mit Verzichtleistung auf dogmatische Bestimmungen rein mit dem
Gefühl und der
Phantasie in den Abgrund der am
Kreuz
[* 2] gestorbenen
Liebe (die Jesusmystik des heil.
Bernhard), bald suchten
sie denTod des
SohnesGottes durch asketische »Entwerdung« und Selbstvernichtung
zu ergänzen. Das Reformationszeitalter ließ die
Lehre
[* 3] von den beiden
Naturen in
Christus als gemeinchristliche
Fundamentallehre unangetastet stehen; einzig zwischen den
Lutheranern und
Reformierten erhob sich im Zusammenhang mit dem Abendmahlsstreit
eine
Differenz.
Während die
Reformierten vermöge ihrer Voraussetzung eines schlechthinnigen Unterschieds zwischen Unendlichem und Endlichem
die Menschheit des fleischgewordenen
Logos als eine wirklich innerhalb der
Schranken irdischen Menschendaseins sich entwickelnde
faßten, darüber derselbe
Logos vermöge seiner
Gottheit immer noch unendlich hinausrage, stellte die
Konkordienformel als
Stütze der lutherischen Abendmahlstheorie die
Lehre auf, daß in
Christus göttliche und menschliche
Natur
in eine ganze und bleibende Vereinigung (unio personalis) getreten seien, vermöge deren eine solche
Gemeinschaft der beiden
Naturen (communio naturarum) stattfinde, daß der
Logos fortan nur noch »im
Fleisch« existiert, seine göttliche
Natur nur noch in der mit ihr persönlich vereinigten menschlichen und durch dieselbe sich bethätigt, ebendarum aber
dieser auch ihre wesentlich göttlichen
Eigenschaften mitteile
(communicatio idiomatum) und z. B.
Christus auch seiner menschlichen
Natur nach allgegenwärtig, also mit seinem
Fleisch und
Blut in den Abendmahlselementen,
sein könne. Die
reformierte Kirche erklärte eine solche Mitteilung der
Idiome für eine bloß rednerische Vertauschung der
Ausdrücke (alloeosis) und beschuldigte die lutherische
Theologie der Vermischung der beiden
Naturen. Das Werk
Christi anlangend,
hat der
Protestantismus die Anselmische
Lehre unter Abstreifung ihres privatrechtlichen
Charakters und unter
Verbindung derselben mit der biblischen Opferidee dahin ausgebildet, daß der Gottmensch durch sein im
Tod übernommenes stellvertretendes
Strafeleiden ein schlechthin entsprechendes Sühnopfer für die
Sünden der ganzen Menschheit gebracht, den gerechten
ZornGottes gestillt und die Zuwendung der sündenvergebenden
GnadeGottes an die Gläubigen objektiv ermöglicht habe.
Dabei betonen beide protestantische
Konfessionen
[* 4] neben dem leidenden
GehorsamChristi auch seinen thätigen,
d. h. die vollkommene Erfüllung des
Gesetzes, und handeln daneben noch von den beiden
Ständen (status)
Christi, nämlich demjenigen
der
Erniedrigung (status exinanitionis) und dem der
Erhöhung (status exaltationis), mit welchem auch seine menschliche
Natur
in den reellen
Besitz undGebrauch göttlicher
Herrlichkeit eingetreten sei. Dabei streiten
Lutheraner und
Reformierte, ob die sogen.
Höllenfahrt (s. d.) schon zu diesem oder noch zu jenem
Stand gehöre.
Einen ersten
Schritt zur
Auflösung dieses dem dogmatischen
Denken angehörigen Christusbildes thaten, indem sie zu einfachern
neutestamentlichen
Vorstellungen zurückkehrten, die
Socinianer; einen weitern die Rationalisten, indem sie
das, was der
MenschJesusan sich war, auch wieder von dem unterschieden, was er dem
Paulus und dem
Johannes war, und dem
Tod Jesu
nur die Bedeutung eines den
Sieg seiner
Sache bedingenden
Martyriums vindizierten; einen dritten die spekulative
Theologie, indem
sie die Dogmen von der Gottmenschheit undVersöhnung als
Formen behandelte, in
welchen die ewige
Wahrheit
von der
Einheit des unendlichen und des endlichen
Geistes der populären
Vorstellung faßbar und an dem klassischen
Exempel Jesu
gleichsam
ad oculos demonstriert werde; einen vierten die mit
Strauß
[* 5] anhebende kritische Behandlung des
Lebens Jesu, vermöge
welcher die
Person Jesu immer mehr in den
Kreis
[* 6] der wirklichen Geschichte hereingezogen worden ist (s.
Jesus Christus); einen fünften und letzten die von den
Fesseln der
Dogmatik emanzipierte kirchen- und dogmengeschichtliche
Forschung, welche den ganzen
Prozeß des
Werdens der Christologie klargelegt und zum objektiven Verständnis gebracht hat. Auf denselben
historischen
Prozeß stützen sich anderseits aber auch die konservativen
Richtungen, indem sie demselben
ein sei es dogmatisch verfestigtes, sei es spekulativ konstruierbares
Resultat abgewinnen, teilweise auch die ganze christologische
Metaphysikvor der sittlichen Bedeutung Jesu als des
Stifters des
Reichs Gottes, darin sich alle
ZweckeGottes mit der Menschheit
zusammenfassen, verstummen heißen.
