit dem Aroma des Kaffees
zu vergleichen. Man darf daher auch nicht die Wirkungen des Kaffees von der Zichorie erwarten; dagegen soll sie bei anhaltender
Benutzung auf die Verdauung nachteilig einwirken.
Der Zichorienkaffee ist vielfachen Verfälschungen (namentlich mit gerösteten Runkelrübenpreßlingen) unterworfen, und nicht
selten enthält er 20-40 Proz. erdige Beimengungen, als Ziegelmehl, Ocker, Thon, Beinschwarz aus Zuckerfabriken
etc. Zichorienwurzeln wurden seit mehr als hundert Jahren in Haushaltungen am Nordrand des Harzes geröstet, um sie als Kaffeesurrogat
zu benutzen. Um 1763 lenkten Förster und Major v. Heine die Aufmerksamkeit auf dies Präparat, und nach 1790 begannen Braunschweiger
und Magdeburger Kaufleute Zichorienkaffee für den Handel herzustellen. Zu Anfang des 19. Jahrh. wurde
die erste Fabrik errichtet, welche besonders während der Kontinentalsperre ihr Fabrikat bei der armen Bevölkerung
[* 33] einzubürgern
vermochte.
Gegenwärtig besitzt das Deutsche Reich
[* 34] 123, Europa 450 Zichorienfabriken. 1881 waren im DeutschenReich 10,118 Hektar mit Zichorie
bebaut, und es wurden geerntet 4,364,100 Ztr. Wurzeln. Davon entfielen auf die ProvinzSachsen
[* 35] 2,602,700
Ztr. Die Produktion an gedarrter Zichorie betrug 1,173,400 Ztr. Die Ausfuhr an Zichorienfabrikat aus Deutschland
[* 36] betrug 1880:
178,382 Ztr. im Wert von 2,5 Mill. Mk. In
neuerer Zeit wurde die Zichorienwurzel der Aufmerksamkeit der Spiritusfabrikanten empfohlen.