Heiliger (lat. Christophorus, »Christusträger«;
auch der große Christoph oder Christophel genannt), einer der 14
Nothelfer der katholischen
Kirche, nach der
Legende ein Mann von 12
FußLänge und ungewöhnlicher
Stärke.
[* 10] Im
Gefühl seiner
Kraft
[* 11] wollte er seine
Dienste
[* 12] nur dem Mächtigsten weihen
und diente daher erst einem König, dann, da er dessen
Furcht vor dem
Teufel merkte, diesem, und als derselbe einst einem Christusbild
ängstlich auswich, beschloß er,
Christus seine
Dienste zu weihen. An einem großen
Fluß erschien ihm
Christus selbst in Kindesgestalt
und ließ sich von ihm über den
Fluß tragen, worauf
er denNamen Christoph erhielt.
Nach der ältesten Gestalt der
Legende soll Christoph in
Syrien gelebt und unter
KaiserDecius das
Martyrium erlitten haben. Die morgenländische
Kirche feiert
ChristophsGedächtnis am 9. Mai, die abendländische am 25. Juli. Abgebildet wird Christoph gewöhnlich in riesenhafter
Größe,
das Christuskind auf seinen
Schultern, wie er, auf seinen großen
Stab
[* 13] gestützt, alle
Kräfte aufwendet,
um der immer wachsenden
Last nicht zu erliegen. So stellt ihn auch der älteste bekannte
Holzschnitt von 1423 dar.
Vgl. Sinemus,
Die
Legende vom heil. Christoph in der
Plastik und
Malerei (Hannov. 1868).
mißglückte ebenfalls, und Christoph trat nun endlich 1475 seinen Anteil an der Herrschaft auf zehn Jahre förmlich an Albrecht ab
und erhielt dafür Schloß und Stadt Landsberg,
[* 18] das Schloß Pähl und die Stadt Weilheim. Heldenruhm erwarb er sich im flandrischen
Krieg sowie in dem Heer des HerzogsGeorg, welches dem KaiserMaximilian gegen Ungarn
[* 19] zu Hilfe eilte; Christoph war
der erste auf den Mauern von Stuhlweißenburg
[* 20] und öffnete dem Kaiser die Thore. Nach Ablauf
[* 21] der zehnjährigen Vertragsfrist wünschten
die Christoph übergebenen Städte von dessen harter Herrschaft erlöst zu werden, und zugleich kündigten 59 Adlige Christoph Fehde an,
so daß dieser der Übermacht weichen mußte. Er stellte sich an die Spitze des Löwlerbundes, den der
unzufriedene Adel gegen Albrecht gestiftet hatte, zog dann in Begleitung mehrerer Fürsten und Edlen nach Palästina
[* 22] und starb,
mit seinem Bruder versöhnt, auf der Rückreise auf Rhodus. Die Sagen über Christoph behandelt Trautmann,
Die AbenteuerHerzogs Christoph von Bayern (3. Aufl., Regensb. 1880).
2) Christoph I., Sohn Waldemars II., folgte 1252 seinem BruderAbel auf dem dänischen Thron,
[* 23] trat dann aber
Schleswig
[* 24] an dessen Sohn ab. Durch den Übermut des Erzbischofs von Lund, Jakob Erlandson, in Kampf mit der Hierarchie
verwickelt, ließ Christoph denselben verhaften und nahm alle den Geistlichen verliehenen Freiheiten zurück. Sofort traf das ganze
Land derBann, den nur Jütland unbeachtet ließ, und infolgedessen sich das Volk mehrfach gegen Christoph erhob. Er fand seinen Tod 1259 durch
Gift, das ihm von einem Bischof im heiligen Abendmahl gereicht worden sein soll.
3) Christoph II., Sohn des KönigsErich (VI.) Glipping und der Prinzessin Agnete von Brandenburg,
[* 25] folgte seinem BruderErich VII. Menved 1320 durch
die Wahl der Stände, nachdem er eine Wahlhandfeste beschworen, welche die Rechte derStände beträchtlich erweiterte. Trotzdem
rief er durch drückende, willkürliche Regierung bald Aufstände hervor und wurde schon 1326 vertrieben.
Zwar kehrte er 1330 auf den Thron zurück, wurde aber schon 1331 vom GrafenGerhard von Holstein besiegt und starb auf
der Flucht.
An den damaligen kirchlichen Angelegenheiten des Reichs nahm Christoph den lebhaftesten Anteil, indem er, freilich
vergeblich, eifrig bemüht war, nicht bloß unter den beiden protestantischen Konfessionen die Einigkeit aufrecht zu erhalten,
sondern auch mit den Katholiken wenigstens in Deutschland
[* 39] eine Verständigung herbeizuführen. Er erschien persönlich auf
zahlreichen Zusammenkünften in Religionssachen und führte einen ausgedehnten Briefwechsel; bei KaiserMaximilian II. stand
er in hoher Gunst. Auch nahm er sich der Protestanten in Österreich, Graubünden
und Friaul an. In Stuttgart
[* 40] baute er
das jetzt sogen. alte Schloß. Er starb und wurde in der Stiftskirche zu Tübingen beigesetzt.